7 auf einen Streich - Laufwerke am Atari: Teil 3: Audio-CDs brennen

Im heutigen Kursteil erfahren Sie (fast) alles zum Brennen von Audio-CDs und erhalten einen Hinweis auf ein nützliches Hilfsmittel zur für das selbstständige Abarbeiten ganzer Sound-Ordner - inkl. Programmquelltext.

Es gibt verschiedene Motive, Audio-CDs zu brennen: Die Erstellung von „Arbeitskopien" für einen Erschütterungen ausgesetzten CD-Player im Auto oder die Schonung Ihrer häufig gespielten Lieblings-CD sind nur zwei. Da erfahrungsgemäß je CD nur drei bis 4 Ohrwärmer - äh Ohrwürmer - enthalten sind und viele CDs auch nur gut halb voll sind, können Sie auch ca. sechs bis acht CDs zu einer randvollen Favoriten-CD „zusammenfassen" (74 oder 80 Min.). Bei Kratzern auf dem Original ist es für eine Kopie meist zu spät. Preisgünstige und gute CDs kauft man besser gleich doppelt - aber vielleicht haben Sie auch mehr Zeit als ich! Einige Hinweise zu Audio-CDs wurden bereits im vorigen Teil an passender Stelle mitgeteilt. Natürlich möchten auch die vielen Musiker auf unserer Plattform ihre Kompositionen selbst produzieren und verewigen, aber da hilft meines Wissens nach Soundpool auch bei Serienproduktion weiter.

Unterschiede

Gegenüber Daten-CDs gibt es Unterschiede. Wie Sie ja von Audio-CDs her wissen, sind diese nicht perfekt. Dies liegt u.a. daran, dass die Datenstruktur in gewisser Weise unvollkommen ist. Es gibt keine exakte Sektor- und Dateistruktur wie bei Daten-CDs. Zum Ausgleich hat ein Audio-CD-Player bekanntlich Korrektur-Mechanismen. Diese Sachlage führt beispielsweise dazu, dass beim Kopieren von CD auf Festplatte nach Leseunterbrechungen nicht an derselben Stelle weitergelesen wird. Aber dank SCSI und geschickter Atari-Programmierer funktioniert es trotzdem. Jedoch behaupten Experten, dass es sehr schwierig sei, dasselbe Musikstück zweimal vollkommen identisch auszulesen, ohne dass die beiden Ergebnisse Unterschiede aufweisen. Bei den DOSen gibt es sogar ein Freeware-Programm, das Audio-CDs sehr oft mehrfach einliest und immer wieder die Varianten vergleicht. Über den Zeitbedarf war nichts zu lesen.

Audio-Einlesefehler sind jedoch weit entfernt von verlustbehafteten Aufnahmeverfahren wie MPEG, Mini-Disk oder der reduzierten Qualität von Audio-Kassetten. Ich habe jedenfalls noch nie von jemandem gehört, der bei CD-Kopien mit dem Ohr einen Unterschied zwischen Original und Kopie entdecken konnte. Kopien von Kopien lehnen Audio-Puristen jedoch ab.

Ausrüstung. Was brauchen Sie zum Brennen einer Audio-CD-R/CD-RW auf einem Atari (die Frage, ob ein simpler ST genügt, muss leider verschoben werden)?

Eigentlich sollten sich besser beim Kauf eines CD-ROM-Laufwerks schriftlich zusichern lassen, dass das Laufwerk SCSI-Audio-Kommandos zum digitalen Auslesen von Audio-CDs versteht, falls der Umkarton dies nicht bereits verspricht. Es gibt sogar Autoren, die fälschlich behaupten, alle Laufwerke ab einer 10-fa-chen Geschwindigkeit wären dazu fähig. Aber kaum ein Händler wird sich dazu bereit erklären, selbst die wenigen, die Ihr Wunschfabrikat enthält, auf Lager zu haben.

Laufwerk testen

Es gibt Leute, die lieber eigene Erfahrungen machen wollen, z. B. weil das Laufwerk XYZ scheinbar so unglaublich günstig angeboten wird, wenn man nicht nach dem Porto fragt. Aber beherrscht es digitales Einlesen (Audio-Grabbing)? Auf Win-/DOS-Tests können Sie sich nicht verlassen, denn auch dort verträgt sich nicht jedes Laufwerk mit jeder Software - und gelegentlich werden auch IDE- und SCSI-Ergebnisse verwechselt. Natürlich gibt es das Testprogramm CD-TEST.TTP, das dem Freeware-Programm CD-REC von Dirk Haun beiliegt (z.B. auf der ersten „Best of ATARI Inside"-CD): Man legt eine Audio-CD ein, startet das Programm, übergeht die Eingabezeile per Return-Taste und erhält das Ergebnis. Einem Misserfolg kann aber nicht nur das Laufwerk, sondern auch der Gerätetreiber verursachen.

