AHCX

Man nehme ein Fenster und einen Cursor, füge 250ml Dialogboxen hinzu und erhitze das ganze auf der einzigen je gebauten Atari-Kochplatte und man erhält AHCX - A Home Cooked teXteditor.

Soweit die Theorie. Vermutlich war die Entstehungsgeschichte von AHCX etwas anders, aber die vier Buchstaben stehen tatsächlich für "A Home Cooked teXt editor". Obwohl AHCX keinen sonderlich hohen Bekanntheitsgrad genießt, spendiert der Programmierer Henk Robbers seinem Programm doch seit 1992 ab und zu Updates. Das letzte ist datiert auf November 2000 und Grund genug, mit Kochtopf und Tastatur diesen Texteditor zu betrachten.

Zutaten ersetzen und Zeilen anspringen

Das Fertiggericht

Das AHCX-Archiv hält sich mit etwa 66 KB in Grenzen und auch ausgepackt präsentiert sich das Programm ohne viele Kalorien. Im Archiv enthalten ist auch ein kurzer Hypertext für den ST-Guide. Ungewöhnlich ist lediglich die HRD-Datei für Ressource-Editoren, nicht ohne Grund, aber dazu später mehr.
Das Programm liegt in englischer Sprache vor, ab und zu gibt AHCX auch ein paar Brocken Niederländisch von sich ("Het is nu kwart voor negen precies"), die man allerdings getrost ignorieren kann.

Anwärmen

Nach dem Start des Programms öffnet sich ein kleines "drop"-Fenster. Das Fenster wirkt auf den ersten Blick etwas deplaziert, macht aber durchaus Sinn. Wenn kein Programmfenster offen ist, lassen sich normalerweise auch keine Drag&Drop-Aktionen durchführen. Durch dieses Mini-Fenster ist jedoch immer mindestens ein Programmfenster offen. So läßt sich z.B. aus dem Desktop eine Textdatei auf das Dropfenster ziehen und AHCX öffnet die Datei. Es steht also gewissermaßen immer ein (sauberer) Kochtopf parat.
Ist bereits ein Editorfenster offen, läßt sich die Datei auch auf das Fenster ziehen.

Das Menü

Gerade mal mit drei Menüs präsentiert sich AHCX. Die Start-Menüleiste deckt jedoch nur die globalen Funktionen ab; die einzelnen Texteditor-Fenster verfügen über eine eigene Menüleiste.
Über das globale Menü "Datei" lassen sich Textdateien öffnen. Das dort eigene Auswahlpunkte bspw. für C-Sourcecodes und -Headerdateien stehen, läßt vermuten, das AHCX sich auch an Programmierer richtet.
In den Optionen findet sich eine Umschaltmöglichkeit zwischen kleiner und normaler Schriftgröße. Dann folgen die Fensterparameter (Tabulatorgröße etc.), Textsuche, Ordnervergleich, zwei Optionen zum gruppieren der Textfenster, der Textpuffer und die Klammerdefinition. Optisch einladend wirkt dieser Optionen-Eintopf nicht gerade, ein paar Trennstriche im Optionen-Menü würden schon Wunder wirken.

Suppen-Cursor

Der Cursor läßt sich wie gewohnt in dem Textfenster bewegen. Grundsätzlich arbeitet AHCX im Einfügen-Modus. Ein Umschalten auf "Überschreiben" ist nicht möglich. Optisch irritierend ist das Aussehen des Cursors: er wird als Block dargestellt, obwohl es sich eingebürgert hat, einen dünnen, vertikalen Strich für einen Cursor im Einfügen-Modus zu benutzen.
Die Geschwindigkeit beim Bewegen innerhalb des Textes ist nicht unbedingt rekordverdächtig aber ausreichend.
Die weitere Tastatursteuerung entspricht dem Standard.

Klemmbrett

Der Koch verrät seine Rezepte nicht und so verfügt AHCX nur über ein internes Klemmbrett. Die Unterstützung für das Standard-GEM-Klemmbrett ist für eine der nächsten Versionen vorgesehen.

Drag & Cook

Neben der Drag & Drop-Unterstützung um neue Dateien zu laden, gibt es auch ein internes Drag & Drop. Zuerst muß mit der linken Maustaste ein Block markiert werden, der dann mit der rechten Maustaste innerhalb des Textfensters verschoben oder auf ein anderes Textfenster gezogen werden kann.

Damit der Deckel auf den Topf paßt - Tabulatoren und Einrückungen

Suchen & Finden

Die Suchen-Funktion ist ein Teil des großen AHCX-Dialogfensters. 10 Suchbegriffe lassen sich eingeben, wobei aber immer nur nach einem gesucht wird. Der gewünschte Suchbegriff wird per Mausklick definiert. Gesucht wird entweder im obersten Fenster, in allen Fenstern oder in Verzeichnissen.
Die Suche in Verzeichnissen gestaltet sich als sehr flexibel. Neben dem Pfad läßt sich auch eine Wildcard festlegen, so das ein Suchpfad so lauten könnte:

D:\PUREC\*.[CHS]

Dieser Suchpfad sucht im Verzeichnis PureC in Dateien mit der Endung *.C, *.H und *.S nach den gewünschten Suchbegriffen. Das Resultat wird in einem neuen Fenster mit Dateinamen, Zeilennummer und der Fundstelle präsentiert.

Fett schwimmt oben

Eine kleine Besonderheit von AHCX ist die Möglichkeit, auch fett gedruckten Text auszugeben. Welche Wörter fett geschrieben werden, ist festgelegt.
Die "Fett-Liste" kann in der Resource-Datei geändert werden, womit sich auch das Vorhandensein der HRD-Datei erklärt. Der Dialog "BOLDTAGS" enthält die einzelnen Schlüsselwörter, die in AHCX automatisch fett geschrieben werden sollen. Diese kann man per Resource-Editor relativ leicht den eigenen Bedürfnissen anpassen.
Die Fettschrift wird nur für die Optik am Bildschirm verwendet.

Für den vergesslichen Koch lassen sich bis zu zehn Suchbegriff notieren

Die Rechnung, bitte!

AHCX ist ein netter, kleiner Editor mit ein paar schönen Ideen, der jedoch nicht mit den Schwergewichten in diesem Programmbereich konkurrieren kann. Insgesamt zwar kein Fünf-Gänge-Menü aber eine schöne Zwischenmahlzeit, die so manchem gefallen dürfte. Da der Download von AHCX nicht schwer im Magen liegt, spricht eigentlich nichts dagegen, sich den Editor einmal anzuschauen.
Guten Appetit!

Homepage: http://people.a2000.nl/hrobbers/Homepage.html
Status: Freeware


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 02 / 2001, Seite 44

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite