Der Atari als Serienstar

In der vergangenen Ausgabe haben wir einen genauen Blick auf die Kinofilme geworfen, in denen Atari-Produkte eine Haupt- oder Nebenrolle spielten. Heute besuchen wir das nicht das Filmtheater, sondern legenn unsere Füße vor dem Pantoffelkino hoch und schauen, ob Atari sich auch in Fernsehserien und -shows verewigt hat. Sie werden erstaunt sein, wieviele Beispiele es hier gibt.

Viele der genannten Serien liefen nie im deutschen Fernsehen - immerhin produzieren wir hierzulande genug eigenen Müll. Hinzu kommt, dass ich viele Serien nur im Original kenne und mir der deutsche Name nicht immer bekannt ist. Einige Shows werden Sie aber ohne Zweifel kennen.

Alf. In der weltberühmten und wirklich erstklassigen Serie um das Knuddelmonster aus dem All taucht hin und wieder die klassische Spielkonsole Atari VCS 2600 auf. Zwar wurde die Serie in den späten 80er Jahren produziert, ein neues Modell wollten die Produzenten offenbar aufgrund der hohen Wiedererkennbarkeit des VCS in den Vereinigten Staaten aber nicht nehmen. In einer Episode spielt Alf mit seinem Freund Brian "Space Invaders" auf dem 2600er. Alf landet einen Treffer und kommentiert: «Einfacher Schuss - kein Wunder, dass die Marsianer ausgestorben sind!». Wenn er es nicht beurteilen kann, wer dann?

Davis Rules. Randy Quaid und Jonathan Winters waren die Hauptdarsteller in dieser kurzlebigen Serie aus den frühen 90er Jahren über einen Direktor auf einer amerikanischen Grundschule. In einer Folge spaziert ein Mitglied des Lehrerkollegiums mit einem Atari 1040 ST unter dem Arm durch die Halle. Eine gelungene Produktplatzierung...

Flash. Der Flash wurde in seiner deutschen Comicserie in Deutschland unter dem Namen "Der Rote Blitz" bekannt. Auch auf der Leinwand durfte der schnellste Super-held der Welt immer mal wieder auftreten. Eine eigene Serie bekam er zwischen 1990 und 1991. Die Rolle des Barry Allen wurde von John Wesley Shipp recht gut verkörpert. Die technischen Effekte sind im Gegensatz zu Serien wie "Lois und Clark" durchaus als gelungen zu bezeichnen. Auch Atari wollte zu Recht in dieser Hightech-Serie mitwirken. In der zweiten Staffel sind im Labor von Barry Allen aka The Flash auch Atari-Rechner der zweiten Generation, so diverse Atari TTs, zu sehen.

Freaks and Geeks. Retro-Serien über den Besuch von Highschools haben in den USA nach wie vor Hochkonjunktur wie Serien wie "Die wilden 70er" oder die exzellente Sendung "Wunderbare Jahre" beweisen. Auch in "Freaks und Geeks" geht es um die etwas sentimentale Darstellung der Schuljahre. Diesmal müssen die 80er Jahre herhalten. Den Produzenten ist eine hervorragende Serie gelungen, die meines Wissens nach immer noch produziert wird.

In einer Folge befindet sich einer der Hauptdarsteller in einem Kaufhaus, das mit Spielmodulen für die Konsolen VCS 2600 und VCS 5200 nur so vollgestopft ist. Einige kleine Patzer sind den Machern jedoch passiert: die Serie spielt im Jahre 1981, und einige der gezeigten Spiele wurden erst drei bis vier Jahre später veröffentlicht. In einer anderen Folge spielen die Kids auf einem Atari 2600 die offensichtliche Automatenversion von "Asteroids".

Growing Pains. "Family Ties" mit Michael J. Fox war nicht nur in den Vereinigten Staaten ein großer Erfolg. In diesem Fahrwasser etablierten sich auch andere Comedy-Produktionen mit einem ähnlichen Thema. "Growing Pains" war einer dieser Nachahmer. Trotzdem hielt sich die Serie um einen Hausmann und eine Journalisting von 1985 bis 1992. Auch Atari-Computer tauchten regelmäßig auf. So besitzt die Journalistin Carol einen Mega ST, an dem sie des öfteren arbeitet.

Full House. Von 1987 bis 1995 lief diese Familien-Comedy im amerikanischen Fernsehen. Die Qualität war nie besonders hochwertig. In einer Folge spielen einige Kids auf einer Party mit einem Lynx II. Einer der Hauptfiguren nimmt daraufhin den Lynx von einem Kaffeetisch und beginnt auch zu spielen - vergisst aber leider, das Gerät einzuschalten.

