PDF und MagiCMac: MagiC plus MacOS = Wir zaubern uns ein PDF

Während sich die PDF-Technologie auf anderen Plattformen immer weiter etabliert, ist besonders die Erzeugung dieses Formats auf dem Atari ein Problem. MagiCMac-Anwender können zwei Welten vereinigen und sind der lachende Dritte.

Text und Schneeschieben: Thomas Raukamp

PDF und Atari - ein leidiges Thema für alle Besitzer der Atari-Systeme. Zwar gibt es auch für unsere Lieblingsplattform eine GhostScript-Umsetzung, jedoch sind Konfiguration und Bedienung alles andere als einfach, sodass viele Anwender vor dessen Installation eher zurückschrecken. Hinzu kommt, dass GhostScript mit Programmen wie Acrobat von Adobe nicht im Entferntesten zu vergleichen ist.

MagiC auf dem Mac

Anderen Plattformen geht es da besser, besonders den Mac-und PC-Systemen. Hier wird das PDF-Format mittlerweile vollständig unterstützt durch systemtransparente Treiber, die sich ähnlich sauber einfügen wie ganz normale Druckertreiber. Und wenn z.B. das MacOS als Wirtsystem für ein Atari-Environment unter MagiC dienen darf, dann können auch MagiCMac-Anwender von den Entwicklungen der Mac-Plattform profitieren. Und in Sachen PDF bezieht sich diese Aussage ausnahmsweise einmal nicht auf den Hardware- sondern auf den Software-Bereich. An dieser Stelle möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie das Mac-System nutzen können, um aus Ihren Atari-Programmen heraus unter MagiCMac PDF-Files exportieren können.

MacOS + MagiCMac = PDF?

Bevor wir nun richtig loslegen können, müssen wir erst einmal etwas Theorie büffeln, denn natürlich gehören einige Voraussetzungen zu unserer Mission. Zuerst einmal benötigen wir ein komplett auf dem Macintosh eingerichtetes Atari-Environment, was defakto MagiCMac bedeutet. Außerdem muss NVDI in der möglichst aktuellen Version 5 installiert sein, denn dann ist Ihr System mit einem Treiber ausgerüstet, der auf die aktiven Druckertreiber des MacOS zurückgreifen kann. Hinzu kommt das Herzstück unserer Operation: der transparente PDF-Druckertreiber PrintToPDF, den Sie aus dem Internet herunterladen können (URL siehe Anhang).

Installation und Konfiguration

Bevor wir uns nun mit den nötigen Einstellungen unter MagiC befassen, müssen wir uns etwas mit dem Mac-„Unterbau" herumschlagen. Nach dem Herunterladen des Archivs aus dem Internet sollte sich bei einem installierten StuffIt-Entpacker PrintToPDF selbständig auf Ihrem Mac installieren bzw. einen eigenen Verzeichnisordner auf dem Finder erzeugen. Nun müssen Sie nur noch das eigentliche Programm PrintToPDF auf den Systemordner Ihres Boot-Laufwerks ziehen, das MacOS kopiert nach einer Nachfrage das Tool selbständig in den richtigen Ordner (Systemerweiterungen).

Nun ist der PDF-Treiber dem Mac-System bekannt und wartet auf seine Verwendung. Gehen Sie also nun ins Apfel-Menü und wählen Sie den Menüpunkt „Auswahl" aus. Nun öffnet sich das Dialogfenster, in dem Sie unter MacOS die Druckertreiber auswählen. Klicken Sie auf den neuen Eintrag PrintToPDF. Als Bestätigung wird eine Infografik in der rechten Fensterhälfte angezeigt. Verlassen Sie nun das Auswahl-Fenster über den Close-Button und bestätigen Sie danach die Information, dass Sie nun einen neuen Treiber gewählt haben und sich um die Papierformat-Einstellungen kümmern sollten. Nun können Sie endlich das MacOS hinter sich lassen und MagiC starten.