Um nicht zu (ver-)zweifeln, sollten Sie einen audiofähigen MetaDOS-Treiber verwenden (eine ausführliche Tabelle können Sie auf unserer Homepage oder per Fax-Pollverfahren unter der Nummer 0 43 31-84 99 69 finden).

Beim audiofähigen EGON! gibt es im Installationsprogramm auch eine Testfunktion, die bei meinem Falcon und einem meiner schnelleren, aber nicht audiofähigen Laufwerke nicht weiterhalf. Leider funktionierte mit diesem Laufwerk weder die Wiedergabe von Audio-CDs noch deren Auslesen - im Zweifelsfall wohl besser CD-TEST verwenden.

Audio-Dateien

Es gibt verschiedene Audio-Dateiformate: auf dem Atari DVSM, WAV und AVR, auf den DOSen WAV und auf dem Mac AIFF. Da sich (bei Audio-CDs) alle umwandeln lassen, (z.B. mit 525.PRG) ist - abgesehen vom Zeitverlust beim Umwandeln - das Quellformat eigentlich egal. Die eigentlichen Sound-Informationen bleiben immer erhalten, jedoch können Beschreibungstexte o. ä. verlorengehen.

Wie kommt man nun zu Audio-Dateien? Man greift auf bereits vorhandene Dateien zurück (z.B. von Daten-CDs oder aus dem Internet) oder produziert sie selbst. Es gibt dafür zahlreiche Möglichkeiten, über die Musiker wohl besser Bescheid wissen als ich (s. Inserate in der ST Computer, auch in früheren Ausgaben). Eine Möglichkeit zum Ausprobieren bietet beispielsweise die Shareware WINREC mit Aufnehmen über den Mikrofonanschluss des Falcon. Die verbreitetste Variante ist jedoch das digitale Auslesen von Audio-CDs.

Digitales Auslesen

Manche Autoren -ich auch - empfehlen das Auslesen nur mit einfacher Geschwindigkeit, andere gehen sogar soweit, WinDOSen optisch an Audio-Player mit entsprechendem Ausgang teuer und aufwendig anzukoppeln (spezielle Karte erforderlich) - ich nicht! Aber eine bessere Qualität als per SCSI ist nicht möglich.

Prinzipiell gibt es auf den Ataris zwei Möglichkeiten zum Auslesen: Als erste Möglichkeit stellen einige CD-ROM-Treiber die Tracks einer Audio-CD unmittelbar als DVSM- oder WAV-Dateien im CD-Laufwerksfenster auf dem Desktop dar, so dass ein Kopieren auf eine Festplattenpartition per Drag&Drop möglich ist - und zwar weitgehend automatisiert. Die zweite Möglichkeit bieten Ausleseprogramme. Doch zunächst zum in beiden Fällen unverzichtbaren Treiber.

CD-ROM-Treiber

Reine Daten-CDs können Sie neben den kommerziellen Paketen auch mit den frei verfügbaren Tools FALCON.BOS (Best of... 2, Whiteline CDs, DL 121) oder SPIN_SD.BOS (z.B. Revolution4, Best of... 2 und SDK-Update) in Verbindung mit dem frei verfügbaren ISO9660F.DOS (von Atari, Best of ... 2, DL 121, auch bei CDPRO mitgeliefert) lesen. Eine Abhängigkeit von der verwendeten MetaDOS-Versionsnummer konnte ich nicht feststellen. CD-Tools und Egon! funktionieren auch auf dem ST (sogar Audio-Daten-Auslesen), vermutlich auch SPIN-SD.BOS mit ISO9660F.DOS.

