Aus presserechtlichen Gründen sind wir verpflichtet, darauf hinzuweisen daß der Autor der Exklusiv-Distributor von MGI Calamus SL ist.
Die Entwicklung der Satz techniken hat ihr Tempo verlangsamt, während die Geschichte der Medien seit einiger Zeit nahezu atemberaubend voranschreitet. Kaum sind Bleisatz und Fotosatz vergessen, schon soll das gedruckte Wort nicht mehr gelten und weicht langsam dem digitalen, blinkenden und rollenden Irgendwas, das uns von Internet & Co. beschert wird.
Wer bisher in der klassischen Calamus-Domäne, dem Printmedium, arbeitet und sich in den neuen Medien tummeln will, braucht auf Calamus deswegen nicht zu verzichten. Hier wie dort stehen in Calamus interessante Werkzeuge zur Verfügung, damit Ergebnisse rasch und effektiv erzielt werden können.
Zugegeben: Calamus ist kein HTML-Editor, und seine PDF-Fähigkeiten stehen erst am Anfang (dazu später mehr). Doch nach und nach rückt Calamus auch in die Welt des WWW vor, zunächst zögernd, jetzt deutlicher. Schon jetzt sind neben vielen anderen die wichtigen Internet-Bildformate GIF, JPEG und TIFF als Importtreiber im Standard-Lieferumfang (SL99) enthalten. Zudem bietet Bridge 3 (light) GIF- und TIFF-Export. Bridge 4 (das noch in 1999 erscheinen soll) wird endlich auch JPEG-Export unterstützen.
Wie sieht's aus mit HTML? Import ist generell kein Problem, wenn es um den reinen Text geht. Der dem Calamus beiliegende Rohtext-Importer lädt so ziemlich alles in Textrahmen und mit Eddie (light) sind rasch die irritierenden HTML-Tags entfernt und das Textdokument entsprechend umgeformt.
Nochmals: Calamus ist kein HTML-Editor, und prinzipbedingt ist es bisher auch nicht möglich, daß entsprechende Bilder-Links von HTML-Dateien automatisch im Calamus-Dokument mit erscheinen. Vielleicht beißt sich mal einer der Programmierer am HTML-Format die Zähne aus, so daß dann HTML-Seiten WYSIWYG als Calamus-Dokument erscheinen. WYSIWYG deshalb, weil Calamus eben seiten- und rahmenorientiert arbeitet. Eine Seite hat in Calamus ein festes Format, ebenso ein Rahmen. Wie soll man eine prinzipiell völlig frei von Seitengrößen konzipierte HTML-Datei in einer unbestimmt großen Calamus-Seite unterbringen? - Eben, geht nicht. Daher ist der Weg HTML > CDK relativ einfach: Wer die Calamus-CDK-Seiten gestaltet, bestimmt, wie HTML „rüberkommt“.
HTML-Export: Vergessen Sie‘s für den Moment. Und zwar aus den prinzipiell gleichen Gründen. Calamus möchte seine Brocken lieber schön beieinander halten und nicht in ein Sammelsurium von einzelnen Dateien zerbröseln, die mit Links und Hyperlinks verknüpft sind.
Was aber halten Sie von PDF? Wenn wir schon von textlastigen Dokumenten sprechen, die mehr brauchen als eben nur das Exportieren eines JPEG-Bildes, dann ist PDF mittlerweile eine sehr interessante Alternative zu HTML geworden. PDF steht für „Portables Dokument-Format“ und kommt wie so viele Dokument-Formate von Adobe und kann heute auf fast jedem System gelesen werden - portabel eben.
Bridge 4 unterstützt bei der Post-Script-Ausgabe endlich auch eingebettete Fonts, so daß man selbst bei Verwendung von CFN-Schriften nun wesentlich kleinere PS-Dateien erzeugen kann, da nicht mehr jeder einzelne Buchstabe vektorisiert werden muß. Diese PS-Dateien wirft man auf den Acrobat Distiller, der daraus ruckzuck PDF-Dateien „destilliert“. Und diese wiederum lassen sich mit dem Acrobat Reader und mit entsprechenden Plugins eben auch in den heute üblichen Web-Browsern an-sehen und lesen. - Und durchsuchen! Denn ein wichtiges Kriterium von PDF-Seiten im Web ist natürlich, daß Texte auch nach bestimmten Begriffen durchsucht werden können. Bridge-3-PS-Dateien konnten zwar auch schon in PDF-Dateien gewandelt werden, aber da dort noch alle Texte in Vektortexte gewandelt wurden, gab‘s darin auch nichts zu suchen. In einer Vektorgraphik kann halt nur das menschliche Auge das Wort „Hallo“ wiedererkennen, nicht aber textorientierte Suchfunktionen von Computerprogrammen.
