Nur vier Wochen nach der ATARI-Messe in Neuss fand auch in Schaafheim eine Messe speziell für ATARI-Freunde satt. Die TOS4YOU, so der Name, wurde vom größten deutschen ATARI- Club, dem PAC-Computerclub, ins Leben gerufen.
Und nachdem schon die ATARI-Messe in Neuss so erfolgreich verlief, erklärten sich viele Aussteller bereit, auch in Schaafheim präsent zu sein.
Um Überschneidungen mit dem Messebericht des letzten Heftes zu vermeiden, werden wir natürlich nur auf die Neuheiten der Schaafheimer Messe eingehen.
Den Beginn machen wir mit der französischen Firma Centek, über die wir schon vor etwas mehr als einem Jahr berichteten. Diese junge Firma, die sich vorgenommen hat, ein neues Rechnersystem namens "Phenix" zu kreieren, konnte wenige Tage vor der Messe in Schaafheim den "Final-Prototyp" der Centurbo II fertigstellen. Bei der Centurbo II handelt es sich um eine Beschleuniger-Karte für den Falcon, die über einen eigenen Motorola 68030-Chip mit einer Taktfrequenz von 50 MHz verfügt.
Die Centurbo II verfügt außerdem über Simm-Sockel zum Einstecken von 32bit EDO- Fast-Rams der Größe 16 oder 32 MB sowie die Möglichkeit, einen neuen Coprozessor, der ebenfalls mit 50 MHz getaktet wird, einzubauen.
Gleichzeitig bewirkt die Beschleunigerkarte, dass der Bus- und der DSP-Takt des Falcon ebenfalls auf 50 MHz gesteigert werden.
Eine kleine Besonderheit ist das Flash-Eprom, das über ein neues NVRAM sowie die Bootsequenz für das Dolmen-Falcon, dem neuen Multitasking- Betriebssystem von Centek, verfügt und jederzeit aktualisiert werden kann.
Die Karte wurde so konzipiert, dass sie mit nur 12 Drähten im Motherboard des Falcon angeschlossen wird und zudem auch noch in das Originalgehäuse des Falcon paßt.
Der Preis für die Centurbo 1 wird bei umgerechnet rund 600,- bis 700,DM liegen. Einen ausführlichen Testbericht mit allen relevanten Benchmarks werden wir nach Verfügbarkeit der Karte im Spätsommer, Frühherbst veröffentlichen.
Nun werden Sie aber sicherlich noch zwei Fragen haben, die sich auf Centek beziehen: Was ist mit dem Phenix und was genau ist Dolmen?
Nun, das Thema Phenix ist leider schnell abgehandelt, denn hier gibt es keine Neuigkeiten. Der Phenix existiert bis dato nur auf dem Papier und kann nach Aussagen eines Centek-Mitarbeiters auch nur in Angriff genommen werden, wenn sich die Centurbo 11-Karte gut verkaufen sollte.
Bei Dolmen sieht es da schon wieder ganz anders aus, denn Dolmen wird von Centek als neues, kraftvolles Multitasking-Betriebssystem angekündigt. Hierbei gilt es, das TOS gewissermaßen mit voller Kompatibilität nachzuprogrammieren und gleichzeitig eine Reihe neuer Funktionen zu integrieren. Bislang ist Centek der erste Schritt gelungen: das Entwickeln eines eigenen VDI, dem Teil des Betriebssystems, das für die Zeichenund Schreibroutinen auf dem Bildschirm zuständig ist. Viele von Ihnen werden die Auswirkungen eines optimierten VDI schon von der Software "NVDI" aus dem Hause Behne und Behne kennen. Das Dolmen VDI wurde komplett in Assembler geschrieben und mit modernen Fähigkeiten, wie der Unterstützung der Energie-Spar-Modi, ausgestattet. Und tatsächlich ist das aktuelle Dolmen, als ein TOS mit neuem VDI, auch schneller als NVDI. Allerdings muß der Kunde beim aktuellen Stand der Dinge für etwa 5% mehr Geschwindigkeit auf seine True-Type-Fonts und die Vielzahl der Druckertreiber verzichten.
