ReProK 5 - Wirtschaften mit dem Atari

Die Reinkarnation bekannter Atari-Software nimmt kein Ende. Nachdem über zwei Jahre lang die Firma Softbär mit First Million als einzige ein Fakturierungssystem für den Atari pflegte und somit die Fahne für diese Softwaregattung hochhielt, gibt es nun wieder insgesamt drei Programme. Die beiden Neulinge sind in Wahrheit bewährte Programme, deren Weiterentwicklung irgendwann in den 90ern eingestellt und Ende des vergangenen Jahres wieder aufgenommen wurde.

In dieser Ausgabe berichten wir über das Programm ReProK international, das dem Falke Verlag bereits über Jahre hinweg gute Dienste geleistet hat.

Als wir Anfang 1999 - kurz nachdem das "Jahr-2000-Gerede" begann -feststellen mussten, dass ReProK (Version 4.x) kerne jahreszahl-Eingabe oberhalb der 1999 akzeptierte, kamen wir mächtig ins Schwitzen. Immerhin wurde ReProK sert 1995 von uns eingesetzt und enthielt sämtliche Kundendaten- und Rechnungsdaten. Also machten wir uns auf die Suche nach der Softwareschmiede Stage Microsystems, die irgendwann in den Neunzigern nicht mehr erreichbar war -erfolglos. Selbst die Suche nach den Programmierern scheiterte. Doch diese tauchten plötzlich wie ein Phönix aus der Asche wieder auf. Immerhin hatten hunderte von Firmen dieses Programm über Jahre hinweg im Einsatz, und um diesen treuen Kunden gerecht zu werden, wurde nicht nur eine jahr-2000-fähige, sondern auch eine insgesamt überarbeitete Version programmiert.

Im Vorweg

ReProK ist alles andere als ein GEM-konformes oder gar modern gestaltetes Programm. Vielmehr ist es als eine dieser Branchenlösungen zu verstehen, die im betrieblichen Einsatz nicht durchblicken lassen soll, auf welchem Computer sie läuft, sondern einfach für jedermann zu bedienen sein soll. Und so ist auch nicht weiter verwunderlich, dass die Installation recht unkomfortabel über eine "Ja-Nein"-Eingabe erfolgt. Egal - nach rund 2 Minuten ist das Programm wahlweise mit Übungsdaten und Anbindung an die Buchhaltungssysteme von T.i.M.-Software bzw. Novoplan startbereit.

Programmstruktur

ReProK dient der Erfassung von Rechnungsein- und Ausgängen in kleineren und mittleren Betrieben. Es heißt, selbst Opel habe ReProK über Jahre hinweg im Einsatz gehabt und damit die Waren- und Rechnungsverwaltung betrieben. Verwaltet werden Adressen, Produkte und Produktgruppen sowie Anreden und Zusatztexte.

Bei der Adressverwaltung kann der Anwender eine Start-Kundennummer eingeben, die fortan automatisch hochgesetzt wird, wenn ein neuer Kunde angelegt wird. Alle relevanten Adressdaten inklusive der Bankverbindung sind auf einen Blick zu sehen, sodass Änderungen oder Abfragen sehr schnell vorgenommen werden können. Produkte und Produktgruppen werden voneinander unterschieden, um mehr Ordnung und Überblick zu ermöglichen.

