Internet zum Nulltarif, Teil 3: Die Konfiguration von CAB

Der wohl bekannteste Teil des Internets besteht aus dem sogenannten World Wide Web, in dem zahllose Informationen zu bekommen sind. Dabei ist es unerheblich, ob sich ein Text in Deutschland, Amerika oder sonstwo auf der Welt befindet. Mit STinG, CAB und einem entsprechenden OVL ist es auch mit Ataris möglich, in diesem weltweiten Netz zu surfen.

CAB OVLs

CAB selbst kann nicht mit dem Internet kommunizieren, bietet aber eine Modulschnittstelle, über die man mit Hilfe eines OVLs auch im Internet surfen kann. Es gibt viele OVLs für CAB, die für die verschiedenen Internet-Sockets geeignet sind. Für den Internet-Socket STinG gibt es zwei OVLs (siehe auch Internet-Service-CD-ROM), deren Installation im folgenden kurz beschrieben werden soll.

Ein OVL stammt von Dan Ackerman (http://www.netset.com/~baldrick/), aktuell ist die Version 1.3101. Es gibt zwei Versionen, wobei eine für den 68030-Prozessor optimiert ist. Die Installation ist denkbar einfach: Als erstes wird das OVL in den Ordner MODULES im CAB-Verzeichnis kopiert, kann aber auch in demselben Ordner wie CAB.APP plaziert werden. Als zweites müssen einige Environment-Variablen definiert werden, die im letzten Teil dieses Workshops schon beschrieben wurden und deshalb hier nur kurz aufgezählt werden sollen: EMAIL, USERNAME] HOSTNAME, SMTP_HOST, HTTP_PROXY/ HTTP_PROXY_PORT/ NNTP_PROXY/ NNTP_PROXY_PORT, NNTP_HOST/ FTP_PROXY/ FTP_PROXY_PORT/ GOPHER_PROXY/ GOPHER_PROXY_PORT/ WAIS_PROXY, WAIS_PROXY_PORTf SMTP_SERVER/ NNTP_SERVER. Nun muss noch eine Konfigurationsdatei erstellt werden, die in das Verzeichnis des OVL kopiert wird. Der Name der Datei ist CABOVL.CFG. Das File kann mit einem beliebigen Texteditor angelegt werden. Das Listing in Infobox auf Seite 60 beschreibt die Variablen.

Ein weiteres OVL stammt von Olivier Booklage (http://obooklage.free.fr), aktuell ist die Version 5.66. Olivier ist sehr fleißig, so dass man alle drei Wochen ein Update erwarten kann. Sein OVL ist etwas moderner und weiter entwickelt als das von Dan und unterstützt neben STinG auch IConnect. Im Archiv sind auch eine deutsche Anleitung und ein deutsches Ressource-File enthalten. Zur Installation kopiert man einfach das OVL und die RSC-Datei in den Modulordner von CAB (oder in den Ordner von CAB.app). Zur Konfiguration startet man CAB und gibt die URL http://CAB.ovl ein, woraufhin eine interne Seite mit den Einstellungsmöglichkeiten erscheint (Bild 1).

Die einzelnen Werte sind eigentlich selbsterklärend. Die kleineren Werte bei reservierte Zeit für GEM-Ereignisse rühren daher, dass ein schnellerer Rechner als ein ST im Einsatz war. Weiterhin benötigt das OVL auch einige Environment-Variablen, die hier ebenfalls kurz aufgelistet werden sollen: EMAIL, SMTP_SERVER/ HTTP_PROXY/ HTTP_PROXY_PORT, NNTP_PROXY/ NNTP_PROXY_PORT/ FTP_PROXY/ FTP_PROXY_PORT, GOPHER_PROXY/GOPH ER_PROXY_PORT, WAIS_PROXY/WAIS_PROXY_PORT. Mit dem OVL von Olivier Booklage lassen sich auch Formulare abschicken, die per eMail versendet werden - dazu muss man allerdings zwingend online sein. Ein weiterer Vorteil ist der, dass Cookies auch mit CAB-Versionen < 2.7 unterstützt werden.

