Preview zum Siedler-Clone: Foundation

Schaffe, schaffe, Häusle baue

Zwar müssen Atari-Fans noch etwas weiter auf den Milan II warten, allerdings sind schon die ersten Spiele-Portierungen angekündigt: Unter anderem plant Epic Marketing die Portierung von Foundation vom Amiga auf den Milan II. Wir können Ihnen schon heute ein Preview auf das Besiedlungsabenteuer von Paul Burkey bieten.


Die Aufgaben eines jeden (digitalen) Wuselwesens ist die Vermehrung. Dazu ist aber eine Lebensgrundlage notwendig: Nahrung und ein Dach über dem Kopf. Und genau dies soll der Spieler richten, doch schon dort setzt das erste Problem ein: auch andere benötigen Platz zum Leben und so ist die Auseinandersetzung kaum zu vermeiden.

Der Spieler schlüpft in die Rolle eines virtuellen Herrschers, der seine Mannen zum Sieg über die feindlichen Völker führen soll. Der Weg dorthin erweist sich als steinig: Die tapfersten Kämpfer des Volkes allein werden dem Gegner wenig imponieren. Eine funktionierende Wirtschaft muss her - und damit einher geht ein wachsender Staat, der sich den Angriffen des Gegners widersetzen und zum triumphalen Gegenangriff auflaufen kann. Das klingt nach einer Menge Arbeit: Ressourcen müssen gefunden, abgebaut,möglichst erneuert und weiterverarbeitet werden.

Das Spiel

Nach dem romantischen Intro und dem Umweg über das Menü gelangt der Spieler zu dem gerenderten Startbild einer der 40 Missionen, jede Mission beginnt mit der Erkundung der Insel, deren Naturgestaltung - Winter, Sommer, Dunkelheit, Lava - vielfältig sein kann. Die ersten Gebäude sind das Hauptquartier, die Holzfällerhütte und das Haus des Steinbrechers sowie eine Bauernhütte, in denen sich die holden Jungfrauen um den Nachwuchs kümmern. Das Pumpenhaus versorgt die Arbeiter mit Wasser, während die Bauernhöfe, Bäckereien und Fischereien für die Produktion von Lebensmitteln aller Art verantwortlich sind. In den Minen werden Gold, Stein, Kohle und Erz gewonnen, die beispielsweise in den Stahlschmelzen weiterverarbeitet werden. Brauereien und Tavernen sorgen für gute Stimmung und erhöhte Moral im Kampf, sind aber auch ein radikaler Freund der Leber-Zirrhose. Krankenhäuser bringen bei Bedarf Alkoholleichen wieder auf Vordermann. Zur Erhöhung der Moral tragen auch die Kirchen bei. Im Krematorium werden dann die Toten in Magie verwandelt, die zum Bau von Häusern oder zur Erschaffung von Steinen und Bäumen verwendet wird. Im Gegensatz zu Siedler und Konsorten werden die Gebäude also nur indirekt durch Rohstoffe errichtet. Leider entfallen damit auch die netten Animationen beim Häuserbau - nach einem kurzen „zipppp" und ein wenig blauem Glitzern steht das Gebäude auch schon. Die Laboratorien wiederum dienen als Entwicklungszentren für neue Waffen oder Gebäude. In den Barracken hausen die Soldaten und warten auf den ersten Feldzug.

Die Gebäudeanzahl in Foundation ist fast überwältigend, so dass Paul Burkey bereits über eine Verringerung zur besseren Übersichtlichkeit nachgedacht hat. Allein über 20 Rohstoffe und Handelswaren warten nur darauf, sinnvoll eingesetzt zu werden. Und wenn die Lagerhäuser zu platzen drohen, kann mit bekannten und unbekannten Partnern Handel betrieben werden. Sämtliche Handelsaktionen werden übrigens, wie auch andere nützliche Informationen wie Todesfälle und -Ursachen, nicht jedoch direkte Vergleiche mit den Gegnern, im Statistikmenü angezeigt.


