MiNT-Net für Dummies

Aufgrund ihrer offenen Kultur gewinnt die MiNT-Welt ein immer größeres Interesse unter Atari-Anwendern. Viele trauen sich jedoch nicht an die zum Teil komplizierte Konfiguration heran. Unser Einsteigerworkshop bietet Hilfe an.

Mit diesem Artikel möchte ich eine kleine Artikelreihe zum Thema MiNT und MiNT-Net eröffnen, die sich vornehmlich an den geneigten Anfänger richtet. Sie haben sich also dazu entschlossen MiNT bzw. MiNT-Net zu installieren? Zumindest ist das schon einmal sehr lobenswert - aber so einfach wie die MiNT-Freaks immer behaupten ist's dann doch nicht. Diverse Konfigurationsdateien wollen bearbeitet werden, nur wie?

Diese Artikelreihe richtet sich an den weniger versierten User, der gerne einmal MiNT-Net ausprobieren möchte, sich aber irgendwie nie so recht traute. Die ganze Artikelreihe beschäftigt sich zwar in erster Linie mit MiNT-Net, gibt aber auch Einblicke in MiNT und enthält Vorbereitungen, die es relativ leicht ermöglichen das ganze System z.B. mit SpareMiNT weiter auszubauen. Um den Einstieg nicht unnötig zu komplizieren, gibt es auf meiner Homepage (mico-mint.atari.org) eine Zusammenstellung (erstens.zip, mfd.tgz) der benötigten MiNT-Programme und Tools, sodass man sich nicht alles mühsam zusammensuchen muss.

Bevor Sie sich frisch ans Werk machen, sollten Sie als erstes ein Backup ihrer Festplatte machen, denn man hat bei den folgenden Aktionen ganz schnell mal seinen kompletten Datenbestand in die ewigen Jagdgründe geschickt und dann andere Sorgen als MiNT-Net zu installieren! Ich oder der Verlag übernehmen keinerlei Haftung oder Verantwortung für irgendwas!

Vorüberlegungen

Bevor es jetzt richtig losgeht, noch ein paar Worte zu dem, was so im täglichen MiNT-Leben gebraucht wird. Unabdingbar ist ein Texteditor, und zwar am besten einer, der Unix-Zeilenenden erzeugen kann. Das geht z.B. mit QED von Christian Felsch. UNIX-Zeilenenden bestehen nur aus einem LF (ASCII 10, Line Feed)), während die sonst bei Texten verwendeten Zeilenenden aus CR LF (ASCII 13,10, Carriage Return, Line Feed) bestehen. MiNT-Konfigurationsdateien sollten immer mit einem Editor bearbeitet werden, der Unix-Zeilenden erzeugen kann. (z.B. vi, vim, QED). Natürlich sollte man sich auch MINTNP.PRC besorgen, aktuell ist die Version 1.15.5. Versionen über 1.15.5 sollten noch nicht verwendez werden, da es sich dabei um Betaversionen handelt, die noch Fehler enthalten können. Sie finden das Programm z.B. unter cs.uni-magdeburg.de/ -fnaumann/ aber auch in diversen Mausboxen.

Ebenfalls wichtig für die Ansteuerung der seriellen Schnittstellen ist das HSMODEM-Paket von Harun Scheutzow und das HSMINST für MiNT, möglichst keine Betaversionen, da es mit diesen diverse Probleme geben kann.

Erste Schritte. Zuerst wird MINTNP.PRC in den AUTO-Ordner der Bootpartition kopiert und neu gebootet. Bitte zuerst als MINTNP.PRC in den AUTO-Ordner kopieren nicht als MINT.PRC (das ist für MiNTIer mit schwarzem Gürtel). Dann sollte man eine Partition mit einem passenden Dateisystem, das lange Dateinamen und Zugriffsrechte beherrscht (am besten ext2- oder minix) einrichten -kein VFAT, das unterstützt zwar lange Dateinamen, aber keine Dateirechte. MiNT-Net läuft zwar auch auf einer normalen TOS-Partition, aber das ist mehr eine Notlösung und führt spätestens dann, wenn man sich näher mit MiNT beschäftigen möchte, zu Problemen.

Allerdings gibt es noch ein paar Einschränkungen, die nicht unerwähnt bleiben sollen: Zum Betreiben eines ext2-Filesystems auf Ataris mit 68000-CPU gibt es den Treiber ext2_st.xfs, der allerdings noch im Test ist und nur bei Frank Naumann direkt erhältlich ist. Wer also diesen Treiber ausprobieren möchte, muss sich an ihn wenden. Für alle Rechner ab 68020er kommt das normale ext2.xfs zum Einsatz, dass auch dieser Distribution beiliegt. Solange das ext2_st.xfs noch nicht in einer stabilen Version verfügbar ist, sollte man als 68000er-Besitzer lieber minix benutzen. Das ext2- bzw. minix-Dateisystem funktioniert nur mit XHDI-fähigen Treibern, also z.B. mit HDDriver oder CBHD.

