Score Perfect Professional, Teil 2: Ein einfaches Klavierstück

Die gute Nachricht kommt diesmal ganz am Anfang: Wenn alles glatt läuft, können wir uns im Frühjahr (April/Mai) endlich an der Version 4.0 unseres Lieblings-Notationsprogramms erfreuen. Sicherlich wird dann dieser Praxiskurs zugunsten eines ausführlichen Tests unterbrochen werden. Doch auch die aktuelle Version bietet ja schon so manches, und deshalb machen wir uns gleich an die Arbeit.

Nachdem wir im letzten Teil ein vom Layout her relativ anspruchsvolles Musikstück erstellt haben, das musikalisch dafür allerdings recht schlicht war, wollen wir heute nun einen Schritt in die andere Richtung gehen und die Möglichkeiten von Score Perfect Professional (im Folgenden SPP) in Hinblick auf Klavierstücke kennenlernen. Damit Sie nicht gleich verzweifeln und ich mir nicht die Finger wund schreiben muss, habe ich keine spätromantische Sonate, sondern ein ganz einfaches Menuett von Mozart ausgesucht, an dem man ein paar musikalisch relevante Layoutvarianten kennenlernen kann.

Klammern und Titel

Wenn wir SPP starten, so empfängt uns das Programm ja schon mit zwei Systemen, von denen das obere einen Violinen- und das untere einen Bassschlüssel aufweist - für unsere Zwecke in diesem Fall also genau richtig. Weil wir diesmal aber ganz perfektionistisch sein wollen, beschließe ich jetzt einfach einmal, dass Ihnen die Partiturklammer auch nicht so recht zusagt und Sie wie ich lieber eine geschweifte Klammer hätten. Nichts einfacher als das: Klicken Sie auf die Klammer, um die entsprechende Bearbeitungsfunktion aufzurufen. Mit einem Rechtsklick auf die ursprüngliche Klammer verschwindet diese nun, und wenn Sie jetzt noch einen Linksklick auf die nächste gestrichelte Linie ausführen, sollte die geschweifte Klammer erscheinen. Verlassen Sie das Bearbeitungsfenster mit [Return]. Jetzt wollen wir uns dem Titel widmen: Vom letzten Mal wissen Sie ja schon, wie das geht: Die [2] auf dem Ziffernblock drücken, dann [F] für Freien Text, mit der Maus über das obere System klicken und Menuett schreiben. Danach drücken Sie [Return]. Weil zu so einem Klassiker aber noch mehr Information gehören, machen wir gleich weiter: die [1] auf dem Ziffernblock drücken, wieder [F], wieder klicken und (Komponiert 1762) schreiben. Dieser Text kann dann durch einfaches Ziehen bei gedrückter Maustaste unter dem Titel plaziert werden (nicht vergessen: vorher wiederum [Return] zu drücken). Auf dieselbe Art und Weise schreiben wir dann noch den Namen des Autors, bevor wir mit der [3] auf dem Ziffernblock zum Vortragszeichensatz wechseln und Allegretto über den ersten Takt setzen. Sie sollten jetzt so viel geschafft haben, wie in Bild 2 zu sehen ist.

