Im vergangenen Jahr ergänzte Application Systems Heidelberg seine Online-Palette um den IRC-Client Chatter. Nachdem das Programm bereits viele Anwender gefunden hat, wurde nun die Version 1.1 nachgelegt.
Lange Zeit waren Online-Plaudertaschen auf die Verwendung des Internet-Stacks STinG angewiesen, wenn sie auf dem Atari an IRC(Internet Relay Chat)-Diskussionsrunden teil nehmen wollten. Hier konnte sich besonders der Client AtarlRC etablieren. Seit ASH jedoch den Chatter vorstellte, hat sich einiges getan. Besonders Teilnehmer des wöchentlichen deutschsprachigen Forums ttatari.de setzten mehr und mehr auf die neue Software aus Heidelberg -und das nicht ohne Grund: Chatter ist ein attraktives Programm mit einer modernen Oberfläche, das direkt den beliebten und eleganten Internet-Stack IConnect nutzt.
Trotzdem war Chatter nach einigen Monaten der Praxis auch für seine Instabilität etwas berüchtigt. Wenn ein Diskussionsteilnehmer ohne Verabschiedung plötzlich aus der Runde verschwand, dreschten andere oftmals sofort die Erkenntnis «Ah, ein Chatter-Fan» in die Tastatur. Also machte sich Jürgen Koneczny an die Arbeit, um sein Programm zu überarbeiten und stabiler zu machen. Mit der Version 1.1 präsentierte ASH nun das Ergebnis dieser Bemühungen.
Nach wie vor setzt der Chatter ein installiertes MagiC ab der Version 5.2 voraus. N.AES-, TOS oder Geneva-Anwender müssen daher auf AtarlRC zurückgreifen, wobei dieses Programm auch mit der Stack-Emulation iFusion Zusammenarbeiten sollte. Auf IConnect muss also auch in diesem Falle nicht verzichtet werden.
Zurück zu Chatter: Neben MagiC wird auch ein installiertes NVDI-System erwartet. Will man die neuen Zeichen-Smileys nutzen (mehr dazu später), wird NVDI ab der Version 5.0 benötigt.
Übrigens können nicht nur IConnect-Anwender Chatter nutzen: Draconis ab der Version 1.5 tut's auch.
GEM-Setup setzt sich in der Atari-Welt immer mehr durch. Auch Chatter greift auf dieses komfortable Installations-Tool zurück. Der ASH-eigene Installer hat also ausgedient. Im Installationsvorgang werden alle notwendigen Dateien an ihren korrekten Platz kopiert, auch IConnect wird auf Wunsch installiert. Einzig die Systemerweiterung KEYTAB (www.snailshell.de/nbp.html) muss sich der Anwender sich nachträglich aus dem Internet besorgen - eigentlich schade, da es sich doch auch hier um ein Freeware-Tools für den AUTO-Ordner handelt.
Gleich vorweg: Am grundsätzlichen Konzept des Chatter hat sich nicht allzu viel geändert. Chatter arbeitet also nach wie vor mit mehreren GEM-Fenstern um z.B. Kommentare, Servermitteilungen und Teilnehmer- bzw. Kanal-Listen auszugeben. Über diesen Ansatz streiten sich die Geister. Die einen bevorzugen eine relativ kompakte Arbeitsumgebung, wie sie AtarlRC bietet, andere loben das flexible Konzept von Chatter. Nun können auch Programmentwickler es nie allen Anwendern gleichzeitig recht machen, und so entscheidet wohl tatsächlich der persönliche Geschmack. Ich selbst muss sagen, dass ich sehr gut mit den verschiedenen Fenstern von Chatter zurecht komme - allerdings sitze ich auch vor einem 21-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 1600x 1280 Bildpunkten unter MagiCMac. Auf kleineren Monitoren mögen die vielen Fenster schon eher Probleme bereiten, wenn sie sich allzu verschachtelt überlappen.
Gehen wir gleich auf den vielleicht wichtigsten Punkt ein, der an älteren Chatter-Versionen wie erwähnt heftig kritisiert wurde: die Stabilität des Programms. Ich selbst kann ein Lied davon singen, dass während eines zweistündigen Online-Gesprächs Vorgängerversionen des Chatter mindestens zweimal aus unerfindlichen Gründen seinen Dienst versagte. Was bei anderen Programmen nicht weiter schlimm ist, nervt bei IRC-Clients doppelt und dreifach, denn der genervte Anwender muss sich erst einmal wieder in einen IRC-Server einloggen (was schon einmal ein bis zwei Minuten in Anspruch nehmen kann) und sich oftmals einen neuen Nicknamen suchen, weil der alte noch belegt ist, da man sich ja nicht ordnungsgemäß abgemeldet hat. Hinzu kommt, dass man aus einer vielleicht interessanten Diskussion unvermittelt rausgerissen wurde und zu allem Übel auch noch einige wichtige Kommentare verpasst haben könnte.
