Das erfolgreichste Denkspiel ist ohne Zweifel Tetris. Einer der beiden Programmierer dieses Spiels, Alexei Pajitnov, machte sich nun daran, den Erfolg mit einigen Nachfolgern zu wiederholen. Das Resultat war „Hatris“ und 1991 das Trio „Welltris“, „Faces“ und „Wordtris“. Während sowohl „Welltris“ („Block Out“-Clone) als auch Tetris bereits für das Lynx verfügbar sind, ließen die anderen Tetris-Varianten auf sich warten. Angesichts innovativer Titel wie „Klax“ konnten sich sowohl Spieletester als auch die Spieler nicht sonderlich für Pajitnovs ’91er Werken begeistern.
Mit Lexis ist nun aber bereits seit einiger Zeit eine Umsetzung von Wordtris verfügbar, programmiert von Shadowsoft.
Das Spiel könnte man als eine Mischung aus Scrabble und Tetris beschreiben. Es gilt englische Wörter zu bilden, wobei die einzelnen Buchstaben wie bei Tetris in einen Trichter fallen. Das bilden von Wörtern ist auch schon die einzige Gemeinsamkeit mit Scrabble. Nur der aktuelle und der nächste Buchstabe sind bekannt, was das planen von Wörtern wesentlich erschwert. Zudem wird auch noch die Fallgeschwindigkeit mit jedem Level höher. Ist ein Wort erfolgreich gebildet (horizontal oder vertikal), verschwindet es und alle Buchstaben über diesem Wort rücken eine Reihe nach unten. Dies kann zu einer Kettenreaktion führen, die sich besonders gut auf dem Punktekonto bemerkbar macht.
Grafisch schön gemacht sind die Menüs von Lexis: die Option werden wie bei einem Buch umgeblättert, untermalt von einem passendem Sound-Sample. Vereinzelt gibt es auch Sprachausgabe zu hören, das eigentliche Spiel ist hingegen zweckmäßig gestaltet. Die Übersichtlichkeit ist damit gewährleistet. Zu gefallen weiß auch der Highscore-Bildschirm: sind genügend Punkte erzielt, kann man sich in die Liste eintragen - stilecht dient eine Feder als Schreibmittel.
Im Pages-Modus erhält man vor jedem Level (bei Lexis „Page“ genannt) eine Aufgabe, die es zu erfüllen gilt, z.B. drei horizontale Wörter bilden. Ist diese Aufgabe erfüllt, erscheint der Level-Auswahl-Bildschirm mit dem man manchmal mehrere Level überspringen kann. Über eine Paßwort-Funktion oder gar eine Batterie verfügt Lexis nicht. Es kann durchaus sein, das in einem Level bereits Buchstaben liegen - da das Zusammenbauen von Wörtern mitunter recht langwierig sein kann, ist dieser vorgegebene Buchstabenhaufen ein Mittel, um den Level schneller zu beenden. Mit jedem Level steigt natürlich auch die Geschwindigkeit, wenn auch nur sehr moderat. Der Standard-Modus stellt hingegen keine Aufgaben und hat nur das Ziel, möglichst viele Punkte zu erreichen. In diesem Modus ist der Trichter am Anfang leer - es gilt also schon von Beginn an, Wörter zu planen. Als dritter Spielmodus steht Challenge zur Auswahl, der in sich nochmal unterteilt ist. Die zwei Challenge-Aufgaben wählt man im Options-Modus aus. In einer Aufgabe geht es z.B. darum, einen blau aufleuchtenden Buchstaben zu beseitigen, jedoch liegen einige Buchstabenreihen darüber, die ersteinmal abgebaut werden müssen. Das alles muß natürlich so schnell wie möglich geschehen. Die andere Challenge-Aufgabe heißt überleben und zwar so lange wie möglich. Es gibt in diesem Fall keine Punktestände, sondern nur die Zeit. Beide Aufgaben gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Wer z.B. Challenge 6 schafft, in dem 7 Buchstabenreihen über dem blauen Buchstaben liegen, darf sich getrost zu den Lexis-Profis zählen.
Neben den Spielmodi stehen noch die beiden Optionen "Drop width" und "Skill" zur Verfügung. Wird "Drop width" auf einen höheren Wert gesetzt, fallen die Buchstaben an verschiedenen Stellen herunter. Ob dies nun das Spiel schwieriger oder leichter macht, muß jeder für sich selber herausfinden. Mit "Skill" kann hingegen die Schwierigkeit ganz klar nach oben geschraubt werden. Je höher der "Skill"-Level, desto höher ist auch die Geschwindigkeit.
Jeder der Scrabble kennt oder schon mal gespielt hat, wird sicherlich wissen, das es so manchen Streit um gelegte Wortkombinationen gibt. Die deutsche Sprache wird schonmal um interessante Wörter ergänzt, bloß um das ungeliebte "X" und "Y" zu verbauen. Doch während beim Brettspiel das Wörterbuch noch schlichten kann, ist dies beim Lynx schlecht möglich. Lexis hat deswegen ein eingebautes Wörterbuch, das sich bei einigen Stichproben als sehr umfangreich erwiesen hat. Beim Spielen wird man eher die Erfahrung machen, das Lexis zu viele statt zu wenige Wörter kennt. Das Wörterbuch läßt sich auch einsehen, so das man sich auch selber eine Aufgabe stellen kann, z.B. das Wort "Aardvark" zu bilden.
Nun gibt es während des Spielens - abgesehen von der Aufgabe - ein paar zusätzliche Schwierigkeiten, die mit dem Spielprinzip zusammenhängen. Während in Tetris nur wenige Bausteine vorhanden sind und selbst die häufig unpassend erscheinen, kommt dies in Lexis noch viel häufiger vor. Dies ist logisch, wenn man bedenkt, das es schließlich 26 Buchstaben sind, aus denen zufällig einer ausgewählt wird. Es ist somit sehr schwer ein längeres Wort zu bilden. Die nächste Schwierigkeit liegt in dem Wörterbuch. Aufgrund des Umfangs kommt es sehr häufig vor, das man unbeabsichtigt ein 3-Buchstaben-Wort bildet - selbst bei guten Englisch-Kenntnissen. Dadurch lernt man zwar viele neue Wörter, aber das planen von längeren Wörtern oder gar Kettenreaktionen wird somit zur Glückssache. Diese beiden Nachteile waren auch schon beim Original-Wordtris zu finden und das waren auch die Hauptursachen für den Mißerfolg des Spiels - und natürlich die Tatsache, das zu der Zeit Wordtris mit Klax konkurrieren mußte.
Trotz der erwähnten Kritikpunkte ist Lexis ein Top-Denkspiel. Zwar kann es nicht mit den besten Denkspielen wie z.B. Sokomania, T-Tris oder Klax mithalten, stellt aber doch eine gute Ergänzung für alle, die diese Spiel schon besitzen da. Insbesondere die durchgängig professionelle Auffassung und die Optionsvielfalt wissen zu gefallen.