Die Auswahl an Internet-Software ist mittlerweile groß. Was es an interessanter Software zur Erstellung von Internet-Seiten gibt, erfahren sie in diesem Bericht.
Das HTML, die Sprache des World Wide Web, plattformunabhängig ist, wissen die meisten. Genauso läßt sich heute auch jede möglich Plattform verwenden, um HTML-Seiten zu schreiben - selbst für den Atari XL ist ein HTML-Editor in Arbeit. Seit den ersten HTML-Tools für den Atari (HomePage Penguin/HTML-Help) sind einige interessante Programme erschienen.
Bei diesem Programm handelt es sich nicht etwa um einen HTML-Editor für geistig Minderbemittelte, sondern um den ersten HTML-Text-Editor. Diese Sparte entspricht praktisch einem normalen Text-Editor mit zusätzlichen Hilfsfunktionen für HTML-Programmierer. Der Spinner präsentiert sich mit einem Textfenster und einer frei bewegbaren Toolbox. Im Textfenster kann munter herumgetippt werden.
Die Toolbox hat Icons für Trennlinien, Tabellen, Listen, Bilder, Textanker, Interne und externe Links. Manche dieser Funktionen benötigen eine Textmarkierung. Die übliche Methode mit der linken Maustaste und ziehen funktioniert nicht; die "Endmarke" wird mit der rechten Maustaste gesetzt.
Die Dialoge sind so, wie man es von einem Programm von 1997 erwartet: mager. Schon damals war WebSpinner alles andere als modern und stürzt relativ häufig ab.
WebSpinner ist Shareware und wird schon seit langem nicht mehr weiterentwickelt.
HTML2TXT konvertiert HTML-Dateien in normale Text-Dateien. Die Besonderheit dieses Programms ist, das manche Tags interpretiert werden. Das Programm versucht, das Aussehen des HTML-Dokuments weitgehend beizubehalten. Listen, Trennstriche und die Ausrichtung werden erkannt und entsprechend umgesetzt. Deshalb benötigt es auch die gewünschte Zeilenlänge. Heraus kommt in den meisten Fällen eine gut lesbare ASCII-Datei. Sehr fehlerhaft geschriebene Dateien können HTML2TXT u.U. durcheinander bringen. Die Konvertierung der HTML-Sonderzeichenmarkierungen (ü etc.) erledigt das Programm auf Wunsch gleich mit.
Mit einem Klick auf "Next" gelangt man in die Batchliste. Hier lassen sich HTML-Dateien hinzufügen, die dann im nächsten Schritt alle abgearbeitet werden. Die verarbeiteten Dateien lassen sich in jedes Verzeichnis ablegen. Leider fehlt eine Funktion, um ganze Verzeichnisse zur Liste hinzuzufügen.
Schwerlich vorwerfen kann man dem Programm, das bei komplexeren Seiten meistens keine schönen Text-Dateien herauskommen - dazu müßte schon ein ganzer Browser eingebaut sein.
Dafür ist die Benutzung gut gelungen und sehr kompakt.
HTML2TXT ist "Registerware". Die Registrierung ist kostenlos und dient dem Programmierer hauptsächlich dazu, festzustellen, wer sein Programm so alles benutzt.
Ein neuer HTML-Generator, der aber eher aussieht, als käme er direkt aus der Steinzeit. HTMLGen ist die Umsetzung eines Perl-Scripts und dementsprechend mager. Das Programm wird vollständig mit der Tastatur bedient und fragt erstmal die wichtigsten Eigenschaften der Seite ab. Danach erscheint das Menü und man erhält u.a. die Möglichkeit, einen Text einzufügen. Dieser muss im Programm eingetippt werden und darf auch HTML enthalten.
Eigentlich könnte das Programm prima als .TOS-Programm in der Konsole laufen, wenn da nicht die kleine Begrüßungs-Box am Anfang wäre. So ist AHTMLGen nicht gerade für Multitasking geeignet.
Erstaunlich war, dass die Mini-HTML-Seite, die erzeugt wurde, fehlerhaft war:
<HTML> <HEAD> <TITLE>Test st-computer</TITLE> </HEAD><BODY> <CENTER><TABLE COLS=2 WIDTH=100% NOSAVE > <TR> <TD>Page Created: 4.10.2001</TD> <TD> <DIV ALIGN=RIGHT> <A HREF=index.html> Go to site index</A></DIV> </TD></TR></TABLE></CENTER><HR> dies ist ein Test
Tidy ist ein kleine Open Source-Programm, das in erster Linie dazu dient, ein HTML-Dokument auf Fehler zu überprüfen. Es ist direkt über die Homepage des W3C erhältlich. Für den Atari existiert seit einiger Zeit eine GEM-Version.
