Seit der Einführung des Atari STE haben sich Entwickler immer wieder daran gemacht, den Atari-Alltag mit Tönen zu unterlegen. Nun ist auch Gunnar Gröbel diesem Club beigetreten.
Blubber, pfeif, quietsch! Hier arbeitet ein Atari-Anwender fröhlich an seinem Rechner. Der Atari war nicht nur lange Zeit der Musik-Computer schlechthin, sondern kann auch selbst einige merkwürdige Geräusche von sich geben. Und seit Atari seine Rechner ab der STE-Serie mit einer leistungsfähigen Sound-Hardware ausgerüstet hat, geht es noch viel abwechslungsreicher bei der Arbeit am Fuji-Computer zu. Maxon überraschte in der 90er Jahren mit seinem Crazy Sounds-Paket, woller Systeme treibt es ähnlich bunt mit seinem Rational Sounds.
Diese umfangreichen Sample-Sammlungen und -Player bieten auch immer die Möglichkeit der Definition eines Startsounds. Dass diese zur Identifikation des Systems beitragen, hat nicht zuletzt das Riesenunternehmen aus Redmond kapiert: Zum Start von Windows 95 röhrten die Rolling Stones seinerzeit für viele Moneten ihr „Start Me Up!", Pop-Großmama Madonna durfte das bisher wenig erfolgreiche Windows XP durch ihre Erkenntnis von dem „Ray Of Light" beträllern.
Gunnar Gröbel kann zwar nicht so gut singen (keine Erfahrungswerte (!)), hat sich aber ebenfalls mit dem Thema der Vertonung des Rechners beschäftigt - Gerüchten zufolge ist er jedoch nicht annähernd so gut bezahlt wie Madonna, doch dies ist ein anderes Thema. Der Münchner Entwickler hat sich dabei auf den Startsound spezialisiert, also die Untermalung der Bootphase des Atari-Systems mit einem Kommentar oder einen Liedchen. Heraus gekommen ist das Programm Trailer - und der Name ist Programm und hat doppeldeutigen Wortwitz: ein Trailer bezeichnet einen Vorspann und wird hauptsächlich im Filmgenre benutzt. Um das Thema Film geht es auch in der Auswahl der Sprüche, die dem Programm beiliegen, denn genutzt werden Zitate aus Spielfilmen, Serien und Fernsehshows.
Grundsätzlich sollte Trailer jeden TOS-Rechner unterstützen. Wir testeten es erfolgreich auf einem Mega STE 4, einem Atari Falcon 030 mit 32 MHz und unter MagiCMac auf einem Power Macintosh G4/400 bzw. einem iBook/600. Wenn Trailer auf einem originalen Atari Falcon installiert wird, dann nutzt das Programm direkt das Sound-Subsystem des Raubvogels. Ansonsten wird auf das Standard-System GEMJing zurückgegriffen, womit auch die Arbeit unter Emulationen gewährleistet ist. Der Entwickler weist jedoch darauf hin, dass auch jeder andere Player wie z.B. der Aniplayer genutzt werden kann. Wichtig ist nur, dass das gewünschte Programm die Frequenzen des Falcon abspielen kann, damit Verzerrungen vermieden werden. Da GEMJing sich unauffällig im System integriert, ist diese Lösung jedoch vorzuziehen. Auf dem Falcon sollte direkt dessen Sound-Subsystem genutzt werden.
Als Betriebssystem wird generell MagiC empfohlen, unter N.AES sollte es jedoch auch keine Probleme geben. Trailer ist kein Autoordner-Programm, so-dass eine Installation unter Single-TOS nicht möglich ist. Trailer gehört in den Start-Ordner des Systems.
Im Archiv findet sich eine Online-Hilfe im ST-Cuide-Format. BubbleGEM wird ebenfalls unterstützt.
Auf der Webseite von Gunnar Gröbel findet sich das Hauptprogramm plus einige Samples für das Testen. Wer auf die Vollversion inklusive satten 200 MBytes an Zitaten nicht verzichten möchte, kann diese für EUR 9-direkt beim Autor auf CD-ROM bestellen.
