IDE SCSI-Beine machen

In Zeiten von verhältnismäßig riesigen Grafik-, Video- und Musikdateien ist Speicherplatz mit einer akzeptablen Zugriffsgeschwindigkeit bei niedrigen Preisen ein Dauerproblem. Ihr Portemonnaie können Sie nun mit dem SCSI ExTerminator schonen: schließen Sie einfach preiswerte IDE-Laufwerke an Ihren SCSI-Controller an!

IDE-Schafe im SCSI-Wolfspelz

Oft sprechen blanke Zahlen für sich: Während eine SCSI-Festplatte mit einer Kapazität von 18.3 Gigabytes durchschnittlich mit rund 600 DMzu Buche schlägt, erhält der geneigte Käufer für denselben Preis durchaus schon eine IDE-Variante mit der vierfachen Speichergröße. Auch in absehbarer Zeit scheint sich dieser gewaltige Preisunterschied nicht zu ändern, denn die Kosten für IDE-Festplatten sind seit Monaten tendenziell stark fallend. Ein weiteres Problem für den Heim- oder semiprofessionellen Anwender ist der traditionell hohe Geräuschpegel der SCSI-Harddisks, die mit 7200 und mehr Umdrehungen für eine imposante Dauerbeschallung sorgen.

Eine Lösung scheint mit einem Adapter aus dem Hause HighPerTEC mit deutschem Vertrieb durch Hantz & Partner in greifbare Nähe gerückt zu sein: die kleine Platine mit der hübsch lautenden Bezeichnung "SCSI ExTerminator" -abgekürzt "SCSIDE" - ermöglicht den Einsatz von IDE-, ATAPI- und UltraDMA-Laufwerken an gängigen SCSI-Control-lern und ist in unterschiedlichen Varianten erhältlich: für 5.25"-, 3.5"- und 2.5"-Laufwerke, jeweils zum Anschluss direkt an der IDE-Schnittstelle oder in einem Metallkasten unterhalb des Laufwerks und in den SCSI-Versionen SCSI-I, SCSI-II, Fast-SCSI und Ultra-SCSI bzw. Wide-SCSI und UltraWide-SCSI. Außerdem bietet der Hersteller auch externe SCSI-Sta-tionen für ein bis sieben IDE-Laufwerke im SCSI-"Wolfspelz" an.

Technische Details

Technisch ermöglicht wird die Umwandlung durch das "System On Chip"-System. Auf einem einzigen Chip auf der Platine wurden ein schneller "SCSI Phase Engine Controller", ein RISC-Prozessor und zwei DMA-Controller integriert, die eine fast verlustfreie Wandlung der SCSI-Signale auf IDE/UDMA realisieren. Für unseren Test lag uns das Modell SCSIDE-BR2 vor, das Ultra-SCSI (50-polig) auf IDE/UDMA (40-polig) umwandelt. Neben zwei gängigen 3.5" großen IDE-Festplatten (IBM UDMA/33 mit 12.9 und Seagate UDMA/ 66 mit 30.6 Gigabytes Speicherkapazität, beide 7200 Umdrehungen pro Minute) verwendeten wir einen IDE-CD-Recorder von Plextor und ein Atapi-DVD-Laufwerk von Pioneer.

Generell gilt, dass der Umwandler Laufwerke der Typen IDE, EIDE und UDMA akzeptiert. In letzterem Fall wird zwar bislang nur in UltraDMA/33 umgewandelt, der Anschluss von UDMA/66 ist aber definitiv möglich, während auf eventuelle Inkompatibilitäten mit UDMA/100 beim aktuellen Modell aufmerksam gemacht werden sollte. Auf der SCSI-Seite ist SCSIDE unter anderem in Verbindung mit den Controllern Fast-lane, 4091, WarpEngine, Blizzard-SCSI und Cyberstorm-MK-l/ll-SCSI (SCSIDE-BR2) bzw. Da das Gerät keinerlei eigene Treiber oder andere Software voraussetzt, steht dem problemlosen Einsatz an einer beliebigen Computerplattform - so auch am Atari - nichts im Wege.