Da die Gestaltung von Internetseiten ansonsten auf wirklich simplen HTML-Spielregeln beruht und sich die Komponenten Text, Bild und Ton samt einiger graphischer Spielereien) relativ systemunabhängig zusammenbasteln lassen, können Sie somit aus Calamus heraus bis auf Ton-Dokumente schon sehr viel für Webseiten-Gestaltung Vorarbeiten. (Für Ton-Bearbeitung fehlen eigentlich nur ein paar Module, aber falls Sie eh schon in der Musikszene arbeiten, haben Sie vermutlich Ihre entsprechenden Werkzeuge längst, oder?) Und denken Sie daran: Je größer die Dateien fürs Internet, um so langsamer wird prinzipbedingt Ihre WebSite.
Kommen wir zu einem schönen Streitpunkt in Calamus: Es wird immer wieder behauptet, durch seine „Unart“, Büd-Feindaten ständig im Dokument zu halten, sei man mit Calamus gar nicht in der Lage, wirklich große Dokumente zu bearbeiten. Und ich meine j etzt wirklich große Dokumente, nicht diese 20-MB-Dinger, die Sie so fabrizieren. Noch immer hält sich bei vielen Anwendern der Irrglaube, ein Calamus-Dokument dürfe nur so groß werden, bis der RAM-Speicher überläuft.
Das Gute an Calamus ist seine bewährte Modularität (manche nennen es auch „Schalterwut“), und so kann man in Calamus eben auch wählen, ob Feindaten im Dokument bleiben sollen oder nicht. Die Lösung heißt Fein-daten-Manager und ist soeben im Preis drastig gesunken. Der Feindaten-Manager ermöglicht es vielen professionellen Calamus-Anwendern schon seit Jahren, mal eben so einen 4c-Katalog mit 2.400 Seiten und 20 Gigabyte Bildfeindaten zu erstellen, während das „Mutterdokument“ nur Grobdaten enthält und mit läppischen 8 MB durchaus schlank genannt werden kann. Wer jetzt jammert, daß er keine 20 Gigabyte an Festplattenplatz zur Verfügung hat, darf eben auch keine derart dicken Kataloge machen, so! Noch schöner wären zwar 20 GB RAM, aber dank des Feindaten-Managers kann man diese Monsterdokumente eben auf ganz normalen Rechnern erstellen - und bearbeiten.
Wie sieht denn der „Workflow“ eines solchen Dokuments in der Praxis aus? Der Feindaten-Manager kümmert sich automatisch um die Zuordnung der vielen einzelnen, auf Festplatte ausgelagerten Bilder. Tiff-Bilder überläßt er dabei am liebsten gleich Tiffie, dem genialen Tiff-Import/Export-Treiber. (Ja, richtig gelesen, Tiffi heißt jetzt Tiffie und kann eben auch gepackte TIFFs exportieren.)
So bleibt Ihnen der Kopf frei, um den Katalog mal richtig Korrektur zu lesen. Und schon geht's los mit den obligatorischenKorrekturausdrucken. Zunächst vermutlich s/w auf dem Laserdrucker, später vielleicht noch ein Endkorrektur-Exemplar auf dem Farbstrahler und dann geht‘s ab in die Druckerei.
