Immer besser und vor allem auch erschwinglicher werden Digitalkameras. Die Läden sind voll mit den verschiedensten Angeboten. Und auch das Auge des Atari-Users bleibt kaum trocken, wenn es die Auslagen des nächsten Fotogeschäfts betrachtet. Da stellt sich die Frage: Was ist möglich am Atari, und was nicht? Schließlich will niemand Hunderte von Mark -oder Euro - ausgeben, nur um festzustellen, dass die neue Errungenschaft am geliebten Atari nicht funktioniert. Mit unserem Artikel wollen wir versuchen, etwas Licht in die Dunkelheit zu bringen.
Das wichtigste Kriterium für die Anschaffung ist erst einmal der Transfer der Photos: ist es überhaupt möglich, die Daten der Kamera auf den Atari zu übertragen? Viele moderne Kameras beschränken sich auf den Einsatz über den Universal Serial Bus (USB), der jedoch am Atari leider (noch) nicht nutzbar ist. Es ist kein Wunder, dass die Hersteller auf USB setzen: Eine gut ausgestattete Kamera beispielsweise mit einer 32 MB-Speicherkarte benötigt durchaus über eine halbe Stunde, um ihre Daten über die serielle Schnittstelle auf den Rechner zu übertragen. Über USB dauert der gleiche Vorgang nur wenige Minuten - hier liegt die Übertragungsrate bei 12 Mbit/s, und mit USB 2.0 haben die Entwickler gar 480 Mbit/s angestrebt. Zudem ist USB eine Plug'n'Play-Schnittstelle, Peripherie-Geräte können also bei laufendem Betrieb angeschlossen und genutzt werden. Zwar soll z.B. der geplante ColdFire-Rechner aus dem Hause Medusa USB unterstützen, bis dahin müssen wir auf Alternativen zugreifen. Bei manchen Herstellern lassen sich auch für neuere Modelle noch serielle Kabel nachkaufen, so etwa bei Olympus.
Billige Digitalkameras gibt es mittlerweile schon für 200 DM. Wenn Sie hauptsächlich schnelle Bilder für das Internet wollen, sind Sie damit gut bedient. Meist haben diese Kameras nur eine voreingestellte Bildauflösung, etwa 640 x 480 Bildpunkte. Für einen ordentlichen Fotoausdruck sollte es diesbezüglich schon ein bisschen mehr sein. Ein kleines Bildchen - etwa 9 x 13 cm - ist damit aber mit leichten Qualitätseinbussen auch schon möglich.
Für wirklich qualitativ hochwertige Fotos sollten Sie etwas tiefer in die Tasche greifen. Für einen Ausdruck in Fotoqualität mit den Abmessungen 20x25 cm sollten 2.1 Megapixel aber noch reichen. 3.3 Megapixel sind heute der Stand der Technik. Mit einer Bildauflösung von zum Beispiel 2048 x 1536 Punkten können auch diese Geräte zwar noch nicht ganz mit den guten alten Filmen mithalten, sind aber schon sehr nahe an deren Ergebnis. Auch Ausdrucke in Din-A4 sollten damit kein großes Problem sein. Die allerneuesten Geräte dieses Sommers durchbrechen diese Grenze: Minoltas Dimâge 7 bietet bereits eine Auflösung von bereits 5.2 Megapixeln.
Natürlich hängt nicht alles nur an der Auflösung. Im Gegenteil: eine höher auflösende Kamera kann unter Umständen ein subjektiv schlechteres Bild produzieren, wenn Belichtung, Blende usw. schlecht gewählt werden. Dazu kommt, dass Bilder ab einer bestimmten Auflösung normalerweise nur interpoliert werden, Bildpunkte also nicht tatsächlich aufgenommen, sondern von der Kamera errechnet werden. Ein genauer Vergleich ist daher sehr schwer.
Bereits in der st-computer 04-2001 [1] stellten wir Ihnen ein Programme vor, mit denen der Atari Kontakt zu Digitalkameras aufnehmen kann: PhotoTip 3 [2]. Das Programm liegt nach wie vor in der Version 3.00 vor. Wie uns der Entwickler Durs Locher jedoch mitteilte, ist eine Nachfolgeversion bereits in Arbeit und wird in absehbarer Zeit erscheinen. Der Funktionsumfang ist dabei nicht auf die Ansteuerung von Digitalkameras beschränkt. PhotoTip ist auch hervorragend als Bildbearbeitungsprogramm einsetzbar. Funktionen wie das Skalieren, Gamma- und Helligkeitskorrektur sowie ein integrierter Bildkatalog macht das Programm auch für Anwender ohne Kamera interessant. Hinzu kommt, dass PhotoTip als moderne GEM-Applikation die verschiedensten Atari-Standards wie GEMScript und BubbleGEM unterstützt. Eine Registrierung der Shareware kostet 65 DM.