Der Einbau

Erwähnt werden sollte zunächst, dass für jedes einzubindende IDE-Laufwerk selbstverständlich ein eigener SCSI- auf IDE-Wandler erforderlich ist.

Sicherheitshalber sollten Sie den Atari vor dem Einbau des SCSIDE ausschalten, da der Wechsel von IDE- und SCSI-Laufwerken im laufenden Betrieb nicht immer ohne Probleme möglich ist. Zeichnen Sie das Laufwerk dann an der Jumperreihe mit der gewünschten SCSI-ID aus (Adressen 0 bis 7 bei Ultra-SCSI bzw. 0 bis 15 bei UltraWide-SCSI), und vergessen Sie nicht, die SCSI-Ter-minierung entsprechend Ihren Einstellungen zu ändern. Danach wird die Platine an das IDE-Laufwerk und das SCSI-Kabel an die Platine gesteckt. Achten Sie darauf, dass die Anschlüsse auf beiden Seiten fest sitzen, da eine abfallende oder wackelnde Komponente unter Umständen zu einem Kurzschluss führen kann. Da der Umwandler auf eine eigene Stromversorgung angewiesen ist, muss schließlich noch das beiliegende Y-Kabel angeschlossen werden. Die Platine der 50-poligen Version ragt seitlich nach rechts ca. zehn Millimeter über den Lauf-werks-Einschub hinaus. Bei einigen Tower-Systemen kann dies zu Platzproblemen führen. Messen Sie daher vor dem Kauf gegebenenfalls den Abstand zwischen Laufwerks-Einschub und To-wer-Wand aus. Für Abhilfe bei Problemen mit dem alternativen Einbau in einen 5.25"-Einschub kann mitunter ein Wechsel- bzw. Adapterrahmen sorgen, der im Computer-Fachhandel erhältlich ist.

Der SCSI ExTerminator im Einsatz

Nach dem Zusammenbau des Gehäuses können Sie den Computer neustarten. Wie von SCSI gewohnt kann das Laufwerk nach dem ersten Reboot mit HDDriver entsprechend eingerichtet werden.

Im praktischen Einsatz sind die Datentransferraten mehr als erstaunlich. Werden über die herkömmliche IDE-Schnittstelle des Milan zwischen 2.5 bis 3 Megabytes pro Sekunde übermittelt, so ermöglicht der SCSI ExTerminator bei vorliegender Konfiguration gemessene Durchsätze zwischen 7.8 MB/s und beeindruckenden 18.6 MB/s!

Testen konnten wir den Exterminator übrigens nur an "echten" SCSI-Adap-tern im Atari Falcon und TT. Wie sich die Erweiterung mit einem Hostadapter wie "The Link" verhält, ist bisher nicht bekannt.

Fazit

Als einziger kleiner Nachteil ist der auf den ersten Blick recht hohe Anschaffungspreis des SCSI ExTerminators zu nennen. Auf der anderen Seite erhält der Käufer für sein Geld eine extrem kompatible, einfach zu installierende Hardware, die den Einsatz von im Verhältnis zu SCSI-Laufwerken preiswerten IDE-Lauf-werken am SCSI-Controller ermöglicht. Gerade Festplatten auf IDE-Basis bieten zu ein und demselben Preis eine bis zu vierfache Speicherkapazität gegenüber den SCSI-Varianten - eine extreme Kostenersparnis, die sich sehr schnell gegenrechnet.

Durch die DMA-Fähigkeit der SCSI-Hostadapter ist zudem eine geringere CPU-Last zu erwarten. Schließlich ist der dritte große Pluspunkt die erhebliche Geschwindigkeitssteigerung vorhandener lDE-Laufwerke, die vom Hersteller ursprünglich nicht als primäres Ziel angegeben wurde, aber einen überaus positiven Nebeneffekt bewirkt.

Bei großem Speicherbedarf und dem Wunsch nach höherer Geschwindigkeit der IDE-Laufwerke ist der SCSI ExTerminator damit uneingeschränkt empfohlen.

HighPerTEC (Hantz & Partner GmbH), http://hantz.de, http://highpertec.com

Shop'n'Fun/Computer-Shop Ulbrich, http://shopnfun.de


Roman Barbat
Aus: ST-Computer 12 / 2001, Seite 21

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