Trends im Internet

Die Internet-Technologien werden beständig weiterentwickelt und auch wenn noch nicht alles für den Atari verfügbar ist, lohnt sich ein Blick.

Ohne Zweifel hat das Internet (bzw. hauptsächlich das WWW) eingeschlagen wie eine Bombe. Unternehmen stürzen sich fast panikartig ins Netz und auch wenn kaum eine Firma weiß, warum sie im Netz ist, gehört es mittlerweile zum guten Ton.

Um die Ansprüche der wachsenden Netzgemeinde zu befriedigen, wird natürlich auch an der Weiterentwicklung bestehender Technologien. So neu sind die meisten Technologien dabei gar nicht, aber auch in der schnelllebigen Computerszene braucht es seine Zeit, bis sich etwas neues durchsetzt.

HTML-CDs?

Wie in unserer Leserbriefrubrik aus Ausg. 6/98 zu lesen war, ist der Bedarf nach Nachschlagewerken im HTML-Format durchaus da. Es gibt auch schon seit einiger Zeit CDs, die sich der HTML-Sprache bedienen, z.B. die CDs diverser Online-Zeitschriften. Mit den seit HTML4 zum Standard gewordenen Cascading Style Sheets, die jedem Absatz, HTML-Tag oder sogar einzelnen Zeichen ein individuelles Aussehen geben können, ist auch die ansprechende Optik kein Problem. An der Optik von HTML mangelt es also nicht, wohl aber an der Interaktivität. Schon bei dem Vorhaben, zwei Frames gleichzeitig zu verändern, scheitert HTML. Dies ist die Domäne von JavaScript, einer einfachen Programmiersprache. Mit dieser sind aber immer noch nicht Datenbankabfragen möglich, wie sie für Nachschlagewerke unerläßlich sind. Mit Java klappt auch dies, den Rest übernehmen Plugins. Diese Anforderungen schränken natürlich die möglichen Browser ein und wer sich die CDs aus dem Hause Microsoft ansieht, wird schnell merken, dass diese den Internet Explorer voraussetzen. Dank des Streits zwischen Microsoft und Netscape gibt es kaum noch verbindliche Standards: der IE weicht in einigen wesentlichen Teilen vom JavaScript-Standard ab, besitzt eine inkompatible Java-VM und Netscape unterstützt noch nicht in vollem Umfang die Cascading Style Sheets.

Einige Nachschlagewerke findet man übrigens bereits im Internet. So ist die Java-Anwendung "Geschichte des 20. Jahrhunderts" durchaus interessant und das "Projekt Gutenberg" archiviert Werke von Autoren, die bereits seit 70 Jahren tot sind. Mit etwas Überzeugungsarbeit könnte man durchaus den einen oder anderen Webmaster dazu bewegen, seine Seiten zum Download zur Verfügung zu stellen.

PNG

Portable Network Graphics ist ein Grafikformat, dass die Nachteile von GIF und JPEG vermeiden und dabei gut für das Internet geeignet sein soll. Im Gegensatz zu GIF gibt es kein Limit von 256 Farben und verglichen mit JPEG auch keine Kompressionsverluste. Obwohl es dieses Format schon einige Zeit gibt, haben es die beiden großen Browserhersteller erst mit den aktuellsten Versionen geschafft, PNG zu unterstützen.

Internet 2

Der Nachfolger zum Internet kommt und er fängt fast genauso an, wie das Internet 1. Internet 2 ist ein Verbund von einigen amerikanischen Unis und wird sich wohl irgendwann weiter verbreiten. Die verwendeten Protokolle sind dabei weiterentwickelte Versionen bereits bestehender. So werden Datenpaketen nun unterschiedliche Prioritäten gegeben: eine Videokonferenz gilt bspw. als "höherstehender" als eine eMail. Ähnlich wie bei BTX ist es auch möglich, für das Betreten bestimmter Seiten Geld zu verlangen. Ob gewiefte Geschäftemacher, die das Internet gerne noch weiter kommerzialisieren möchten, damit Erfolg haben werden, sei dahingestellt.

