Der wohl bekannteste Titel, den Atari Interactive noch in diesem Jahr veröffentlichen wird, ist mit Sicherheit die Fortsetzung der Pac-Man-Geschichte. Pac-Man: Adventures In Time wurde in den Vereinigten Staaten am 17. Oktober veröffentlicht und soll schon bald auch die Classic-Gaming-Fans in Europa erreichen.
Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich bei dieser Besprechung von Pac-Man um eine Preview handelt, da uns die vollständige Version noch nicht vorlag.
Die Story für diese Pac-Man-Auferstehung hört sich folgendermaßen an: Die Geister aus den Pac-Man-Spielautomaten sind in das Pac-Land eingedrungen und haben die fünf magischen Kraft-Pillen gestohlen. Die Geister haben diese Pillen durch die Zeit an verschiedene Orte geschickt. Pac-Man muss sich nun seinen Weg durch die Zeit bahnen, um alle fünf Pillen zurück zu bekommen. Ihr Abenteuer schickt sie an so verschiedene Orte wie das alte Ägypten, den Wilden Westen und in Zeiten, die weit in der Zukunft liegen.
Wenn Sie schon einmal Pac-Man 20th Anniversary von Namco auf der Sony Playstation gespielt haben, werden Sie sich sehr schnell zuhause fühlen. Pac-Man: Adventures In Time ähnelt sehr dem Maze-Modus der Jubiläumsausgabe. Insgesamt gibt es 45 Labyrinthe im Spiel, die in 3D-Ansichten präsentiert werden. Farben werden sehr effektiv und intensiv genutzt - alle Welten erscheinen hell und klar. Wir haben Pac-Man in einer Auflösung von 1024x768 Pixeln gespielt, was eine wahre Freude war. Die ganze Umgebung vermittelt Spaß und Spielfreude.
Auf einigen unserer Screenshots sehen Sie, dass sich die Geister weiterentwickelt haben. In den verschiedenen Welten sind sie mit verschiedenen Waffen und Werkzeugen ausgestattet. Im Mittel-alter präsentieren sie sich in Rüstungen und auf Pferden. Allen Levels gemein sind die übersichtlichen Spielstandsanzeigen: Im oberen linken Spielfeld wird angezeigt, wieviele Leben Sie noch haben. Gleich darunter zeigt ein Balken an, wieviel Sprungkraft Sie noch besitzen - mehr zu dieser Fähigkeit später. In der Mitte des oberen Bildschirm-Drittels werden ihre Punkte angezeigt. In der oberen rechten Ecke wird dagegen angezeigt, wieviele Bälle noch aufgefressen werden müssen und wieviele Bälle sich überhaupt noch im Labyrinth befinden.
Die Spielregeln sind nahezu identisch mit denen des originale Pac-Man-Spiels. Ihre Aufgabe ist es, Pac-Man in den Labyrinthen herumzuführen und möglichst viele Bälle aufzufressen. Verschiedene Geister werden versuchen, Ihnen dabei ins Handwerk zu pfuschen, wobei das Berühren eines Geistes im Tode endet. Wenn Sie eine Kraft-Pille schlucken, bekommen Sie genügend Energie, um auch Geister zu verspeisen.
Was Pac-Man: Adventures In Time vom originalen Pac-Man unterscheidet, ist mit Sicherheit die aufwändige dreidimensionale Gestaltung der Labyrinthe. Viele Labyrinthe bestehen aus mehreren Ebenen, die durch Fahrstühle und Treppen verbunden sind. So findet sich z.B. in einem Dschungel-Level eine Bambus-Treppe, die Sie in eine weitere Ebene trägt. In den Labyrinthen gibt es außerdem ausgefeilte 3D-Landschaften wie Berge, Täler usw.
Neue Herausforderungen und Waffen der Gegner erweitern den Unterhaltungswert von Pac-Man ganz gewaltig. So wird der Spieler auch mit komplett neuen Gegnern konfrontiert - so z.B. mit feuerspeiende Drachen in der Mittelalter-Ära. Im Zeitalter des Wilden Westens verlaufen dagegen Schienenstränge durch das Labyrinth - wenn Sie hier nicht aufpassen, überfährt Sie der nächste Zug ganz einfach.
Trotz all dieser spannenden neuen Features beruhigt es gleichzeitig, dass die Entwickler darauf geachtet haben, dass viele klassische Aspekte des originalen Pac-Man erhalten geblieben sind und sich auch in der neuen Version finden. So werden Sie sich über viele Sounds freuen, die man einfach von Pac-Man erwartet. Umso ärgerlicher ist es, dass Atari den klassischen Klang beim Essen von Bällen verändert hat - schließlich handelt es sich hierbei um einen der bekanntesten Sounds der Spieleindustrie.