Sie sollten sich auch einen Desktop besorgen, der lange Dateinamen beherrscht. THING kann das zum Beispiel, mit den eingebauten Atari-Desktops funktioniert es leider nicht. THING hat auch den Vorteil, dass die Zugriffsrechte der Dateien komfortabel per Mausklick geändert werden können, dann muss man sich nicht mit Unix-Tools wie chmod herumschlagen - die „Unixer" mögen mir verzeihen.

Für die Installation des hier MiNT-Net-Pakets werden etwa 5-6 Mbyte an Plattenplatz benötigt. Wenn man nicht plant das MiNT-System zu erweitern, reicht das vollkommen aus, man hat dann sogar noch Platz das ein oder andere MiNT-Tool zu installieren. Ziehen Sie jedoch in Erwägung irgendwann einmal das MiNT-System zu erweitern, dann sollten Sie deutlich mehr (so ab 20 MB aufwärts) Plattenplatz einkalkulieren.

Nach diesem doch harmlosen Vorgeplänkel, geht's nun ans Eingemachte. Um nun eine Partition zu erstellen, die lange Dateinamen und Rechte beherrscht, muss man erstmal eine freiräumen, denn beim Einrichten einer minix-bzw. ext2-Partition gehen alle Daten verloren! Deswegen hier nochmal der Sicherheitshinweis, ein Backup zu machen!

Ist ein Plätzchen auf der HD gefunden, sollte man mit dem zum Festplattentreiber zugehörigen Utility die Partitionskennung auf RAW oder LNX für ext2 oder MIX für minix ändern (wie das geht, steht in der Dokumentation zum Plattentreiber-Utility). Nun am besten neu booten und dann mit mkfsext2.ttp oder minit.ttp, das Filesystem einrichten.

ext2: mkfsext2.ttp aufrufen und dann in der erscheinenden Box, den Laufwerksbuchstaben der freigeräumten Partition eintragen.

Also z.B. für die Partition D:

	mkfsext2.ttp D:

Dann sollte auf dem Bildschirm folgende Meldung erscheinen:

	mke2fs 1.14, 9-Jan-1999 for EXT2 FS 0.5b, 95/08/09

WARNING: THIS WILL TOTALLY DESTROY ANY DATA ON #: Are you ABSOLUTELY SURE you want to do this? (y/n)

Wenn Sie sich absolut sicher sind, geben Sie [y] gefolgt von [RETURN] ein, danach erscheinen einige wilde Informationen auf dem Schirm, die mit folgenden Ausgaben abgeschlossen werden:

	Writing inode tables: done. Writing Superblocks and filesystem accounting Information: done

Nun sollte sich das ext2-fs auf der Partition befinden und es kann losgehen.

minix: Rufen Sie minit.ttp auf und geben Sie in der erscheinenden Box den Laufwerksbuchstaben der freigeräumten Partition an - also z.B. für die Partition E:

	minit.ttp E:

Dort erscheinen dann eine Reihe von Ausgaben über die Partition. Die Sicherheitsabfrage nach Löschen der gesamten Partition, sollten Sie wiederum nur bestätigen, wenn Sie sich absolut sicher sind. Nun folgen verschiedene Fortschrittsausgaben. Nach der Ausgabe

	Drive #: successfully initialised Leave ok.

kann es dann auch hier losgehen. Um allerdings auf dieses Dateisystem zugreifen zu können muss natürlich erstens MiNT und zum zweiten der entsprechende Filesystem-Treiber installiert sein. MINTNP.PRG wurde ja bereits in den AUTO-Ordner kopiert.

Die Programme ESCC.PRC, MFP. PRC, MFP_XXX.PRG, MIDI.PRG, SCC. PRG und ST_ESCC.PRG müssen je nach Rechnertyp bzw. Schnittstelle installiert werden. Nähere Informationen finden Sie in der Dokumentation zu HSMODEM. Man sollte außerdem darauf achten, dass MINTNP.PRG als letztes Programm im AUTO-Ordner steht. Außerdem sollten Sie sich im Moment noch auf diese Programme beschränken, denn so ist man zumindest in diesem Punkt sicher, dass es nicht an einem AUTO-Ordner-Programm liegt, wenn's nicht so klappt wie gewünscht. Weiterhin kopiert man das HSMINST.XDD in den MINT bzw. MULTITOS-Ordner und lässt das RSVX.PRG ein zweitesmal aus der MINT.CNF starten.

MiNT-Net

Um dem System MiNT-Net bzw. PPP schmackhaft zu machen, müssen außerdem mindestens noch SOCKDEV.XDD und SLIP.XIF in den MINT- oder MULTITOS-Ordner kopiert werden. Bevor jetzt neu gebootet wird, sollte man sich die MINT.CNF aus dem Verzeichnis MINT\ (wenn man von einer älteren Installation umsteigt, aus dem Verzeichnis MULTITOS) in einen Texteditor laden und die diversen Pfadangaben an das eigene System anpassen.