Einfacher als Handeln ist nur Stehlen: Im Krieg hat der Spieler als oberster Heerführer die totale Kontrolle über alle Soldaten und kann mit seiner Armee die gegnerischen Ritter bekämpfen, bestehlen, im Gefängnis einsperren und fremde Häuser anzünden oder einfach übernehmen, um das Heimatgebiet zu erweitern. Feindliche Gebiete können mit einem Heißluftballon ausgekundschaftet werden - doch wehe, die Soldaten kommen den gegnerischen Geschütztürmen zu nahe. Wer selbst angegriffen wird, muss nicht um seine Waren bangen - sie bleiben auch bei der erfolgreichen Abwehr des Ansturms erhalten. Und im allerschlimmsten Notfall können Gebäude sogar evakuiert werden!

Nur, wer den täglichen Bedarf der Arbeiter und Ritter decken kann, wird auch im Kampf mit den Gegnern bestehen können. Wichtig ist auch noch, dass jeder Charakter im Laufe seines Lebens Erfahrung sammelt und dadurch effektiver arbeiten kann - wenn er nicht schon vorher durch überhöhten Alkoholkonsum oder übermäßige Strapazen dahingerafft wurde. So können kleine Ritter zum fast unsterblichen Schwarzen Ritter aufsteigen, der beim Gegner Angst und Schrecken verbreitet. Überhaupt scheinen die kleinen Wuselmännchen einen hohen IQ zu besitzen - wer braucht schon alberne Wege zwischen den Häusern wie bei „Die Siedler"?

Anfänglich wirkt Foundation extrem verwirrend aufgrund der hohen Anzahl der Gebäude, Waren und Personen. Mit Hilfe der exzellenten Anleitung im HTML-Format und den Stichwörtern im Spiel findet man jedoch selbst bei der komplexen Ressourcen-Verwaltung schnell ins Spiel, doch auch eine Online-Hilfe wäre nicht verkehrt. In jedem Fall ist eine Einarbeitung in das Handbuch und natürlich in das Spiel unabdingbar, wie es sich eben für eine komplexe Wirtschaftskriegs-Simulation gehört.

Die Technik

Das Rendering-System mit aus der Demoszene hervorgegangenen Effekten wie Gouraud Shading, Texture Blending und Lichteffekten zeigt, wie leistungsfähig Foundation ist. Durch die Shading-Routinen wirken Übergänge von andersfarbigen Landschaften und hin zur unbekannten Schwärze beeindruckend echt. Gebäude und Figuren ziehen eindrucksvolle Schatten, und auch die Berge und Täler wirken nicht etwa isometrisch, sondern durch die weicheren Übergänge realistisch.

Die grandiose Musik, die entweder intern oder direkt von der CD (als Audio-tracks) abgespielt wird, hat der aus der Amiga-Demoszene bekannte Musiker Simon „Melomaniac" Ravn beigetragen. Die unzähligen Soundeffekte ertönen wie bei den meisten anderen Spielen dieser Art im Distance Volume Mode - d.h. je näher man zu der Klangquelle kommt, desto lauter ertönt der Klang, z.B. der Schlag des Holzfällers. Eigene Soundsamples können ohne weiteres eingefügt werden.

Und für das alles ist ein Milan 040 mit 8 MB RAM fällig. Unnötig zu erwähnen, dass Foundation DC im Multitasking-Modus läuft und sogar auf dem Desktop spielbar ist.

Erstes Fazit

Vergeblich hofft man jedoch bisher auf einen Zweispielermodus per Splitscreen oder gar auf einen Mehrspielermodus per TCP/IP über lokale oder globale Netzwerke. Diese wie auch andere neue Möglichkeiten, darunter völlig überarbeitete Handels- und Kriegssituationen und neue Gebäude (Mauern, etc.), Teams und Figuren, erwarten den Spieler in Paul Burkeys fertiger Version: Foundation's Edge wird aller Voraussicht nach bereits im Sommer des neuen Jahrtausends erscheinen!

Selbst meine Freundin mochte das Spiel - wer wird dann schon noch „Die Siedler" vermissen?

Preis: DM 49.-

Foundation im Internet: http://www.sneech.freeserve.co.uk

Epic Marketing, Hirschauer Straße 9, D-72070 Tübingen, http://www.epic-marketing. de

Nico Barbat



Aus: ST-Computer 05 / 2000, Seite 60

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