SPIN muss der erfahrenere Anwender per Hand konfigurieren. Für MiNT und MagiC verfügt das SPIN-Paket über die sogar audiofähigen jeweiligen Treiber. Für MiNT funktioniert's so: Im Auto-Ordner benötigen Sie METAXBS.PRC (statt METADOS.PRG) und MI NT. PRG (z.B. SDK, Leser-CD 01/99, DL 012 auf Omega) - in dieser Reihenfolge. SCSLDRV.PRC (liegt CBHD bei) im AUTO-Ordner wird nur benötigt, falls Sie nicht HDDRIVER ab der Version 7.7, CBHD ab der Version 5.02 oder einen anderen zu SCSI-DRIVER kompatiblen Festplattentreiber einsetzen. In den AUTO-Ordner kommt noch die Datei CONFIG.SYS. Sie können die entsprechende Spin-Musterdatei per Texteditor anpassen: Leute mit ACSI-Schnittstelle (ST) entfernen ß:5, und T:B, Anwender mit voller SCSI-Schnitt-stelle (z. B. Falcon) löschen A:12, und S:A,. Zuletzt ändern Sie noch die Einträge S bzw. Tin Ihren Wunschbuchstaben für das CD-ROM-Laufwerk. Dann kommt noch MINT.XFS in den Ordner MINT (oder MULTITOS, falls Sie MultiTOS verwenden) Ihrer Bootpartition. Nach einem Reset klappt's dann. Ältere HDDRIVER-Versionen sollten Sie besser updaten, da es dort bei mir nur mit SCSI_DRV.PRC klappte, aber die Kombination sehr langsam war.

Für MagiC funktioniert's wohl analog, jedoch kommt SPINMACC.XFS in den Ordner X:\GEMSYS\MAGIC\ XTENSION, wobei X für den Buchstaben Ihres Bootlaufwerks steht.

SCSLCD.BOS liegt CDPRO bei und dient dazu, einen Brenner auch zum Lesen zu bewegen. Laut Dirk Haun ist übrigens CDARGEN.BOS von Atari nicht audiofähig. FALCON.BOS von Peter Hilbring (er hat auch Egon! programmiert) ist zwar mit frei zugänglichen DOS-Treibern nicht audiofähig, jedoch mit den kommerziellen Varianten - aber die erhält man nur mit dem kommerziellen Paket, das man dann wohl als Ganzes einsetzt. Besitzen Sie CD-To'ols oder Egon!, so hat das jeweilige Installationsprogramm bereits die richtigen Treiber installiert.

Audio auslesen per Treiber

Als audiofähige MetaDOS-Treiber (s. Teil 1) sind HS-CDROM.BOS (CD-Tools von Julian Reschke), EGON.BOS (Egon!-CD-Tools) und SPIN_SD.BOS (für MiNT und MagiC) bekannt. Alle Treiber ausser Egon! stellen WAV-Dateien bereit - eigentlich die bequemste Variante, falls die Dateien störungsfrei sind. Dies war bei mir nur bei Egon! zuverlässig der Fall. Der audiofähige Treiber EGON.BOS zur MetaDOS-Variante der Egon-Tools (vermutlich vorletzte Version) identifiziert Audio-Tracks von Audio-CDs als DVSM-Dateien (Track#01 .DVS usw.), eine nicht ganz Atari-konforme Namensgebung - besser ist es, per HEX-Editor in EGON.BOS Track#01 .DVS in TRACK001.DVS patchen! In diesem Soundformat speichern übrigens auch das Falcon-Harddiskrecording-Programm WINREC und auch FORTUNE. Unglücklicherweise gehört DVSM nicht zu den von CDRecorder automatisch als Musikdateien erkannten Formaten, was etwas Arbeit sparen würde.

Sie wählen alle gewünschten Tracks Ihrer Quell-CD auf die gewohnte Weise per Mausklick aus, und je nach Auslesegeschwindigkeit sind die WAV- bzw. DVSM-Dateien (o.ä.) in derselben Zeit, die das Abhören dauern würde (oder im entsprechenden x-tel dieser Zeit) auf Ihre Festplatte kopiert. Bekanntlich können Sie bei TOS-Versionen ab 1.04 (=1.4) bei festgehaltener Shift-Taste beliebige Einzeldateien selektieren oder deselektie-ren, bei Uralt-Versionen lassen sich nur zusammenhängende Bereiche auf einmal markieren. Experten raten für maximale Qualität zum Auslesen in einfacher Geschwindigkeit (s.o.). Dies ist übrigens der einzige Fall, in dem von schnellen Kopierprogrammen wie Kobold abzuraten ist: Bei Kobold sind keine Korrekturmechanismen vorgesehen, um nach dem Unterbrechen des „Lesestroms" beim paketweisen Einlesen und Schreiben die Bruchstelle wiederzufinden - bei Daten-CDs kein Problem, jedoch wird bei Audio-CDs leider nicht an der Unterbrechungsstelle sondern nur in deren Nähe weitergelesen. Entweder schafft es ein Verfahren, unter Ausnutzung der Fähigkeit von SCSI fortlaufend zu lesen und zu schreiben oder eine Software muss aufwendig die Bruchstellen überbrücken.

