Atari-Fans des Monats: OMD

Liverpools Musikszene war am Ende der 70er Jahre einmal mehr aufregend und dynamisch. Das Zentrum aller musikalischen Aktivitäten war ein kleiner Club namens "Eric's"— hier sammelten spätere 80er-Helden wie "The Teardrop Explodes", "Echo & The Bunnymen" und "Frankie Goes To Hollywood" ihre ersten Live-Erfahrungen. Und auch eine damals noch unbekannte Band namens "Orchestral Manouvres In The Dark" suchten sich das Eric's für ihren ersten Auftritt aus.

Die Gründungsmitglieder Andy McCluskey und Paul Humphreys wurden inspiriert von deutschen Elektropop-Größen wie "Kraftwerk" und "Neu". Und so dauerte es nicht lange, bis sie selbst mit selbstgebauten Synthesizern experimentierten. Schon bald nach den ersten Auftritten, kultivierten OMD ihr Image als Macher von intelligentem Pop mit süchtigmachenden Melodien, die so eingängig waren, dass das Duo schon bald seinen ersten Plattenvertrag unterzeichnen konnte. Die Debit-Single "Electricity" erreichte 1979 einige Aufmerksamkeit. Im selben Jahr konnte dann das erste Album "OMD" erscheinen, es folgte eine kurze Tour mit dem deutschen Synthiepop-Star Gary Newman (Are Friends Electric?). 1980 erreichte die Single "Messages" Platz 13 der britischen Charts, der erste internationale Hit folgte mit "Enola Gay" - ein schneller Dancefloor-Song, der benannt war nach dem Flugzeug, das die Atombombe auf Hiroshima abwarf.

Das 1982 veröffentlichte dritte Album der Briten gilt als ihr bisheriges Meisterwerk. "Architecture and Morality" enthielt Tophits wie "Souvenir", "Joan Of Are" und "Maid Of Orleans". Alle drei Singles wurden internationale Erfolge und etablierten die smarten Briten auch auf den Titelseiten der Jugendzeitschriften.

1984 konnte der Erfolg mit gewohnt eingängigen Melodien fortgeführt werden. "Locomotion" und "Talking Loud And Clear" etablierten den Ruf von OMD als Lieferanten von anspruchsvollem Chartfutter.

1985 folgte das Album "Crush". McCluskey und Humphreys produzierten auf dem Atari ST ihre Hits und nutzten besonders im Studio die neue MIDI-Technologie. In der deutschen Fernsehsendung "Formel Eins" führten OMD sogar den ST vor. Kommerziellen Erfolg erlangten Singles wie "So In Love" und "If You Leave", geschrieben für die amerikanische Teeniekomödie "Pretty In Pink".

1989 kam das Ende des Duos. Paul Humphreys verließ die Erfolgsband, und Andy McCluskey machte allein unter dem alten Namen weiter. Das erste "Soloalbum" erschien 1991. Es verband den 80er-Sound mit den Dancefloor-Beats der 90er. Es enthielt z.B. das spektakuläre "Sailing On The Seven Seas" und die Dancepop-Nummer "Pandora's Box". Beides wurden internationale Hits.

Nach der erfolgreichen "Liberator"-Welttournee nahm sich McCluskey Zeit für Selbstreflexion und kehrte erst 1996 mit dem Album "Universal" zurück.

Mittlerweile haben sich Paul und Andy wieder zusammengefunden, um im kommenden Jahr ein Album mit bisher unveröffentlichtem Material herauszubringen. Die Legende lebt also! (tr)


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 11 / 2001, Seite 3

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