Jaguar: Soccer Kid Joe

Nachdem bereits Protector und Skyhammer der neu veröffentlichten Jaguarspiele aus dem Hause Songbird getestet wurden, widmen wir uns in diesem Monat dem von anderen Konsolen (z.B. Panasonics 3DO und Amiga CD32) bekannten jump-and-Run-Spektakel Soccer Kid Joe.

Lieferumfang

Wie gehabt kommt auch dieses Game mit den von dem amerikanischen Publisher gewohnten Leistungen daher. Im Einzelnen sind dies:

Die Hintergrundstory

Bei der Rahmenhandlung des Spiels hat der Hersteller Krisalis wirklich viel Fantasie bewiesen und folgendes erdacht: Am Tag des Weltmeisterschaftsfinales hat ein Alien (!) den Meisterschaftspokal per Beaming gestohlen. Bei der darauffolgenden Flucht ist sein Schiff jedoch mit einem Satelliten kollidiert, die Trophäe dabei in fünf Teile zersprungen und über den gesamten Erdball verstreut worden. Die Aufgabe des Spielers ist es nun, die über fünf Kontinente verteilten Einzelteile wiederzubeschaffen, damit der Pokal dem Sieger des Finales doch noch überreicht werden kann.

Das Spiel

Die Steuerung ähnelt in gewisser Weise der von Bubsy bekannten Navigation der Spielfigur. Man läuft mit einem kleinen Fußballfan horizontal scrollend von links nach rechts und führt dabei einen Fußball am Fuß mit sich. Auftauchende Gegner oder Hindernisse können übersprungen werden, wobei der Ball dann nicht mitgenommen wird. Dieser muss dafür in die entsprechende Richtung geschossen werden. Darüber hinaus kann der Ball dazu genutzt werden, Gegner mittels gezieltem Schuss zu eliminieren. Trifft der Ball auf einen scharfen Gegenstand, z.B. auf im Boden eingelassene Spitzen, wird er zerstört, es kann jedoch ohne Ball weitergespielt werden.

Klingt die Beschreibung der Steuerung bereits kompliziert, so muss festgestellt werden, dass dies im Spiel tatsächlich auch so ist. Dadurch steigt zwar in gewisser Weise auch der Schwierigkeitsgrad, auf Dauer ist der Spieler aber eher frustriert und genervt - da helfen auch die "Continues" nicht darüber weg!

Wird die Spielfigur dreimal durch Gegner oder Fallen berührt, ist ein Leben verloren und es wird wieder von vorn angefangen. Während der Levels gibt es allerdings glücklicherweise Positionen, die gemerkt werden, sodass in einem Level nicht immer wieder komplett neu gestartet wird. Lediglich bei der Inanspruchnahme eines "Continue" wird das Level von vorn begonnen.

Am Ende jedes Levels muss ein Endgegner besiegt werden, nach dessen Vernichtung der Spieler einen Code erhält, der dazu genutzt werden kann, bei Neustart in dem entsprechenden Level weiterzumachen. Es muss also nicht immer wieder komplett von vorn gestartet werden. Leider wird auf die Speicherung des Spielstandes auf dem Modul verzichtet. Es scheint so, als seien die Levelcodes ein Erbe der Umsetzung von den anderen Konsolen, mit dem der Jaguarbesitzer sich wohl oder übel anfreunden muss.

Grafik

Grafisch gesehen liegt Soccer Kid Joe zwar um Längen hinter solchen Highlights wie Rayman zurück, trotzdem kann die Grafik durchaus als gefällig bezeichnet werden. In den wechselnden Levels, beginnend mit England, scrollt der Hintergrund ohne jegliches Ruckein soft in zwei Ebenen. Dabei ist der Hintergrund der Umgebung angepasst, in England befinden sich also Big Ben oder Doppeldeckerbusse auf dem Screen. Die Sprites sind groß und gut zu.erkennen, allerdings sehr dürftig animiert.

Auf unmodifizierten Jaguaren nach der europäischen Fernsehnorm PAL ist die Grafik allerdings leider völlig unbrauchbar, denn hier ist der Bildschirm in die obere linke Ecke "gequetscht" und beim Scrolling wird der rechte Bildschirmrand zerstört. Im 60-Hz-NTSC-Modus läuft hingegen alles korrekt und das Spielfeld findet sich wie gewohnt in der Mitte des Bildschirms -gut dran sind also alle Jaguar-Besitzer, die sich einen Umschalter für ein paar Mark haben einbauen lassen.

Soundtechnisch ist das Spiel auch nicht unbedingt ein Leckerbissen, es gibt zwar eine hübsche Titelmelodie, die Musik während des Spiels ist aber eher unspektakulär. Für die restliche Sounduntermalung sorgen ein paar Kick- und Jumpgeräusche, allerdings hätte eine zu spektakuläre Musik- und Soundkulisse dem Spiel auch eher geschadet als genutzt.

Fazit

Sind Protector und insbesondere Skyhammer in der Tat Spiele, die auch Gamern gefallen könnten, die von den modernen Konsolen verwöhnt sind, ist dies bei Soccer Kid joe leider keinesfalls so. Diesem Spiel merkt man sein Entstehungsdatum doch zu sehr an. Fans des Jump-and-Run-Genres kommen aber voll auf ihre Kosten, denn trotz der ungewohnten, aber präzisen Steuerung ist das Spiel jederzeit beherrschbar. Alle anderen sollten sich das Spiel sehr genau ansehen - schließlich handelt es sich um keine

Exklusiv-Veröffentlichung für die 64-Bit-Raubkatze, und für den Kaufpreis erhält man schon ein gebrauchtes 3DO mit einer ganzen Reihe von Games inklusive Soccer Kid Joe. Die Versionen für das 3DO oder auch das Amiga CD32 machen darüber hinaus auch noch Gebrauch von der hohen Speicherkapazität der CD, sodass die Zwischensequenzen noch farbenfroher sind, wobei das Spiel selbst allerdings grafisch zu 100 Prozent identisch ist.

Besitzern europäischer PAL-Geräte ohne 50-/60-Hz-Umbau stellt sich die Frage "Kaufen oder nicht kaufen?" ohnehin nicht, denn mit 50 Hz ist das Modul unspielbar.

Trotz allem ist es Songbird-Productions hoch anzurechnen, dass sie dieses Spiel auch den Jaguarfans zugänglich gemacht haben; und vielleicht findet sich doch der eine oder andere Jaguarsammler, der das Modul ersteht - denn wird es ein Erfolg, sind weitere Veröffentlichungen nicht abzuschließen.

Preis: DM 199.-
The Video Game Source, http://www.atarihq.de
Songbird Productions, http://songbird-productions.com/


Frank Szymanski
Aus: ST-Computer 10 / 2000, Seite 58

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