Verfügen Sie nicht über Egon! (oder klappt es mit Ihrem Laufwerk damit nicht) so bleiben nur die später besprochenen Ausleseprogramme. Ansonsten können Sie sich entspannt zurücklegen, denn die Lücke zwischen DVSM und CDPro ist geschlossen. Das Freeware-Programm X2WAVCUT.PRG (voraussichtlich auf Leser-CD 4/2000) hat folgende Fähigkeiten: Es wandelt vollautomatisch alle DVSM-, AIFF- und AVR-Dateien des Ordners, in dem es sich befindet (Verstecken in Unterordnern ist also möglich), in WAV-Dateien um. Zusätzlich wird jede Datei um ein eventuelles Schlussknacken und einem Nullpegel (Stille) am Dateiende beschnitten, so dass evtl, ein Musikstück mehr auf Ihre künftige CD passt. Der Zeitbedarf entspricht einschließlich Umwandlung ungefähr der Abhörgeschwindigkeit. Auch ein akkusti-sches Signal am Programmende wurde nicht vergessen - sehr nützlich bei Zusammenstellungen aus mehreren CDs. Da der GFA-Basic-Quell-Code beiliegt, können Sie notfalls Ihre eigene Variante modifizieren. Natürlich hindert Sie niemand daran, Einzeldateien z. B. mit 525 zu konvertieren (vorher # und Kleinbuchstaben tilgen!). 525 erlaubt auch das Normieren der Laufstärke, d.h. per Probelesen wird die globale Maximallautstärke ermittelt und so der maximal mögliche Anhebungsfaktor ermittelt. Dann wird das ganze Stück rechnerisch lauter gemacht. Bei X2WAVCUT können Sie sicher sein, dass nichts Unnötiges und Unidentifizeribares an das Dateiände gehängt wird (s. Source-Code). Sie besitzen damit auch ein Programmbeispiel für das automatische Abarbeiten ganzer Ordner, eine Fähigkeit, die auch Entpacker und GEMVIEW besitzen. Eine Übertragung in andere Programmiersprachen müsste Dank zahlreicher Kommentare einfach sein.

Eine Umwandlung von DVSM nach AVR statt WAV mit Beseitigung des Schlussknackens wäre blitzartig möglich, jedoch „verdaut" CDRecorder Pro anscheinend leider im Gegensatz zum Handbuch das AVR-Format nicht immer. Die Umwandlung der anderen Soundformate nach WAV kostet leider Zeit, da WAV dummerweise im Intel-Format speichert, bei dem (entgegen allen Zahlensystemen) anschaulich geprochen die obere und untere Hälfte einer Zahl miteinander vertauscht sind (Buchstabenbeispiel: „ko" statt „ok") - aber so sind WinDOSen eben!

Mischen Sie Titel aus mehreren CDs, so kommt es beim automatischen Herunterkopieren evtl, zu Nummernüberschneidungen (z.B. zweimal Track #01) und das automatische Kopierverfahren unterbricht mit dem entsprechenden Hinweis. Dem beugen Sie mit der Freeware RENTRACK.PRC vor , die sich ebenfalls in Ihrem Zielordner befinden muss und nach jeder gelesenen CD aufgerufen wird. Sie geben dann eine Zahl n zwischen 1 und 9 ein (0 und Großbuchstaben sind auch möglich) und alle Files nach dem Muster Track#xy.DVS werden blitzschnell in TRACKnxy.DVS umgewandelt. Für jede CD wird eine andere Hunderterstelle in der Track-Nummer eingetragen. Gleichzeitig bleiben die Atari-Namenskonventionen eingehalten, die manche Programme (z. B. 525) sehr genau nehmen.

Mit schnelleren Laufwerken ist das Auslesen evtl, kürzer und unzuverlässiger - aber eine volle CD mit 72 Min braucht auch bei 16-fach-Laufwerken (Audiolesen ist langsamer als Datenlesen!) immer noch knapp 5 Minuten.