Laserdrucker und InkJet (Tinten-Düsenjäger?)stellen für Calamus keine Hürde dar, um ein so großes Dokument zu drucken, vorausgesetzt. Sie haben ausreichend Papier im Hause. Im SL99 findet sich neben dem „Montage“-Button auch einen „Feindaten“-Button im Drucken-Dialog, so daß Sie sicher schon ahnen, daß ich Ihnen jetzt raten möchte, beide auch zu nutzen, um effektiv mit Zeit, Geld und Papier umzugehen. Das Zusammenspiel zwischen dem Ausschießmodul und dem Feindaten-Manager beim Drucken macht's möglich, daß Sie eben auch 20 Gigabytes durch Ihren Calamus-Rechner hindurch optimal auf Papier verteilen können, selbst wenn Sie nur mit einem 4-MB-Rechner arbeiten. (Warum eigentlich? RAM kostet doch kaum noch was . . .)
Gesagt, getan. Jetzt geht‘s ans Belichten der Daten für die Druckerei. Wie hätten Sie‘s denn gern? Selbst belichten macht dann Spaß, wenn man alle entsprechenden Geräte eh schon hat, sonst könnte es ein bißchen teuer werden. Eine Linotype 300 z. B. wiegt außerdem schlappe 180 kg, die leiht man sich nicht so rasch aus. Und dann das Gepansche mit der Chemie. Welches Filmmaterial soll man nehmen? Welches Raster ist am besten?
Vielleicht gehen Sie daher besser gleich zum Belichtungsservice (in Fach kreisen auch zärtlich „BeO“ genannt -das steht für „BelichterOnkel“). Da weiß man, was man aus Ihren Calamus-Dokumenten am besten macht und Sie haben keine Schlepperei (180 kg. Sie wissen ja). Die aktuellen Calamus-BeOs finden Sie direkt vor Ihrer Nase: entweder im Calamus-Infoordner unter HAENDLER.TXT oder unter http://www.calamus.net im Internet.
Und was, wenn Sie lieber zum BeO um die Ecke gehen wollen, derabergar keine Ahnung von Calamus hat und nur versuchen würde, Ihre CDKs in CorelDRAW zu öffnen? Auch kein Problem. Calamus (der mit der Schalterwut) kann zum Glück beides: SoftRIP-ping und PostScript. Letzteres macht die Bridge-Vollversion möglich. Sie geben einfach das Dokument als Post-Script-Datei aus, Ihr PS-BeO jagt das Ding durch seinen PS-RIP und hinten raus kommen die Filme. Oder direkt die fertigen Druckplatten. Oder direkt die fertigen, digital gedruckten Katalogseiten. Ganz nach Belieben, PostScript eben - und zwar mit Calamus, genauso wie aus jedem anderen DTP-Programm. (Soviel zur weitverbreiteten Meinung, Calamus könne man ja doch nicht mit anderen Programmen vergleichen, weil es sich nicht an die Standards anpasse.)
Wer sich mit PostScript auskennt, weiß natürlich, daß dort auch nicht alles Gold ist, was glänzt. PostScript kann in manchen Bereichen weniger als Calamus. So ist es kaum möglich, Bitmap-Bilder (Rastergrafiken), die in Calamus gern als Maskenobjekte genutzt werden, auch für PostScript-Maskierungen zu verwenden. Einige Linientypen von Calamus können nicht in PostScript abgebildet werden usw. Verschiedene Rasterarten und Rastertypen auf einer Dokumentseite sind nur mit abenteuerlichem Aufwand möglich.
Wenn Sie bei diffizilen Dokumenten nicht auf die Calamus-SoftRIP-Sicherheit verzichten wollen, können Sie dennoch bequem PostScript ausgeben. Mit dem PS-Druckertreiber schreiben Sie vorseparierte „Filme“ in eine PostScript-Datei und der PS-R1P kann nichts mehr falsch machen. Dank der gerade verbesserten Version 4 des PS-Druckertreibers können jetzt auch alte PS-RlPs Dokumente ausgeben, die breiter als 32.000 Pixel sind - die softgeRIPpten Daten werden in der PS-Datei ggf. gekachelt. Und schon steht Ihnen die PS-Welt offen . .
MonoPS ein 1/8-bit-PS-Druckertreiber und ein 24/32-bit-PS-Druckertreiber (ColoPS) sind in Arbeit und ggf. schon im November zur Messe (s.u.) fertig.