Voreinstellungen

Als nächstes müssen wir uns jetzt den Voreinstellungen etwas ausführlicher widmen, als wir dies beim letzten Mal getan haben. Zunächst öffnen wir diesen Dialog mit [Control] [V]. Dann richten wir unser Augenmerk zunächst auf Taktart und Tonart und vergleichen die Angaben mit dem, was wir Vorhaben. Richtig, die Taktart muss von 4/4 nach 3/4 geändert werden. Dazu klicken Sie einmal kurz auf die Zahlen, und in dem darauffolgenden kleinen Dialog mit der rechten Maustaste auf die obere 4, woraufhin sich diese in eine 3 verwandelt. Mit [Return] können Sie den Dialog daraufhin schon wieder verlassen. Nun klicken Sie in das Tonart-Feld, und ein Quintenzirkel erscheint. Hier klicken Sie einfach auf die gewünschte Tonart. Selbst musikalisch nicht so bewanderte Menschen können hier an den ausnotierten Vorzeichen erkennen, dass es sich um F-Dur handelt. Mit [Return] können Sie auch diesen Dialog jetzt schon wieder verlassen. Als letztes stellen wir der Vollständigkeit halber noch die Balkenbindung korrekt ein. Knifflig wird dieser Punkt natürlich erst, wenn mehrere Möglichkeiten zur Wahl stehen und musikalische Regeln hier eindeutige Richtlinien vorgeben - wie etwa in Chorstücken, in denen es gar keine Balken geben darf. Hier sollte man schon einmal den Blick in das eine oder andere musiktheoretische Werk werfen. In unserem Stück bilden immer zwei Achtel (= vier Sechzehntel) eine logische Einheit - und darum klicken wir so lange auf den linken Pfeil, bis Vierergruppen angezeigt werden. Da wir in unserem Stück viele Legatobögen haben, ist es ebenfalls wichtig, dass diese unserem Geschmack entsprechen. Die voreingestellte Legatobogendicke von 8 finde ich persönlich etwas übertrieben. Wenn Sie meiner Meinung sind (vergl. Bild 1), wählen Sie hier den Wert 5 oder sogar noch dünner. Die restlichen Einstellungen im Voreinstellungsdialog können so gelassen werden, wie sie sind - es sei denn. Sie haben hier schon andere Vorlieben entwickelt.

Notation

Nun können wir uns endlich an die Eingabe der Noten machen. Da im oberen System (rechte Hand) nur Sechzehntel, Viertel und Halbe Vorkommen, können Sie hier noch einmal auf angenehm leichte Art die „Akkordeontechnik" üben: Legen Sie den Ringfinger der linken Hand auf das [W], den Mittelfinger auf das [E] und den Zeigefinger auf das [R] und versuchen Sie, sich bis zum Wiederholungszeichen (siehe Bild 1) durchzuschlagen. Lediglich die Triole in Takt 7 fällt aus dem Rahmen.

Hier möchte ich es auch Ihrem persönlichem Geschmack bzw. Ehrgeiz überlassen, ob Sie die Tastenkombination hierfür wirklich lernen wollen - dafür sind Triolen in vielen Bereichen der Musik einfach zu selten.

Wenn Sie tatsächlich an dieser Stelle angekommen sind, an der eigentlich ein Wiederholungszeichen stehen sollte, so können Sie es dort auch gleich setzen. Auch dies ist in SPP genial einfach möglich: Klicken Sie einfach mit der Maus auf den Taktstrich und wählen Sie in dem folgenden Dialog das richtige Zeichen. Ihr Notat sollte jetzt in etwa so aussehen, wie in Bild 3 dargestellt - natürlich noch unformatiert auf dem Bildschirm. Als nächstes sollten Sie jetzt das zweite System (linke Hand) bis zur selben Stelle mit Noten füllen. Benutzen Sie dazu dieselbe Fingerhaltung wie vorhin.

Etwas aus der Reihe fallen hier die beiden punktierten Halben. Um diese mit der „Akkordeontechnik" zu setzen, drücken Sie an der entsprechenden Stelle bitte die Kombination [Control] [W] . Am Wiederholungszeichen angekommen, sollte Ihr Notat jetzt auf dem Stand von Bild 4 sein.