Ausleseprogramme

Da es etliche Programme zum digitalen Auslesen der Tracks einer Audio-CD gibt, konnte ich nicht alle Treiber-/Programmkombinationen testen. Ich habe diese Programme nur unter CD-Tools und Egon! ausprobiert. Diejenigen, die zu einem Treiberpaket gehören, sind eventuell nur auf dieses abgestimmt und funktionieren nur damit (optimal). Mit dem CDPRO beiliegenden Treiber SCSI_CD.BOS sollen Ausleseprogramme auch funktionieren. Allgemein gilt: Ausprobieren kostet nichts und schadet nichts. Wer etwas anderes als Schweigen am Ende abschneiden will (z.B. einen Schlußapplaus), profitiert ebenfalls davon. Ein Teil (z.B. CDDA bei CD-Tools und CDP, s.u.) lässt nämlich Start- und Endzeit der „Aufnahme" bis auf Bruchteile von Sekunden genau bestimmen und vor der Aufnahme anhören, falls Sie an Ihr CD-ROM-Laufwerk z. B. einen Kopfhörer angeschlossen haben.

Falls Ihnen die Programme die Wahl lassen, stellen Sie bitte 44100 Hz, 16 Bit, signed und Stereo für die Zieldatei ein. Dies sind die üblichen Spezifikationen für Audio-CDs. Im Hinblick auf CDPRO wählen Sie als Zielformat WAV und sparen die Zeit für zusätzliches Konvertieren. Soweit nicht anders erwähnt, können Sie Tracks nur einzeln (ein Track je Aufruf der Exportfunktion) und nicht automatisiert auslesen. Wenn Sie die Start- und Endzeit weiter auseinander wählen, könnten Sie auch mehrere Titel zu einer Datei kombinieren, aber nach dem Brennen nicht mehr einzeln aufrufen. Hier ist es übrigens gleichgültig, ob das Desktop die CD-Tracks als PRG, DVS, WAV o.a. anzeigt. Falls ein solches Programm etwas länger als andere Lösungen braucht, so liegt dies daran, dass gestückelt eingelesen wird und durch die Besonderheiten der Audio-CD-Struktur beim nächsten „Happen" das Anschlussstück erst durch Vergleichen gefunden werden muss.

CD-Tools enthält ein CD-Abspielprogramm (bei meiner Version CDDA), das über eine anzuklickende Aufnahmetaste auch das (bei mir fehlerfreie) Auslesen von Tracks oder deren Teilen u.a. als WAV- oder AVR-Datei erlaubt. CDPlayer 1.4a (CDP.PRC), ein Freeware-Audio-Player von Alexander Clauss, erlaubt auch den Export von Audiodateien nicht nur als DVS sondern u.a. auch als WAV. Das Programm merkt sich beim Beenden ungefragt die Einstellungen bis zu einer Änderung. Dieses Programm ist sehr vielseitig (z.B. kann es die Samplefrequenz umrechnen) und auch flexibel. Denn mit CDP gelang es mir per Spin! (SPIN_SD. BOS) unter TOS die Daten von der CD herunterzuholen, obwohl CD-TEST und CD-REC den Treiber nicht erkannten. Weiterhin können Sie das Programm CD-REC (Freeware von Dirk Haun) verwenden, das jeden Track u.a. als WAV-Datei auf Festplatte sichert.

Mit WINREC (u.a. auf der Transmission-CD und als DL 116 auf Whiteline Gamma und Omega) bekommt man nur analoge Samples (allerdings auch per Mikrofon-Eingang am Falcon), erst WINREC pro erlaubt das digitale Auslesen.