Wie dem auch immer sei: Das Leiden scheint zumindest subjektiv betrachtet ein Ende gefunden zu haben: Wir unterzogen Chatter einem fünfstündigen Härtetest inkl. Dateiübertragung etc. und konnten keinerlei Absturz verzeichnen. Auch kritische DCC-Chat-Anfragen, die in der Vergangenheit das sichere Ende jeglichen Dialogs darstellten, werden nun sicher gehandhabt. Insofern kann Chatter also nun endgültig und uneingeschränkt für das regelmäßige Herumtreiben in IRC-Diskussionsrunden weiterempfohlen werden.
Wir testeten Chatter übrigens auf einem Apple Power Macintosh G4/400 mit MagiCMac 6.1 und auf einem Atari Falcon 030 mit MagiC 6.1, 14 MB RAM und Screenblaster III. Auf beiden Systemen lief Chatter gleich sicher.
Benutzen Sie die ASH-Internet-Suite? Dann schreiben Sie Ihre eMails mit dem EMailer? Dann kennen Sie auch bereits eines der neuen Features der Chatter-Version 1.1. Ab sofort werden im Mitteilungsfenster eingegebene Smileys interpretiert und als Mini-Grafik ausgegeben werden. Unterstützt werden dabei Standard-Smileys wie
:-) (Lächeln)
;-) (augenzwinkerndes Lächeln)
:-( (Trauer)
:-/ (Nun ja)
Zeitgenossen, da immer noch im ACID-Trauma festhängen und daher die vielen gelben Bälle auf dem Bildschirm gar nicht schätzen, können in den Voreinstellungen auch die Standard-Zeichendarstellung aktivieren.
Optional kann die Eingabe der Zeichen-Smileys auch durch Tastenkombinationen erfolgen. Dazu werden Shift und Alternate gleichzeitig mit den folgenden Tasten gedrückt:
. :-)
, ;-)
7 :-/
8 :-(
9 :-)
An sich ist diese Funktion natürlich nicht wirklich wichtig, sie verschönt und entspannt das Agieren mit dem Chatter aber ganz ungemein.
Offizielle Diskussionsrunden mit wichtigen Themen oder sogar Vereinbarungen sollten für ein nochmaliges Lesen oder ein Verteilen unter Personen, die leider nicht am Chat teilnehmen konnten, festgehalten werden. In den Vorgängerversionen vermisste der versierte IRC-Anwender daher eine Protokollfunktion, die alle Ausgaben innerhalb eines Mitteilungsfensters in eine Textdatei schrieb. Um dies zu ermöglichen, muss zuerst einmal in den Voreinstellungen ein Verzeichnis für die Protokolle bestimmt werden. Im Dialogfenster Optionen/Allgemein wird ein Ordner komfortabel mittels einer Dateiauswahlbox festgelegt. Nun müssen Sie festlegen, welche Verbindungen protokolliert werden sollen. Am besten tragen Sie diese Angabe direkt in die Hotlist ein, damit Chatter für bestimmte Runden automatisch Mitschriften anfertigt.
Eine typische Anwendung für so ein Protokoll ist z.B. die regelmäßige virtuelle Redaktionssitzung, die die st-computer in ihrem eigenen Channel einmal pro Monat abhält. Nicht immer ist es allen externen Autoren möglich teilzunehmen, und so wird der Mitschnitt im Anschluss an die Sitzung per eMail an alle Mitarbeiter verteilt. Somit ist gewährleistet, dass alle über denselben Informationsstandard verfügen. Oftmals neben auch Interviewpartner an einem IRC-Chat teil, sodass eine Protokollfunktion ein Gespräch festhält.
Pufferzeilen. Innerhalb einer Diskussion kann es bei vielen Teilnehmern manchmal etwas unübersichtlich zugehen und einige Mitteilungen können übersehen werden. Ein IRC-Chat hat im Gegensatz zur verbalen Unterhaltung den Vorteil, dass man ältere Kommentare durch das einfache Scrollen des Mitteilungsfensters nochmals lesen kann. Es macht aber keinen Sinn, die ganze Diskussion seit Betreten des Channel mit sich „herumzuschleppen", weshalb Chatter für jedes Mitteilungsfenster einzeln die Anzahl der gepufferten Zeilen festgelegt werden kann. Auch dieser Wert wird am besten direkt in der Hotlist bestimmt. Wenn Sie also in der entsprechenden Konfigurations-Zeile den Wert 10 eingeben, so entspricht dies der Anzahl der Zeilen, die Sie über den Scrollbalken innerhalb eines Mitteilungsfenster nachträglich wieder einsehen können.
