Die Präsenz ATARI-kompatibler Rechnersysteme auf der weltgrößten Computermesse liegt nun schon einige Jahre zurück. Trotzdem sind einige Neuerscheinungen auch für "ATARIaner" interessant.
Und so konnten wir es uns nicht verkneifen, auch in diesem Jahr der Messestadt Hannover einen Besuch abzustatten.
Waren in den letzten Jahren noch die ein oder anderen Softwarefirmen, die auch noch für die ATARI-Plattform produzieren, an einigen Ständen anzutreffen (z. B. ASH bei Apple, R.O.M. bei IBM), so konnte in diesem Jahr kein einziger Rechner mit einem TOS-Bildschirm entdeckt werden. Das Feld wurde mittlerweile auch von anderen Firmen nahezu ganz und gar für die "Wintel-Allianz" geräumt, wenn man von einigen Macs absieht. Zwar war dieser Umstand nicht unerwartet - verwunderlich ist es aber doch, dass Firmen wie Motorola gänzlich auf die Präsentation des PPC verzichteten, was an der ernsthaften Unterstützung eines konkurrenzfähigen Alternativ-Produktes doch zumindest Zweifel aufkommen lassen kann.
Stiller "Renner" der diesjährigen Messe waren vielleicht die sogenannten "Handheld"-Computer, die mit dem Erscheinen von Windows CE einen deutlichen Push erfahren haben. Apropos Microsoft: Windows 98 wurde nicht präsentiert, und will man den Vorabberichten Glauben schenken, handelt es sich im "Großen und Ganzen" um das altbekannte Windows 95 mit integriertem Browser Explorer 4. Viel Innovation ist wohl nicht aus Redmond zu erwarten. Apple konnte mit seinem 'neuen' OS 8.1 keine entscheidenden Akzente setzen, da es an Komplexität beinahe zu Microsoft-Systemen aufgeschlossen hat.
Da Disketten eine am heutigen Datenaufkommen geradezu lächerliche Speicherkapazität haben, wurden sie schon verschiedentlich totgesagt trotzdem finden sich in nahezu allen Computern immer noch HD-Laufwerke, da immer noch kein adäquater Ersatzstandard geschaffen werden konnte. Neue Versuche wurden nun auf der CeBit präsentiert: Sony und Fuji starten einen gemeinsamen Anlauf unter dem Namen "HIFD ("High Floppy Disc"). Sie ist ebenfalls 3.5" groß, kann Daten aber bis zu 60mal schneller übertragen als bisherige Floppys. Der Hauptvorteil ist aber sicher die Speicherkapazität von immerhin 200 MB. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen die sogenannten "SuperDisk"-Laufwerke, die mit Disketten mit einer Kapazität von 120 MB arbeiten. Als Anbieter treten hier renommierte Firmen wie Mitsubishi oder Imation auf. Wie auch die 200 MB Laufwerke sind die SuperDisk-Drives vollständig abwärtskompatibel, 1.4MB Disketten können also weiterhin genutzt werden. Wie die Marktakzeptanz (besonders der Einbau in Neugeräte) ausfällt, bleibt abzuwarten.
Interessante portable Datenspeicher gab es am Iomega-Stand zu sehen. Neben einer neuen Produktfamilie von Tape-Drives ("Ditto Max" mit einer Kapazität von bis zu 7 GB bzw. "Ditto Max Professional" mit einer Kapazität von bis zu 10 GB) und der Erhöhung der Kapazität der Jaz-Drives auf 2 GB fiel besonders das raffinierte Clik!Drive auf. Hierbei handelt es sich um einen im Design an ein Handy erinnernden Datenspeicher mit speziellen Clik!Disketten mit einer Kapazität von bis zu 40 MB.
Der Preis einer "Diskette" soll bei ca. 20 DM liegen. Das Laufwerk soll in Versionen für den Parallel- und den SCSI-Bus erscheinen. Als Ausliefertermin wurde das 3. Quartal 1998 genannt Zu hoffen steht, dass das Laufwerk noch etwas an Stabilität gewinnt - peinlicherweise "gelang" es dem Autor, beim Testen die Laufwerksklappe abzubrechen. lomega will das neue Laufwerk auch in digitale Kameras einsetzen, so d aß hier ein preisgünstiger Datenspeicher zur Verfügung steht. Aber auch für ATARI-Musiker könnte das Clik!-Drive als leicht transportabler Massenspeicher für den Live-Einsatz ein Geheimtip werden.
Eigentlich sind DVD-Laufwerke ja schon seit einiger Zeit als Nachfolger der CD geplant. Bisher kamen die "Scheiben" jedoch etwas mühselig aus den Startlöchern. Der Computermarkt setzt jedoch auf weiterentwickelte Geräte mit höheren Speicherkapazitäten (bis zu 17 GB), und so gab es einige Anbieter für DVD-Laufwerke auf der CeBit Panasonic präsentierte z. B. einen DVD-Brenner (LFD101), der sowohl einseitige DVDs mit einer Kapazität von 2.6 GB als auch doppelseitige mit Kapazitäten bis zu 5.2 GB beschreiben kann. Das entspräche zum Beispiel ca. 8 Stunden Musik. Der Preis liegt bei ca. DM 1500.-.
Außerdem kommt der japanische Hersteller auch mit dem ersten DVD-Spieler auf den Markt, der eine Art "Watch man" darstellt und sogar in der Jackentasche Platz findet. Das Gerät ist mit einem LCD-Bildschirm im 16:9-Breitbandformat und Stereolautsprechern ausgestattet. Der Preis ist allerdings nicht ganz so klein: ca. DM 3000,-.