Audiodateien testen

Es empfiehlt sich, Audiodateien nur dann ungeprüft zu brennen, wenn man sich grundsätzlich über deren Qualität sicher sein kann. Eine Prüfung sollten Sie unbedingt vorsichtshalber beim ersten Mal durchführen (bzw. wenn Sie die für Audioaufnahmen eingesetzte Hard- oder Software ausgetauscht haben). Sobald Sie WAV-Dateien erzeugt haben, können Sie diese über den Monitorlautsprecher testen, also von der Festplatte abspielen und anhören. Ein Monitorlautsprecher bietet üblicherweise keine HiFi-Qualität, aber ein Anschluß an die Stereoanlage ist bei neueren Ataris vorgesehen und bei älteren leicht nachzurüsten. Melodie und Gesang müssen gut erkennbar sein und es dürfen keine Aussetzer oder Knackgeräusche auftreten. Knackgeräusche am Ende lassen sich mit X2WAVCUT entfernen. In den anderen Fällen sollten Sie eine Neuaufnahme mit anderen Programmen erwägen. Einige geeignete Programme spielen jedoch nur mit angenäherter Samplefrequenz 44.1 kHz, was die Wiedergabetreue etwas beeinträchtigt. Die Audio-Version von CDPRO hat eine entsprechende Abspielfunktion eingebaut. Erste Wahl ist das ausgezeichnete französische Bearbeitungsprogramm SONDIGIT V4.07 (engl. Variante SONDCT_E von STC-PD-Disk 236, auch auf COMPLETE PD). Es erlaubt im Modus direct to disk (im Menü Sample) auch das Abspielen langer DVS-, AVR- und WAV-Files in guter Qualität. Der Start des Abspielvorgangs verzögert sich je nach Dateilänge, da vorher u. a. die vollständige Hüllkurve grafisch dargestellt wird. Knackgeräusche sehen Sie dort bereits vor dem Abspielen als senkrechte Linien mit voller Höhe. Man kann übrigens auch Mikrofonaufnahmen machen und alle Ataris verwenden. Empfehlenswert ist auch PLAYWAVE. TTP V.100 (Falcon). SWAV funktioniert ab dem STE. Auch für gewöhnliche STs geeignet ist SOUNDLAB. Es erlaubt auch eine vielfältige Bearbeitung, lädt jedoch nur entsprechend Ihrer Speichergröße, ein evtl. Rest bleibt unzugänglich. Ein Abspielprogramm für beliebig lange DVSM-Dateien ist bei Egon! beigefügt: SXP_21F (SAMxPLAY V 21 f auf STC-PD-184)) spielt laut Doku sehr viele Formate in unbegrenzter Länge (auch DVS, WAV und selbstdefinierte) und lässt über verschiedene Parameter viele Effekte zu, erfordert jedoch Einarbeitung.

CD-Recorder

Wie bereits in Teil 1 erwähnt, gibt es zwei Varianten von CDRecorder, nämlich CDRecorder Pro und CDRecorder Audio, für z. Zt. je DM 149.-. Mit CD-Recorder Pro (hier kurz: CDPRO) können Sie Daten-CDs, Mixed-Mode-CDs (ein Daten-Track, der Rest Audio-Tracks) und Audio-Tracks brennen, jedoch nur im TAO-Modus (Track At Once) - mit einem festen Abstand von 2 Sekunden und nicht Red-Book-kompatibel (hier sind Qualitätsstandards festgelegt). TAO bedeutet auch, dass der Laser für jeden Track ein- und ausgeschaltet wird. Auf manche Rohlinge passen auch mehr als 74 Minuten, und auch mit der 80-Minuten-Variante hatte ich keine Probleme.

CDRecorder Audio ist um entsprechende Funktionen für den Musikfreund erweitert, u.a. Red-Book-Standard und DAO (Disk At Once) mit wählbarer Pausenlänge (z.B. Null). Eigene Musikdaten im AVR-, WAV- oder AIF-Format (jeweils 16 Bit, Stereo, Samplefrequenz 44.1 kHz) können so laut Handbuch mit beiden Programmen gebrannt werden.

Musiker produzieren ihre Sound-Dateien (Musik) selbst und verwenden wohl besser die Audio-Variante des CD-Recorders, die in dieser Hinsicht weitergehende Möglichkeiten bietet, jedoch keine Daten-CDs erstellt. Nicht-Musiker werden wohl Sounddateien von Audio-CDs auslesen. Dies erfordert wegen der riesigen Datenmengen längere Wartezeiten. CDPRO selbst enthält übrigens keine Kopierfunktion für ganze Audio-CDs. Wegen der unvollständigen Sektorstruktur von Audio-CDs wäre eine Kopie von nicht aneinander angepassten CD-Lauf-werken zu Brennern vermutlich sehr abbruchgefährdet (Rohling unbrauchbar)! Bei CDPRO ist wohl das weiter verbreitete WAV-Format vorzuziehen. Mit Atari-üblichen AVR-Dateien (im Motorola-Format) scheiterte ich sowohl mit Version 3.00 als auch mit 3.02 - bei der einen Version war bei meinen drei AVR-Brenn-versuchen nur der Anfang jedes Titels hörbar, bei der anderen Version brach der Brennvorgang mit einer SCSI-Fehlermeldung ab (glücklicherweise auch im Testmodus). Nach der Umwandlung derselben Dateien ins WAV-Format gab es mit beiden Versionen keine Probleme. Da die Brenner im vernünftigeren Motorola-Format schreiben und nicht im verdrehten Intel-Format, ist mir und Soundpool dieses Phänomen unerklärlich. Wenn Sie selbst herumprobieren wollen, sollten Sie besser CD-RWs verwenden!

