Auch wenn mancher das anders sieht: Der Erfolg eines Computers/Betriebssystems hängt nicht unwesentlich mit der Eignung für Spiele zusammen. Sowohl PC, Amiga und C64 schafften erst durch die Spiele den Sprung zu neuen Verkaufsrekorden.
Auch diesmal gibt es jedoch wieder einige Neuigkeiten. Lotus hat nun offiziell die eSuite zum Testen ins Netz gestellt, wobei man sich durch den Namen "Kona" nicht irritieren lassen sollte - es handelt sich um den früheren Codenamen der eSuite. Um es vorwegzunehmen: Lotus hat kein äquivalent zu MS Office programmiert. Vielmehr orientiert sich die eSuite an den Bedürfnissen des Anwenders und bietet nur wenige Funktionen, die dafür aber sehr übersichtlich angeordnet sind. Seinerzeit vertrat das ST-Programm "Daily Mail" einen ähnlichen Ansatz. Im Moment wird noch an der Geschwindigkeit gefeilt, so dass wir ihnen sicherlich in einer der nächsten Ausgaben eine ausführlichere Vorstellung präsentieren können. Star Divisions hält sich z.Z. noch etwas bedeckt, doch es sickerte durch, dass Star die komplette Office-Suite umsetzen möchte.
Neuigkeiten gibt es auch von Acorn: Java ist endlich für RiscPCs verfügbar und die ARM-Prozessoren (werden u.a. für RiscPCs und Apples Newton verwendet) sind für die erste Reihe der Netzcomputer von Oracle im Gespräch.
Anders als bei den Herstellern von Anwendungen, wurde Java von den Spieleproduzenten noch nicht so recht ernstgenommen. Einzig das Denkspiel "Zoop" erschien als Java-Applet. Diese große Lücke zieht aber immer mehr Hobbyprogrammierer an und die Spiele werden dadurch nicht unbedingt schlechter. Extra für 3D-Anwendungen und -Spiele hat Sun jüngst eine neue API vorgestellt, die das Programmierern solcher Programme vereinfachen soll. Bis "Tomb Raider" als Applet spielbar ist, wird es aber trotzdem noch einige Zeit dauern... übrigens ist entgegen anderslautender Meinungen eine Joystick-Unterstützung in Java-Applets möglich - nur wird sie (noch) von keinem Java-Applet genutzt.
Ein kleiner Tip für alle, die nach Java-Applets Ausschau halten: Der Java Applet Rating Service (http://www.jars.com) beurteilt Java-Applets und gibt Empfehlungen. Alle Applets, die ein "Top-Rated" bekommen, sollte man sich durchaus einmal anschauen. Der Java-Spectrum-Emulator hatte bspw. ein "Top 1% rated" erhalten - die beste Wertung, die möglich ist. Getestet wurden alle Java-Applets auf einem für heutige Verhältnisse eher langsamen PC (P90), d.h. ein Atari-Java könnte auf einem Milan oder anderen ST-Clone durchaus schneller sein.
Orn Attack ist ein reinrassiges 2D-Shot'em up, das vor allem durch seine Grafik besticht. Nach der Ladezeit, die dadurch etwas länger ausfällt (ca. 2 Minuten bei einem 14,4 Modem), wird man mit gerenderten Grafiken begrüßt, die sehr plastisch wirken. Lichteffekte bei der Drehung des Raumschiffs runden den guten Eindruck von der Grafik ab. Alle Aktionen werden mit Samples untermalt - an der technischen Seite gibt es also wenig zu kritisieren. Spielerisch ist Orn Attack sehr schlicht gestrickt und erinnert in diesem Bereich eher an klassische Arcadespiele. Fans solcher Spiele wird Orn Attack sicherlich gefallen, wer jedoch ein komplexes Shot'em up als Java-Applet erwartet, ist hier fehl am Platze. Im Vergleich zu Atari-Spielen kann dieses Java-Applet durchaus auch einigen Falcon-Spielen das Wasser reichen. Das Applet lief auf dem Test-PC sehr flüssig und schnell.