Neues

Jetzt wird's aber eigentlich erst spannend, da wir bisher ja noch nicht viel Neues gelernt haben. Denn jetzt kommen alle Zeichen dran, die mit der Klavierspielweise zu tun haben: vom Phrasierungsbogen über die Stakkatopunkte und die Dynamikzeichen bis hin zu den Pedalbezeichnungen. Auch an den Fingersatz wird selbstverständlich gedacht. Fangen wir mit den Phrasierungsbögen an, da diese ja doch sehr zahlreich sind in diesem Stück - wenn es nicht so einfach wäre könnte man glatt sagen: Ist gut zur Übung. Um in den Dialog Legatobögen zu kommen, drücken Sie die Tilde ([-]). Jetzt fordert SPP Sie auf, den Anfangston anzuklicken: Damit ist der Ton, an dem der Haltebogen beginnt, gemeint. Haben Sie dies vollbracht, klicken Sie einfach den letzten Ton an - im Falle des ersten Bogens also das erste C -und Sie erhalten eine vorläufige Version des Bogens. Die genaue Lage des Anfangs- und Endpunktes sowie der beiden Markierungspunkte 2 und 3 können Sie nun noch durch Anklicken und Halten der Maustaste an die richtige Stelle bringen und damit die Wölbung des Bogens verändern. Wie Sie gemerkt haben werden, wird das auch gleich bei unserem ersten Bogen notwendig, da er sonst quer durch das A läuft - und das wollen wir ja nun wirklich nicht. Auf diese Art und Weise können Sie nun also alle Bögen setzen. Achten Sie nur darauf, dass Sie jeden Bogen mit Bogen OK bestätigen müssen, und in Takt 4, 5, 6 und 8 im oberen System zunächst Bogen unten anwählen müssen.

Bild 1: Die Aufgabe für diese Ausgabe: der Anfang eines Mozart-Menuetts in der bekannten Qualität von Score Perfect Professional.
Bild 2: Die ersten Vorbereitungen auf der Haupteingabeseite.
Bild 3: Geben Sie so die Noten ins erste System ein.
Bild 4: Die „Rohfassung“ ohne Extrazeichen.

Dynamik

Nachdem wir so weit gekommen sind, kümmern wir uns jetzt um die Dynamik. Auch hier stellt SPP selbstverständlich jedes denkbare benötigte Zeichen dar. Das Stück beginnt recht laut: forte ist in Takt 1 erwünscht. Um dies in Ihrem Notat kenntlich zu machen, wechseln Sie in den Dialog Zeichen/Dynamik (erreichbar über den gleichnamigen Eintrag in der Menüleiste oder die [5] auf dem Ziffernblock), wählen das f mit der Maus an und klicken an die richtige Stelle im Notat. Dasselbe können Sie auch mit dem p in Takt 5 schon gleich erledigen.

MIDI

Wenn Sie nun genau hingesehen haben, ist Ihnen sicher aufgefallen, dass sich der Wert in der kleinen Anzeige MIDI-Velocity geändert hat. Wenn Sie nämlich die Option PLAY/ Dynamikzeichen beim Abspielen aktiviert haben, benutzt SPP eben diesen MIDI-Parameter, um auch die angegebene Dynamik adäquat abzuspielen.

Sollten Ihnen dabei die Lautstärkeunterschiede zu drastisch oder zu schwach erscheinen, können Sie diese Werte noch von Hand editieren. Klicken Sie einfach auf die Zahl, verändern Sie den Wert in dem darauffolgenden Dialog, quittieren Sie mit [Return] - und fertig.

Ausnahmen

Eine Ausnahme von dieser Regel bilden leider die Decrescendo-Gabeln: Hier muss die Velocity von Hand gesetzt werden. Wie das funktioniert, erfahren Sie in einer der nächsten Folgen (ganz Eilige schauen bitte jetzt in ihre Handbuch). Setzen können Sie die Gabeln entweder in dem den schon bekannten Dialog Zeichen/Dynamik oder indem Sie alle Noten, unter denen Gabeln erscheinen sollen, als Bereich markieren (bei gedrückter [Control]-Taste Noten mit gedrückter linker Maustaste überfahren) und dann durch Drücken von [D] und [5] die entsprechende Bereichsfunktion aufrufen. Auf diese Art und Weise ist auch die Öffnung der Gabel etwas leichter zu editieren, da unter dem entsprechendere Menüpunkt einfach ein Wert eingegeben werden kann. Im ersten Dialog ist das Ganze etwas fummelig: Bei immer noch gedrückter linker Maustaste kann durch zusätzliches Drücken der rechten Maustaste erst die Öffnung vergrößert und dann wieder verkleinert werden. Dabei ist man schnell bei Riesengabeln oder bei Doppelstrichen angelangt.

