In dieser neuen Artikelreihe zeigen wir Ihnen, wie man Bilddateien verschiedenster Formate an Atari-Computern betrachten kann. Sogar am gewöhnlichen ST/E ohne Grafikkarte ist dies, weitgehend unbekannt, fotorealistisch mit Tausenden von Farben möglich (4096 Farben am ST gleichzeitig, 19200 am STE). Tips für Anfänger und den schmalen Geldbeutel sind eingestreut.
Das Thema "Bildbearbeitung mit dem Computer" ist seit je her eines der beliebsten bei Computeranwendern. Daß man auch als Besitzer eines alten Atari ST/E nicht auf dem Trockenen sitzen muß, wollen wir Ihnen mit der Artikelreihe "Tausend Farben für jedermann" zeigen. Die von uns vorgestellten Programme sind in der Regel über PD-Versender, PD-Sammlungen oder CD-ROMs erhältlich.
Bildformate gibt es wie Sand am Meer, vielleicht aus Copyright-Gründen. Sie können daher nicht damit rechnen, auf irgendeiner Plattform ein Programm zu finden, das alle Formate lesen kann. Daher gibt es Konvertierungsprogramme. Auf dem ATARI existieren zahlreiche Programme, die nur ein bestimmtes Format in ein bestimmtes anderes umwandeln (z.B. SPECGIF4.PRG vom SPEC-TRUM512-Format nach GIF). Wichtiger sind jedoch Programme, die viele Formate kennen und bearbeiten.
Ein Klassiker ist GEMVIEW (Shareware, derzeit neueste bekannte Version 3.17, auf einer CD von delta labs media als Vollversion). Es kann 41 Bildformate laden, 19 speichern und ohne Informationsverlust konvertieren, sogar ordnerweise automatisch. Seine Formatvielfalt (BMP, GIF, IFF, TIFF, TGA, PCD usw.) ist - vorbildlich - modular erweiterbar.
Der Vollständigkeit wegen erwähnt werden die Kaufprogramme Karma (ich besitze Version 2) und das kürzlich besprochene neue Kauf/Bildprogramm Smurf, das noch mehr Formate liest und zum Teil auch schreibt.
Liegt es am Copyright oder wieso können Programme viel mehr Formate lesen als schreiben? Wenn es sich nur um wenige Bilder handelt, könnte prinzipiell auch jedes Grafikprogramm zum Konvertieren verwendet werden, das ein Format lesen und ein anderes schreiben kann. Dies funktioniert leider auf dem ST/E nur dann ohne Verluste, wenn der Umweg über den Bildschirm umgangen werden kann. Beim Laden eines Bildes wird die Farbtiefe an die Bildschirmauflösung angepaßt, und dieser Darstellungsverlust pflanzt sich beim Speichern fort. Mit einem normalen Grafikprogramm kommen wir daher auf gewöhnlichen ST/E nicht weiter.
Auf GEMVIEW, das neben vielen anderen Fähigkeiten auch Bilder zeigen kann, auf dem ST/E leider nur mit bis zu 16 Farben "gedithert", wird näher eingegangen. Wählt man bei GEMVIEW den Menüpunkt "Datei", "Konvertieren", so erscheint eine Auswahlbox, in deren oberste Zeile man doppelklickt und so in die Dateiauswahlbox für Quelldateien gelangt ("Images to convert"). Man öffnet dann durch Klicken den Wunschordner. Will man z.B. alle GIF-Dateien des Wunschordners konvertieren, so gibt man nun in das Dateinamensfeld (dort erscheint nach einem Klick normalerweise die ausgewählte Datei) "*.GIF" ein und wählt OK. Als Zielordner ("Destinationpath") wählt man den entsprechenden Ordner aus und drückt wiederum OK. Bei der Wahl des Zielformats ("Destinationformat") wird unterschieden zwischen den Farbqualitäten Mono, Color und TC. Monochrom, d.h. schwarzweiß, wird man wohl nur für sw-Grafiken wählen. Color bedeutet hier bis zu 256 Farben, z.B. GIF-Bilder. TC bedeutet "Truecolor" = "Echtfarben" (von englisch/amerikanisch "true color", d.h. in echter/wahrer Farbe) und erlaubt maximale Farbvielfalt.