Auf der Atari-Seite sollten Sie sich nun zuerst einmal davon überzeugen, dass MACPRN.SYS, der transparente Treiber zur Nutzung der MacOS-Druckertreiber, auf Ihrem System installiert ist. Gehen Sie dazu in das Verzeichnis „nvditool.s" (befindet sich wahrscheinlich auf Ihrer Bootpartition) und öffnen Sie hier den Ordner „instprnt". Starten Sie aus diesem Ordner nun das Konfigurations-Programm instprnt.app. In dem nun erscheinenden Dialogfenster können Sie alle mit Ihrem NVDI gelieferten Druckertreiber installieren bzw. entfernen und sparen sich somit die mühsame Beschreibung der Treiber in der ASSIGN.SYS-Datei. Scrollen Sie nun die Liste der vorhandenen Treiber ganz bis nach unten durch. Der zweitletzte Eintrag sollte die QuickDraw-Ausgabe sein. Befindet sich ein kleines Puzzleteil vor dem Eintrag, so ist der Treiber bereits installiert. Sollte dies nicht der Fall sein, wählen Sie den QuickDraw-Eintrag aus und klicken Sie einmal auf den Button „Installieren". Nach dem Verlassen des Fensters (Datei/Ende) trägt das Tool den Treiber in die Datei ASSIGN.SYS ein, sodass er nun zur Verfügung steht.

Nun müssen Sie den eben installierten Drucker als Standard-Drucker anmelden. Dies geschieht im CPX-Modul „Drucker", das Sie über das Kontrollfeld erreichen. Im Aufklappmenü „Gerät" muss nun der QuickDraw-Ausgabe-Treiber ausgewählt werden. Und hier werden Sie nun zum ersten Mal mit den Konfigurations-Dialogen von PrintToPDF konfrontiert.

PrintToPDF

Nach Auswahl des QuickDraw-Treiber erscheinen nicht die sonst von NVDI gewohnten Treibereinstellungen, sondern die Dialoge des derzeit eingestellten Druckertreibers des MacOS. Und in unserem Fall handelt es sich um die von PrintToPDF. Die grundsätzlichen Einstellungen sollten dabei selbsterklärend sein. Wichtig ist in erster Linie, dass als Format DIN A 4 eingestellt ist. Etwas weiter in die Tiefe können Sie durch den Button „Voreinstellungen" Vordringen. Hier stellen Sie ein, wie sich PrintToPDF gegenüber Bildern verhält, welche Schriften durch Standard-Fonts ersetzt werden sollen usw. Nehmen Sie sich ruhig etwas Zeit, um sich mit den verschiedenen Möglichkeiten vertraut zu machen und lesen Sie ruhig auch alle Erklärungen, die Sie in dem Verzeichnis von PrintToPDF auf Mac-Ebene finden. Für uns besonders wichtig ist der Kartenreiter „Mise.". Stellen Sie den Ausgabewert auf 300 dpi ein, da es sich erwiesen hat, dass Ausgaben aus Atari-Programmen ansonsten entweder grob pixelig oder aber (im Falle von papyrus) fehlerhaft ausgegeben werden. Im Prinzip sind nun alle primär wichtigen Eingaben und Einstellungen getätigt. Übrigens: Wenn Sie sich fragen, wie Sie nun, da Sie auf die normalen NVDI-Druckereinstellungen zugunsten der PrintToPDF-Dialoge keinen Zugriff mehr haben, wieder zu Ihrem sonstigen Drucker zurückkehren sollen, so betätigen Sie im PrintToPDF-Konfigurationsfenster einfach einmal den Button „weitere Optionen". Hier findet sich der gewohnte NVDI-Dialog, aus dem Sie nun wieder andere Treiber auswählen können.

Nun aber los

Nachdem wir nun alles sowohl auf der MacOS- als auch unter der MagiC-Seite eingestellt haben, können wir nun endlich loslegen und kalt lächelnd unter MagiCMac unser erstes PDF-File erzeugen. Der Aufwand hält sich hier in Grenzen. Wenn Sie schon einmal über einen anderen Druckertreiber des MacOS aus einem Atari-Programm heraus gedruckt haben, so ist Ihnen die Bedienung bereits bekannt. Allen anderen sei dieses Verfahren nochmals am Beispiel der Textverarbeitung papyrus erläutert.

Starten Sie papyrus und laden Sie das Dokument hinein, das Sie als PDF-File ausgeben möchten. Es sollte sich dabei möglichst um eine DIN-A4-Seite handeln - mit anderen Formaten können Sie später selbst herumprobieren. Im Druck-Voreinstellungsdialog sollten Sie nun die Einstellung „NVDI: QuickDraw-Ausgabe" wählen. Alle anderen Einstellungen können in den meisten Fällen beibehalten werden. Betätigen Sie nun den Button „Drucken", so tätigt papyrus brav seine Ausgaben über den unter NVDI ausgewählten Drucker - in unserem Falle also über PrintToPDF. Nachdem der gewohnte Infodialog von papyrus verschwunden ist, meldet sich das MacOS zu Wort und informiert auf dem MagiC-Bildschirm über den Vorgang der PDF-Ausgabe. Ist auch diese abgeschlossen, so öffnet sich eine Dateiauswahlbox, in der Name und Ziel des erzeugten PDF-Files angegeben werden kann. Das war's auch schon.

