ST-Book - Tips und Tricks

Als Besitzer eines der seltenen Atari-Notebooks steht man oft im Regen, wenn es darum geht, Probleme zu beheben, denn nur wenige der Fachhändler kennen sich mit diesem Computer aus. Hier nun eine Reihe von Tips und Tricks, die Ihnen über diverse Stolpersteine hinweghelfen.

Nach dem mehr oder weniger großen Verkaufserfolg der STACY legte Atari den STBook nach. Nicht nur im Gewicht, sondern allgemein war der STBook ein moderner Notebookcomputer geworden. Neben einer maximalen Akkubetriebszeit von knapp 10 Stunden und der vollen TOS-Kompatibilität hatte er leider drei Nachteile: den knappen Speicher von nur 1 Megabyte RAM, das fehlende Diskettenlaufwerk und die fehlende Hintergrundbeleuchtung des LC-Displays. Nachdem dann nur knapp 1000 Geräte produziert wurden und in den Verkauf kamen, blieben die Informationen auch dementsprechend dünn gesät.

Da der STBook nunmehr etwas in die Jahre kommt, hier ein paar Tips, die Ihnen die Freude an dem Gerät vielleicht etwas verlängern werden.

Neustart

Beim ST-Book gibt es neben dem RESET-Taster eine weitere Möglichkeit, um den abgestürzten Computer wieder zu aktivieren. Zunächst den AKKU entnehmen und das Netzteil-Kabel abziehen. Dann die SLEEP-Taste drücken und festhalten, zusätzlich drücken und halten Sie die blaue POWER-Taste. Nach 10-15 Sekunden loslassen - und der Computer sollte wieder booten.

Kontaktfehler

Wird der STBook oft transportiert, haben sich meist zwei kleine Kontaktfehler eingeschlichen: zum einen der gesockelte TOS-Chip, zum anderen der gesockelte Tastaturchip auf der Hauptplatine. Um an diese beiden ICs heranzukommen, müssen alle drei Schrauben auf der Unterseite entfernt werden. Danach wird vorsichtig die Tastatur angehoben und nach vorn umgelegt, so dass sie auf die Tasten zu liegen kommt. Nun die beiden ICs vorsichtig mit einem PLCC Zieher aus den Sockeln entfernen und die Pins der ICs solange auf einem Stück Zeitungspapier abschleifen, bis das Zeitungspapier nicht mehr grau wird vom Abrieb. Danach die Beinchen wieder etwas nach außen biegen, die beiden ICs richtig herum in die Fassungen zurücksetzen und die Tastatur wieder festschrauben.

Sollte sich eines oder gar beide Folienanschlußkabel der Tastatur lösen oder verrutschen, können nach dem Zusammenbau des STBook Tastenaussetzer vorkommen; in diesem Fall muss die Tastatur nochmals entfernt und der Sitz der Folienanschlußkabel überprüft werden (nicht mit Gewalt dran ziehen!).

TOS-Probleme

Wenn vier Bomben beim STBook auf dem Display erscheinen, liegt das daran, dass das TOS weder ein Diskettenlaufwerk noch eine bootbare Festplatte vorfindet.

Abhilfe: Ein Diskettenlaufwerk oder eine ACSI (DMA) Festplatte anschließen (sofern vorhanden) oder die Festplatte ausbauen und an einem Atari ST mit AT BUS Karte oder einem Falcon030 anschließen und die Festplatte neu installieren (Harddisktreiber installieren).

Allerdings kann ein BUG im STBook TOS das Booten von ACSI Festplatten unmöglich machen, dazu müsste dann erst einmal das TOS gepatcht werden!

Die TOS Adresse ist SE00000 und am Offset SE00ABC muss dann die folgende Sequenz gepatcht werden:

Alt $3839, $0000, S08E4, $5244, S33C4, $0000, $08E4, $OC3B, $OOFF, $4008

Neu: $3838, $08E4, $5244, S31C4, $08E4, $4IFA, $000C, $OC30, $OOFF, $4000

Anschließend muss noch am Ende des TOS die Checksumme angepaßt werden, damit es nach dem nächsten Einschalten keine Warnung auf dem Bildschirm gibt! Ein anderes TOS kann im STBook nicht eingesetzt werden, da sich das TOS 2.06 des STBook eh schon intern unterscheidet zum normalen TOS 2.06, welches in den ST/STE-Computern seinen Dienst verrichtet.

Akku-Probleme

Ein weiteres Übel ist der Akku des STBook, der wie alle Akkus im Laufe der Zeit seine Kapazität verliert und ersetzt werden muss. Leider waren die Akkus selbst zu Lebzeiten Ataris schwer zu bekommen, doch gibt es einige gute und billige Alternativen: NiCd-Power Pack 9,6 Volt mit 0,8 Ampere (Bestellnummer 255793-99) Preis: 29,85 DM Conrad Elektronik Klaus-Conrad-Straße 1 92240 Hirschau

Alternativ nimmt man einen 9,6 Volt Akku mit ungefähr 0.8 Ah Kapazität, wie er im Spielwarenhandel für Dickie/Tamiya Buggy's mit 2-Kanal-Fernsteuerung angeboten wird, der Preis liegt auch bei knapp 30,- DM pro Stück.

Falls Sie Einzelzellen bevorzugen, hier die Daten des Originalakkus (siehe Tabelle rechts). Durchmesser 17mm und höchstens 49mm Länge mit etwa 1200 mAh Kapazität und Lötfahnenanschluß.

