Toujours rapide? Wen.Suite 3 beta

Oxo Concepts gibt nicht auf und springt als erster Browser-Hersteller auf die Version 3.0.

Wen.Suite, angeblicher Atari-Netscape, sorgte schon in den vorangegangenen Testversionen für Angst und Schrecken. Hoffnungsvollen Ansätzen stand eine miserable Darstellungsqualität gegenüber. Bei der aktuellen Beta soll nun alles anders sein.

Oberfläche

WenSuite kann alternativ über den Navigator bedient werden. Im Grunde steht im Navigator das gleiche wie in den Menüs und ob das praktisch ist, hängt wohl davon ab, ob der Navigator das oberste Fenster ist. Wie nicht anders zu erwarten wurden die Icons wieder neu gezeichnet, kommen aber doch bekannt vor. Für die Icons ist eigens ein Illustrator zuständig und da nicht allzuviele Icons in WenSuite vorkommen, muss er sich wohl immer an den gleichen Icons austoben.

Suite-Teile

Das Datei-Menü quillt bald über vor all den Clients die zwar aufgeführt, aber nicht angewählt werden können. Das sich dies bis zur Endversion ändert, darf bezweifelt werden, denn bei den Vorversionen waren auch schon etliche Menüpunkte nicht anwählbar. Darunter sind: Telnet, FTP, IRC und HTML-Editor.

Email

Im Mail-Teil hat sich nichts verändert, wenn man das, was sich WenSuite darunter vorstellt überhaupt als Emailer beeichnen kann. Viel simpler geht es nicht mehr und auch wenn die Basisfunktionen vorhanden sind, kann man den Programmteil bestenfalls als Abklatsch eines Email-Programm sehen.

Web

WenSuite beherrscht jetzt Frames. Was vor einem Jahr vielleicht noch besonders positiv hervorgehoben worden wäre, ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit geworden und von daher nichts besonderes. Bei der Darstellung geht WenSuite immer noch vor wie Rambo im Urwald: Offensichtlich strikt auf Geschwindigkeit getrimmt wird ohne Rücksicht auf Verluste die HTML-Datei dargestellt - mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen. Web-Designer werden an den Rand des Wahnsinns getrieben, denn die Datei kann noch so fehlerlos sein, WenSuite findet immer einen Weg das Layout mehr oder weniger zu ruinieren.

Neu sind die animierten GIFs und hier überrascht WenSuite mit einer neuen Variante: alle Einzelbilder sind zu sehen! Damit man überhaupt noch eine Bewegung mitbekommt, flimmert das aktuelle Teilbild.

HTML-Editor

Der ist noch nicht eingebaut, aber dieser wird vermutlich der einzige Weg sein, um WenSuite-kompatible Seiten zu erzeugen.

Bedienung

Wenn man sich die Beutzerführung ansieht, fragt man sich doch, wie Oxo die ganzen Suite-Bestandteile unter einen Hut bekommen will. Zur Zeit ist die nämlich noch völlig auf den Browser abgestimmt und zusätzliche Teile würden das Programm entweder überfrachten oder müßten auf das rudimentärste reduziert werden. Auch in Netscape sind Email und Browser im Prinzip eigenständige Programme und das ausgerechnet Oxo die Masse an Clients unter einen Hut bringen kann, bezweifle ich sehr.

Protokolle

Fehlanzeige, selbst VA_Start wird nicht unterstützt obwohl die Programmierer von Oxo im Herbst 1997 dies auf der Atari-Messe versprochen hatten.

Geschwindigkeit

"Wie immer 3-5 mal schneller als die Konkurrenz" sagt Oxo. Das stimmt auch, nur würden Jens Heitmann oder Alexander Clauss ihre Browser so "sorgfältig" programmieren wie WenSuite wären diese nicht nur genauso schnell, sondern auch genauso ungenau.

Der Preis, den man für die Geschwindigkeit von WenSuite bezahlen muss ist zu hoch, man weiß zwar, dass die nächste Web-Seite schnell dargestellt wird aber nicht wie. Die Web-Seite auf der Abbildung enthält wirklich anspruchslosen HTML-Code.

Fazit

Natürlich steht dies alles unter dem Stern der Beta-Version, nur - waren etwa alle bisherigen Versionen Beta-Versionen? Wurden die Käufer praktisch als Beta-Tester gesehen, die auch noch 99 DM bezahlen mussten? Oxo kennt die Fehler in WenSuite, doch verfolgt einen Weg, der fatal an Microsoft erinnert: Ankündigungen von nicht enthaltenen Features, alte Programmfehler werden durch neue ersetzt und natürlich ist das Update kostenpflichtig. Trotzdem sollte man sich davor hüten, WenSuite als Paradebeispiel den PC-Freunden zu zeigen.

WenSuite entspricht ganz und gar nicht dem hohen Niveau der französischen Software und es ist mir immer noch ein Rätsel wie vier Programmierer es in zwei Jahren nicht schaffen, was Alexander Clauss und Jens Heitmann vorlegen: benutzbare und komfortable Browser.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 03 / 1999, Seite 59

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