In TC gibt es keine Farbpalette für das ganze Bild, sondern es gehört zu jedem Bildpunkt (Pixel) ein eigener Farbwert, z.B. als 24-Bit-Zahl bei einer Farbtiefe von 24 Bit. 24 Bit erlauben über 16 Mio mögliche Farbtöne je Bildpunkt. Leider kann das menschliche Auge im besten Fall 1 Million unterscheiden, d.h. es würden 20 Bit genügen. Inzwischen gibt es sogar Scanner mit 30 Bit, d.h. über 1 Milliarde Farben. DuMont's Farbenatlas kommt hingegen mit "nur" 5500 Farbnuancen aus, dies dürften auch ungefähr die Grenzen des üblichen Vierfarbdrucks sein (magenta (rot), cyan(blau), yello (gelb) und schwarz in "subtraktiver" Farbmischung). Zwischen 5500 und 4096 Farben auf einem gewöhnlichen ST besteht kein wesentlicher Unterschied mehr.
Ein kleiner Abstecher in die Farbentheorie: Eine andere Farbnuance bedeutet bei Bildteilen häufig nicht eine andere Farbe im engeren Sinn, sondern meist nur eine andere Helligkeitsstufe einer Farbe (z.B. Licht und Schatten). Man kann sich nach H. Küppers am Monitor/TV ("additive Farbmischung") jede Farbe gemischt aus zwei der drei Grundfarben "RGB" (rot, grün, blau), natürlich unterschiedlicher Stärke, plus einem Unbunt-Anteil (Graustufe) vorstellen. Eigentlich einfach zu verstehen: Die am schwächsten leuchtende Farbe der drei ergibt zusammen mit dem gleichen Helligkeitsteil der beiden anderen Weiß (genauer eine Graustufe, da Weiß sich mit dem schwarzen Bildschirmhintergrund als der vierten Grundfarbe vermischt, beim Druck ist übrigens diese vierte Grundfarbe das Weiß des Papiers). Nur die "überschießenden" Helligkeitsanteile der beiden anderen Grundfarben tragen zur Buntheit bei, ihr Verhältnis bestimmt die eigentliche Farbe. Auf Papier werden übrigens für maximale Farbqualität mehr als 3 Druckfarben benötigt, da Farbpigmente nicht durchsichtig sind.
Wenn man sich über die Farbtiefe der Quellbilder nicht im klaren ist, GEM-VIEW kann auch diese ermitteln und informiert auch beim Konvertieren. Die Farbtiefe sollte möglichst beibehalten werden (z.B. TC nach TC), da man natürlich durch "Aufsteigen" keine zusätzlichen Farben ins Bild bekommt und durch "Absteigen" die Bildqualität vermindert. Im letzteren Fall werden Farben durch berechnet Pixelmuster mit weniger Farben ersetzt ("gedithert"), die Qualitätseinbuße ist im allgemeinen deutlich.
Mit Blick auf unsere Multicolor-Absichten wählen Sie bitte als ST/E-Besitzer bei Color als Zielformat "GIF" und bei TC "TARGA" (ergibt ".TGA"), aber bitte nicht "uncompressed", was Speicherverschwendung wäre.
Programme, die mehr als 16 Farben auf normalen ST/E darstellen können, gibt es schon lange. Man denke an das klassische Kaufprogramm SPECTRUM512, für dessen Formate SPU und SPC es auf einigen CDs auch Dia-Betrachter (z.B. SPC-SHOW und SPECSHOW.PRG) und Bilderserien gibt. Der Trick dabei liegt darin, nicht für das ganze Bild dieselbe Farbpa-lette (16 Farben) zu verwenden, sondern je Bildpunkte-Zeile eine andere. Maximal können dann noch im Wechsel (jedes zweite Bild) 16 andere Farben gezeigt werden, so daß theoretisch 256 = 16 * 16 Farben je Pixel-Zeile möglich sind, genauer rund die Hälfte, da z.B. gelb + blau dasselbe wie blau + gelb ergibt. Hinzu kommen, glaube ich, noch einige "illegale" Farben, damit werden es die namensgebenden 512 Farben, wobei es in der Praxis damals doch einige Einschränkungen gab.