Audio brennen

Was ist beim Audio-Brennen anders als bei Daten-CDs? Wenn Sie Audio-Dateien auf einer leeren und somit unfragmentierten Partition zusammenkopieren, so können diese wegen ihres unverschachtelten Aufbaus ohne Zwischenschaltung einer Imagedatei direkt gebrannt werden (das Ankreuzen von Image bleibt wirkungslos). Jedoch muss jeder Track einzeln mit der Maus in den Sessionmanager (linkes Fenster) gezogen werden, da CDPRO sonst automatisch von einer Daten-CD (hier mit WAV-Dateien) ausgeht. Natürlich können sie eine versehentlich vorbereitete zweite Session per delete wieder aus dem Sessionmanager löschen. Bekannt ist wohl, dass je Minute Musik ca. 10 MB Daten anfallen. Dann wird der Brennvorgang (Record) wie bei Daten-CDs gestartet - so einfach ist das.

Resultate

Das eigentliche Brennen dauerte mit CDPRO bei einer mit 73.5 Minuten und 21 Titeln praktisch randvollen CD in 4-fach-Geschwindigkeit rund 22 Minuten - einschließlich dem Schreiben der Verwaltungsinformationen. Ein Unterschied in der Qualität zum Original war nicht festzustellen. Übrigens war bei mir der Weg über Egon! der einzige, bei dem ich bei allen heruntergelesenen Prüfdateien nie ein Knackgeräusch festgestellt habe.

Anmerkungen

Von CD-Abspiel-Programmen gibt es eine ganze Reihe als Free- und Shareware-Versionen. Auch die kommerziellen Treiberpakete enthalten solche. Dazu muss einer der Audio-Ausgänge des CD-Players mit einem Kopfhörer oder einer Stereo-Anlage verbunden sein (Kopfhörerausgang zunächst auf sehr leise herunterdrehen!). Natürlich strapaziert der damit verbundene Dauerbetrieb Ihr Laufwerk mehr als gelegentliche Dateibewegungen. Ausserdem schonen Sie Ihre Computeranlage, wenn Sie einen normalen Audio-Player benutzen! Verwechseln Sie bitte nicht die Anwesenheit analoger Audio-Ausgänge Ihres Laufwerks (Kopfhörer- bzw. 4-polige Buchse auf der Rückseite) mit der Fähigkeit, digital Audio-Daten über die SCSI-Schnittstelle zu lesen oder das Laufwerk per SCSI-Audio-Kommandos zu steuern.

Copyright

Laut CHIP 12/1999, S. 129, ist es nur (!) bei Audio-CDs erlaubt, sich selbst aus eigenen CDs neue Sampler zusammenzustellen, CDs von Freunden auszuleihen und auf eine eigene CD zu kopieren sowie eigene CDs kostenlos für Freunde zu kopieren (auch für den Rohling darf nichts bezahlt werden). Je Original-CD dürfen nach damaliger Rechtslage nur maximal 7 Kopien (später vermutlich nur 3) zum privaten Gebrauch unter einschränkenden Bedingungen gefertigt werden. Da eine Verschärfung erwartet wird, kann dieses Thema leider weder erschöpfend noch verbindlich behandelt werden.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Bei PD-, Free- und unregistrierter Shareware gibt es üblicherweise keine Kopier-Einschränkungen. Abweichende Autorenforderungen kommen glücklicherweise selten vor.

CDs versus Player

CD-Rs und erst recht CD-RWs können, so liest man, möglicherweise auf alten Audio-CD-Playern nicht abgespielt werden (eine Daten-CD sowieso nicht), gleiches kann bei einem alten CD-ROM-Laufwerk passieren. CD-Rs reflektieren nämlich den Laserstrahl etwas schlechter als CDs/CD-ROMs (nur ca. 70% - 94%), CD-RWs sogar deutlich schlechter (knapp 50%). Aber probieren kostet nicht viel, und meine fünf bisher gebrannten Audio-CD-Rs liefen auf allen mir zugänglichen CD-Playern einwandfrei.

Wie sieht es bei Daten-CDs aus?

CD-Rs müßte Ihr CD-ROM-Laufwerk im allgemeinen problemlos lesen können. Wenn es bei CD-RWs versagt, können Sie entweder ein neues Laufwerk kaufen, für das CD-RW-Fähigkeit auf der Verpackung zugesichert wird oder (besser nur selten) Ihren CD-RW-fähigen Brenner als Laufwerk verwenden. Beim Programm CD-Recorder ist auch Treibersoftware beigefügt und die einfache Installation im Handbuch beschrieben. Das beigefügte SCSLDRV.PRG können Sie weglassen, falls Sie den PD-Festplattentreiber CBHD einsetzen. Mit dessen Version 5.02 in Verbindung mit dem AUTO-Ordner-Inhalt (MetaDOS usw.) des CDRecorders habe ich es erfolgreich mit meinem Brenner ausprobiert.