Ziemlich unruhig geht es in diesem Spiel auf dem Mars zu: Die halbe Galaxie streitet sich um die Schürfrechte für die Minen des Marses, in denen große Mengen Plutonium entdeckt wurden. In dem Konflikt werden die Erdtruppen in die Höhlen des Marses getrieben und wartet auf Nachschub. Der mutige Held, das ist natürlich wieder mal der Spieler, versucht auf eigene Faust den Truppen zu helfen. Wie schon bei Orn Attack handelt es sich hier um ein Shot'em up, diesmal allerdings in 3D. ähnlich wie im Jaguar-Spiel "Cybermorph" kurvt man mit seinem Gleiter über den roten Planeten und beschießt alles, was sich bewegt. Bevor man spielt kann man die Auflösung der Grafik einstellen, für den Test wurde die niedrige Auflösung (640*480) gewählt. Grafisch kann MARS nicht mit dem Jaguar-Spiel mithalten ist aber dennoch sehr ansprechend. Besonders beeindruckend sieht es aus, wenn ein feindlicher Gleiter kurz vor dem eigenen Raumschiff explodiert. Die 3D-Landschaft zoomt sehr flüssig auf den Spieler zu und besteht neben den Gegner aus Bergen, diversen Hindernissen und nützlichen Gegenständen. Hinter den Bergen kann man sich zwar gut verstecken, aber es gibt auch Patrouillienschiffe, die nach dem Spieler Ausschau halten. Beim Sound setzt auch MARS auf Samples, die zum Spiel passen. Spielerisch ließe sich dieses Spiel sicherlich weiterentwickeln aber in der jetzigen Form gehört es dennoch zu den besten Java-Spielen.
Egal welche Bowling-Variante bisher auf Computern oder Videospielsystemen erschienen ist - alle wurden schlecht bewertet. Das hielt jedoch selbst renommierte Firmen wie Capcom nicht davon ab, es trotzdem zu versuchen, wobei der Erfolg äußerst bescheiden war. Vielleicht lag es daran, das sich Bowling in etwa soviel für den Computer eignet wie Mikado. Die Java-Version ist vorbildlich programmiert und die Geräusche der Bowling-Bahn ertönen originalgetreu aus dem Lautsprecher. Grafisch ist das Spiel zweckmäßig, bei einer Bowling-Simulation ist ohnehin nie viel zu erwarten. Die Animation ist gut gelungen - auch hier entspricht das Java-Applet dem realen Spiel.
Insgesamt ist dieses Spiel etwas motivierender als die Computervarianten, was vor allem einen Grund hat: die erzielten Punkte kann man ins Internet stellen und sich so mit vielen anderen Spielern messen.
Für kleinere Kinder ist diese Sammlung aus Java-Applets gedacht. Bilder und Geschichten lassen sich mit den Applets zusammenstellen, alles mit den bekannten Figuren aus der Sesamstraße. Erwachsene könnten aber auch durchaus ihren Spaß an den Seiten haben, denn wer hätte je gedacht, dass Graf Zahl dem armen Krümelmonster die Kekse wegfressen würde (Bild)? Die Grafik ist sehr bunt und die Figuren lassen sich gut erkennen. Der größte Nachteil dieses Applets dürfte die englische Sprache sein, aber Kinder in dem Sesamstraßenalter sitzen sowieso eher selten alleine am Computer.