Die offiziell unterstützten Kameras finden Sie in unserer Liste. Da ständig neue Modelle auf den Markt kommen und auch einzelne Hersteller öfters die interne Kamerasoftware wechseln, kann die Funktionalität für andere als die aufgeführten Kameras leider nicht garantiert werden. Vielleicht gibt Ihnen Ihr Fotohändler die Kamera, die Sie ins Auge gefasst haben, ja auch einmal zum Ausprobieren mit nach Hause - das wäre die sicherste Lösung. Oder Sie kaufen im Atari-Fachhandel - auch hier sollte man davon ausgehen können, dass die gekaufte Kamera auch am Atari läuft.
Sind die Bilder erst einmal auf dem Atari angelangt, sollte die weitere Verarbeitung kein großes Problem sein. Fast alle Kameras speichern die Bilder im JPEG-Format, das natürlich auch auf dem Atari bekannt ist. Der Vorteil dieses Speicherformats ist, dass die Bilder sehr stark komprimiert werden können und daher wenig Speicherplatz verbrauchen. Der Nachteil ist, dass diese starke Komprimierung dadurch erreicht wird, dass bestimmte Bildinformationen, die dem menschlichen Auge weniger auffallen, einfach weggelassen werden. Speichern in JPEG bedeutet also immer einen Qualitätsverlust. Deshalb bieten die meisten
Kameras auch die Möglichkeit, in einem verlustfreien Format, zum Beispiel TIFF, abzuspeichern. Entsprechend passen dann aber nur sehr wenige Bilder auf einen Speicherchip, da die Dateien schnell mehrere Megabyte groß werden können. Anders sieht es schon mit den "Mini-Movies" aus, die die meisten Kameras aufnehmen können. Das ".mov"-Dateiformat (Motion JPEG), in . dem beispielsweise die Olympus-Kameras diese Filmchen abspeichern, konnten wir auf dem Atari mit keinem uns bekannten Programm öffnen. Dazu sind Sie dann leider doch auf einen PC oder Mac angewiesen.
Angesichts des verwirrenden Angebots ist dies sicher eine schwierige Frage, die wir hier natürlich auch nicht abschließend beantworten können. Die beste Lösung wird sein, Sie gehen mit der Liste der unterstützten Modelle zu Ihrem Fotohändler und lassen sich dort beraten. Die allerneuesten Modelle werden es wohl nicht sein dürfen, denn diese wurden zumeist auch noch nicht mit der Software getestet. Außerdem wird es immer schwieriger, Kameras mit serieller Schnittstelle zu finden. Einige selektierte Kameras zweier Hersteller - sowie eine interessante Lösung ganz ohne Software - wollen wir Ihnen wenigstens kurz vorstellen.
Von den zu PhotoTip-kompatiblen Geräten ist die immerhin schon zwei Jahre alte Coolpix 950 (siehe Bild am Artikelanfang) mit 2.11 Megapixeln und einer maximalen Auflösung von 1600 x 1200 Bildpunkten noch im Programm. Auch hier geht der Trend zu Kameras mit USB-Anschluss.
nikon.de
Die von PhotoTip unterstützten Modelle ePhoto 1280 und ePhoto 307 sind nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Die drei aktuellen Kameramodelle sind nur noch mit USB ausgestattet. agfa.de
PhotoTip unterstützt insgesamt vier Kameras der PhotoPC-Serie, die allerdings alle nicht mehr im Programm sind. Auch hier ist der Anwender also auf Kleinanzeigen oder Online-Auktionen angewiesen. Epson hat derzeit nur noch eine einzige Kamera im Programm, die allerdings lediglich USB zur Datenübertragung bietet. epson.de
Viel besser sieht es auch nicht bei Fuji aus. Die von PhotoTip unterstützten Kameras der MX-Serie sind mittlerweile durch die FinePix-Kameras ersetzt, die -wie soll es anders sein - USB nutzen. Wieder einmal wirkt ein Blick auf eBay meist Wunder. fuji.de
Das untere Leistungsspektrum deckt die PDC-Reihe von Polaroid ab. Erhältlich sind die PDC 640 SE sowie die PDC 640 FunFlash. Beide Kameras bieten eine Auflösung von 640 x 480 Pixeln, 2 MBytes an internem Speicher für bis zu 30 Aufnahmen. Die Fun Flash hat zusätzlich ein integriertes LCD-Farbdisplay. Auch die PDC 2300 Zoom bietet eine serielle Schnittstelle - ob diese Kamera allerdings von PhtoTip unterstützt wird, müsste ausprobiert werden. Mit ihren 1792 x 1200 Bildpunkten bietet sie allemal bessere Leistungen. polaroid.de
Alles, was das Herz begehrt: Die komplette Camedia-Serie wird auf dem Atari von PhotoTip unterstützt. Das serielle Kabel müssen Sie allerdings bei den größeren Kameras als Extra dazubestellen. Mit rund 80 DM ist es nicht gerade billig, aber unabdingbar. Die neueste Kamera, die Camedia 4040 Zoom, bietet eine Auflösung von 4 Megapixeln. Ob auch dieses erst kürzlich erschienene Modell noch einen seriellen Anschluss hat, konnten wir bis Redaktionsschluss nicht in Erfahrung bringen. Für den anspruchsvollen Fotografen können wir die Modelle Camedia 3000Z und Camedia 3030Z besonders empfehlen. Beide haben 3.3 Megapixel und eine maximale Auflösung von 2048 x 1536 Pixeln. Sie unterscheiden sich in der Optik und Fotoqualität überhaupt nicht; die 3030 bietet lediglich etwas mehr "Spielereien" und interne Verarbeitungsmöglichkeiten sowie einen größeren Zwischenspeicher als die 3000er und ist dadurch auch etwas teurer. olympus-europa.com
Viel mehr Erfolg hatten wir nicht. Die von PhotoTip unterstützten Kameras von Ricoh, Sanyo und Toshiba befinden sich nicht mehr im regulären Programm.
