Another Cup of Coffee - Java-Grafik

Wo JavaScript aufhört, fängt Java erst an und wer seine Homepage mit ein paar grafischen Effekten verschönern will, wird bei Java landen.

Wie bereits in den vergangenen Folgen gibt es aber erst einmal Neues rund um den heißesten Kaffee des Internets. Netscape sorgte für Erstaunen mit der Ankündigung, die Standardversion des Communicators jetzt freizugeben - ohne Einschränkungen. Diejenigen, die den Communicator schon mehr als 30 Tage benutzen, ohne ihn registriert zu haben, können jetzt also ein reines Gewissen haben. Erstaunlicher war aber dann doch mehr die Ankündigung, die Sourcecodes des Netscape Communicator 5.0 freizugeben mit der Begründung, talentierten Programmierern die Möglichkeit zur Weiterentwicklung zu geben. Diese Programmierer müßten dann aber schon sehr begabt sein, denn schon das Kompilat ist nicht gerade ein Leichtgewicht mit seinen 20 MB. Offensichtlich will sich Netscape mit diesem Schritt noch mehr in Richtung Geschäftskunden orientieren, wo die Firma auch den eigentlichen Hauptumsatz macht. Die Weiterentwicklung des unter dem Projektnamen "Javagator" bezeichneteten Java-Navigators geht weiter und wie jetzt schon bekannt wurde basiert der Browser auf HotJava, dem Sun-WWW-Browser, der bereits vollständig in Java geschrieben ist.

Von der Firma mit einer Vorliebe für das "e" gibt es nichts neues zu vermelden: IBM/Lotus arbeitet weiter an der Optimierung von eSuite, der Schlüsselsoftware für eBusiness. Dafür wurde bereits ein NC (Netz-Computer) vorgestellt, der aber preislich nicht sonderlich attraktiv ist. Die Konkurrenz in Firm von Siemens-Nixdorf und Acorn stellte ihre NCs ebenfalls vor, so das es 1998 endlich interessant für den NC werden sollte. Eventuell gibt es auch bald den ersten NC mit dem MicroJava 701, dem Java-Chip von Sun. Mit diesem Chip sind dann auch alle Geschwindigkeitsprobleme Vergangenheit, da er auf Java spezialisiert ist. Die Koordination von Java wird wohl weiterhin bei Sun liegen - sie setzten sich damit gegen Microsoft, Compaq und Intel durch, die Java zu einer offenen Sprache erklären wollten. "Offen" würde auch bedeuten, das bspw. Die Einbindung von proprietären, Betriebssystemgebundenen Techniken erlaubt wäre - Plattformunabhängigkeit ad‚. Eine Entscheidung gegen Sun hätte wohl auch eine Java-Umsetzung für den Atari gefährdet.

Grafik

Java und Grafik - die Auswahl ist inzwischen groß. Speziell bei grafischen Effekten für die eigene Homepage oder gar kompletten Grafikdemos gibt es eine verwirrende Vielfalt. Natürlich sollte immer auf die Homepage des Applet-Autors verwiesen werden, denn schließlich schmückt man seine Homepage mit fremden Federn. Der Einsatz eines simplen grafischen Effekts sei aber immer gut abgewogen, da viele Browser den Java-Compiler erst nachstarten müssen und so zusätzliche Wartezeit entsteht - wenn dann nur eine 08/15 Laufschrift erscheint, sind die meisten Besucher zurecht verärgert. Laufschriften, animierte Buttons und intelligente Formulare sollten daher eher Java-Script überlassen werden.

Java 3D-API

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Zur Entwicklung von eigenen 3D-Spielen/Anwendungen mit Java dient diese API, die auch für das Java-Spiel MARS verwendet wurde. Zur Demonstration gibt es diverse kleine Grafikdemos, in der man u.a. einen drehenden Hubschrauber bewundern kann. Wie man sieht beherrscht die API auch Texture Mapping, dem Java-Programmier steht hier also ein weites Betätigungsfeld offen.