Das Java-Applet "Daleks" gibt es bereits als PD-Spiel auf dem Atari. Die Java-Version wurde durch Sound-Samples deutlich aufgepeppt und grafisch verbessert. Doctor Who sieht nicht mehr aus wie ein grün-rotes Strichmännchen und die Daleks haben auch mehr ähnlichkeiten mit dem TV-Vorbild. Wie in der Atari-Variante stehen dem Spieler an speziellen Kommandos ein Teleporter, der Sonic Screwdriver (zerstört alle umliegenden Daleks) und "Last Stand" (Spieler verzichtet auf weitere Züge) zur Verfügung. Anders als beim Atari-Spiel kann der Sonic Screwdriver gesammelt werden, d. h. man hat in höheren Levels mehr zur Verfügung, sofern man ihn in niedrigeren Levels nicht benutzt hat. In jedem Level sieht die Spielerfigur anders aus und wer die TV-Serie kennt, weiß sicherlich warum: In den 25 Jahren, die Dr.Who gedreht wurde, spielten insgesamt 7 verschiedene Schauspieler den Doktor (wenn man die Filme nicht mitrechnet). Wenn man ganz genau hinsieht, kann man sogar herausfinden, welcher Doktor sich gerade in dem Level befindet.
Praktischerweise lässt sich dieses Java-Spiel komplett herunterladen. Fazit: Für alle Whovians (Bezeichnung für Dr.Who-Fans) ein Muß, der Rest kann erst einmal in die Atari-Variante reinschnuppern, da das Spiel nicht unbedingt jeden anspricht. Interessant für Java-Programmierer ist noch der Sourcecode von "Daleks", den man sich von der Homepage des Autors runterladen kann.
Sie sind sehr preiswert, schwanken in der Qualität und lassen auffällig oft das Logo ihres Herstellers erscheinen: die Werbespiele. Von Konzernen in Auftrag gegeben sollen sie der Marke ein frisches Image und neue Kunden bescheren. Ob sich dadurch nun wirklich neue Kunden ködern lassen sei dahingestellt - unterhaltsam sind viele dieser Spiele allemal. Ültje ersparte sich die Programmierarbeit für mehrere Plattformen und kombinierte das ganze mit einem Gewinnspiel, dass einen Besuch auf deren Homepage erfordert.
Tin Maze ist eine Pacman-Variante: Karl, die Erdnußdose, muß Erdnüße in einem Labyrinth einsammeln. Wildgewordene Dosenöffner und Dosenpressen trachten Karl nach dem Leben bzw. Blech. Wehren kann sich Karl nicht, aber die großen Super-Ernüsse verleihen ihm Unverwundbarkeit. Die Dosenöffner verhalten sich zudem nicht so "intelligent" wie die Geister in den Pacman-Spielen und kurven uninspiriert die Gänge rauf und runter. Tin-Maze ist sehr schön anzusehen und zu spielen. Leider ist dieses Applet nicht das schnellste und wer es online spielen möchte, sollte einen leistungsfähigen Rechner besitzen. Offline ist es auch für kleinere Cmputer geeignet, außerdem zählt dann nicht der Gebührenzähler mit.
Bubble Bobble als Java-Applet? Nein, jedenfalls nicht direkt - aber der JavaST verhilft dem Spiel zur Systemunabhängigkeit. Den Emulator hatten wir im vergangenen Java-Artikel bereits erwähnt aber diesmal hat der Autor mehr Screenshots von lauffähiger Software ins Netz gestellt Super Sprint, Carrier Command und eben Bubble Bobble. Joystick-Emulation fehlt allerdings und bisher hat sich der Autor noch nicht entschlossen, den Emulator ins Netz zu stellen. Wenn auch Anwendungsprogramme wie Papyrus, Interface und GFA-Basic laufen, gäbe es im Prinzip dann schon alle Anwendungen für Java...
Auf die Java-Spiele darf man sich durchaus freuen. Atari-Besitzer werden nicht gerade mit farbigen Spielen verwöhnt und Java-Spiele geben sich i.d.R. nicht mit weniger als 256 Farben zufrieden. Java-Spiele würden mehr Farbigkeit in die ST-Spiele-Szene bringen.
Internet-Adressen:
Orn Attack: http://www.vr1.com/comics/megabot/issue10/OrnGame.small/orngame.html
MARS 2200 A.D.: http://www.inworldvr.com/java3d/Mars2200.html
Sesame Street: http://www.ctw.org/sscentral/kidsite/java/