Das CAB.OVL unter der Lupe


# Zeilen, die mit einen # anfangen, sind Kommentare und werden vom OVL ignoriert
#
FAKE_NETSCAPE = 1
# Mit dieser Variablen kann sich das CAB.OVL als Netscape (Mozilla) ausgeben (=1), andernfalls
# identifiziert sich das OVL als CAB.OVL
# (=0). Auf manchen Seiten kann es nützlich sein, wenn sich das OVL als Netscape ausgibt, da die Seiten
# sonst evtl, nicht geladen werden können. Defaultwert ist 0.
#
SHARE_TIME = 20
# Zeit in msec die das OVL während einer Operation an CAB zurückgibt. Wie in allem CEM-Aufrufen ist
# das die minimale Zeit, die zurückgegeben wird. Defaultwert ist 100.
#
ONLINE = 0
# bestimmt, wie das OVL seinen Online-Status beim Anwender nachfragt, wenn es ihn selbst nicht
# bestimmen kann. Defaultwert ist 2.
#
# 0 - 'Always Online' - Das OVL verlässt sich auf die Fehlermeldungen des TCP/IP-Stacks (hier also
# STinG), um seinen Online-Status festzustellen. Das OVL wird seinen Online-Status nie beim
# Anwender nachfragen.
#
# 1 - 'Use Abort Alert' - Wenn man Probleme mit dem CAB.OVL hat, sollte man diese Einstellung
# ausprobieren. Das OVL erfragt so seinen Online-Status beim TCP/IP-Stack (hier also STinG). Wenn 
# es seinen Status nicht herausfinden kann, bekommt man eine Fehlermeldung, in der man 'Yes'
# (man ist online) oder 'No' (man ist offline) auswählen kann.
#
# 2 - 'Use Online Alert' Wenn das OVL seinen Status nicht feststellen kann, wird man über eine Alert-Box
# gefragt, ob man online ist.
#
# Die Werte 1 und 2 sind gegenüber 0 zu bevorzugen, weil man dem OVL sagen kann, wie es reagieren
# soll, wenn der Online-Status nicht eindeutig ist.
#
TIMEOUT = 80

# Zeit in Sekunden, die das OVL auf die Antwort eines Servers wartet. Das OVL schickt zum Laden einer

# Datei eine Anfrage an den entsprechen Server, in diesem Fall wird 80 Sekunden lang auf die Datei

# gewartet. Defaultwert ist 120. Der Wert sollte nicht zu klein gewählt werden.

CAB

CAB ist der wohl am weitesten verbreitete Browser auf dem Atari. Er wurde ursprünglich zum Lesen der c't-ROMs programmiert. Das Programm entwickelte sich aber weiter, so dass man schon bald mit einem OVL im Internet surfen konnte. Bis zur Version 1.5 ist CAB Freeware, seit der Version 2.0 wird CAB von ASH vertrieben, aktuell ist die Version 2.8. Mit der Freeware-Version kann man immer noch einigermaßen im Internet surfen, es kommt aber nicht wirklich Freude dabei auf, da CAB in dieser Version noch recht langsam ist und einige HTML-Möglichkeiten (z.B. Frames) noch nicht voll unterstützt werden. Ein Geheimtip ist allerdings die Demoversion von CAB, deren Einschränkungen beim Surfen mit STinG kein wirkliches Hindernis sind. Die Version 1.5 bekommt man auf der Homepage des Entwicklers unter http://homepages.tu-darmstadt.de/~aclauss/, die aktuelle Demoversion gibt es unter www.application-systems.de.

Auf die Installation soll hier nicht weiter eingegangen werden, sie ist hinreichend in der Anleitung beschrieben. Zu erwähnen wäre noch, dass man CAB im Desktop auf die Dateitypen *.htm, .html und http anmelden sollte, damit CAB geladen wird, wenn andere Programme dem Deskop Dateien übergeben (Multitasking vorausgesetzt) oder man eine HTML-Datei per Doppelklick laden möchte. Wichtiger sind schon die Einstellungen, über die hier ein kurzer Überblick gegeben werden soll. Die Beschreibungen beziehen sich auf CAB 2.8, in älteren CAB-Versionen sind eventuell einige Möglichkeiten nicht vorhanden.

Bei den allgemeinen Optionen (Bild 2) kann man u.a. eine Seite definieren, die CAB bei jedem Programmstart automatisch lädt. Weiterhin wird hier bestimmt, wie die Navigationsleiste aussieht. In der Navidationsleiste sind wichtige Schalter vereint, wie z.B. Seite vor oder zurück oder der Stop-Button. Ein schönes Feature ist die Möglichkeit, die Slider schmaler zu machen, um mehr Platz im Fenster für die Darstellung des HTML-Files zu haben.

In Bild 3 sehen wir die wichtigsten Einstellungen: Sie bestimmen im wesentlichen das Aussehen der HTML-Dateien. Ein Bestandteil sind die Bilder. Meistens handelt es sich um Farbbbilder mit sehr vielen Farben, deshalb kann man einstellen, wie diese dargestellt werden. Bei Farbe werden die Bilder auf die aktuelle Farbtiefe heruntergerechnet, z.B. auf 16 Farben. Dieses kostet jedoch besonders bei großen Bildern viel Rechenzeit. Schneller ist es, bei nur 16 Farben die Bilder in Graustufen darstellen zu lassen. Man kann auch die monochrome Darstellung wählen, was aber selten sinnvoll ist. Stellt man die Bilder ganz ab, werden alternativ Texte dargestellt, sofern es im HTML-Code so definiert ist. Hintergrundbilder sind eine feine Sache, aber bei 16 oder weniger Farben ist der Text dann oft nicht mehr lesbar, deshalb sollte man dann die Darstellung der Hintergrundbilder deaktivieren. GIF-Animationen sind Bilder, die wie kleine Filmehen animiert sind. Der Nachteil ist widerum eine lange Ladezeit, insbesondere dauert aber das Herunterrechnen auf weniger Farben recht lange, deshalb kann deren Darstellung ebenfalls unterbunden werden, ersatzweise erscheint dann das erste Bild der Animation. Für diejenigen, die noch mit einem ST in der Auflösung ST-Mittel surfen, wird die Bildhöhe halbiert, damit die Bilder unverzerrt sichtbar sind, sofern man diese Option angeschaltet hat.