Als letztes Dynamikzeichen fehlt uns noch der Text cresc. in Takt 6. Dieser muss als freier Text eingegeben werden. Also: die [3] im Ziffernblock drücken, dann das [F], und mit der Maus an die richtige Stelle klicken, jetzt i können Sie den Text hier eingeben, mit [Return] bestätigen und ihn eventuell hinterher mit gedrückter j? Maustaste noch an die richtige Stelle schieben. Wenn Sie das Crescendo auch abspielen wollen, müssen Sie die MIDI-Events wiederum von Hand eingeben.

Staccato

Kümmern wir uns jetzt um die Staccatopunkte. Da diese ja bei ungefähr der Hälfte aller Noten in diesem Stück Vorkommen, machen wir uns wieder eine der mächtigsten Funktionen von SPP zunutze: die Bereichsfunktion. Mit gedrückter [Control]-Taste markieren wir alle Noten, die einen Stakkatopunkt erhalten sollen (es empfiehlt sich hierfür, die Anzeige zunächst auf klein zu stellen, damit der ganze Notenausschnitt editierbar wird), drücken dann [S] für die Bereichsfunktion Sonderzeichen, [1] für Hinzufügen und wählen hier aus den Zeichen den Stakkatopunkt aus - schon haben wir diesen Schritt abgehakt. Sie sollten allerdings jetzt noch einmal prüfen, ob die Stakkatopunkte irgendwo mit den Legatobögen kollidieren. Ist dies der Fall, müssen Sie entweder die Punkte bei gedrückter Maustaste verschieben oder den Bogenverlauf in demselben Menü wie vorhin noch einmal ändern.

Auf dieselbe Art und Weise wie bei den Stakkatopunkten können auch die Pedalzeichen gesetzt werden: Markieren Sie zunächst die Noten, unter denen das Pedal drücken-Zeichen erscheinen soll und gehen Sie analog vor, um dann noch einmal dasselbe für das Pedal loslassen-Zeichen zu praktizieren. Nun sollten sie nochmals eine Hörprobe machen - es lohnt sich.

Fingersatz

Zu guter Letzt fehlt uns jetzt nur noch der Fingersatz. Die entsprechenden Zahlen tragen Sie als freien Text an den richtigen Stellen ein. Noch einmal die Tastenkombination: [1] (auf dem Ziffernblock) und [F]. Nun klicken Sie mit der Maus über die entsprechende Note und geben die Zahl ein. Bestätigen Sie jeweils mit [Return].

Damit soll Ihre Arbeit für heute auch schon wieder beendet sein. Ich hoffe, Sie haben soviel wie möglich gelernt und können das Gelernte jetzt für Ihre eigenen Aufgaben verwenden. Nicht nur eingefleischten Mozart-Fans wird sicherlich aufgefallen sein, dass dieses Menuett an dieser Stelle natürlich keineswegs zu Ende ist. Wer also Interesse daran hat, das ganze Stück entweder weiter abzutippen oder als komplettes Notat zu haben, der kann die Songdatei von unserer Homepage beziehen oder von der aktuellen Spezialdiskette laden und ausdrucken. Nun wünsche ich Ihnen bis zum nächsten Monat fröhliches Notenschreiben!

Henrik Klüver, tr


Henrik Klüver
Aus: ST-Computer 03 / 2000, Seite 48

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