Er hat zwar weniger Kapazität als das Original, paßt aber von den mechanischen Abmessungen her bestens in das Originalgehäuse (Löten ist unumgänglich beim Akkuzellenwechsel), und die Ladeschaltung im Netzteil kommt mit ihm auch zurecht.

Das Gehäuse bekommt man so auf:

Sehr vorsichtig auf der Seite mit den Kontakten anfangen, denn hinter den Kontaktblechen sind Stege, die die Kontaktbleche in Position halten und noch benötigt werden. Diese Stege sind nur an einer der beiden Gehäuseschalen fest, wirken aber sehr zerbrechlich.

Ganz wichtig ist es, die Übertemperatursicherung wieder einzubauen, dieses etwa 5x5x30 mm große Etwas im Metallgehäuse mit 2 Anschlussdrähten, welches nach 4 Zellen im Original-Akku in Reihe zum Rest geschaltet ist! Diese Übertemperatursicherung trennt im Falle eines Falles die Stromversorgung zum STBook-Netzteil und verhindert Schlimmeres bei einem Akkudefekt oder einem zu hohen Entlade- bzw. Ladestrom.

Hintergrundbeleuchtung

Das Display des STBook selber verfügt über keine Hintergrundbeleuchtung und ist eine ECM-Ausführung (Epson Custom Module), welche mehr oder weniger extra für Atari gefertigt wurde. Ein Ersatz für defekte Displays ist fast nicht aufzutreiben, sofern man keinen anderen defekten STBook aufkauft und ausschlachtet. Wer das Display partout mit einer LED-Hintergrundbeleuchtungsfolie ausstatten möchte, kann dieses Vorhaben gleich wieder in der Schublade verstecken. Die Rückseite des STBook Displays ziert eine weiße Klebefolie, die erst noch entfernt werden müsste!

Den Hauptspeicher von 1 MB RAM kann man auf 4MB RAM aufrüsten, dazu müssen aber die vorhanden 8 Speicherbausteine TC518128AFL-100 (131.072 Words * 8 Bit CMOS Pseudo Static RAM) gegen 8 Speicherbausteine vom Typ TC518-512FL-10 ersetzt werden. Hier kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Die für die neuen Bausteine erforderlichen zusätzlichen Adreßleitungen AI7 und AI8 sind nicht im Platinendesign vorgesehen und müssen mittels Fädeldraht nachgerüstet werden - dies sollten aber nur Personen durchführen, die über einen Schaltplan des STBooks und das entsprechende Lötkolbenequipment verfügen. Was natürlich kostengünstiger ist, den alten Speicher samt Logik totlegen und ein 4MB FPM PS/2 Speichermodul einlöten -aber dazu ist unweigerlich ein Schaltplan notwendig, und nach jedem Abschalten muss zwangsweise der STBook resettet werden, weil das PS/2 Modul den Speicherinhalt nicht solange halten kann wie ein Speicher in Pseudo Static Ram Technologie.

Mit Ausnahme der verstorbenen Atari Corporation in Sunnyvale dürfte auch niemand ein Testkit für den STBook besitzen. Leider ist der entsprechende Stecker für die Microbuchse in Deutschland in Einzelstückzahlen nicht aufzutreiben, so dass ich hier den Artikel ausklingen lasse, da ich mir aus diesem Grund auch kein STBook Testkit zusammenfädeln konnte, denn dann würden jetzt noch ein paar Tips hier stehen (auch in bezug auf die Speicheraufrüstung).

1 Vcc                       GND 61
2 Vcc                       GND 62
3 Vcc                       GND 63
4 Vcc                       GND 64
5 Vcc                       GND 65
6 DO                        Dl 66
7 D2                        D3 67
8 D4                        D5 68
9 D6                        D7 69
10 GND                      GND 70
11 D8                       D9 71
12 D10                      DU 72
13 D12                      D13 73
14 D14                      D15 74
15 GND                      GND 75
16 NC                       AI 76
17 A2                       A3 77
18 A4                       A5 78
19 A6                       A7 79
20 GND                      GND 80
21 A8                       A9 81
22 A10                      All 82
23 A12                      A13 83
24 AI4                      A15 84
25 GND                      GND 85
26 AI6                      AI7 86
27 AI8                      AI9 87
28 A20                      A21 88
29 A22                      A23 89
30 GND                      GND 90
31 /HALT                    /STylus 91
32 /VMA                     /CPDBG 92
33 /BR                      /MCUBG 93
34 /BGACK                   NC 94 
(GND beim STylus/Atari STpad!)
35 GND                      GND 95
36 FCO                      FC1 96
37 FC2                      /AS 97
38 R/W                      /LOS 98
39 /UDS                     /DTACK 99
40 GND                      GND 100
41 /RESET                   /VPA 101
42 /IPLO                    /IPL1 102
43 /IPL2                    /IACK 103
44 /EXPANSION_WAKE          /BERR 104
45 GND                      GND 105
46 MFPINT                   /MFPIEI 106
47 /EINT                    /MFPIEO 107
48 /DMA                     /DEV 108
49 /ROM3                    /ROM4 109
50 GND                      GND 110
51 NC                       NC 111
52 NC                       NC 112
53 CLK 16 MHz               CLK 8 MHz 113
54 CLK 500 KHz              E 114
55 GND                      GND 115
56 Vcc                      GND 116
57 Vcc                      GND 117
58 Vcc                      GND 118
59 Vcc                      GND 119
60 Vcc                      GND 120

Michael Ruge
Aus: ST-Computer 07 / 1999, Seite 20

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