MagiC-Tipps

Es ist nun einmal wahr: Wer schon einmal MagiC auf einem heutigen G3- oder G4-Rechner von Apple hat laufen - oder besser "hat rennen" sehen, der bekommt feuchte Augen. So schnell sieht man seine heißgeliebte und stellenweise immer noch überlegene Atari-Software sonst nirgends. Und nicht nur bis dahin eingefleischten Atari-Puri-sten stehen die Tränen vor Glück in den Augen - auch überzeugte Mac-Fans können oft nicht glauben, dass es ein Betriebssystem gibt, dass ihr angestammtes MacOS eigentlich locker im Regen stehen lässt. Umso schwerer wiegt diese Schlappe natürlich, wenn man bedenkt, dass MagiC auf dem Apple eben nicht rein nativ läuft, sondern zu großen Teilen eine Emulation benötigt.

Heutige Hardware ist tatsächlich schon so schnell, dass es eigentlich nicht mehr allzu sehr darauf ankommt, ob eine Umgebung nativ oder in einer Emulation läuft. Hauptsache ist mehr und mehr (und das war beim Atari eigentlich schon immer so), dass sich der Anwender rundum wohlfühlt. Und MagiC ist ein Environment, dass dazu einlädt - nicht nur langjährige Atari-Fans. Umso schöner ist es, dass wir MagiC auf topmoderner Hardware nutzen können.

Schrauben macht Freude

Aber es gibt eigentlich nichts, was nicht noch verbesserungswürdig ist. Dabei geht es eigentlich primär gar nicht darum, das Betriebssystem in seiner Leistung an sich zu verbessern, sondern es an die eigenen Bedürfnisse und Wünsche optimal anzupassen. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder man installiert neue Programme bzw. Tools, die ein noch effizienteres und besseres Arbeiten gewährleisten (siehe dazu unseren Artikel "MagiC Tools"), oder aber man arbeitet mit den Mitteln, die das gegenwärtige Arbeitsumfeld voll ausnutzen.

Die nachfolgenden Tipps beziehen sich teilweise recht gezielt auf das Betrieben von MagiC auf dem Mac. Von anderen können auch widerum alle MagiC-Freunde profitieren. Einige Tipps wenden sich gezielt an Einsteiger, andere werden vielleicht auch alten Hasen neue Ideen geben. Los geht's...

Piktogrammanordnungen

Seit TOS 2.x bietet auch der Atari die Möglichkeit, Piktogramme frei nach Schnauze auf dem eigenen Desktop zu platzieren. Dabei kann es sich sowohl um Programm- als auch um Verzeichnis-lcons handeln. Die meisten Anwender machen jedoch von diesem Feature nur sehr rudimentären Gebrauch. Zumeist werden Piktogramme auf dem Desktop gezogen und dort fixiert, um Programme leicht erreichbar zu plazieren und sie schnell zu starten. Natürlich macht dies Sinn, aber Sie sollten einmal überlegen, ob Sie dieses System nicht noch optimieren können. Stellen Sie sich z.B. die Frage, in welche Verzeichnisse bzw. Ordner Sie besonders häufig Dateien kopieren und auf welche Sie zum Herauskopieren oftmals zugreifen. Bei jedem Atari-System fällt hier zunächst einmal der AUTO-Ordner ein. Die hier abgelegten Programme werden bekanntlich bei jedem Systemstart neu ausgeführt bzw. fest installiert. Es handelt sich also um sehr relevante Systemdaten. Unter MagiC-Systemen ist aber meist noch ein verwandter Ordner noch etwas wichtiger, da man in ihm recht häufig Veränderungen durchführt: Der START-Ordner. Hier sind Programme enthalten, die speziell MagiC startet. Viele Tools wie Appline oder Deskdrop finden sich hier. Anders als der AUTO-Ordner, der sich im Wurzelverzeichnis der Bootpartition befindet, muss der Anwender beim START-Ordner jedoch einige Umwege gehen, um diesen zu erreichen. Normalerweise lautet der Pfad C:\GEMSYS\MACIC\START, was immerhin vier Mausklicks benötigt. Es ist also einfacher, ein Alias des START-Ordners auf dem Desktop abzulegen - besonders dann, wenn Sie immer ganz begierig jedes neue Tool ausprobieren, das für MagiC erscheint.