Bei herkömmlichen CD-ROM-Laufwerken scheint sich die 32fache Geschwindigkeit zunehmend als Standard durchzusetzen. Nahezu alle wichtigen Anbieter haben Geräte mit einer entsprechenden Geschwindigkeit im Angebot. Toshiba hat zum Beispiel ein qualitativ hochwertiges Laufwerk mit einer Übertragungsrate von 4.8 MB/sec präsentiert, das sowohl in einer ATAPI- als auch in einer SCSI-Variante erhältlich ist (XM-6201B). TEAC konnte mit einem ähnlichen Gerät (CD532) glänzen, dessen durchschnittliche Zugriffsrate bei 85 ms liegt.
Ein Dauertrend ist nach wie vor das Internet. Die Bemühungen der Hersteller richten sich zunehmend darauf, das Net in die verschiedensten Bereiche des Alltags zu integrieren. Einen Versuch dazu stellen z. B. Telefone dar, die einen integrierten LCD-Bildschirm für das "Surfen" und das Abrufen von E-Mails bereitstellen. Ob das besonders komfortabel und realistisch ist, sei dahingestellt. Eine Lösung kommt jedenfalls von Alcatel mit dem "Internet Screenphone", das auch eine erstaunlich komfortabel wirkende Tastatur enthält.
Canon konnte seine Druckerpalette um den "BJC-7000" erweitern, der einmal mehr Photo-ähnliche Ausdrucke auch auf Normalpapier verspricht.
Bei der Drucktechnik dieses Tintenstrahlers geht Canon neue Wege: In der Schwarzpatrone befindet sich zusätzlich eine Flüssigkeit ("Ink-Optimizer"), die mit auf das Papier gespritzt wird und dort das Verlaufen der Tintentröpfchen weitestgehend verhindert. Die Auflösung des neuen Gerätes beträgt 1200 x 600 Punkte pro Zoll, was sicher einen Spitzenwert darstellt.
Hewlett-Packard setzt dagegen auf Kombigeräte: Der "HP Officejet 635" ist ein relativ preisgünstiger (ca. DM 1000,-) Farb-/Tintenstrahldrucker, der auch gleichzeitig faxen, kopieren und scannen kann.
Die Druckgeschwindigkeit in Farbe liegt bei 2 Seiten pro Minute. Der "Laserjet 3100" stellt sozusagen den größeren Bruder dar, der mit Lasertechnik arbeitet. Der Preis wird bei DM 1800,- liegen. Hoffentlich dauert es nicht allzu lange, bis auch ATARI-Software für diese multifunktionalen Geräte erscheint.
Von HP kommt auch ein neuer preisgünstiger Scanner. Der HP Scanjet 5100C soll nicht mehr als DM 600, kosten. Eigentlicher Clou des Gerätes ist jedoch eine spezielle Software, die intelligent schon beim Scanvorgang Bilder, Texte und Grafiken erkennen und diese getrennt konvertieren kann, was ein wesentlich besseres Endergebnis garantiert. Auch hier wäre eine Umsetzung für ATARIs durch engagierte Programmierer mehr als wünschenswert.
In gewisser Hinsicht stellte sich die CeBit '98 etwas paradox dar. Zwar wurde auch diesmal wieder ein neuer Besucherrekord aufgestellt, gleichzeitig hat der Computermarkt aber eine gewisse Sättigung erreicht. Längst scheinen immer höhere Prozessor-Geschwindigkeiten oder Versprechungen neuer Betriebssysteme keine neuen Käuferschichten mehr anzuziehen. Die Technik scheint einen Stand erreicht zu haben, mit dem sich scheinbar alle heute möglichen Konzepte umsetzen lassen. Riesen wie Intel scheinen dieses Dilemma langsam zu erkennen, denn hier wird nicht nur an PentiumChips mit Taktfrequenzen von 400 MHz gearbeitet, sondern auch an "Low-End-Prozessoren" namens "Celeron", die Geräte weit unter DM 1500,- ermöglichen sollen.
Trotzdem geht parallel der Trend, Programme weiter mit Funktionen zu überlasten und damit undurchschaubarer zu gestalten, munter weiter. "Otto Normalverbraucher" hat nicht erst seit dieser CeBit den überblick darüber verloren, was ihm der "Fortschritt" bringen soll, und monotone Vorführungen auf Großleinwänden ändern daran nur wenig. Wenn die Branchenriesen nicht aufpassen, werden Firmen wie Nintendo oder Sony, die ihr "Ohr" erfahrungsgemäß näher am "Mund" des Verbrauchers haben, bald vielleicht ohne viel Anstrengung die noch nicht "eroberten" Käuferschichten abgrasen.
Deutlich wird immer mehr, dass der Verbraucher nicht immer kompliziertere Programme und schnellere Maschinen sucht, sondern Lösungen, mit denen er "leben kann". Insofern sind erschwingliche Maschinen mit schlanken und nicht überfrachteten Betriebssystemen wie der Milan keineswegs auf verlorenem Posten, und dessen Macher täten gut daran, wenn sie sich ihr "Ohr" am Verbraucher erhalten. Ein Mitarbeiter von Iomega, mit dem ich mich auf der Messe lange unterhalten habe, brachte es folgendermaßen auf den Punkt: "Was fehlt, ist ein überschaubares System, wie der ATARI es einmal war."