Die MINT.CNF ist nur insoweit brauchbar, als dass man das MiNT-Net damit zum Laufen bekommt. Ich empfehle daher sich die bei den MiNT-Kerneln mitgelieferten MINT.CNF einmal genau anzusehen.

MiNT-Anfängern macht oft die Sektion mit den sln-Befehlen Schwierigkeiten. Dies sind sogenannte symbolische Links (sin bedeutet nichts anderes als „symbolic link"). Ein Link ist keine echte Datei oder Ordner sondern nur ein Verweis auf einen Ordner oder eine Datei. Ein Beispiel dazu: Nehmen wir an, wir wollen unser MiNT-Net auf Partition D: im Ordner MiNTNET unterbringen. Damit MiNT diesen Ordner findet, wird ein Link auf Laufwerk u: gesetzt. (u:\ ist ein virtuelles Laufwerk, das von MiNT angelegt und verwaltet wird). Dann sieht das folgendermaßen aus:

	sin D:\MiNTNET\bin u:\bin

Dieser Befehl sorgt dafür, dass wir und auch MiNT nach dem nächsten Booten auf Laufwerk u:\ einen Ordner \bin finden, der sich aber in Wirklichkeit auf Laufwerk D: im Ordner MiNTNET befindet. Das heißt also: Wenn ich auf Laufwerk u: den Ordner /bin öffne, wird eigentlich der Ordner D:\MiNTNET\bin geöffnet. Der Vorteil der symbolischen Links liegt auf der Hand: Braucht man an verschiedenen Plätzen auf der Hard Disk ein und dieselbe Datei, muss sie nur einmal vorhanden zu sein und von den anderen Stellen wird über Links auf sie zugegriffen.

Die symbolischen Links sind auch ein Grund für die Verwendung des Pak-kerduos tar/gzip unter Unix-kompatiblen Systemen. Nur diese beiden sind in der Lage symbolische Links zu erkennen. Packer wie ZIP oder LZH würden die symbolischen Links als Datei erkennen, wodurch sehr große Archive entstehen können, da unter Umständen mehrfach vorhandene, gleiche Dateien immer in ihrer kompletten Größe abgespeichert werden.

Schnittstellen

Ein weiterer Punkt, über den der Anfänger oft stolpert, ist das Umbenennen der Schnittstellen. Man sollte, wie schon erwähnt, das HSMODEM-Paket installieren. Um die Schnittstellen sowohl für MiNT-Programme wie den pppd als auch für GEM-Programme wie Connect zugänglich zu machen, müssen die Modemschnittstellen umbenannt werden. Dies geschieht über den Befehl ren:

	ren u:\dev\modem1 u:\dev\ttya

Damit wird die Modemschnittstelle für MiNT-Programme zugänglich gemacht. Da aber nun keine modem1 -Schnittstelle mehr vorhanden ist, muss zusätzlich noch über folgende Befehlsfolge die HSMODEM-Schnittstelle zu modem1 umbenannt werden:

	ren u:\dev\HSmodem1 u:\dev\modem1

Dadurch wird die Modemschnittstelle wieder für Programme wie Connect zugänglich gemacht. Entsprechend werden die anderen Modem-, Seriell-, Lan- und MIDI-Schnittstellen behandelt.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch noch das Programm RSVX.PRG. Dieses Programm muss einmal aus dem AUTO-Ordner und ein zweites Mal über folgenden Befehl aus der MINT.CNF gestartet werden:

	exec c:\auto\rsvx.prg

Weiterhin wird mit der oben aufgeführten MINT.CNF keinerlei AES (z.B. N.AES oder MultiTOS) gestartet - diese Anpassungen lese man in den entsprechenden Dokus der AES-Versionen nach.

Ist alles angepasst, kann neu gebootet werden. Danach sollten Sie auf die ext2- bzw. minix-Partition zugreifen können.

Zusammenfassung

Wir haben jetzt ein Dateisystem auf einer freien Partition erzeugt. Auf unserem Bootlaufwerk liegt MINTNP.PRG. Die HSMODEM-Treiber befinden sich im AUTO-Ordner, und wir haben einen MINT-Ordner, in dem sich die relevanten Treiber (HSMINST.XDD, SOCKDEV.XDD, SLIP.XIF) sowie die MINT.CNF, die wir angepasst haben, befinden. In der kommenden Ausgabe gehen wir weiter auf ein minimales MiNT-System ein. □

mkfs nach der Arbeit. Beachten Sie bitte auf jeden Fall die Löschwarnungen.

Marc-Antón Kehr
Aus: ST-Computer 02 / 2001, Seite 25

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