Nachdem die Rein-Raus-Perspektiven für Text und Bilder nicht schlecht aus-sehen, bleibt die Frage nach den Vektordaten. Calipso ist seit 1997 der PostScript-Importer für Calamus und sicherlich sehr leistungsfähig. Längst aber ist ein Calipso 2 mit Unterstützung von PostScript Level 2 (CYMK-Daten usw.) überfällig, ln Calipso arbeitet ein vollständiger PS-Level-1-Interpreter, der von einem Lieferanten stammt, der die Arbeit an seinem PS-Interpreter nicht mehr forciert. Daher ruht die Calipso-Entwicklung seit einiger Zeit und soll mit einem neuen Interpreter in Kürze wieder aufgenommen werden. Ich bin gespannt, was sich da alles tun wird.
Ein erklärtes Ziel für Calamus in der nächsten Zeit sollte sein, PDF in irgendeiner Form sowohl schreiben als auch lesen zu können. Beim Schreiben steht Bridge 4 zur Verfügung, während Calipso sich über PS-Level 2 zu einem PDF-Interpreter mausern könnte. Noch ist dies nicht soweit.
Mit Christian Witt (dem Entwickler von Artworx) steht seit kurzem ein neuer Calamus-Entwickler zur Verfügung, dessen erstes Produkt vermutlich ein WMF-Import für Calamus sein wird. Sobald dieser Import fertig ist, werden Sie es hier erfahren.
Dank der stabilen SL99-Version ist die am häufigsten in der Calamus-Hotline gestellte Frage mittlerweile „Gibt‘s was Neues für Calamus?“
Michael Monscheuer wird in Kürze ein neues Modul namens Locator fertigstellen, mit dem man beliebige Stellen und Zoomstufen in beliebigen Dokumentseiten quasi als „Lesezeichen“ merken und von beliebigen anderen Stellen aus anspringen kann. Sehr praktisch, sehr spannend, leider noch nicht zeigbar.
Michael Kammerlander arbeitet an GuideLiner, einem ganz neuen Hilfslinien-Manager, der nicht nur möglichst alle Features des alten as-Hilfslinienmoduls und des invers-Hilfslinienmoduls vereinen, sondern darüber hinaus noch weitere spannende Möglichkeiten bieten soll. Was halten Sie von kurzen Hilfslinien, oder von schrägen magnetischen Linien? Auch sehr praktisch, auch sehr spannend ...
Die Programmierer von adequate Systems arbeiten weiter an der neuen Vektorausgabe für Calamus und zudem momentan an einer deutlichen Verbesserung der Transparenz-Darstellung auf dem Bildschirm. Stellen Sie sich vor, Sie legen eine magentafarbene Rasterfläche und eine gelbe Rasterfläche transparent übereinander. Heraus kommt mit der neuen Transparenz-Darstellung endlich auch am Monitor rot, so wie im Druck schon immer! Wann die Transparenzen und die neue Vektorausgabe in Calamus eingesetzt werden können, ist momentan noch nicht zu sagen. Die „as“-Entwickler haben sich daher vom Vertrieb und Support ihrer Module komplett zurückgezogen, um mehr Ruhe zur Entwicklung zu haben. Die Produktpflege der as-Module geht natürlich weiter - ich hätte da schon wieder ein paar Ideen.
An dieser Stelle bedanke ich mich sehr herzlich bei allen, die mir für meine Calamus-Artikel so nett verbal auf die Schulter geklopft haben. Nach der Resonanz zu urteilen, gibt es weiteren Bedarf an Berichten rund um Calamus sowie Tips und Tricks zum SL. Wenn Sie ein bestimmtes Thema vermissen oder etwas in Calamus nicht verstehen, geben Sie mir eine Nachricht (am liebsten per e-mail an meine Adresse dunkel@calamus.net).vielleichtkann ich noch am Ende dieser fünfteiligen Calamus-Serie darauf eingehen.
Und wenn Sie möchten, sehen wir uns vielleicht noch dieses Jahr, denn es wird noch eine Atari-Messe geben! Wehe, Sie fahren nach Neuss! Da passiert diesmal nichts. Kommen Sie nach Hannover zum Großmarktgelände. Da findet am 19./20. November jeweils von 10-19 Uhr die Atari-Herbstmesse statt, mit dem großen Calamus-Stand, neuen Modulen (s.o.), Platz und Zeit zum Plaudern und Fachsimpeln. +++