Eine Produktgruppe beim Falke Verlag ist z.B. das Abonnement. Dieser Produktgruppe untergeordnet sind wiederum die verschiedenen Artikel, wie z.B. das Standard-Jahresabo, das Jahres-Abo mit Spezial-Diskette usw. Zentraler Dreh- und Angelpunkt der täglichen Arbeit ist der Punkt Vorgang mit den Unterpunkten Ausgang, Eingang, Bestellung usw. Wählt man Ausgang, öffnet sich eine Eingabemaske, die komfortabel über die Tastatur bedient werden kann. Zunächst wird die Kundennummer eingegeben. Ist diese nicht bekannt, springt man mit [TAB] in die darauffolgende Zeile Kürzel. Ein Kürzel wird bei der Adresseingabe festgelegt und dient dem schnellen Finden eines Datensatzes. Und wenn es mehrere Kunden mit dem selben Kürzel gibt (z.B. Meier), dann wird eine Liste dieser Kunden angezeigt, damit man anschließend den Richtigen wählen kann. Anschließend wird festgelegt, um welche Art des Vorganges es sich handeln soll. Zur Auswahl stehen u.a. Rechnung, Lieferschein, Gutschrift, Brief und einige mehr. Spring man mit [TAB] in die darauffolgende Eingabezeile, wählt man das Produkt durch Eingabe der Artikelnummer. Da wir uns diese nicht alle merken können, springen wir per zweifachen Drücken von [TAB] gleich in das Eingabefeld für das Produktkürzel, das ähnlich wie bei der Adresse direkt bei der Eingabe angegeben werden kann. Wir haben in unserem Fall bei allen Abonnements das Kürzel ABO gewählt. Wird dieses Kürzel eingegeben, erscheint eine kurze Liste aller möglichen Abonnement-Angebote, die mit den Cursortasten schnell durchlaufen werden können. Stimmt der gesuchte Artikel, kann nach Eingabe der Menge das Produkt in die Rechnung eingefügt werden. Auf diese Weise kann man einen Artikel nach dem anderen in eine Rechnung einfügen. Und ist dies geschehen, schließt man mit einem von maximal fünf verschiedenen, frei definierbaren Zusatztexten, für die es auch eigene Abkürzungen geben kann, die Rechnung ab. Diese Texte enthalten dann Aussagen wie "zahlbar innerhalb von 30 Tagen". Ist die Rechnung nun komplett erstellt, kann man sie nun zur Probe ausdrucken oder abschließen, was bedeutet, dass sie ausgedruckt und archiviert wird.

Analysieren

Eine erstellte Rechnung erzeugt automatisch einen offenen Posten, der noch zu begleichen ist. Findet eine Zahlung statt - z.B. durch mitgelieferten Scheck - ruft man dieselbe Rechnung einfach nochmals auf und gibt den gezahlten Betrag sowie das Bezahldatum ein. So kann man jederzeit die Übersicht wahren bzw. offene Rechnungen anmahnen lassen. Interessant ist hierbei die Journal-Funktion, die alle offenen Rechnungen eines bestimmten Kunden oder innerhalb eines angegebenen Zeitraumes auflistet. Selektierte Rechnungen werden anschließend automatisch angemahnt. Wurde bereits einmal angemahnt, wird beim kommenden Mal die nächst höhere Mahnstufe eingesetzt.

Übersicht bewahren

Mit ReProK kann man insgesamt sehr gut die Übersicht über seine Finanzen bewahren, denn die Journal-Funktion bietet vielfältige Möglichkeiten zur Auswertung der Umsätze. Journale können nicht nur für einzelne Produkte oder Produktgruppen, sondern auch für bestimmte Kunden und Zeiträume ausgegeben werden. Interessant wird es aber dann, wenn man diese Möglichkeiten geschickt miteinander kombiniert. Besser als bei vielen anderen Programmen - auch im Vergleich zu teureren PC-Varianten - erhält man so einen guten Überblick über die aktuellen Finanzen. Noch mehr Übersicht erhält man durch die Ausgabe aller enthaltenen Standardwerte. So kann man sich eine Liste der Produktgruppen oder auch Produkte ausgeben lassen. Letztere kann sogar als Preisliste dienen, zumal sämtliche Ausgaben nicht nur gedruckt, sondern auch als ASCII-Datei gespeichert werden können.

Rundschreiben

Direktmailings sind mit ReProK auch kein Problem - insbesondere dann, wenn es kundenspezifische Schreiben sein sollen, denn unter das Stichwort "Analyse" fällt auch die gezielte Adressausgabe. Hier kann man bestimmen, welche Kundendaten ausgegeben werden sollen - und ebenso wie bei der Erfassung offener Posten oder Journale, bietet ReProK hier die Möglichkeit, z.B. alle diejenigen Kunden auszugeben, die im Jahr 1999 z.B. einen STemulator GOLD beim Falke Verlag erworben haben. Diese Adressenliste kann dann teilweise oder komplett übernommen und mit einem Brief angeschrieben werden.