Rohlingsqualität

Es gibt derzeit für CD-Rs zwei Reflektionsmetalle (Silber und Gold), die üblicherweise auch durch den Lack der Oberseite durchscheinen, und drei Farbstoffe (Phtalocyanin (teuer, langlebig und beste Reflektion), Azon (günstig und langlebig) und Cyanin (billig und kurzlebig)), die in Kombination mit der Reflektionsschicht den Farbton der CD auf der Unterseite bestimmen. Die Lebensdauer dieser Farbstoffe reicht von voraussichtlich nur 10 Jahren -bis zu 100 Jahre - einzelne Hersteller „garantieren" 200 Jahre. Eine entsprechende Kennzeichnung auf Rohlingen und Verpackung fehlt überall, so dass man sich an der Farbe orientieren muss -umso schlimmer, da sich die Zusammensetzung von Lieferung zu Lieferung ändern kann. Es gilt die Formel: Metall + Aussehen = Lebensdauer.

Silber dürfte wohl besser reflektieren, aber Vorsicht: Versuche mit Aluminium sind im Gange! Jedenfalls ist es ratsam, auf Rohlinge gebrannte kommerzielle Software-CDs (wie Leser-CDs) vor Ablauf von 10 Jahren vorsichtshalber zu kopieren. Nicht randvolle CDs können ja zusammengefaßt werden! Auf einer gewissen anderen Plattform ist übrigens Software nach 10 Jahren sowieso meist nicht mehr verwendbar...

Um das Verwirrspiel zu komplettieren, werden üblicherweise Marken-Rohlinge, die (z. B. in der Beschichtungsdicke) etwas ausserhalb der Spezifikationen liegen (B-Qualität), billig als „No-Names/ OEM" vertrieben. Ob es dabei außer Einbrüchen bei der maximalen Schreib- und auch Lesegeschwindigkeit weitere Nachteile gibt, ist mir unbekannt. Da Audio-CDs sowieso langsamer gebrannt und nur mit einfacher Geschwindigkeit abgespielt werden, scheint mir dort das „No-Name-Risiko" gering zu sein. Infos zur Lebensdauer usw. von CD-RWs liegen leider nicht vor.

Niemand wird jemals alle derzeit knapp 1000 Kombinationsmöglichkeiten von CD-Recordern mit Rohlingen testen, aber anscheinend verträgt sich nicht jeder mit jedem gut. Weitere Unterschiede soll es je nach verwendeter Software geben. Wir verlassen somit beim Brennen etwas den gewohnt sicheren Boden.

Brenner an ST & Co.

Soweit bekannt, ist jeder Falcon, TT und Milan „CDPRO-tauglich". Bei ST, STE usw. ist dies - wie man hört - leider nicht immer der Fall: Mit einem Rechner funktioniert es, mit einem anderen nicht (auch bei Verwendung aktueller ACSI-SCSI-Host-Adapter). Mit Schuldzuweisungen kommen wir jedoch nicht weiter. Einen Hostadapter haben Sie wohl. Bestellen Sie einfach CDPro mit Rückgaberecht (Konditionen s. Teil 1) und probieren Sie's aus. Kaufen Sie zeitlich abgestimmt einen möglichst CD-RW-fähigen SCSI-Brenner bei einer Firma, die ebenfalls ein Rückgaberecht (Geld zurück) gewährt. Weiter benötigen Sie einen CD-R-Rohling, besser einen CD-RW-Rohling, damit Sie verschiedene Geschwindigkeiten usw. ausprobieren können und brennen versuchsweise (möglichst zuerst per „Trockenschwimmen" im Testmodus). Eventuell probieren Sie's noch mit Ihrem „Reserve-ST" - bei den derzeitigen Micky-Maus-Preisen haben Sie doch sicher einen! Und verpassen Sie bei einem Misserfolg nicht den Rückgabetermin! Sehr hilfreich wäre es, wenn erfolgreiche Anwender die Typen ihrer Hostadapter, Brenner und Computer an den Verlag schicken würden, damit möglichst viele ST-Besitzer CDs brennen können. Falls Sie mit unterschiedlichen Gerätekonstellationen Erfolg und Misserfolg erlebten, wäre auch der entscheidende Unterschied gut zu wissen!


M. Krönig
Aus: ST-Computer 02 / 2000, Seite 48

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