Die Installation ist erfreulich und wie vom Atari gewohnt einfach. Das Hauptprogramm muss lediglich inklusive seiner Ressource-Datei in den Start-Ordner des Systems verfrachtet werden. Nun müssen nur noch einige Konfigurationen vorgenommen werden. Starten Sie dazu einfach Trailer manuell per Doppelklick, wahrscheinlich wird das Programm meckern, da die Pfade noch nicht gesetzt sind. Diese werden im Voreinstellungsdialog festgelegt, der nun automatisch erscheinen sollte.
Wenn Sie einen Falcon besitzen, sollten Sie hier nun das Soundsystem direkt anwählen, damit eine Ausgabe über GEMjing vermieden wird. Alle anderen Anwender legen hier den Pfad zu GEMJing fest; in der Regel wird es sich ebenfalls im Start-Ordner befinden und wird so sofort gefunden werden.
Die Endung *.TAV steht für „Trailer Audioformat". Das Sound-Format ist vollkommen identisch zu dem weitverbreiteten Format AVR.
Der Unterschied ist nur, dass die Zitattexte und die Sprachkennung am Ende der Audioinformationen untergebracht sind. Damit müsste jeder Audioplayer klarkommen, der den Dateiheader auswertet, da dieser auf eine AVR-Datei hinweist. Player, die Dateien nur anhand ihrer Dateiendung identifizieren, können natürlich mit einer TAV-Datei nichts anfangen. Erfolgreich getestet hat der Entwickler das Format z.B. mit den Playern GEMjing von Götz Hoffart und dem Aniplayer von Didier Mequignon.
Die zweite wichtige Pfadangabe betrifft die Lage des Sample-Ordners auf der Festplatte. Mit Hilde einer Dateiauswahlbox legen Sie hier den Weg fest. In einem Aufklappmenü lässt sich nun noch bestimmen, in welcher Sprache Samples genutzt werden sollen.
Trailer kann entweder nur das Zitat abspielen oder alternativ dazu dieses auch in einem eigenen Fenster darstellen. Wünschen Sie zusätzliche Bedienelemente in diesem Fenster, um z.B. zum nächsten Spruch zu wechseln, können Sie diese einblenden.
Wenn Sie beim ersten Neustart feststellen, dass Trailer beim Abspielen der Samples zu stottern beginnt, ist dies nicht etwa eine integrierte Rap-Funktion (it's not a feature, it's a bug!), sondern der Zugriff beim Booten blockiert das Laden des Samples. Um dies zu vermeiden, lässt sich in den Voreinstellungen einstellen, wie lange Trailer mit dem Abspielen warten soll, bis der Bootvorgang abgeschlossen ist.
Zur Verwaltung der Audiozitate und Sprüche bietet Trailer einen eigenen, recht komfortablen Editor. Dieser listet alle Sprüche auf, die dem System abhängig von der gewählten Sprachvariante zur Verfügung stehen.
Darunter ist eine kleinen Piktogrammleiste angebracht, die die wichtigsten Funktionen zur Sortierung und Bearbeitung der Einträge beinhaltet. So können Zitate in einem eigenen Textfenster abgeändert oder - wenn eigene Samples hinzukommen - erfasst werden. Außerdem können Samples hier per Mausklick schnell akustisch kontrolliert werden.
Ein paar Probleme hatten wir dann doch. Unter MagiCMac meldete Trailer oft, dass auf den Start von GEMjing gewartet würde, obwohl dieses schon längst im System war und offensichtlich auch Sounds abspielte. Das entsprechende Alert-Fenster ließ sich jedoch nicht schließen, nur eine Terminierung von Trailer über die Applikationsleiste half. Offensichtlich startete Trailer GEMjing auch nach, wenn sich dieses automatisch beim Systemstart eingetragen hatte. Merkwürdig...
Trailer ist eine nette Spielerei für alle Anwender, die zum Start des Systems begrüßt werden möchten, denen dafür die Installation des umfangreichen Rational Sounds zu umfangreich oder zu teuer ist.
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