Die Überprüfung liest das Dokument ein und analysiert es. Der Fehlerreport trägt den gleichen Namen wie das Dokument, bloß mit der Endung ".ERR". Alternativ kann Tidy auch gleich die Fehler verbessern, wobei man damit - wie bei allen automatischen Funktionen - vorsichtig sein sollte. Eine Stärke von Tidy ist die Fernbedienbarkeit mit GEMScript, allerdings bietet die Atari-Version nicht alle Funktionen des Originals.
Joe ist, wie WebSpinner, ein HTML-Texteditor. Allerdings stellt Joe einen wesentlich besseren Versuch dar und bietet einen relativ modernen Editor mit Hilfsfunktionen für HTML-Programmierer. Nach dem Start zeigt sich Joe mit zwei Menüleisten. Die Leiste mit den HTML-Befehlen liegt im Editorfenster, über die Menüleiste wird das Programm konfiguriert. Es kann jeweils ein Text zur Zeit editiert werden, Joe coloriert Text und HTML-Tags, womit die Datei gleich übersichtlicher wird. Anders als bei WebSpinner funktioniert das Markieren wie gewohnt. Das Programm selber hat jedoch keine eigenen Dialoge zur Erstellung von HTML-Tags eingebaut, als Ausgleich dienen „Joe’s Good Tricks“, eine kleine Sammlung von HTML-Generatoren.
Die Menüleiste im Fenster wirkt sehr unübersichlich, da die HTML-Tags direkt im Menü stehen, d.h. im „Position“-Menü stehen Einträge wie „ALIGN=RIGHT“. Hier hätte es sicherlich nicht geschadet, stattdessen „Rechtsbündig“ zu schreiben.
Joe bietet noch einige Optimierungsfunktionen, um unnötige Leerzeichen zu entfernen, doppelte Leerzeilen zu löschen und End-Tags zu entfernen. Diese Optimierungen werden natürlich nur auf Wunsch durchgeführt.
Als modernes Programm unterstützt Joe OLGA und GEMScript.
HTML-Help ist das älteste HTML-Tool für den Atari und wurde 1996 von der Atari Inside veröffentlicht. Das Programm vereint viele HTML-Funktionen unter einer Benutzeroberfläche.
HTML-Help muss nach den Start mit einer HTML-Datei „gefüttert“ werden. Danach stehen verschiedene Funktionen zur Verfügung:
Mit der Import-Funktion lassen sich 1st Guide, normale ASCII.Texte, 1st Word+ und ST-Guide-Texte ins HTML-Format konvertieren. Ansonsten besteht HTML-Help aber nicht darauf, dass die geöffnete Datei eine HTML-Datei ist.
An einer neuen Version von HTML-Help wird gearbeitet.
Den ersten Homepage-Designer für Atari-Computer gibt es seit 1996, wird immer noch weiterentwickelt und gibt es auch für Windows und den C64(!). Der Penguin verlangt keine HTML-Kenntnisse und besteht aus drei Designern: Wizard, Editor-Modus und dem Navigator. Der Wizard führt den Benutzer Schritt für Schritt zur eigenen Homepage, womit sehr schnell ein Ergebnis vorliegt. Naturgemäß ist dieses Konzept etwas starr, auch wenn die Dialoge sehr viele Funktionen zur Verfügung stellen. Der Editor-Modus stellt nicht etwa einen eigenen Editor dar, sondern nutzt einen bestehenden Text-Editor. Das Ergebnis der Penguin-Dialoge wird sofort auf das Clipboard gepackt und kann von dort aus im Editor eingefügt werden. Eine besondere Behandlung kommt dabei Notice von Holger Weets zuteil, der GEMScript unterstützt. Der Navigator ist schließlich ein Versuch eines Editors mit einigen WYSIWYG-Funktionen (What You See Is What You Get). Auf normalen Ataris ist dieser Modus allerdings ziemlich träge.
Der Penguin kommuniziert fleißig mit allem, was die Atari-Protokollwelt so hergibt: OLGA, BubbleGEM, Colors, VA_Start, GEMScript, Texel ...
Erhältlich ist der HPP in der aktuellen v3.04 über den Atari-Fachmarkt Peter Denk. Auch hier wird bereits seit längerem an einer neuen Version gearbeitet.
Soweit der kurze Ausblick in die Welt der Atari-HTML-Tools. So mancher wird sich beschweren, warum denn der HomePage Penguin nicht mit dem Dreamweaver oder Joe mit HomeSite konkurrieren können. Berücksichtigt werden muss aber, das Programmierern auf anderen Systemen schon von Haus aus die Arbeit erleichtert wird. Zudem sind die beiden Vorzeigeprodukte der PC-Welt mit je über 3 MB auch ziemliche Schwergewichte. Mit den gegebenen Möglichkeiten gehen die Atari-HTML-Tools gut um, für die Zukunft wird man sicherlich mit steigenden Systemanforderungen leben müssen, aber die Verfügbarkeit neuer Hardware zeichnet sich zum Glück bereits ab.