Calamus SL99 für Fortgeschrittene (4)

  1. Schritt: Zuletzt beschäftigten wir uns zuletzt mit Boten und Faulenzern, den Makros in Calamus. Wir umrissen eine Aufgabe, die hier nochmal kurz (und klein) zitiert wird, damit Sie den Faden nicht verlieren. Weiter geht's mit Arbeitskultivierung, verschiedenen Listen und Textmakros.

Die Aufgabe des Makros (des Boten) sei. ein komplettes Dokument aufzuräumen, damit es gespeichert, gedruckt oder sonstwie weiterverarbeitet werden kann. Aufräumen bedeutet hier, dass alle nicht mehr gebrauchten Schriften, Stile, Farben, Layout- und Stammseiten entfernt werden, dass die benutzten Farben geordnet in einem sinnvollen Zustand vorliegen und dass überflüssiger Ballast aus dem Dokument entfernt wird.

Wissen Sie die nötigen Schritte?

  1. Der Farblisten-Konverter wird aufgerufen, um alle freien Farben in Listenfarben zu wandeln.
  2. Anschließend soll der Grau-nach-K-Konverter sämtliche Grauwerte in den CYMK-Farbraum legen und richtig einstellen, so dass diese Grauwerte nur im K-Kanal liegen.
  3. Dann soll das Dokument fixiert werden, damit Überflüssiges entfernt ist.
  4. Zuletzt wollen Sie selbst noch einen Blick auf die übriggebliebenen Farben werfen, vielleicht, um ein paar Farbeimer vernünftig zu beschriften oder doppelt geöffnete Farbeimer zusammenzu-»kippen".

Damit alle diese Schritte hintereinander gelingen, sind zwei wichtige Bedingungen auf den "Wegen durch den Calamus" zu schaffen:

a) Der Farblistenkonverter und der Grau-nach-K-Konverter müssen in der Moduleliste immer an derselben Stelle sein, damit sie bei der Aufnahme auch wiedergefunden werden:

b) Damit Sie die Farbliste aufrufen können, ohne dass vorher in ein entsprechendes Modul gewechselt werden muss, ist es wichtig, dass ein solches Modul mit dem richtigen Befehlsfeld bereits selektiert ist, bevor wir die Aufnahme dieses Makros starten. (Ich nutze dafür aus irgendwelchen vermutlich sentimentalen Gründen immer das Rasterflächenmodul mit seinem Befehlsfeld "Rasterflächenfarbe".)

Nachdem Sie also die beiden Bedingungen a) und b) hergestellt haben, können wir die Aufnahme starten:

Wählen Sie im Optionen-Menü den Eintrag "Dokument fixieren". - Im erscheinenden Dialog dürfen Sie nicht davon ausgehen, dass irgendein Button oder Wert immer so ist, deshalb klicken Sie bitte (in aller Ruhe) mit der Maus nacheinander die Werte wie nachfolgend abgebildet an:

mit gehaltener ALT-Taste! (Das bewirkt, das definitiv sämtliche auch noch so kleinen Caches, die in diesem Dokument gehalten wurden, gelöscht werden.)

Ahnen Sie schon, welch mächtiges Werkzeug dieser Makrorekorder ist? Sie können ruhig in Ihrem Büro sitzen, rufen kurz hausintern in der Setzerei an, schon springt dort alles, während Sie schon mit dem nächsten Anruf im Drucksaal "Dampf machen". Ja, Macht ist verführerisch. Bleiben Sie selbstkritisch - und faul! Überdenken Sie Ihre eigene Arbeit ständig.

Nach einer alten Calamus-Faust-regel sollten Sie für alle Arbeiten, die Sie an einem Dokument mehr als dreimal hintereinander machen, ein "temporäres" Makro anlegen. Ich hebe mir dafür immer 3-6 Tasten auf, die ich sonst nie brauche. Da ich Zahlen immer im alphanumerischen Tastenblock schreibe, habe ich so z. B. die Zahlen im Ziffernblock so gut wie immer frei. Mein Lieblings-Makro für solche temporären Arbeiten ist daher #5 (in Calamus-Lesart heißt das "die Taste 5 im Ziffernblock"). Wenn ich noch mehr solcher temporärer Makros brauche, landen sie eben auf #4 oder #6. Diese temporären Makros sichere ich nicht in der CKT-Datei.

Sobald Sie feststellen, dass ein solcher eingefahrener Weg, ein solches temporäres Makro von Ihnen an mehreren Tagen immer wieder angelegt wird, ist es Zeit, daraus ein dauerhaftes Makro zu machen, sprich, einen Boten für diese Arbeit dauerhaft zu beschäftigen. Suchen Sie sich sinnvolle Makro-Tastenkürzel aus, die Sie auch nach einer Woche noch wissen. Natürlich können Sie die Makro-Liste auch im Klartext ausdrucken und unter Ihr Kopfkissen legen, aber Systematik und Ordnung sind die beiden Brüder der Faulheit, die sie erst richtig schön machen.