Überlegen wir weiter, welche Verzeichnisse Sie häufig nutzen. Sind Sie z.B. begeisterter Internet-Surfer? Dann werden Sie bestimmt auch häufig Programme, Bilder usw. aus dem Web herausladen. Wenn Sie ein ordnungsliebender Mensch sind, dann haben Sie für all diese Downloads einen zentralen Ordner angelegt. Nichts ist nun nerviger, als jedesmal nach diesem Verzeichnis zu suchen, wenn Sie nach einer Internet-Session ihren "Fang" begutachten bzw. entpacken. Also sollte auch dieser Ordner stetes griffbereit parat liegen. Dasselbe lässt sich natürlich auch vom Ordner für Uploads sagen, da man so stets schnell und unkompliziert zu versendende Dateien in diesen Ordner ziehen kann.

Benutzen Sie jinnee? Dann wird Ihnen bestimmt auch schon aufgefallen sein, dass es im Internet immer mehr Piktogramm-Sammlungen gibt, die die Arbeit mit dem Desktop weiter verschönen. Die Installation ist dabei recht einfach: Unter jinnee müssen Sie das neue RSC-Icon einfach nur in den Icon-Ordner von jinnee schieben. Der Pfad lautet hier C:\JINNEE\ICONS. Wer hier häufig Veränderungen vornimmt, sollte sich auch diesen Weg vereinfachen und dieses Verzeichnis auf dem Desktop plazieren.

Ähnliches gilt für den XTENSION-Ordner von MagiC. In den letzten Monaten sind eine Menge neuer Themen für die Fenster-Buttons erschienen. Um diese zu installieren, muss die Datei winframe. rsc durch eine neue ersetzt werden. Hin und wieder muss auch die Datei winframe.slb getauscht werden. Der XTENSION-Ordner liegt jedoch recht verschachtelt im Pfad C:\GEMSYS\MAGIC. Wenn Sie also häufig das Aussehen ihrer Fenster verändern, sollten Sie auch hier die Abkürzung durch ein Desktop-Alias wählen.

Soweit erstmal unsere Anregungen, welche Verzeichnisse immer auf dem Desktop erreichbar sein könnten. Natürlich hat hier jeder Anwender seine eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse. Überlegen Sie einfach, auf welche Verzeichnisse Sie häufig zugreifen und ob eine Ablage auf dem Desktop eine Erleichterung wäre. Dies könnte z.B. beim Hypertext- oder CPX-Ordner der Fall sein. Machen Sie von diesem simplen, aber effektiven Feature des Atari Gebrauch.

Gemeinsame Ordner

So schön MagiC auch ist, für einige Aufgaben kommt auch der treueste Atari-Fan nicht immer um die Nutzung des Mac OS, das sonst nur die "Bühne" für sein favorisiertes Betriebssystem darstellt, herum. Und immerhin ist es ein Privileg des MagiCMac-Anwenders, dass er für einige Arbeitsabläufe Standard-Software unter einem etablierteren OS nutzen kann - denken Sie z.B. an perfektes Online-Banking mittels Explorer oder Netscape.

Umso wichtiger ist ein gut funktionierender Datenaustausch. Grundsätzlich verstehen sich MagiC und MacOS blendend und der Aufbau eines "Quasi-Netzwerks" zum Datenaustausch ist ohne Probleme möglich. Das MacOS kann jederzeit auf die MagiC-Verzeichnisse zugreifen, und auch für MagiC kann in den Voreinstellungen von MagiCMac der Zugriff auf beliebige MacOS-Verzeichnisse frei gemacht werden. Es ist jedoch nicht immer sinnvoll, ganze Partitionen unter MagiC erscheinen zu lassen, denn zum Einen ist der Desktop zumeist mit den MagiC-Laufwerken schon immer randvoll, zum Anderen will man ja nicht versehentlich in wichtigen MacOS-Verzeichnissen "herumpfuschen". Es gilt also zu überlegen, welche Verzeichnisse von der Atari-Seite aus zugänglich gemacht werden sollten.

Für den Datenaustausch bietet es sich z.B. an, ein Verzeichnis einzurichten, dass von beiden Seiten leicht zugänglich ist. Richten Sie also unter MacOS ein Verzeichnis ein, dass Sie z.B. Austausch nennen und ziehen Sie es auf den Finder. Im Voreinstellungsdialog Laufwerke... von MagiCMac machen Sie dann dieses Verzeichnis verfügbar - wählen Sie einfach das Verzeichnis aus. Starten Sie nun MagiCMac, sollte sich das Verzeichnis als Laufwerk mit der ausgewählten Bzeich-nung auf dem Desktop finden. Ist dies nicht der Fall, wählen Sie einfach den Menüpunkt Objekt/Laufwerke finden. Nun steht jhnen ein Austauschverzeichnis bereit, auf das beide Seiten gleich schnell zugreifen können. Unter MagiC sollten Sie dem ganzen nun noch ein aussagekräftiges Piktogramm zuordnen (z.B. einen Apfel), damit das Austauschverzeichnis noch leichter identifizierbar ist.