Layer

Netscape hat diese HTML-Erweiterung mit der Version 4 seines Browsers vorgestellt. Layer sind in ihrer Anordung und Position flexibel und lassen sich problemlos mittels JavaScript steuern. Selbst die Simulation eines Computerdesktops ist möglich. So arbeitet der ST-Simulator LayerST komplett mit Layern und JavaScript und simuliert damit einen Teil des gewohnten Atari-Desktops. Zu finden ist der Simulator auf der Homepage des Falke Verlags unter "Entertainment". Der Simulator ist nur unter Netscape 4 lauffähig, es wurde bewusst auf eine Browser-Überprüfung verzichtet, da die Unterstützung von Layern und JavaScript prinzipiell mit jedem Browser möglich wäre.

Eingebettete Fonts

Verschiedene Schriftarten sind u.U. sehr wichtig, z.B. für mathematische Formeln oder aus Layout-Gründen. Der bekannte HTML-Befehl <FONT FACE> gestattet das Einbinden von anderen Schriftarten, was mit Adamas berits auf dem Atari funktioniert. Der größte Nachteil bleibt der, das nie sicher ist, welche Schriftarten auf dem Rechner installiert sind. Webschriftarten wie Verdana sind bei relativ vielen Benutzern installiert, aber nicht bei anderen. Bitstream, die Firma hinter den Speedo-Fonts, bietet als Lösung "TrueDoc" an, ein neues Format für Schriftarten. Die Fonts werden wie Grafiken aus dem Netz heruntergeladen, so das man sich auf deren Existenz verlassen kann - wenn der Browser TrueDoc unterstützt. Bisher ist es eher zweifelhaft, ob sich dieses Format im Netz durchsetzt, denn ähnlich wie bei den Speedo-Fonts fällt Bitstream nicht gerade durch eine großzügige Freigabe von Schriftarten auf. Die Schriftarten liegen auf der Homepage von TrueDoc und müssen mit einem Verweis in die eigene Seite eingebunden werden. Damit ist man natürlich vom Server von Bitstream abhängig, denn bei Änderungen an den Fonts von Bitstream ist auch die eigene Seite betroffen. Tools zur Konvertierung gibt es zwar, aber diese sind kommerziell und nicht gerade preiswert.

Adobe Acrobat

Adobe hat das PDF (Portable Document Format) erfunden und mit dem Acrobat den passenden Viewer für einige Plattformen ins Netz gestellt. Auch auf einigen CDs wird das PDF-Format gerne verwendet, denn die Seiten sehen so aus wie in den Magazinen und bringen zudem ihre Fonts selber mit. Ein prominentes Beispiel ist z.B. die Jahresinhalts-CDs vom Spiegel. Da eine ganze Menge CDs dieses Format nutzen, wäre eine Umsetzung für den Atari wünschenswert.

Dynamic HTML

Diese ist die Technologie, die Microsoft allen als Alternative zu Java empfiehlt. Dies ist natürlich ziemlicher Blödsinn, da DHTML Java bestenfalls etwas Arbeit abnimmt, womit sich Java dann besser seiner eigenen Bestimmung als "Windows-Killer" widmen kann. DHTML bezeichnet die Kombination aus Cascading Style Sheets und einer Script-Sprache (z.B. JavaScript). Neben sinnvollen Anwendungen gibt es auch einige Spielereien mit DHTML: die Homepage eines Netscape-Mitarbeiters kann man bspw. erst betreten, wenn man auf einen Verweis klickt. Dummerweise bewegt sich dieser Verweis ständig und ist somit schwer zu erwischen.

Realisierung auf Atari-Browsern?

Selbst die proprietären Technologien - ActiveX einmal ausgenommen -, können auf andere Plattformen umgesetzt werden. Der große Vorteil für Atari-, Amiga- und Acorn-Browser liegt dabei darin, das sie nicht Bestandteil des "Browser-Kriegs" sind. So beherrscht bspw. Light of Adamas HTML-Befehle, die Microsoft oder Netscape nie unterstützt werden würden, da sie vom Konkurrenten stammen. Wenn dies mit DHTML, HTML 4.0 und JavaScript auch so praktiziert wird, können Atari-Benutzer milde über die beiden PC-Kontrahenten lächeln.

HTML4, Cascading Style Sheets und JavaScript sind für den Adamas angekündigt; der CAB-Programmierer hält sich da zwar noch etwas bedeckt, dort wird aber mit Sicherheit auch schon darüber nachgedacht.



Aus: ST-Computer 07 / 1998, Seite 49

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