Bild 1: Zur Konfiguration des OVL von Olivier Booklage startet man CAB und gibt http://CAB.ovl als URL ein, woraufhin eine interne Seite mit den Einstellungsmöglichkeiten erscheint.

Verweise sind markierte Textstellen, die bei einem Klick darauf eine weitere Seite laden. Man kann einstellen, welche Farbe die Verweise standardmäßig haben und ob sie unterstrichen bzw. fett dargestellt werden sollen. Die Defaultfarben für den Hintergrund und den Text kann man ebenfalls festlegen. Alle diese Einstellungen können auch im HTML-Text stehen und werden verwendet, sofern man die entsprechende Option angewählt hat. Bei schlecht gestalteten Seiten kann es Vorkommen, dass man unter 16 oder weniger Farben den Text nicht mehr richtig vom Hintergrund und/oder den Verweisen unterscheiden kann. Dann sollten die Vorgaben im Dokument nicht verwendet werden. Unter Verschiedenes wählt man u.a. aus, ob Frames dargestellt werden. Frames sind Unterteilungen einer Seite, wobei jeder Einzelbereich eine eigene HTML-Datei repräsentiert. Frames sind inzwischen so verbreitet im Internet, dass man sie angeschaltet haben sollte. Wenn man störende blinkende Texte auf einer Seite hat, sollte die Option BLINK abgeschaltet werden.

Bild 2: In den Optionen wird u. a. das Aussehen der Navigationsleiste bestimmt.

In CAB kann man auch verschiedene Fonts definieren: einen für Fließtext, einen für Überschriften und einen für feste (monospaced) Textbreiten. Dateien, die CAB nicht darstellt, kann man von anderen Programmen laden lassen, wozu ein extra Dialog existiert. Hier wird u.a. auch GEM/ING für das Abspielen von Sounds und ein Editor für die Quelltextanzeige definiert. Bei den Zugriffspfaden stellt man den Cachepfad ein. Im Cache werden die Daten temporär abgelegt, damit nicht jede Datei erneut aus dem Internet geladen werden muss (sofern sie sich nicht geändert hat). Es lassen sich auch noch ein paar HTML-Pfade und die Verzeichnisse für die c't-ROM definieren.

Die Cacheoptionen (Bild 4) sollte man dem eigenen Speicherplatz anpassen. Beim Bilder-Cache im RAM sollte nicht gegeizt werden, das beschleunigt die Darstellung bei schon geladenen Bildern enorm. Hier sollte man ruhig 70% bis 80% vom freien Speicher einstellen -und keine Angst: CAB belegt davon nur so viel Speicher, wie gerade benötigt wird. Die Größe des Internet-Cache sollte sich danach richten, wie oft und intensiv man surft. Normalerweise sollten 10 MB locker reichen, aber mehr schadet nicht, belegt aber evtl, viel Plattenplatz.

Beim Menüpunkt Internet-Programme definiert man die Pfade zu weiteren Internet-Programmen, wie z. B. einem eMail- oder FTP-Programm. Diese werden dann ggf. von CAB gestartet. Unter Server/Proxy kann man die Proxies aus STinG übernehmen oder andere definieren. Schließlich gibt es noch die Einstellungen für Internet-Cookies: Diese haben nichts mit den Cookies auf dem Atari zu tun: Internet-Cookies sind kleine Datenpakete, die einige Server gerne beim Benutzer ablegen möchten, um ihn z.B. bei einem späteren Besuch wieder identifizieren zu können. Einige Seiten im Internet (sehr wenige) lassen sich mit abgeschalteten Cookies nicht besuchen. Cookies bergen auch ein gewisses Sicherheitsrisiko, weil die Server verfolgen können, wie man sich als Besucher verhält. Im Zweifelsfall sollte man hier Nachfragen einstellen,.

Bild 3 (oben): die Darstellungs-Optionen Bild 4 (unten): die Cache-Optionen

Surfen

Ist CAB konfiguriert und das OVL an die richtige Stelle kopiert, braucht man sich nur poch mit dem STinG-Dialer ins Internet einwählen. Dann wählt man im Menü Datei von CAB den Punkt Öffne URL aus und tippt eine URL ein (z.B. http://www.st-computer.net/). Hierbei hat CAB eine Besonderheit: Das http:// kann man weglassen, bei einer URL mit nur einem Punkt kann man auch das www. weglassen. Endet die Adresse mit .com, kann man auch dieses weglassen. Aus st-computer.net wird dann automatisch http://www.st-computer.net/ gemacht, aus atari-world wird http://www.atari-world.com, aus links.atari.org wird http://links.atari.org/.


Benjamin Kirchheim
Aus: ST-Computer 03 / 2000, Seite 55

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