Ein modernes Sharewareprogramm, das GIF-Bilder auch auf einem ST/E mit mehr als 16 Farben vergleichsweise schnell und in sehr guter Qualität darstellt, ist SPOFL (Speed Of Light = Lichtgeschwindigkeit, leicht übertrieben; derzeit letzte Version 3.8). Es beherrscht auch das nicht verlustfreie JPEG-Format, bei dem im vorwählbar wachsenden Komprimierungsgrad immer mehr Bildqualität verlorengeht. In SPOFL lädt man das erste Bild durch "ADD", auch weitere Bilder solange der Speicher reicht, dann durch "NEW". Nach "Display" wird ein so vorbereitetes Bild gezeigt.
Der Superstar für ST/E bezüglich Farbenpracht (aber nicht Geschwindigkeit) ist der Shareware-Grafikkarten-Emulator PCHROME (PHOTOCHROME, derzeit PCHROME4) für das Truecolor-Format TGA, die 256-Farben-Formate GIF und IFF (letzteres vom Amiga kommend) und das Rohformat RAW. Das Konvertieren von Bildern funktioniert auch auf Falcon, jedoch nicht das Anzeigen - schließlich haben modernere ATARIs dafür bessere Möglichkeiten! PCHROME4 stellt Bilder in verschiedenen Farbtiefen dar bis hin zu 4096 Farben auf ST bzw. sogar 19200 aus 32768 möglichen Farben auf STE, je Bild gleichzeitig. Das reicht für den Alltagsgebrauch, um Bilder fotorealistisch am Bildschirm zu betrachten. Natürlich wird die Bildqualität durch die des Originals begrenzt.
Der Button zu Super-HAM zeigt übrigens fälschlich nur "96 aus 4096" Farben an. Es sind jedoch volle 4096 Farben gleichzeitig. Überzeugen Sie sich selbst! Die englische DOC-Datei besagt in Übereinstimmung mit der Online-Hilfe: "Super HAM: A full 4096 colours out of4096 on an ST or STE", übersetzt: volle 4096 Farben aus 4096 auf einem ST oder STE.
Der absolute Superstar für Geschwindigkeit und Farbenpracht gleichzeitig ist das zu PCHROME4 gehörende Dia-Schau-Prgramm PCSVIEW vom gleichen Autor (neueste Version ist nicht die Version 3 zu PCHROME3, sondern PCSVTEW2, das PCHROME4 beiliegt, und ungewöhnlich, es ist auch nicht die längste, sondern eine kurze Version von PCSVIEW). PCS-V1EW2 funktioniert nur mit PCS-Bildem (zusätzlich mit PCI und TNY für erläuternde Zwischenbilder). Es zeigt den gesamten Ordner, in dem es sich befindet, als automatische Bilderschau mit regelbarer Geschwindigkeit und möglichen "Zwischenstops". Falls die Zeige-Reihen-folge nicht alphabetisch ist, hilft Umkopieren der Bilder in alphabetische Reihenfolge. PCHROME4 beigefügt ist auch noch PCSCLICK zum Betrachten von Einzelbildern in gleicher Qualität.
Der relativ hohe Zeitbedarf von PCHROME hängt damit zusammen, daß ein ziemlich großer Konvertierungsaufwand getrieben werden muß. Alle Bilder werden ins eigene vielfarbige PCS-Format konvertiert. Empfehlung: Zunächst jedes dargestellte Bild speichern (s.u.), löschen kann man immer noch. PCS-Bilder werden dann mit PCSV1EW2 fast blitzartig am Bildschirm dargestellt. Ein Großteil der Bearbeitungszeit ist darauf zurückzuführen, daß bei INTEL-konformen Bildern, wie z.B. GIF, leider Low- und High-Byte in der natürlichen Reihenfolge vertauscht sind, was das Decodieren zeitaufwendig macht. Leider kann PCHROME4 nicht ganze Ordner auf einmal konvertieren.
PCHROM4E und PCSVIEW können aus mittlerer oder niedriger Auflösung gestartet werden - kein Unterschied im Ergebnis! Für maximale Bildqualität empfehlen sich folgende Eingabeparameter für PCHROME4 (nette 3D-Auswahl-Buttons!): bei TV-Betrieb erst einmal 50 Hz anklicken. Die folgenden Klicks müssen leider bei jedem Bild wiederholt werden: Wählen Sie zuerst im Haupt-Menü Ihr Quellformat (s.o.), dann das PCHRO-ME4-Zielformat (für maximale Farb-Qualität - deswegen verwenden Sie ja PCHROME - wählen Sie bei ST für 256 Farben und auch Truecolor Super-HAM, bei STE für 256 Farben. z.B. GIF-Bilder, ebenfalls Super-HAM, jedoch für TC, z.B. TGA-Bilder, abweichend STE-Pho-toChrome). Dann entscheiden Sie per Mausklick über die Färb- bzw. Bildqualität "CLEAN" ("saubere" Farben unmanipuliert) bzw. "FLICKERFREE" (flackerfrei; bei "ERRORFREE" = feherlfrei wird mehr Wert auf die Farben als auf Ihre Augen gelegt). Schließlich wählen Sie in der Dateiauswahlbox die Quelldatei. Bei zu großen GIF-Bildem entscheiden Sie sich entweder für "squash GIF" (Verkleinern auf Bildschirmgröße) oder können bei "select area" mit den Pfeiltasten
PCHROM4E und PCSVIEW können aus mittlerer oder niedriger Auflösung gestartet werden - kein Unterschied im Ergebnis! Für maximale Bildqualität empfehlen sich folgende Eingabeparameter für PCHROME4 (nette 3 D-Auswahl-Buttons!): bei TV-Betrieb erst einmal 50 Hz anklicken. Die folgenden Klicks müssen leider bei jedem Bild wiederholt werden: Wählen Sie zuerst im Haupt-Menue Ihr Quellformat (s.o.), dann das PCHRO-ME4-Zielformat (für maximale Farb-Qualität - deswegen verwenden Sie ja PCHROME - wählen Sie bei ST für 256 Farben und auch Truecolor Super-HAM, bei STE für 256 Farben, z.B. GIF-Bilder, ebenfalls Super-HAM, jedoch für TC, z.B. TGA-Bilder, abweichend STE-Pho-toChrome). Dann entscheiden Sie per Mausklick über die Färb- bzw. Bildqualität "CLEAN" ("saubere" Farben unma-nipuliert) bzw. "FLICKERFREE" (flackerfrei; bei "ERRORFREE" = feherlfrei wird mehr Wert auf die Farben als auf Ihre Augen gelegt). Schließlich wählen Sie in der Dateiauswahlbox die Quelldatei. Bei zu großen GIF-Bildem entscheiden Sie sich entweder für "squash GIF" (Verkleinern auf Bildschirmgröße) oder können bei "select area" mit den Pfeiltasten
Ein sehr empfehlenswertes und vielseitiges Shareware-Programm (als Vollversion auf einer CD-ROM) ist T'Guide, ein Universalkönner mit guter Bilddarstellung auch auf ST/E, nicht zu verwechseln mit dem ausgezeichneten Fairware-Hypertextprogramm STGU1DE. IstGuide beherrscht Bilder (IMG bis 12bit, IFF bis 12bit, GEM Vektorgrafiken, PNG, JPG, JPE, JPEG bis 24bit), ungewöhnlich: RSC, Video (MPG, MPE, MPEG in 3 Video-Standards), Audio (SAM, SND, AVR, Audio zur Zeit nur 8 Bit Mono) und Text (Textdateien sogar einschließlich Schriftattributen; unbekannte Dateien öffnet IstGuide als Text). Vom gleichen Autor stammen die JPEG-Module von GEMVIEW.
Für Animationen gibt es Programme wie ANIPLAY, MP_STE u.v.a., die hier nur wegen der MPEG-Fähigkeiten von IstGuide kurz erwähnt werden.
Bei weiteren Fragen und Wünschen zu einem der folgenden Teile wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion (siehe Impressum auf Seite 66)