Der Weg, den Centek eingeschlagen hat, ist vielversprechend und mutig, leider aber auch ein wenig langwierig. Auf jeden Fall wird Centek aber auch auf der ATARI-Messe am 2. und 3. Oktober in Neuss dabei sein, so dass Sie die Gelegenheit beim Schopfe packen und sich selbst ein Bild machen können. Für alle, die bis dahin aber nicht abwarten können, hier die
Adresse von Centek:
Tour Blanche de Castille
4, avenue Saint Exupöry
60180 Nogent-Sur-Oise
France
Das war natürlich noch nicht alles, was es mit Hinblick auf die Schaafheimer- Messe zu sehen gab.
So konnte auch z.B. das neue Thing in der Version 1.25 glänzen. Thing ist ein neuer Desktop für TOS-Betriebssysteme, den Sie sowohl unter Single-TOS als auch unter MagiC und N.AES als Auto-Start-Programm nachladen können, so dass Sie beim täglichen Arbeiten über wesentlich mehr Komfort verfügen. Thing 1.25 wird auch der Standard-Desktop des Milan sein, weil er in vielen Bereichen den Anforderungen eines neuen Systems entspricht und einige Neuigkeiten auch in konzeptioneller Zusammenarbeit mit dem Milan- Entwicklerteam eingebaut wurden. Dazu gehört z.B. die Unterstützung der rechten Maustaste, die bewirkt, dass sich ein kontextsensitives Menü öffnet. Im Zuge größerer Auflösungen wird es in Zukunft lästig werden, zum Umbenennen einer Datei oder zum Erfragen der Dateiinformation an den oberen Rand des Desktops zu fahren. Thing erkennt nun automatisch, welche Art von Daei markiert ist und öffnet neben dem Mauszeiger ein Menü mit sinnvollen Einträgen wie z.B. "Öffnen", "Information" usw. Schon nach kurzer Zeit gewöhnt sich der Anwender an den neuen Komfort, den er so schnell nicht wird missen wollen.
Außerdem wurde nun "Thing-Icon" fertiggestellt. Hierbei handelt es sich um eine Software zum komfortablen Zusammenstellen eigener Desktop-Icon-Resourcen. Während in einem Fenster die zur Verfügung stehenden Icons dargestellt werden, kann man ein normales Dateifenster öffnen und die Programmdatei, die ein bestimmtes Programmicon erhalten soll, einfach auf die dafür vorgesehene Grafik schieben. Beim Neustart des Desktops wird diese Änderung wirksam. Thing Icon konnte aufgrund seiner einfachen Handhabung schnell überzeugen. Wer einen Milan noch nicht sein eigen nennen kann oder wird, der kann Thing natürlich auch separat bestellen. Der Preis beträgt 35,- DM.
Bezugsquelle:
Thomas Binder
Johann-Valtenin-May-Str. 7
04665 Alsbach-Haehnlein
Die Firma, die nicht allen ATARI-Usern sofort ein Begriff sein wird, dürfte in den vergangenen Jahren aber dennoch eine bekannte Produktpalette am Markt plaziert haben, denn die PAK-Beschleunigerkarte oder der Panther-Grafikkartenadapter dürften vielen von Ihnen ein Begriff sein. Und am erfreulichsten ist, dass WRS-Softwaredesign nach wie vor aktiv für den ATARI-Markt entwickelt. Nachdem die Panther-Grafikkarte nun mit zwei ISA-Slots versehen wurde, wird es in Zukunft auch möglich sein, eine NE2000- kompatible Netzwerkkarte einzustecken. Die Programmierer der Milan- und Hades- Netzwerksysteme haben ihren Support bzgl. der Software angekündigt. Es könnte also schon bald möglich sein, MEGA STs miteinander oder mit PCs oder mit dem Hades und Milan vielfach zu vernetzen. Darüber hinaus wurden von WRS natürlich auch die Renner PAK 68/3 und die FRAK Fastramkarte angeboten. Die eigentliche Neuheit der Messe war aber GABI, der neue GAL-Prommer, der ab sofort verfügbar ist. Wenngleich es sich hierbei um eine komplette Neuentwicklung handelt, kann man diesen auch als modernen Nachfolger des Maxon Junior-Prommers betrachten. Erfreulicherweise besteht hier auch eine Gehäusekompatibilität, so dass der Anwender theoretisch den alten Prommer entfernen und das neue Gerät einsetzen könnte. Nähere Informationen, Preise und Bezugsquellen entnehmen Sie bitte der Rubrik "Aktuelles" dieser Ausgabe.
