GEMGraph: Schnöde Daten herausputzen

Ein Programm zur grafischen Verarbeitung und Darstellung von Daten gab es auf dem Atari schon lang nicht mehr. Joachim Fornallaz entstaubte sein Französisch und stellt Ihnen mit GEMGraph eine interessante Freeware vor.

Die meisten Tabellenkalkulationsprogramme bieten Funktionen zur Diagrammerstellung, doch meistens gehen die Möglichkeiten nicht über normale Punkte-, Balken- und Liniendiagramme hinaus. GEMGraph knüpft an diesen Punkt an und ermöglicht die Erstellung von Diagrammen in allen möglichen Varianten.

Das Datenfenster

GEMGraph öffnet pro Dokument ein Datenfenster, dass stark an Texel erinnert. In diesem Fenster werden Daten eingegeben, die als Grundlage für das Erstellen der Diagramme dienen. Die Eingabe kann auf 3 verschiedenen Arten erfolgen. Neben der direkten Eingabe per Tastatur kann GEMGraph ASCII-Dateien importieren. Diese Dateien können durch Tabulatoren, Leerzeichen oder durch ein beliebiges Zeichen getrennte Spalten enthalten. Viele Datenbank- und Tabellenkalkulationsprogramme - darunter auch Texel - bieten einen Export der Daten im ASCII-Format an. Besonders praktisch ist der Filtermechanismus, der nichtnumerische Daten automatisch überspringt.

Will man in GEMGraph eingegebene Daten in anderen Programmen weiterverarbeiten, so bietet das Programm selbst auch eine Exportfunktion an. Im Gegensatz zur sehr flexiblen Importfunktion können nur Dateien im Tabulator-Format exportiert werden.

GEMGraph kann jederzeit Spalten oder Reihen entfernen oder einfügen, Spalteninhalte können sortiert werden, auf- oder absteigend.

Diagramme

Pro Dokument kann GEMGraph beliebig viele Diagrammfenster erstellen. Dabei können pro Fenster mehrere Diagramme enthalten sein, die frei positioniert und in der Größe verändert werden können. Bei Änderungen im Datenfenster werden alle Diagrammfenster automatisch aktualisiert. Als graphisches Exportformat bietet GEMGraph das GEM-Metafile Vektorformat an.

GEMGraph bietet 5 verschiedene Diagrammarten an. Neben den üblichen Punkte-, Linien- und Balken-Varianten können Diagramme auch in Polarkoordinaten oder in Kuchenform ausgegeben werden. Sehr flexibel hat der Programmierer die Darstellung der einzelnen Diagramme gestaltet: Der Zeichensatz und die Textfarbe für Achsenbeschriftungen, aber auch der Hintergrund kann frei definiert werden. Besonders Farbverläufe geben Graphen ein wirkungsvolles Erscheinungsbild. Somit können zum Beispiel Temperaturverläufe viel aussagekräftiger dargestellt werden. Die einzelnen Stücke der Kuchendiagrammen können per Maus zur Hervorhebung herausgezogen werden.

Neben den vielen graphischen Eigenschaften, die Diagrammen zugewiesen werden können, erlaubt es GEMGraph, Diagramme um zusätzliche Werte erweitern. Es können diverse Approximationen - linear, exponential, polynomial oder auch frei definiert - eingefügt werden. Zu jedem (Mess-)Punkt können Toleranzintervalle, entweder als horizontale oder vertikale Linien oder als Rechteck angezeigt werden.

Die Legenden können frei platziert werden, zudem können Vektorgrafiken, Pfeile oder Textfelder in ein Diagrammfenster eingefügt werden. Alle Objekte lassen sich vor Veränderungen schützen und später wieder freischalten. Will man nur einen bestimmten Ausschnitt eines Diagramms haben, so kann dieses beliebig zugeschnitten werden.

Das Programm

GEMGraph ist sauber in GEM eingebunden und läuft so ziemlich unter jedem TOS-System. Einzig beim Laden von zwei mitgelieferten Sample-Dateien ist uns das Programm unter MagiCMac abgestürzt. Das Programm setzt die Systemerweiterungen WDIALOG und NVDI 5 oder neuer voraus.

Die Fenster bieten eine Toolbar mit Icons, die leider nicht näher beschrieben werden, eine BubbleGEM Hilfe wäre hier von großer Hilfe gewesen. Auch fehlt jegliche Dokumentation zum Programm oder eine kontextsensitive Hilfefunktion.

Zwar besteht schon ein entsprechender Menüpunkt, doch in der vorliegender Version war er funktionslos. Der Autor verspricht aber, für die nächste Version diese Mankos zu beheben.

Zudem ist eine OLGA-Unterstützung, 3D-Charts und eine Ausgabe im JPEG-Format geplant.

Fazit

GEMGraph ist ein überaus interessantes Programm, besonders für Naturwissenschaftler, Mathematiker oder allgemein für Leute, die numerische Daten graphisch ausgeben wollen. Hierfür eignet sich GEMGraph weitaus besser als jegliche Tabellenkalkulations-Software, jedenfalls auf der Atari-Plattform. Negativ fällt einzig die fehlende Dokumentation auf - doch dafür, dass es sich um Freeware handelt, ist dieses Manko entschuldbar.

http:/gemgraph.free.fr/


Joachim Fornallaz
Aus: ST-Computer 06 / 2001, Seite 52

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