Home Improvement. Die Serie um den chaotischen „Heimwerker-König“ Tim Taylor, seine Familie und seinen Assistenten Al läuft auch in Deutschland noch mit großem Erfolg. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten hat sich „Home Improvement“ zu einer exzellenten Comedy-Show gemausert, in der Tim Allen brilliert. In Deutschland wurde ihr der mehr als misslungenen Titel „Hör mal, wer da hämmert“ verpasst - wie sooft ein totaler Griff ins Klo. Ein Atari taucht gleich in der ersten Staffel der Serie auf. Im Wohnzimmer der Familie Taylor steht ein Atari VCS 7800. Grunz, grunz!

It's Gary Shandling's Show. Der Komiker Garry Shandling spielte sich in dieser Serie von 1986 bis 1990 selbst. Ihm ist eine brillante Show gelungen, die meines Wissens nach nie den Weg nach Deutschland geschafft hat. 8 Bit-Computer von Atari dienten oft als Requisite, so stand ein XE auf dem Schreibtisch der Nachbarskinder der Serienfamilie. Nette Werbung!

Katts and Dog. Nach „Scott und Hutch“ waren Filme mit Polizeihunden sehr beliebt - in Deutschland gab es den dümmlichen Kläffer „Kommissar Rex“. In der kanadischen Serie „Katts and Dog“ (1988-1991) ging es ebenfalls um einen Cop und seinen Freund, den netten Polizeihund. Atari versorgte die Serie mit Computer-Hardware. Im Abspann jeder Folge ist zu lesen: «Computers supplied by Atari (Canada) Corp».

Knots Landing. "Knots Landing" war ein direkter Ableger der "Mutter aller Soap-Operas" Dallas. Die Serie lief im deutschen Fernsehen unter dem Titel "Unter der Sonne Kaliforniens" und handelte von J.R.s und Bobbys Looser-Bruder Gary Ewing und seiner peinlichen Frau Val. Die Nachbarn der netten Ewings sind die MacKenzies. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil die Kinder von Karen MacKenzie in einer Folge auf einem Atari VCS 2600 "Space Invaders" spielen. Zwischen 1979 und 1993 wurden immerhin 344 Episoden gedreht.

Married... with Children. Al Bundy und seine chaotische Familie ist wohl jedem Fernsehzuschauer nachhaltig bekannt. Al ist dabei so etwas wie die reale Umsetzung eines Homer Simpson, eines amerikanischen Familienvaters, der kein Stereotyp auslässt. In "Eine schrecklich nette Familie" wird der unrühmliche Stammhalter Bud von seinem Vater auf dem College besucht. Im Hintergrund der Studentenbude ist ein Atari ST zu sehen.

My Secret Identity. In "My Secret Identity" geht es einmal mehr um einen Jungen, der übernatürliche Kräfte erlangt und fortan als Superheld sein Unwesen treibt - das ist doch einmal eine ganz neue Idee! Immerhin erlangte sie eine Lebensdauer von drei Jahren (1988-1991). Im Abspann der kanadischen Actionserie erschien regelmäßig wie bei "Katts and Dog" der Hinweis: «Computers supplied by Atari (Canada) Corp.». Hätte Atari Kanada vielleicht die Marketingabteilung der Hauptzentrale werden sollen?

My Two Dads. Recht chaotisch ging es zu in dieser Serie aus dem Jahre 1987. Ein Kinder wird von den ehemaligen Freunden ihrer Mutter adoptiert. Einer ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der andere ein chaotischer Rockmusiker. Turbulenzen sind also vorprogrammiert. Recht ungewöhnliche, aber höchst effektive Ertziehungsmethoden legen die Väter auch an den Tag: auf einem Atari VCS 7800 spielen sie recht unerfolgreich "Pole Position", um den Effekt betrunkenen Autofahrens zu demonstrieren.

Mytery Science Theatre 3000. Das "Mystery Science Theatre 3000" lief zwischen 1988 und 1999 regelmäßig im amerikanischen Fernsehen und zog 1996 einen eigenen Kinofilm nach sich. Die Serie ist nicht leicht mit anderen Comedy-Shows vergleichbar und besticht durch intelligenten, hervorragenden Humor. Die Geschichten sind dabei im Science Fiction-Genre angesiedelt. Ein Mensch und ein Roboter sind in einer Erdumlaufbahn gefangen und müssen die schlechtesten Filme aller Zeiten über sich ergehen lassen. In einer Folge darf ein Atari 800 als Sicherheitssystem vor chaotischen Mumien dienen.