SoundPool konnte am Messe-Sonntag mit der endgültigen Version des Denoisers glänzen. Und tatsächlich ist diese Software dank intelligenter Programmierung und effektiver Nutzung des DSP in der Lage, zu denoisen. Aber was ist das? Das Denoising wird hauptsächlich dazu eingesetzt, alte oder allgemein ver- rauschte Aufnahmen zu entrauschen bzw. rauschärmer zu machen. Zu diesem Zweck samplet man ein Musikstück und sucht sich entweder eine klangfreie Passage zwischen zwei Stücken oder eine musikarme Passage aus. Das Rauschen des markierten Bereiches wird nun binnen weniger Augenblicke von der Software analysiert, und fortan ist der Denoiser in der Lage, auch in Echtzeit eingespielte oder durch den Falcon geschleifte Signale zu entrauschen. Die Höprobe vor Ort war sehr beeindruckend. Bis vor kurzem kostete Spezial-Hardware dieser Qualität noch rund 200.000,- DM und neue PC-Programme der 1.000,- DM-Preisregion können definitiv nicht mit dem Denoiser mithalten, der lediglich 299 DM kostet. Und diese Software beweist wieder einmal, dass gute Programmierung auch einen Hardwarerückstand von nunmehr knapp 6 Jahren problemlos ausgleichen kann.
Auch Therapy Serious Designs waren mit dem Grafik-Talent "Smurf" wieder vor Ort vertreten. Echte Neuheiten, von einigen Optimierungen einmal ab gesehen, gab es nicht, aber ein interessanter Test konnte gemacht werden. Hierbei wurde eine JPG-Grafik sowohl auf einem 16 MHz-Falcon als auch auf einem Power-Mac mit 200 MHz und Photoshop um einen bestimmten Winkel gedreht und siehe da: Der Falcon konnte mit Smurf auftrumpfen und die Zeit des Power Macs einstellen. Und auch hier erweist sich der Wert guter Programmierung einmal mehr, denn man stelle sich nun nur einmal vor, wie der Zeitunterschied ausgefallen wäre, wenn die Tester einen Milan oder Hades verwendet hätten.
Aus einem ganz anderen Marktsegment stammt die Firma Vektor, die neben Siebdruck, Textildruck und Offsetdruck auch einen Belichtungs- und Plottservice anbietet. Das Besondere an Vektor ist, dass alle Arbeiten unter Zuhilfenahme des Calamus SL getätigt werden. Und damit wurde Vektor interessant für viele Besucher, die nun eine Anlaufstelle gefunden haben, bei der sie nur noch Disketten oder vergleichbare Medien einzureichen brauchen. Vektor wird auch auf der kommenden ATARI-Messe in Neuss vertreten sein.
Infos:
Vektor
Robert-Koch-Str. 2
65479 Raunheim
Neben diesen Ausstellern waren auch Firmen wie der Hardware- und Zu- behöranbieter CME, der Programmierer der Software "Resource Master" A. Diedering, Crazy Bits, M.u.C.S., Software Service Seidel, R.O.M. logicware, FALKE-Verlag, Best Electronics und andere vertreten, doch deren Angebot überschnitt sich weitestgehend mit dem der ATARI-Messe vom April.
Insgesamt hatte die Veranstaltung hinsichtlich der Größe und Besucherzahl einen eher lokalen als überregionalen Charakter, hinterließ aber bei allen Beteiligten einen guten Einruck.