Vor einem Jahr warfen wir bereits einen Blick auf die Welt humorvoller Atari-Programme. Als Ergänzung stellen wir Ihnen weitere Programme vor.
Die Atari-Programme sind im vergangenen Jahr nicht unbedingt humorvoller geworden, aber die Welt der Gag-Programme ist nun einmal ein auch auf anderen Systemen vernachlässigsten Programmgenre. Spaßige ST-Programme sind zudem bunt verteilt auf alle möglichen PD-Serien, so das immer mal wieder ein interessantes Programm auftaucht.
Als "Ersatz" für die letztjährigen "Easter Egg"-Programme kommen diesmal die Freunde des unfreiwilligen Humors auf ihre Kosten.
Aus Gunnar Gröbels GFA-Programmierfabrik kommt ein kleiner Witz, der in GEM-Fenstern erzählt wird. Es geht grob gesagt um einen Drive-In-Schalter einer Sparkasse und wie dieser von Männern und Frauen anzusteuern ist. Der Witz hat allerdings schon einen ziemlich langen Bart und zielt auf das alte Thema "Frauen können nicht Auto fahren" ab. Bei einem Kleinkunsttheater, wo dieser Witz aufgeführt wurde, hielten sich die Lacher eher in Grenzen.
Vor etwas über einem Jahr erschien "Win98" auf der Spezial-Diskette der st-computer. Das die Exklusivität ein Jahr andauern sollte, war allerdings nicht geplant. Als kleiner Bonus für die Verspätung wurde das Programm nach C portiert. Der Sourcecode für die GFA- und C-Version liegen bei. Das Original stammt aus der Windows-Welt und außer das sich die Atari-Version nicht mit Alt+F4 beenden läßt, entspricht sie ziemlich genau dem Vorbild. Am verwirrendsten ist es natürlich, wenn Win98 in den Start-Ordner von MagiC gelegt wird. Dann erscheint gleich zum Systemstart ein Fenster, in dem man aufgefordert wird, die Windows-Seriennummer einzugeben, da die Testphase abgelaufen sei. Offensichtlich hat sich Microsoft tatsächlich etwas bei diesem Programm abgeschaut, denn WindowsXP funktioniert ohne "Aktivierungscode" nur 30 Tage und wer sich den Code per Telefon durchgeben läßt, muß über 30 Zahlen aufschreiben - Microsoft hat eben Humor.
Zum Beenden von Win98 muß nur eines der beiden Logos angeklickt werden.
PentiumCalc ist ein neues Spaßprogramm und benötigt mindestens 256 Farben. Nach dem Start erscheint ein Taschenrechner mit einem Farbverlauf als Hintergrund für die Tasten und den Rechner. Bedient wird dieser wie ein ganz normaler Taschenrechner, allerdings neigt dieser dazu, sich ab und zu geringfügig zu verrechnen. Wenn also plötzlich Zahlen mit Nachkommastellen auftauchen, ist das kein Programmfehler, sondern der Duo-Matrix-Emulations-Layer, der mit GFA-Basic einen Pentium-Prozessor emuliert. Da leider nur der Pentium I vollständig dokumentiert ist, wird auch der Rechenfehler des Pentiums korrekt emuliert.
Nicht allen bekannt ist wohl, das COPS sogenannte erweiterte Kontrollfelder unterstützt. Diese werden eCPX genannt und sind nicht mit den Kontrollfeldern von Freedom kompatibel. Beide Formate konnten sich nicht durchsetzen, aber immerhin gibt es ein eCPX für COPS, das ganz gut in die Kategorie "Gag" passt. Der eCPX-Hund ist ein nett animierter Hund, der in einem kleinen GEM-Fenster läuft. Stößt der Hund an den Fensterrand, wird das Fenster verschoben und der Hund läuft weiter. Ab und zu ist ein Baumstamm zu sehen, denn der Hund dazu nutzt, sein Revier zu markieren. Einstellbar ist die Bildwiederholrate, sowie die Farben der Animation.
Redakteure von ST-Magazinen haben diese Frage mit Sicherheit gehasst: "Amiga und ST haben doch den gleichen Prozessor. Wieso läuft mein Amiga-Spiel dann nicht?" Kein Wunder, das sich gleich zwei Programme dieser Zielgruppe angenommen haben: Amiga1000 und Amiga-Emulator.
Amiga1000 behauptet, ein echter Amiga-Emulator zu sein, der von Metacomco zu Testzwecken entwickelt worden ist. Alles was benötigt wird, ist ein Blitter und ein zweites Diskettenlaufwerk. Der erste Witz: bei Erscheinen des Emulators (1987) wurde der erste ST mit Blitter gerade erst vorgestellt (MegaST). Natürlich hat das Programm immer etwas zum meckern, aber die Fehlermeldungen sind nur mäßig lustig.