Briefpapier sparen

Unter dem Menüpunkt Installation verbirgt sich die Möglichkeit, wesentliche Textinhalte für diverse Formulare usw. selbständig zu definieren. Angefangen vom Briefkopf über das gesamte Rechnungsformular bis hin zu den Mahn- und Zusatztexten kann jeder Anwender selbständig das Aussehen und den Inhalt bestimmen. Allerdings muss man hier vor zu viel Enthusiasmus der Kreativen unter Ihnen warnen: Die Gestaltung eines neuen Rechnungsformulars erfordert ein wenig Gespür und Sinn für Programmierung soviel viel Lust, sich mit dem Handbuch zu befassen. Denn Formulare für Rechnungen, Lieferscheine usw. werden über eine eigene kleine Programmiersprache mit Ausgabekommandos definiert. Allerdings geht es dadurch natürlich dann auch so weit, dass man einen eigenen Briefkopf mit allem Drum und Dran gestalten kann, sodass theoretisch auf weißes Papier gedruckt werden kann.

Vorteilhaftes

ReProK ist ein sagenhaft schnelles Programm mit einer außergewöhnlich guten und schnellen Datenbank. Eine extrem hohe Datensicherheit wird dadurch gewährleistet, dass jede Eingabe direkt auf der Festplatte gespeichert wird. Darüber hinaus legt ReProK auch Backup-Daten an, sodass man im Falle von Datenstruktur-Fehlern auf der Festplatte eine ebenfalls mitgelieferte Reparatur-Software ansetzen kann, um die Fehler zu beheben. Ebenso hervorragend ist die Bedienung des Programmes. Nahezu jede Funktion lässt sich über Tastatur-Kürzel abrufen, die wiederum so logisch gelegt sind, dass man eine Rechnung innerhalb weniger Sekunden eingeben und ausdrucken kann. Und natürlich wurde im Zuge der neuen Version 5 auch der Euro voll berücksichtigt.

Nachteile...

hat ReProK aber auch. Schließlich ist das Programm wie Eingangs erwähnt kaum GEM-konform geschrieben. Sehr schade ist, dass auch keine GEMDOS-Druckertreiber unterstützt werden. Zwar ist die Liste der beiliegenden Treiber recht lang, doch wird man unweigerlich irgendwann an seine Grenzen stoßen, falls man nicht sein Leben lang mit einem HP-kompatiblen Drucker arbeiten möchte. Bedauerlich ist auch, dass keine Buchhaltung integriert wurde, denn die Datenschnittstelle zu den Programmen von Novoplan und T.i.M. Software bringt nichts mehr, da diese Finanzbuchhaltungsprogramme dieser Hersteller nicht mehr gepflegt werden. Diejenigen, die häufig den Lastschrifteinzug verwenden, werden enttäuscht sein, dass ReProK keine Funktion zum Schreiben von DTA-Disketten bietet. Hier heißt es, auf Zusatzprogramme wie das Shareware-Produkt T-Konto zurückzugreifen.

Fazit

Für uns war es eine große Freude, als wir hörten, dass ReProK 5 wieder zum Leben erweckt wurde, denn sowohl Geschwindigkeit und Funktionsumfang als auch die Bedienung sind erstklassig. In den hervorgehobenen Punkten kann ReProK damit dem einen oder anderen PC-Programm wirklich locker Paroli bieten. Wer also plant, sein Unternehmen mit einem Atari zu führen, der liegt durchaus richtig, wenn er sich für ReProK entscheidet.

Der Preis für die neue Version war zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

Stage Microsystems, www.ReProK.de


Ralf Schneider
Aus: ST-Computer 06 / 2000, Seite 42

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