Während viele andere klassische Elemente jedoch erhalten geblieben sind, wurde Pac-Man durch viele neue und schöne Features bereichert. So ist es der kleinen Knutschkugel nun möglich, zu springen, zu schwimmen und sogar zu fliegen. Auch Pac-Man hat also dazugelernt. Auch die Geister haben einige Veränderungen mitgemacht. In jedem Level sind sie mit Kostümen ausgerüstet, die zu der Zeitperiode passen. Ich habe mich durch alle 45 Level hindurchgespielt und wurde dabei mit Geistern konfrontiert, die als Cowboys, Roboter und Mumien auftreten.
Eine weitere Neuerung in der Pac-Man-Welt sind die Bonus-Stufen. Wenn Sie jemals „Sonic The Hedgehog" gespielt haben, dann haben Sie schon einen recht guten Eindruck davon, was Sie hier erwartet. In jeder Bonus-Stufe muss sich Pac-Man seinen Weg durch einen engen Tunnel bahnen, in dem sich ihm viele Hindernisse in den Weg stellen. Ziel ist es natürlich auch hier, in einer Zeitperiode soviele Punkte wie möglich zu sammeln.
Die wichtigste neue Fähigkeit von Pac-Man ist das Springen, damit Hindernisse überwunden werden können. Die erste Umsetzung dieser Fähigkeit fand sich übrigens in Spiel „Pac-Mania", das Atari Ende der 80er Jahre veröffentlichte. Wie bereits erwähnt, ist Pac-Mans Sprungkraft abhängig von seiner Energie. Bevor diese nicht ein bestimmtes Level erreicht hat, kann Pac-Man auch nicht springen. Die Entwickler sind hier richtig vorgegangen und haben verhindert, dass Pac-Man zu jedem Zeitpunkt springen kann und so mit den Kräften gehaushaltet werden muss. Sie müssen sich also einige strategische Überlegungen machen.
Ich muss sagen, dass mich der Soundtrack von Pac-Man 20th Anniversary schlichtweg begeistert hat. Ich hoffte natürlich, dass auch Ataris neue Version des Pac-Man mich hier neu bezaubern kann. In der Betaversion, die uns vorlag, waren zwar noch nicht alle Musikstücke enthalten, doch als MP3-Dateien auf der CD gespeichert, sodass wir ich mir einen ersten Eindruck machen konnte. Besonders die Titelmelodie ist fantastisch gelungen. Wenn Sie sich den Titel sehr genau anhören, werden Sie Klänge aus vielen verschiedenen Arcade- und Konsolenversionen von Pac-Man erkennen. Besonders fallen dabei natürlich Klänge aus der Atari-2600-Version auf. Andere Stücke konnten ebenfalls gefallen, während andere nur durchschnittlich daherkamen. Vielleicht erwarten uns im finalen Release ja noch einige besonders gelungene Perlen.
«Was Pac-Man: Adventures In Time vom originalen Pac-Man unterscheidet, ist mit Sicherheit die aufwändige dreidimensionale Gestaltung der Labyrinthe.»
Es ist immer schwierig, eine Beta-Version eines Spiels zu beurteilen. Etwas schade ist sicherlich, dass Atari diesmal keinen klassischen Modus mit seiner neuen Version mitgibt. Trotzdem denke ich, dass die Entwickler auf dem richtigen Weg sind. Pac-Man: Adventures In Time bringt neues Leben in diesen Klassiker, ohne zuviel von der Tradition herzugeben.
Etwas dumm fällt auf, dass einmal mehr die Gelegenheit nicht genutzt wurde, am Charakter von Pac-Man selbst zu arbeiten. Pac-Man rennt durch alle Welten mit dem bekannten, etwas einfältigen Grinsen im Gesicht. Hin und wieder schmeißt Pac-Man aus Erschrecken vor einigen Geistern seine Arme in die Höhe, doch die meiste Zeit über bleibt der Charakter eher eindimensional. Es wäre wirklich schön, wenn auch Pac-Man endlich einmal Emotionen im Gesicht abzulesen wären. Wenn hinter mir ein Geist her wäre, würde ich wahrscheinlich nicht mehr lächeln.
Dennoch Freunde eines der berühmtesten Spiele aller Zeiten können sich auf die Wiederbelebung freuen.
Michael Steuer
Sony Playstation oder
Pentium 166, Windows 95 oder 98, 4-fach CD-ROM, 2 MB V-RAM, 32 MB RAM, 70 MB HD, Soundkarte, DirectX 6.1, Modem 14400 Baud