Arbeitsschritte kultivieren

Vielleicht waren Sie wirklich schon mal in einer Druckerei. Vielleicht sind Sie sogar Drucker und kennen Ihre Druckerei in- und auswendig. - Wenn nicht, so wissen Sie aber aus anderen Arbeitswelten, dass nach geraumer Zeit in jedem produzierenden Betrieb eine gewisse Wiederholung der Arbeit auftritt. Ähnliche Jobs werden zusammengefaßt, häufig benutzte Werkzeuge liegen ständig griffbereit, während die "Spezialwerkzeuge" unter Umständen verstauben - oder niemals wieder auftauchen.

Auch in der Calamus-Produktions-stätte wird sich schon nach kurzer Zeit einiges wiederholen. Das Briefbogen-Dokument vom Kunden A kann leicht abgewandelt und mit anderen Daten versehen auch für den Kunden C verwendet werden. Kunde B braucht eine besondere Schrift, während Kunde D immer Satzaufträge hereingibt und nur Siebdruckfilme haben will.

All diese Arbeitsschritte lassen sich sinnvoll organisieren. Ständig "das Rad neu zu erfinden" zeugt von wenig Ar-beits-Kultur. Wenn Sie aber in der Lage sind, sich selbst beim Arbeiten zu beobachten, wird Ihnen rasch auffallen, dass einige Arbeitsschritte ständig wieder vorkommen und spätestens nach dem dritten Mal "nerven".

Ein sehr wichtiger Schritt zu besserer Arbeits-Kultur ist, für ähnliche Kunden oder Arbeiten ähnliche Werkzeug-Zusammenstellungen parat zu haben. So gibt es in Calamus verschiedenste Datentypen für die Erstellung von Dokumenten, die immer wieder leicht abgewandelt eingesetzt werden. Die wichtigsten sind hier aufgeführt:

Musterseiten *.CSE Seitenmodul, BG "Seitenmontage"
Stammseiten *.CSS Seitenmodul, BG "Stammseitenverwaltung"
Makrolisten *.CMA Text-Modul, Befehlsgruppe "Textmakros"
Textstillisten *.CSL Textstil-Modul, Befehlsgruppe: "Stilliste"
Farblisten *.CFT Im Dialog "Farbe/Muster editieren"

Calamus' Setup-Dateien

Calamus bietet Ihnen alle erdenklichen Möglichkeiten, Dinge so einzurichten, dass sie auch beim nächsten Mal noch so sind. Dazu dienen sog. Setup-Dateien, von denen die CALAMUS.SET-Datei die wichtigste ist. Deshalb wollen wir uns die Möglichkeiten dieser Setup-Datei jetzt genauer ansehen.

Wählen Sie im Optionen-Menü den Eintrag "Einstellungen sichern", sehen Sie anschließend den entsprechenden Dialog, der voller Schalter ist:

Alle diese Schalter gehören zu Parameter-Gruppen, die einzeln an- und abgeschaltet und eben auch einzeln oder zusammen gesichert werden können.

Das bedeutet, dass Sie z.B. nach dem Laden eines neuen Druckertreibers nicht alle inzwischen ebenfalls im Programm geänderten Parameter mit sichern müssen, sondern nur die zur Gruppe "Drucker" gehörenden Parameter. Dazu brauchen Sie nur mit dem

Button "Selektieren: Keine" alle Gruppen auszuschalten und die Parameter-Gruppe "Drucker" dann einzeln wieder anzuschalten. Beim anschließenden Sichern bleiben alle anderen Einstellungen in der Calamus-Setup-Datei erhalten, lediglich die Drucker-Parameter werden erneuert.

Im "Drucken"-Dialog finden Sie auch einen "Sichern"-Button. Dieser öffnet denselben Dialog "Einstellungen sichern", so dass Sie direkt nach dem Ändern von Drucker-Parametern die Einstellungen sichern können, ohne den Drücken-Dialog verlassen zu müssen.

Analog zu diesem Beispiel werden auch die übrigen Parameter-Gruppen behandelt, d.h., Sie finden in den entsprechenden Dialogen ebenfalls einen "Sichern"-Button - ganz links unten.