Eine gute Frage: Was wollen Sie mit den Bildern anfangen, die Sie nun so schön im Computer haben? Manche möchten sie sicher per E-Mail verschicken oder ins Internet stellen. Achten Sie dabei auf die Auflösung: eine Bilddatei im Format 2048 x 1536 braucht eine ganze Weile zum Laden und ist für den Bildschirm natürlich auch viel zu groß. Fast alle Kameras bieten die Möglichkeit, Bilder gleich in einer kleineren Auflösung, etwa 800 x 600, aufzunehmen. Oder Sie reduzieren die Bildgröße für das Internet mit einem entsprechenden Programm. PhotoTip bietet hier sehr gute EBV-Funktionen zum Skalieren von Bildern, die auch blockbezogen arbeiten.
Wenn Sie Bilder ausdrucken wollen, sollten Sie an die Anschaffung eines Tintenstrahldruckers mit Fotopatrone denken. Auf Spezialpapier wirken die Ausdrucke tatsächlich wie Fotos. So können Sie Ihr komplettes Fotoalbum selbst ausdrucken. Auf dem Atari ist immer noch NVDI das "aktuellste" Druckertreiber-Paket. Viele heutige Drucker sind zu den darin befindlichen Treiber abwärtskompatibel - erkundigen Sie sich hier beim Kauf des Geräts. Wer seinen "Atari" unter einer Emulation betreibt ist fein raus - die Druckertreiber des Wirtsystems lassen sich (NVDI vorausgesetzt) z.B. unter MagiCMac auch von der Atari-Seite aus ansprechen.
Digitale Fotografie funktioniert auch mit dem Atari. Zwar bietet sich für professionelles Fotografieren immer noch eine herkömmliche, nicht-digitale Fotokamera an, aber die Nutzung digitaler Kameras macht trotz der im Vergleich (etwas) schlechteren Bildqualität viel Spaß, und die Bilder sind sofort da, ohne auf die Entwicklung warten zu müssen. Wer beim Einkauf etwas aufpasst und sich genau über die Kompatibilität informiert, wird auch mit einem Atari sehr gute Ergebnisse erzielen können. Aber immer deutlicher wird, dass der Atari trotz allem den Anschluss an den Stand der Technik verliert - USB ist einfach überfällig. Die Software hinkt den neuesten Modellen immer etwas hinterher. Power Without The Price - hier leider nur mit Einschränkungen.
PhotoTip | unterstützt folgende Kameramodelle: |   | |
Hersteller | Modell | Transfer | Bilder |
Olympus | C3030Z (Camedia C-3030Z) C2500L (Camedia C-2500L) C2020Z (Camedia C-2020Z) C2000Z (Camedia C-2000Z) C900Z (Camedia C-900Z) C21 (Camedia C-21) C860L (Camedia C-860L) C830L (Camedia C-830L) SR83 (Camedia C-840L) SR55 (Camedia C-820L) SR25 (Camedia C-350L) DCHT (C-1 400L/C-1 400XL) DCHC (C-1000L) |
OK (**) OK (*) OK (**) OK OK OK OK OK OK OK OK OK ungetestet |
OK |
Agfa | SR54(ePhoto1280) SR24 (ePhoto 307) |
OK ungetestet |
|
Epson | SR86 (PhotoPC 750Z) SR82 (PhotoPC 700) SR52 (PhotoPC 600) SRI (PhotoPC "Classic") |
OK OK OK ungetestet |
|
Fuji | MX-2900Z MX-2700 MX-1 700 MX-700 |
Nein Nein Nein Nein |
|
Nikon | D1 E950 (Coolpix 950) E900 (Coolpix 900) Coolpix 700 |
kein RS232 OK OK OK |
|
Polaroid | PDC640 | OK (19200) | |
Ricoh | RDC-5000 | ungetestet | |
Sanyo | SR4 | ungetestet | |
Toshiba | PDR-M4 | ungetestet | |
(*) Beide Kartenslots müssen belegt sein. | |||
(**) Movies können heruntergeladen, aber nicht mit PhotoTip angezeigt werden. Kein Zugriff auf Sounddaten. |