Arbeiten Sie mit Calamus SL? Dann wissen Sie sicher, dass aktuelle Versionen direkt PostScript- bzw. TrueType-Schriftsätze des MacOS nutzen können. Was liegt also näher, das Font-Verzeichnis des MacOS auch unter MagiC verfügbar zu machen, damit Sie unter Calamus über diese Zeichensätze von einem eigenen Laufwerk verfügen können? Der Vorgang ist genauso wie beim oben beschriebenen Verzeichnis für den Datenaustausch.

Deskdrop

jinnee wird ab der Version 2.0 mit dem Zusatztool Deskdrop ausgeliefert, dass nichts anderes als eine einfache Dock-Leiste darstellt. Atari-Anwender schätzen das Tool aufgrund der einfachen Bedienung per Drag & Drop. Aber nicht alle nutzen die Möglichkeit, den Dock-Einträgen aussagekräftige Piktogramme zuzuweisen.

Die Zuordnung ist eigentlich ganz einfach. Unter jinnee wählen Sie den Menüpunkt Icons zuordnen.... Nun öffnet sich das bekannte Programm jicons. Recht auffällig stellt das links erscheinende Fenster die großen Programm-lcons dar. Unten rechts ist ein weiteres, zu Unrecht missachtetes Fenster, zu finden: Es heißt Mini-lcons. Wenn Sie sich schon immer gefragt haben, wozu diese wohl gut sind, dann wissen sie es jetzt: Sie erscheinen neben dem Programmeintrag in den Dockfenstern von Deskdrop.

Die Zuordnung ist genauso einfach wie bei den großen Icons. Nach einem Doppelklick öffnet sich ein Dialog, der die notwendigen Programm- oder Ordner-lnformationen abfragt. Haben Sie z.B. bereits ein normales Piktogramm für den Texteditor Luna bestimmt, wird dieses nun nicht etwa durch das Mini-Icon überschrieben, sondern das kleine Piktogramm wird in der Übersicht brav neben seinem großen Bruder angeordnet. Und das Ergebnis: Beim nächsten Start von Deskdrop erscheint es neben dem Eintrag von Luna - Bingo!

Leider gibt es erheblich weniger Mini-Icons als große Icons. Aber im Internet finden sich stetig wachsende Sammlungen - so z.B. unter der URL http://aicq.atari-users.net/.

Applikationen anmelden

Moderne Desktops wie jinnee oder Thing bieten ausgeklügelte Möglichkeiten, um die Arbeit mit dem Rechner weitestgehend zu automatisieren. Trotzdem machen immer noch einige Atari-Anwender keinen Gebrauch von diesen Möglichkeiten. Dabei gibt es davon so viele...

Nervt es Sie z.B. schon seit langem, dass Sie zum Entpacken von mit Zip gepacktem Dateien immer erst umständlich Stzip aufrufen müssen, um in diesem Programm dann nachträglich die Zip-Datei zu laden? Nun, das können Sie unter einem modernen Desktop wie jinnee einfacher haben. Öffnen Sie unter jinnee einfach den Menüpunkt Sonstiges/Applikationen.... Im nun erscheinenden Dialog doppelklicken Sie einfach das Listenfenster auf der linken Seite. Nun öffnet sich der Fileselector, mit dem Sie den Pfad zu Stzip festlegen. Daraufhin wird dieses Programm in der Liste aufgeführt. Nun müssen Sie nur noch festlegen, auf welche Dateiendungen das Programm angewendet werden soll. Im Fall von Stzip ist dies einfach: Der Packer soll auf Dateien mit dem Extender *.zip scharf gemacht werden. Tragen Sie also in die Zeile Öffnen: die Anweisung *.zip ein. Das war's auch schon - in Zukunft müssen Sie Zips einfach nur noch doppelklicken, und Stzip öffnet sich automatisch mit dem Archivinhalt und allen Funktionen.

Natürlich lässt sich dieser Vorgang nicht nur auf Archive anwenden. Genauso einfach legen Sie z.B. Programme fest, die Ihnen bestimmte Grafikdateien oder HTML-Files anzeigen sollen. Auch Hypertexte können so per Doppelklick direkt an ST-Guide, Textdateien an Luna übergeben werden. «Wozu habt Ihr Kopf und Hände? Denkt Euch selber mal was aus!»