Sie sehen, es gibt mehrere Wege zum Ziel: seine gewünschten Einstellungen dauerhaft zu sichern. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es möglich ist, verschiedene *.SET-Dateien zu verwenden. Wenn Sie eine CALAMUS.SET-, eine OTTO.SET- und eine KUNDE2.SET-Datei mit unterschiedlichen Einstellungen gesichert haben, wird Calamus beim "normalen" Programmstart immer die CALAMUS.-SET-Datei automatisch nachladen. Falls Sie aber die gewünschte SET-Datei auf das Programmsymbol CALAMUS.PRG ziehen, wird diese SET-Datei beim Programmstart nachgeladen. Ebenso können Sie natürlich Calamus für die Dateiendung SET in Ihrem System (TOS, MagiC etc.) anmelden und Calamus einfach mit einem Doppelklick auf die gewünschte SET-Datei starten.

Farblisten

Die Calamus-Farbliste (Endung CFT, Standardname CALAMUS.CFT) kann jederzeit beim Programmlauf im Dialog "Farbe/Muster editieren" er-migt,*gelöscht, geladen, gesichert und ergänzt werden. Das bietet (wie schon bei der SET-Datei gesehen) ebenfalls

Möglichkeiten, künden- oder auftragsorientiert verschiedenste Listen zu verwenden. Diese Farblisten sollten üblicherweise in einem eigenen Ordner FARBEN landen, damit man sie auch wiederfindet. Farblisten können beliebig viele Farben in allen von Calamus zur Verfügung gestellten Formaten enthalten.

Bei Farblisten müssen Sie wissen, dass es freie Farben und Listenfarben gibt, die nebeneinander existieren können. Freie Farben können Sie jederzeit erzeugen, sie sind flüchtig, nicht editierbar und auch in keiner Farbliste sicherbar. Um freie Farben editieren, pflegen, ändern und sichern zu können, müssen Sie sie in Listeiifarben konvertieren. Dazu dient das im Stan-dardlieferumfang enthaltene Modul Farblistenkonverter (FARBFORM.CXM).

Tip: Damit Calamus beim Programmstart eine bestimmte Farbliste immer mitlädt, muss diese Liste mit Namen DEFAULT.CFT im Module-Ordner liegen - nicht im Farben-Ordner.

Textstillisten

Ähnlich wie mit den Farblisten geht es auch mit den Textstillisten zu. Diese Textstillisten (Endung CSL, Standardname CALAMUS.CSL) können Sie jederzeit beim Programmlauf erzeugen, löschen, laden, sichern und ergänzen.

Wichtig für die praktische Arbeit ist für Sie, zu wissen, dass es freie Stile und sichtbare Stile gibt. In der Befehlsgruppe "Stilliste" können Sie im Dialog "Diverse Einstellungen" erzwingen, dass Sie Textstile nur über die sichtbare Liste ändern. Falls Sie ungezwungen (!) drauflos gestalten wollen, schalten Sie diese Option auf "Textstile umgestalten: intern".

Dabei entstehen allerdings naturgemäß viel mehr ähnliche Stile, als wenn Sie bewußt vorgehen und für bestimmte Gestaltungskriterien gezielt Textstile definieren (und nachher auch gezielt benutzen).

Mit der Textstilliste ist es möglich, globale Layoutänderungen im Textbereich im Handumdrehen durchzuführen. Ist eine bestimmte Auszeichnungsschrift doch zu fett? Einfach den Textstil einmal ändern und die Änderung gilt sofort im gesamten Dokument.

Textmakros

Textmakros sind in Calamus nicht nur möglich, sondern auch - wie sollte es anders sein - mehr als nur Textmakros. An einem ganz banalen Beispiel wollen wir kurz die Funktionalität entdecken, um das Prinzip zu verstehen.

Der Text "Mit freundlichem Gruß" soll per Tastatur oder aus einer Liste ähnlich wie ein Textstil-Listeneintrag aufrufbar sein.

Um ein Text-Makro definieren zu können, muss das "Material" schon vorhanden sein: - Ziehen Sie also einen Textrahmen auf und geben Sie den Text "Mit freundlichem Gruß" ein (natürlich ohne Anführungszeichen).

Wenn Sie dieses Makro nun in einem Textrahmen benutzen wollen, gibt es wiederum zwei Wege:

Natürlich könnten (und können!) Sie solche einfachen Textmakros auch mit einem normalen Tastaturmakro aufzeichnen, indem Sie in einem Textrahmen den Makrorekorder starten (Alt-Esc), den gewünschten Text eintippen und den Makrorekorder wieder beenden (Alt-Esc).

Mit einer Kombination aus "normalem" Makrorekorder und Text-Makros schließlich können Sie Calamus zur Höchstform bringen und so rasch im Textbereich arbeiten, dass Sie sich nach kurzer Eingewöhnungszeit wundern werden, warum Sie früher alles "von Hand" gesetzt haben.


Ulf Dunkel
Aus: ST-Computer 05 / 1999, Seite 39

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite