Infopedia 2.0: Nachschlagewerke für TOS-Systeme

CD-ROMs, die sich nicht fast ausschließlich auf PD- und Shareware- oder Grafiksammlungen beschränken, sind auf dem Atari-Markt schwer zu finden. Umso interessierter verfolgt man echte Neuerscheinungen, wie z.B. die Infopedia-CD aus dem Hause Tewi.

Schon vor gut einem Jahr konnte die englischsprachige Umsetzung der ebenfalls englischen Version des Multimedia-Lexikons „Infopedia“ vorgestellt werden. Seitdem nun die deutsche Version des Lexikons verfügbar ist, wurde an einer neuen Software für TOS-Systeme gearbeitet, die in der Lage ist, die Daten der Lexikon-CD korrekt zu lesen und auszuwerten.

Seit der Atari-Messe in Neuss ist der Atari-Reader nun endlich fertiggestellt, und TOS-Anwender haben endlich die Möglichkeit, ein umfassendes Nachschlagewerk auch unter TOS einzusetzen.

Geliefert wird die originale Infopedia 2.0-CD-ROM aus dem Hause Tewi, die insgesamt neun Nachschlagewerke enthält (wie z.B. auch ein Wörterbuch, Zitatenlexikon usw.). Zusätzlich zur PC-CD-ROM wird eine Diskette geliefert, auf der sich das Atari-Programm befindet. Dieses muß zunächst auf der Festplatte installiert werden, wobei das Installationsprogramm, das nur einmalig aufgerufen werden muß, alles andere als GEM-konform oder gar komfortabel ist. Die Anfrage nach dem Laufwerksbuchstaben des CD-ROM-Laufwerkes wird direkt auf den Desktop geschrieben. Anschließend werden die Index-Files, die zur Verwaltung der Datenbank notwendig sind, von der CD-ROM ausgelesen und auf der Festplatte in dasjenige Verzeichnis geschrieben, von dem die Installationssoftware aus gestartet wurde. Dieser Vorgang kann je nach Hardware (CPU-Leistung, CD-ROM-Laufwerksgeschwindigkeit) 10 Minuten bis 1 Stunde dauern.

Anschließend kann die eigentliche Software gestartet werden, die leider noch immer zum Teil einige englische Begriffe enthält, die in naher Zukunft hoffentlich ausgemerzt sind.

Hier soll der Anwender nun einstellen, ob er hoch- oder niedrigauflösende Bilder darstellen, Animationen anzeigen und Sound ausgeben möchte. Da die Soundausgabe aus der Wiedergabe von Samples besteht, die auf der CD-ROM sind, wird eine DMA-Soundausgabe, die erst ab dem STE möglich ist, vorausgesetzt.

Da die Datenmengen bei höherauflösenden Bildern größer sind, ist mit einer längeren Lade- und Berechnungszeit zu rechnen, was bei älteren Atari-Modellen nicht angenehm ist, doch ab dem Falcon oder TT kann man durchaus auch hochauflösende Bilder darstellen lassen, ab Hades und Milan wird es erst so richtig flott, wie man es auch vom PC oder Mac her gewohnt ist.

Die Video-Wiedergabe erfolgt über den mitgelieferten M-Player, der aufgerufen wird, sobald eine Filmwiedergabe erforderlich ist. Allerdings ist es auch möglich, z.B. den wesentlich komfortableren und moderneren Aniplayer aufrufen zu lassen. Das bleibt dem Anwender selbst überlassen.

Dieser Vorgang ist nur bei der Erstinstallation der Infopedia-Software notwendig. Der Treiber liest die Index-Files der CD aus und speichert diese Atari-tauglich auf die Festplatte.
Links im Fenster wird das gesuchte Wort angezeigt, mittig die Beschreibung (hier Beethoven), rechts die zu Verfügung stehenden Bilder und Sounddokumente.
Das Weltländer-Lexikon beinhaltet Landkarten von allen Staaten der Erde, aber es beinhaltet auch alle relevanten Infos zu jedem Staat der Erde.

Die Bedienung

Die Eigentliche Lexikon-Software ist vollkommen in GEM eingebunden und läuft auf allen Atari-Systemen einwandfrei. Der Bildschirm besteht aus drei Fenstern. In einem nicht variablen kleinen Fenster am linken oberen Rand befindet sich die Begriffsuche. Hierbei fällt auf, daß der Suchalgorithmus Atari-typisch perfekt geschrieben wurde, damit die Software auch auf alten 8-Hz-Rechnern in adäquater Geschwindigkeit die Datenbank durchkämmen kann. Bei neueren Rechnern erfolgt das Finden eines Begriffes in Echtzeit, was bedeutet, daß das Programm während des Eintippens den jeweils aktuell naheliegendsten Begriff darstellt. Hier gilt dem Programmierer ein großes Lob, denn bei mehr als 450.000 Einträgen hätte man durchaus befürchten dürfen, daß es zu Verzögerungen hätte kommen können.

Ein weiteres Fenster dient der Darstellung der Begriffserläuterung. Ist kein NVDI oder SpeedoGDOS installiert, erfolgt die Textdarstellung im Standard-Atari-Font. Allerdings unterstützt die lnfopedia-Treiber-Software auch die GDOS-Fonts-Ausgabe, so daß die Darstellungsqualität individuell optimiert werden kann. Der offerierte Text kann nun separat abgespeichert, ausgedruckt oder einfach nur gelesen werden.

In einem dritten Menü-Fenster, das eine vorgegebene Größe hat, kann man zum einen auswählen, in welcher Datenbank man suchen möchte (Infopedia Nachschlagewerk oder Weltländer-Lexikon), zum anderen werden hier alle Begriffszusätze angezeigt. Sind zu einem gesuchten Namen wie z.B. „Beethoven“ ein Bild und ein Klangbeispiel vorhanden, so werden diese aufgelistet. Möchte man das Bild sehen, so wird es in einem separaten Fenster angezeigt, der gewünschte Sound wird per Mausklick abgespielt.

Praxis

In den früheren Versionen war die Infopedia-Software noch ein wenig absturzgefährdet, was sich inzwischen gelegt hat. Auf der einen Seite ist es schade, daß die weiteren Zusätze der Infopedia-Software (noch) nicht unterstützt werden, auf der anderen Seite kann man sagen, daß es ein absolutes Novum ist. über ein aktuelles Lexikon für Ataris verfügen zu können, das von einem digitalen Speichermedium abrufbar ist.

Bei rund 450.000 Einträgen kann man davon ausgehen, daß die meisten Begriffe, die man aus einem herkömmlichen Lexikon entnehmen könnte, bei der Infopedia auch vorhanden sind. Begleitet werden die 450.000 Begriffe durch mehr als 5000 Bilder bzw. Fotos, 150 Videos und 500 Tondokumente. Ein Videobeispiel wäre z.B. die exakte Erläuterung der Funktionsweise des Herzens. Die Bilddatenbank wiederum enthält Grafiken zu berühmten Personen, Denkmälern aber auch Karten zu allen Staaten der Erde.

Möchte man detailliertere Informationen zu den Ländern, so ruft man das Weltländer-Lexikon auf, das detaillierte Informationen, angefangen von der exakten Fläche eines jeden Staates, über die Bevölkerungsdichte bis hin zum Brutto-Auslands-Volumen nahezu alle erdenklichen Daten enthält.

Fazit

In der aktuellen Version vom Ende Oktober 1998 ist die Infopedia-Treiber-Software für Atari-Systeme sehenswert. Die Oberfläche ist ansprechend gestaltet, die Geschwindigkeit ist erstklassig, und die Tatsache, daß man nun endlich über ein multimediales Werk für Ataris verfügt, ist erfreulich. Ein wenig enttäuschend ist es. wenn man auf der Verpackung der Original-CD sieht, welche Daten theoretisch genutzt werden könnten, doch zum einen hat der Softwareentwickler angekündigt, bei ausreichendem Interesse die Lese-Software auszubauen, so daß man mit günstigen bis kostenlosen Updates das Informationsvolumen steigern könnte, zum anderen verfügt man mit dem Erwerb der Atari-Version auch über die PC-Variante, die bei Freunden und Bekannten oder im Beruf eingesetzt werden kann.

Es wäre schön, wenn sich noch mehr Programmierer finden würden, die sinnvoll umsetzbare PC-CD-ROMs, die im Prinzip nur große Datenmengen in Form von Texten, Bildern, Filmen etc. enthalten, für Atari-Systeme anpassen würden. Die Hardwaregrenzen dürften mit dem Erscheinen von Geräten wie dem Milan oder dem Hades durchaus kein Hindernis mehr für eine Anpassung entsprechender Software-CDs sein.

Preis: 79,- DM
Upgrade für Besitzer der englischen Version: 49,- DM
Treibersoftware alleine: 49,- DM

Bezugsquelle: FALKE Verlag Moorblöcken 17 24149 Kiel

Red.

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Aus: ST-Computer 12 / 1998, Seite 10

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