Parker Lewis Can't Loose. Parker Lewis lief auch in Deutschland sehr erfolgreich quasi als Serienumsetzung der Teeniekomödie "Ferris macht blau". Die Comedy-Serie besticht durch wirklich originelle Einfalle, exzellente Darsteller und eine ungewöhnliche Kameraführung. Sie lief zwischen 1990 und 1993. Die Produzenten müssen wahre Atari-Fans gewesen sein, denn immer wieder treten Produkte aus Sun-nyvale in den Folgen auf. So sind z.B. ein Lynx, verschiedene VCS, ein Portfolio, ein Atari 800 und ein ST zu sehen. In den Jugendzimmern der Hauptpersonen hingen außerdem Atari-Poster. Wenn diese Sendung also widerholt wird, sollten Sie sie unbedingt aufzeichnen!

Pointman. Pointman war ein grausige Serie um einen Besitzer eines Strandclubs, der Freunden hilft und so in Kriminalfälle gerät. Ein riesiger Skandal, das ganze, und zu Recht nach einer Staffel 1995 wieder beerdigt. Höhepunkt: in einer Folge wird ein holografisches Spiel auf einem gelb bemalten Jaguar gespielt. Na ja, immerhin...

Pirates of Silicon Valley. In diesem abendfüllenden TV-Drama aus dem Jahre 1999 wird die Rivalität zwischen Steven Jobs von Apple und Bill Gates von Microsoft etwas seifenartig wiedergegeben. Auch in Deutschland ist der Film als VHS-Video erhältlich. Erwähnt wird auch der Flugzeugabsturz von Apples Mitbegründer Steve Wozniak, der zu seinem Ausstieg bei Apple führte. Während seines Krankenhausaufenthalts spielt er auf einem Atari VCS 2600. Auf dem Bildschirm ist jedoch kein VCS-Spiel abgebildet - die Grafiken sind einfach zu gut. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Spiel auf einem Apple II-Rechner.

Silver Spoons. Zwischen 1982 und 1987 lief diese Serie um ein reiches amerikanisches Kind, das so seine Probleme mit dem Aufwachsen hat. In einer Folge bricht Rick mit dem Computer seines Vaters in den Rechner der Regierung ein. Und auf welchem Rechner tun sie das wohl? Richtig, ein Atari 800 darf wieder einmal ran. Auf dem 8 Bit-Atari wird eine ca. 15 Sekunden lange Animation gezeigt, die den gecrackten Code zeigt, einen Warnton abspielt und das Drahtgitter eines Flugzeugs abbildet.

The Simpsons. Nicht mehr viel sagen muss man wohl zu dieser absoluten Kultserie, die nach wie vor sehr erfolgreich weltweit läuft und zeigt, wie gut Fernsehen sein kann, wenn es von Leuten mit einem Gehirn gemacht wird. In einer Folge wird unsere amerikanische Lieblingsfamilie von schleimigen Aliens entführt. Diese wollen den Erdlingen ihre "hochentwickelte" Videospieltechnik demonstrieren und führen "Pong" vor. Bart ist wie zu erwartend nicht sonderlich beeindruckt.

That 70's Show. Diese amerikanische Serie aus dem Jahre 1998 läuft in Deutschland unter dem Titel "Die wilden 70er" auf RTL. Es geht um einige Jugendliche, die in den 70er Jahren groß werden. In einer Folge der sehr gelungenen Comedy versuchen die Kids, die Paddles einer Pong-Machine kleiner zu machen, damit das Spiel schwerer wird. In einer anderen Folge spielen sie stilecht auf einem Atari VCS 2600.

Three's Company. John Ritter spielt die Hauptrolle in dieser Serie, die zwischen 1984 und 1985 produziert wurde. In der Episode "Furley vs. Furley" spielen zwei Hauptpersonen auf einem Atari VCS 2600 ein Fußball-Spiel. Das VCS steht auf dem Wohnzimmertisch und ist sehr häufig zu sehen.

V: The Mini-Series. Wenig Informationen stehen mir zu dieser amerikanischen Serie zur Verfügung, die ich selbst nie gesehen habe. Zwei Nebendarsteller - ein Mensch und ein Ausserirdischer - spielen auf einem Atari VCS 2600 eine Partie "Space Invaders".

Weird Science. Weird Science ist ein lustige Mischung aus Comedy und Science Fiction. Zwischen 1994 und 1997 wurden 48 Episoden gedreht. In einer Folge spielen die Hauptdarsteller auf einem Atari Jaguar "Allen vs. Predator".

You Can't Do That On Television. Recht bizarr ging es auch in dieser amerikanischen Serie zu, die zwischen 1979 und 1990 143 Episoden erreichte. In einer Folge aus dem Jahre 1982 geht es um Abhängigkeiten, und auch Videospiele wurden natürlich erwähnt. Eine Hauptperson wird von einer Rakete aus "Missile Command" getroffen, und am Ende der Show werden mehrere Charaketere von "Pac Man" aufgefressen. Guten Appetit!



Aus: ST-Computer 10 / 2001, Seite 12

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