In anderen Programmen ist die Handhabung ähnlich - natürlich sind die programminternen Drucker-Konfigurationen etwas anders zu handhaben. Im Verlauf der Artikelerstellung testeten wir PrintToPDF zusammen mit den Atari-Programmen papyrus, Tempus Word 4 und qed. Die Zusammenarbeit wurde verweigert von Luna und Papillon.

Oh ja, ihr Völker, es geht: Die Erzeugung eines PDF-Dokuments mit papyus WORD unter MagiCMac. Das macht Spaß und stärkt das geschundene Atari-Selbstbewusstsein.
Augen zu und durch: Wechseln Sie ins MacOS und wählen Sie im Auswahl-Dialog den neuen Eintrag PrintToPDF aus. Und schnell zurück zu MagiC...

Test

Neugierig auf das Ergebnis? Dann wechseln Sie mit einer eleganten Auswahl der Tastenkombination [Apfel][W] auf die MacOS-Seite. Haben Sie den Acrobat Reader richtig auf Ihrem System installiert, öffnet er nach einem Doppelklick auf das erzeugte PDF-File selbständig. Ist alles glatt gegangen, so können Sie nun z.B. das oben mit papyrus erzeugte Dokument bewundern. Und wenn Ihre Bekannten fragen, unter welchem Betriebssystem Sie eigentlich PDF-Files erzeugen, antworten Sie in Zukunft einfach «Atari» - wen interessieren Details?

Einschränkungen

Natürlich wollen wir hier nicht nur in Jubelarien ausbrechen. Natürlich gibt es in der Dreiecks-Beziehung MagiC-PrintToPDF-MacOS auch Nachteile. Wie erwähnt arbeiten einige Atari-Programme trotz GDOS-Schnittstelle jedenfalls in unserem Test nicht mit dem PDF-Treiber zusammen. Im Zusammenhang mit Tempus Word weigerte sich PrintToPDF aufgrund angeblicher Speicherprobleme (unser G4 verfügt allerdings über 320 MB, den sich MacOS und MagiC brüderlich teilen) standhaft, Grafiken mit zu drucken. Außerdem ist es uns bisher nicht gelungen, farbige PDFs zu erzeugen, obwohl diese Option in den Voreinstellungen bis 24 Bit Farbtiefe aktiviert war. Die wichtigste Einschränkung ist sicherlich, dass eine Seite ausschließlich als PDF-Grafik erstellt wird. Machen Sie sich also keine Illusionen, dass Sie in Zukunft Ihre z.B. mit papyrus erzeugten PDF-Dateien an eine Druckerei zur Belichtung weitergeben können. Das Ergebnis wird Sie nicht befriedigen.

Fazit

Trotzdem bewährt sich PrintToPDF vorzüglich für alle MagiC-Anwender, die ihren Atari auf dem Macintosh laufen lassen. Ähnliche Ergebnisse dürften sich übrigens durch die Kombination des STEmulator mit dem systemtransparenten PDF-Druckertreiber von Windows erreichen lassen - vielleicht berichten wir in einer der kommenden Ausgaben darüber.

Es beweist sich wieder einmal, dass das Betreiben eines Atari-Environments auf einem Macintosh weit mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt. Und was spricht schon gegen die Nutzung fremder Ressourcen, wenn das gewünschte Ergebnis erzeugt werden kann, wenn nach kleinen Konfigurationsarbeiten primär weiter mit den Atari-Programmen der eigenen Wahl gearbeitet werden kann? Wichtig ist schließlich nicht die Technik oder das Verfahren, sondern allein die Lösung. Schließlich weiß auch kaum jemand im Detail, wie ein Automotor arbeitet, denn wichtig ist das Ergebnis seiner Arbeit. Und so profitieren viele Atari-Anwender intelligent von dem System, das ihrer Umgebung eine Heimat bietet. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen, a

PrintToPDF: 20 US-Dollar

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Deutsche Version: vaskez.de/download

Nach der QuickDraw-Auswahl unter NVDI können Sie auf alle Parameter des PDF-Treibers zurückgreifen. Stöbern Sie etwas in den Benutzeroptionen und stellen Sie die mögliche Auflösung auf 300 dpi ein.
Ein mit papyrus erzeugtes PDF-Dokument im Acrobat Reader.
Wählen Sie in papyrus den QuickDraw-Treiber aus.

Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 02 / 2001, Seite 36

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