Erheblich besser ist da schon der Amiga-Emulator. Auch dieses Programm stammt aus dem Jahr 1987, behauptet aber bereits in der Anleitung, nur ein Scherz zu sein. Das Programm läuft nur in der mittleren Auflösung, die zur Amiga-Emulation ideal geeignet ist. Das komplett in Assembler geschriebene Programm enthält mehrere Screenshots vom Amiga. Diese werden aber nicht in einer Slideshow abgespult, sondern lassen sich ganz wie vom Amiga gewohnt bedienen. Gleich nach dem Start erscheint das AmigaDOS-Fenster und eine Hinweisbox vom Emulator. Ab jetzt kann man die altbekannte Bedienung des STs beruhigt vergessen, denn dieser benimmt sich nun wie ein Amiga. Nachdem die Hinweisbox weggeklickt ist, erscheint die Workbench. Auf dieser befindet sich ein Amiga-Fenster, das sich frei auf dem Bildschirm verschieben läßt. Es sollte nur nicht aus dem Bild rausgeschoben werden, denn dann stürzt das Programm ab. Mit dem "Schließen"-Knopf wird das Programm beendet, der Mülleimer hat keine Funktion. Letzteres ist kein großer Verlust, da es sonst nur noch drei weitere Dateien gibt. Ein Klick auf "Preferences" zeigt die Voreinstellungen des Amigas. Dieses sehen zwar gut aus, anwählbar ist jedoch nur "Cancel". Als zweites steht das AmigaBASIC zur Verfügung. Praktischerweise steht schon ein Programm im Speicher: ein Atari ST-Emulator. Nach einem Tastendruck erscheint der ST-Emulator, der für ein in AmigaBASIC geschriebenes Programm erstaunlich gut aussieht. Leider wird dieser sofort beendet und stürzt mit einer "Guru Meditation" ab. Als drittes Icon gibt es eine kompilierte Version des ST-Emulators, die einen grafisch etwas schöneren Absturz zeigt.
Wer übrigens mit MagiC und Natframe dem klassischen Amiga 1000-Feeling frönen will, der kann dies mit einem Workbench 1.0 Theme vom Autor dieses Artikels tun. Die Fenster erhalten ein Aussehen wie vom Amiga bekannt, aber durch einige Einschränkungen seitens NatFrame sehen sie nicht völlig identisch aus. Das Theme ist eine Konvertierung aus der Windows-Welt.
Von Barry Lancaster gibt es eine Portierung von MS-DOS. Der Simulator nimmt typische MS-DOS-Befehle entgegen, von denen jedoch keiner ausgeführt wird. Stattdessen erscheint ein witziger Spruch, für einige Befehle existiert auch mehr als ein Spruch. Der Simulator ist leider sehr wählerisch, auf welcher Maschine er läuft.
Da der Simulator nicht überall läuft, ist es gut zu wissen, das es eine Alternative gibt: der MS-DOS-Screensaver von Twilight. Täuschend echt wird ein PC-Bootvorgang simuliert.
Nach dem Start von System erscheint zunächst einmal die alte Desktop-Oberfläche, mit einem geöffneten Fenster. Auf den zweiten Blick fällt auf, das die Dateien im Fenster nicht nur unsortiert erscheinen, sondern auch Dateinamen größer als 8+3-Zeichen auftauchen. Ein Blick in die Desktop-Oberfläche offenbart es: der Computer ist mit CAD (Computer Aided Desaster) ausgestattet. Wer sich erdreistet, die rechte Maustaste zu benutzen, wird als Idiot tituliert. Highlight des Programms sind die Formatierung und Bomben, die sich kurzerhand selbständig machen. Im Gegensatz zu den anderen Programmen kann "System" nur durch einen Reset beendet werden.
Auffällig sind ein paar Seitenhiebe auf den Amiga - kein Wunder, stammt dieses Programm doch aus einer Zeit, in der der Systemstreit noch voll tobte.
Wenn David Hasselhoff im Sci-Fi-Kracher "Star Crash" gegen Roboter kämpft, die im Zeitlupentempo agieren und ihn trotzdem das letzte abverlangen, wirkt dies schon automatisch komisch, auch wenn dies eher nicht geplant war. Ein anderes Beispiel ist "Tigerman" in dem er als stolzer Pumabesitzer diverse finstere Typen jagt. Anflüge von Schauspielkunst bleiben kurzerhand im Vollbart stecken. Nicht zu Unrecht lobte die Kritik einhellig die Schauspielkunst des Pumas.
Ob etwas unfreiwillig komisch ist, liegt natürlich im Auge des Betrachters.
Piano (diverse)
Ein Konzept, das an sich schon wenig Sinn macht, wurde dutzende male kopiert. Irgendwer hat sich einmal ausgedacht, das der Computer auch ein Piano ersetzen könnte. Flugs wurden entsprechende Programme entwickelt und da die Eingabe über MIDI vielen zu umständlich sind, muß das Computer-Keyboard als Ersatz herhalten. Natürlich ist dies völlig unbrauchbar und es ist kein Song bekannt, der mittels eines dieser Computer-Pianos eingespielt wurden.
Es gibt verschiedene Pianos für den ST. Das erste kommt von Intersect Software und stammt aus dem Jahr 1985. Daneben gibt es noch "Deluxe Piano" und einige andere.
Omikron Basic
Hier haben wir ein Basic, das den Sprung von unsauberen, nicht auf GEM basierenden Basic zu einem GEM-Programm geschafft hat. Ein derart edles Programm braucht auch eine edle Gestaltung in den Dialogboxen. Dort wird sehr hübsch Magenta mit Cyan kombiniert.