Java-Draw

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Hinter diesem Namen verstecken sich zwei Programme: Zum einen ein Grafikprogramm für PC/Mac, dass die Ausgabe als Java-Quellcode beherrscht und zum anderen ein Java-Applet. Beide haben nur den Namen gemein, d.h. das Java-Applet ist nicht an eine bestimmte Computerplattform gebunden. Java-Draw ist ein Vektorgrafikprogramm, als Zeichenfläche dient das Browserfenster, während die Befehle als separate Fenster zur Verfügung stehen. Linien, Polygone, Rechtecke und Ovale können gezeichnet werden, zusätzlich gibt es noch eine Text-Funktion. Als einziger Effekt steht "Relief" zur Verfügung. Leider fehlen Funktionen zum exakten Arbeiten, so das Java-Draw für exakte Zeichnungen völlig ungeeignet ist. Dieses Applet kann mit einem ausgewachsenen Vektorgrafikprogramm nicht mithalten, ist dafür aber übersichtlicher und dadurch bei kleineren Zeichnungen effizienter in der Anwendung.

Transformer

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Goo für Java? Nicht ganz, aber einige Funktionen erinnern stark an "Kai's Power Goo". Transformer ist ein Bildmanipulator, der einen Großteil seiner Funktionen in Echtzeit ausführt. Bilder oder Bildteile können gestaucht, verzerrt, verschmiert oder auf anderer Weise verändert werden. Zur Auswahl steht u.a. ein Konterfei des amerikanischen Präsidenten, der mit seiner neuen Frisur den letzten Wahlkampf wohl nicht gewonnen hätte. Auch die Frau wurde mit dem Transformer einer kleinen "Schönheitsoperation" unterzogen. Für dieses Java-Applet ist keine sonderlich hohe Rechenleistung erforderlich, aber die Grafikkarte sollte schon mindestens 32000 Farben darstellen können, da ansonsten das dithern zusätzlich Zeit kostet.

Fazit

Natürlich ist dieses Programm eher eine Spielerei - aber eine sehr schöne.

Java-Schafe

Schwarze Schafe haben es nicht leicht: von ihren Artgenossen gemieden und mit einem eher negativen Ruf nützt ihnen auch ihr ganzen Blöcken nichts. Den Argumentationskampf eines schwarzen Schafes mit einer Herde weißer Schafe simuliert dieses Java-Applet. Die Animation ist durchaus sehenswert, einen tieferen Sinn wird man zwischen den ganzen Schafen vergeblich suchen.

Doodle-Bilder im Browser

32K-Bilder (bekannt z.B. vom ST-Programm "Doodle") lassen sich mittels eines Java-Applets von Thomas Much auch in Netscape darstellen. Leider liegt das angekündigte Applet zum darstellen von XIMG-Bildern noch nicht vor. Dieses Applet ist eine ganz nette Demonstration, ernsthaft einsatzbar ist es eher nicht, da das 32K-Format ungepackt ist und die eventuell anfallenden Ladezeiten für Java noch dazu kommen.

Java-Effekte

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Natürlich gibt es neben den obigen Anwendungen auch viele kleine Effekt-Applets, die eine Grafik enorm aufwerten können.
Das Lupen-Applet simuliert eine Lupe - der Bereich unter dem Mauszeiger wird vergrößert dargestellt. Das Besonders ist, das sogar die Wölbung des Glases simuliert und dadurch ein verblüffender Effekt erzielt wird.
Pixel-Dust lässt ein Bild "hereinwehen": es sieht so aus, als würde ein Wind die Pixel des Bildes nach und nach hineintragen. Verschiedene Parameter lassen sich dabei einstellen, darunter u.a. die Windgeschwindigkeit und Richtung. Insgesamt ist dies ein exzellenter Effekt für eine Homepage.

Fazit

Es sind eine Menge schöner Grafik-Applets verfügbar und der Platz hier reicht bei weitem nicht aus, um alle zu beschreiben. Ein Besuch beim Java Applet Rating Service (JARS) oder eine der vielen anderen Seiten, die Java-Applets anbieten ist deshalb anzuraten.

Internet-Adressen


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 04 / 1998, Seite 62

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