Ataquarium - Im Zeichen der 80er

Willkommen zu einer neuen Folge des einzigen auf Papier basierenden Aquariums der Welt. Auch diesmal gibt es neues aus der Welt des Programmierens zu berichten.

Nachdem ich in der letzten Folge des Ataquariums nur wenig neues über den neuen GFA-Editor berichten konnte, muß ich Sie auch in dieser Folge enttäuschen. Zwar sollte eigentlich eine testfähige Beta-Version vorliegen, aber manche Dinge verzögern sich einfach. Die Gründe sind derzeit noch nicht klar, für den moment mache ich bis auf Widerruf den neuen Partner von Scully dafür verantwortlich. Kenner der Computerszene wissen es aber ohnehin: nichts kommt pünktlich, Virenmeldungen aus dem Windows-Bereich mal ausgenommen.

A Kind of Basic

Jeder sollte ein paar Basic-Teile im Kleiderschrank haben. Was in der Mode gang und gäbe ist, kann auch auf den Computer angewendet werden. Seit neuestem ist zu den verschiedenen Basic-Interpretern ein weiterer dazugekommen: Bywater Basic. Wer dies jetzt so ähnlich sinnvoll hält wie die ST-Version von Focal-81, der sollte einen Blick auf die Sprache werfen. Bywater ist ein modernes Basic und kann mit und ohne Zeilennummern arbeiten, unterstützt Prozeduren und die von GFA bekannten SELECT-CASE sowie IF-ELSE-ENDIF-Strukturen. Das Basic existiert schon relativ lange und ist dadurch auch verbreitet. Die Atari-Version basiert auf der Version 2.2pl2, also der aktuellsten. Als kleines Extra wurden zwei neue Befehle eingebaut (ASIN, ACOS). Grafikfähig ist der Interpreter nicht, da er als TOS-Anwendung im VT52-Fenster läuft.
Der Vorteil von Bywater ist sein Status als Open Source. Zwar wird der Interpreter momentan nicht aktiv weiterentwickelt, aber die Strukturen eines modernen Basics sind vorhanden. Das Programm ist so konstruiert, das eigene Befehle sehr schnell eingebaut werden können. Dies wird in der Anleitung erläutert, so das die Befehlslücken, die Bywater z.B. gegenüber GFA-Basic noch hat, rasch geschlossen werden können. Der Source kann problemlos mit PureC compiliert werden.
Derzeit gibt es eine Entwicklungsversion, die um eine ganze Reihe von Befehlen erweitert wurde. Neben vielen mathematischen Befehlen, gibt es auch einige sehr interessante:

Bisher läuft das Basic noch in der geschützten Umgebung des VT52-Fensters. Um GEM-Befehle zu ermöglichen, wird sich dies aber ändern.
Da das Bywater Basic unter der Gnu-PL steht, wird das neue Basic ebenfalls als Open Source verfügbar sein. Einen Compiler gibt es zwar nicht, aber es könnte möglich sein, den Interpreter in einen Wandler nach C umzuschreiben und das Programm dann mit einem C-Compiler zu compilieren.

Talking Heads

Ideen, eine Interessengruppe für TOS-basierende Systeme zu gründen, existierte schon lange. Während "Atari International" einen Tag nach der Gründung dicht machte und die "Cooperativa Atariana" sich die Zeit mit dem schreiben von Satzungen und heftigen Degenkämpfen vertreibt ("Ich fordere Satisfaktion, Atarianer!"), hat eine Gruppe um Richard-Gordon Faika Nägel mit Köpfen gemacht. Unter www.tosgroup.org wird über Standards für Software nachgedacht. Der hohe Anteil an Atari-Programmierern könnte dafür sorgen, das vereinbarte Standards auch durchgesetzt werden. Als Mitglied bewerben kann sich jeder, über die Annahme entscheiden die Initiatoren. Für alle steht ein Forum zur Verfügung, in dem zu dieser Zeit zwei Themen diskutiert wurden: "Sind 5 Internet-Stacks zuviel?" und "HTML oder HYP?".
Insgesamt eine sehr vielversprechende Sache, die seit langem den besten Versuch darstellt, Standards zu diskutieren.

99 Bildformate...

GFA-Programmierer, die auch das eine oder andere Bildchen in ihr Programm einbauen möchten, erkennt man an dem ratlosen Gesichtsausdruck angesichts der vielen Bildroutinen, die sich auf diversen CDs tummeln. Da gibt es Routinen zum Darstellen von Nvision-, Neochrome-, Degas-, STAD-, Doodle- (32K), Crackart- und monochrome IMG-Bilder. Diese schiere Masse an antiken Formaten ist momentan sicherlich en vogue (schließlich feiern wir das 80er Jahre Revival), aber für ein modernes Programm gänzlich ungeeignet. Selbst faceVALUE-Benutzer müssen mit der schon seit Ewigkeiten verfügbaren Mono-IMG-Routine Vorlieb nehmen.

Auf Lonny Pursells Seite liegt ein GFA-Programm, das JPEGs einliest und darstellt. Dies ist eine Umsetzung eines QBasic-Programms und ist dementsprechend langsam - selbst bei einem kleinen Bild ist der Bildaufbau bequem zu verfolgen.
Die Lösung ist das außerhalb Frankreichs fast vergessene PARX-System. Das System unterstützt Bildformate wie BMP, ESM, GIF, IFF, JPEG, PCX, Photo-CD, TGA und TIFF. Das schöne ist, das eine Anwendung nicht wissen muß, welches Bildformat vorhanden ist, denn das PARX-System trifft die Unterscheidung.
Wie das PARX-System in GFA zu programmieren ist, wird in einer der nächsten Ausgaben erläutert.

Keeeeekkssseeee!

Wer nicht alle möglichen Atari-Systeme versammelt hat, aber trotzdem einige Systeme unterscheiden muß, kann an folgender Cookie Liste knabbern

Kennung  Bedeutung
MgMc   MagiCMac
MgPC   MagiCPC
Gnva   Geneva
MTOS   MultiTOS
MagX   MagiC
nAES   N.AES
STEM   STemulator
_MIL   Milan

Cookies werden über die faceVALUE-Routine @get_cookie abgefragt, um die Existenz von N.AES abzufragen, muß folgender Ausdruck verwendet werden:

IF @get_cookie("nAES",value%)=TRUE

NDW

Bleibt noch, ein paar Worte über die Zukunft des Ataquariums zu verlieren. Im Bereich GFA-Basic blieb es bis auf das (R)GFA-System und lst2gfa weitgehend ruhig und auf neue Versionen von faceVALUE und ergo!pro zu hoffen, erscheint trotz existierender Betas derzeit unrealistisch. Daher wird sich das Ataquarium zukünftig auch anderen Sprachen widmen. Sie werden also zukünftig auch Tipps und Tricks zu C, Pascal und anderen Sprachen finden. Schwerpunktmäßig hat das GFA-Basic natürlich weiterhin Vorrang.

Das Omen...

...besagt, das auch im nächsten Monat wieder ein Ataquarium kommt, vielleicht sogar mit dem GFA-Editor. Bis dahin ist viel Zeit, um sich den Anzug von Sonny Crockett, dabei die neue CD von New Order zu hören und den heimischen Frisör zu überzeugen, das eine Peter Illman-Gedächtnisfrisur eine todschicke Sache ist.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 11 / 2001, Seite 18

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