Wie bereits weiter oben erwähnt, wurde Chatter in Bezug auf die unterstützten Protokolle stark verbessert. So kann nun das Client-To-Client-Protocoll ausgewertet und genutzt werden. Mit dem CTCP können zwei IRC-Clients über den IRC-Server Informationen austauschen. Die Implementation ist innerhalb eines Popup-Menüs recht gelungen und unterstützt die folgenden Kommandos: ACTION, CLIENTINFO, DCC, ECHO, FINGER, PING, TIME und VERSION. Damit können Sie wichtige Informationen über andere Diskussionsteilnehmer in Erfahrung bringen, wobei diese Informations-Kommandos über das erwähnte CTCP-Popup bereitstehen, das eine einfache Auswahl ermöglicht. Der Eintrag VERSION fragt zum Beispiel Daten über andere IRC-Clients ab und über USERINFO kann ein Profil anderer Teilnehmer eingeholt werden.
Eine Besonderheit des ACTION-Befehls stellt die Anweisung /ME dar, das nun ausgewertet werden kann. Damit kann über die Eingabe /me findet Britney klasse die Ausgabe * Mustermann findet Britney klasse auf dem Server erzeugt werden, wobei die Farbeinstellungen im jeweiligen Konfigurationsfenster des Hotlist-Eintrags verändert werden kann.
Wie erwähnt, stellten DCC-Chats für Chatter bisher ein echtes Problem dar und führten in den meisten Fällen zum Absturz des Clients. Dieses Problem wurde nun aus der Welt geschaffen. Wenn Sie in den Voreinstellung (Optionen/ Allgemein) die Option Fenster in den Vordergrund, falls angesprochen aktivieren, werden nun auch DCC-Chats berücksichtigt. Immer, wenn also jemand eine direkte Kommunikation zwischen seinem und Ihrem Rechner ohne Nutzung des IRC-Servers an Sie heranträgt (DCC = Direct Client to Client) an Sie heranträgt, rückt das Mitteilungsfenster in den Vordergrund und Sie können frei und ungestört losquatschen. Natürlich ist auch die zweite Nutzungsmöglichkeit des DCC-Protokolls, der direkte Dateiaustausch, vorgesehen und wird korrekt interpretiert.
Jürgen Koneczny ist es gelungen, konsequent wichtige Fehlerquellen seines IRC-Clients Chatter zu unterbinden und einige schöne, neue Features hinzuzufügen. Das Programm arbeitet nun weitestgehend stabil und kann daher für den Betrieb mit IConnect und Draconis uneingeschränkt empfohlen werden. Für das regelmäßige IRC-Treiben des Anwenders fehlt es nun an nichts Essentiellem mehr und Online-Plaudertaschen auf dem Atari werden ihre Freude an dem eleganten Programm haben.
Trotzdem gibt es natürlich immer noch einige Features, die hinzugefügt werden könnten und sich bei der STinG-Applikation AtarlRC bereits finden. So wünsche ich mir für die Zukunft eine Unterstützung von Sounds für verschiedene Vorgänge. Besonders, wenn man den IRC-Client nicht immer im Vordergrund hat und z.B. nebenbei eine eMail schreibt, ist es recht hilfreich, über akustische Signale über wichtige Mitteilungen und Ereignisse informiert zu werden. Wenn z.B. ein neuer Teilnehmer den Kanal betritt oder wenn ein bestimmtest Schlüsselwort fällt, möchte man vielleicht wieder an der Diskussion teilnehmen. Ein kurzer klanglicher Hinweis wäre hier klasse. Da bereits verschiedene Mitteilungsarten über unterschiedliche Farben und das Fensterverhalten ausgewertet werden können, sollte die Implementation von Sound kein größeres Problem darstellen, wenn für die Ausgabe auf GEM-Jing zurückgegriffen wird.
Außerdem wäre ein einfache Möglichkeit der Definition der Funktionstasten schön. So könnte sich jeder Anwender z.B. die von ihm am häufigsten genutzten IRC-Kommandos auf die Tasten Fl bis Fl 0 legen. Wenn diese zusätzlich als Button innerhalb eines Mitteilungsfensters dargestellt werden könnten, wäre die Implementation noch gelungener.
Genug gemeckert: Chatter ist ein modernes und elegantes Tool für so manche durchgemachte Chat-Nacht -umso wertvoller, je länger die Abende und Nächte nun wieder werden.
#atari.de. Man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen: Im Channel ffatari.de treffen sich jeden Mittwoch ab 21.00 Uhr Atari-Anwender und unterhalten sich zumeist über Ihr Lieblingsthema in deutscher Sprache. Der Channel wird z.B. über den IRC-Server irc.uni-erlangen. de angeboten. Auch viele Redakteure der st-computer hauen sich hier regelmäßig die Nacht um die Ohren. Vielleicht sehen - oder besser: lesen - wir uns ja bald dort...
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