Optimierung von Appline

Mit MagiC wird das Zusatztool Appline ausgeliefert, einem netten und nahezu unverzichtbaren Programm für ein heutiges Multitasking-Betriebssystem. Dargestellt werden alle im System laufenden Tasks bzw. Prozesse. Je mehr Tools und Erweiterungen sich nun im AUTO-Ordner tummeln, umso unübersichtlicher wird die zumeist am unteren Bildschirmrand dargestellte Leiste nun aber. Zum Glück kann Appline aber weitestgehend konfiguriert werden, sodass diesem wilden Treiben Einhalt geboten werden kann.


Appline wird leider immer noch über eine ASCII-Datei konfiguriert, die Sie in einem Texteditor verändern müssen.

Leider ist dafür noch kein Einstellungsprogramm mit GEM-Oberfläche -wie z.B. ein CPX-Modul - erhältlich. Trotzdem ist die Konfiguration aber ziemlich einfach - und wenn Sie etwas Experimentierfreude mitbringen, macht dies sogar Spaß.

Der Schlüssel zum Erfolg ist die Datei APPLINE.INF, die Sie im demselben Verzeichnis finden, in dem auch das Hauptprogramm liegt. Laden Sie nun Ihren Lieblings-Texteditor (oder ziehen Sie die Datei einfach auf dessen Piktogramm) und schauen Sie sich etwas in dem File um. Lassen Sie sich nicht abschrecken von den vielen kryptischen Begriffen - so schlimm ist es gar nicht! Der erste Eindruck mag entmutigen, jedoch ist die Konfigurationsdatei bei genauerem Hinsehen recht übersichtlich aufgebaut.

Der erste Teil listet einige Befehle auf, die direkt von Appline ausgewertet werden. Hinter jedem Befehl ist eine kurze Erklärung der einzelnen Befehle. Machen Sie sich in aller Ruhe damit vertraut. Wenn Sie ein Merkmal setzen möchten, so löschen Sie einfach die Raute (#) vor einer Zeile.

Kurz darunter findet sich eine Liste von Applikationen, die definitiv nicht in der Taskleiste dargestellt werden sollen und eigentlich nur Platz verschwenden. Denken Sie einfach mal darüber nach, welche Einträge in einer Taskleiste sinnvoll sind und welche nicht. Auf der einen Seite ist es natürlich immer wieder witzig, PC-Absturz-Geschwächte völlig geistig damit zu ruinieren, indem man ihnen zeigt, wieviele Prozesse ein Atari-Environment doch locker parallel verträgt, ohne ins Nirvana abzusegeln. Auf der anderen Seite ist es aber besonders in geringeren Auflösungen unter 1024x768 Pixeln immer etwas unschön, wenn der Platz einfach nicht für alle dargestellten Prozesse ausreicht. Am ehesten kann man auf die Anzeige der Programme und Systemtools verzichten, mit denen sowieso nicht direkt gearbeitet wird und die nur im Hintergrund laufen bzw. bereitstehen. Dazu gehören z.B. Systemerweiterungen wie OLGA oder Bubble GEM. Wenn Sie nun ein Tool eintragen, sollten Sie darauf achten, dass die Syntax genauso ist, wie in Appline angezeigt. Im Falle von BubbleGEM heißt das also, dass Sie einfach nur "BUBBLE" eintragen.

Aber nicht nur durch das Verstecken von Programmen können Sie die Anzeige in Appline übersichtlicher gestalten. Den einzelnen Einträgen können auch verschiedene Farben zugewiesen werden, damit sie auf einen Blick hervorstechen. Sinnvoll ist es auch, diese Farbeinteilung nach den unterschiedlichen Programmtypen vorzunehmen. So könnten z.B. alle Accessories, alle Systemdateien lila und der Desktop grün erscheinen. Die entsprechenden Einträge werden ganz am Ende der Konfigurationsdatei vorgenommen. Scrollen Sie also einfach mal herunter und machen Sie sich mit der Syntax vertraut. Achten Sie bei Neueinträgen darauf, dass vor jede Zeile ein Gleichheitszeichen gesetzt werden muss. Hinter den Applikationsnamen (wie er in der Leiste erscheint) wird mit einem Leerschritt getrennt eine Farbnummer gesetzt. In unserem Beispiel bedeutet die Nummer 2 die Farbe Rot, die 75 steht für eine lila Farbe und 11 lässt ein Programm grün in der Taskleiste erscheinen.

Soweit... so gut

Wir hoffen, dass sie mit diesen recht einfach nachvollziehbaren Tipps & Tricks hier und da etwas anfangen konnten und vielleicht ein paar neue Inspirationen gewinnen konnten. In lockerer Abfolge werden wir diese Tipps immer mal wieder ergänzen.


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 11 / 2000, Seite 28

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