Notfallmaßnahmen für defekte Computermäuse

Für Anfänger und Fortgeschrittene, für jeden etwas, und zum Schluß noch für die Reparatur-Experten einige Ideen und Anregungen.

Manche Tips erfordern minimale Lötkenntnisse und einen Durchgangsprüfer, für den eine einfache und billige Bauanleitung (unter 5,- DM) vorgestellt wird.

Der Grund, diesen Artikel zu verfassen, besteht darin, dass der Erwerb von ATARI-kompatiblen Mäusen immer schwieriger wird. Der Handel ist nur noch auf PC-Mäuse fixiert und wirklich hochwertige Mäuse sind nur noch schwer oder sogar gar nicht mehr zu bekommen. Also muss man selbst Hand anlegen und bei kleineren Defekten eine Reparatur vornehmen. Positiver Nebeneffekt ist, dass man nicht immer wegen eines kleinen Problems tief in die Tasche greifen muss, sondern häufig sehr günstig davonkommt. Das Gleich gilt übrigens auch für Joysticks, so dass wir beide Geräte in einem Artikel behandeln können.

Zunächst möchte ich daran erinnern, dass bei einem Mausdefekt der Mauszeiger auch über die Tastatur bedient werden kann (Alternate-Taste festhalten und Pfeiltasten bzw. Insert-Taste).

Joysticks sind fast nur noch gebraucht erhältlich, auf Flohmärkten meist problemlos, aber nicht immer voll funktionsfähig. Jedoch können meines Wissens nahezu alle für Commodore-Rechner geeigneten Joysticks verwendet werden, da die Steckerbelegung übereinstimmt (Ausnahme sind Exoten mit anderer Buchse wie z.B. Commodore +4). Bei Amiga-Mäusen sind übrigens nur die Pins 1 und 4 gegenüber der ATARI-Belegung des Steckers vertauscht (so funktionieren umschaltbare Mäuse). Daher kann mit geringem Aufwand z.B. eine Amiga-Infrarot-Maus am ATARI betrieben werden. Die Amiga-Standard- Maus gefällt wohl den wenigsten.

Schalter

Ein häufiges Problem bei intensiver Nutzung sind wohl die eingebauten (Mikro- )Schalter. Die Original-ATARI-Maus und billige Joysticks enthalten Schalter nach dem Knackfroschprinzip (man hört es). Für ATARI-Mäuse sind passende (gekapselte) kleine Ersatzschalter vermutlich bei Ihrem lokalen Elektronikhändler erhältlich. Bei Einfach-Joysticks ist nichts gekapselt und eine Reparatur weniger erfolgversprechend. Bessere Mäuse und Joysticks enthalten langlebigere Mikroschalter. Am Klickgeräusch erkennt man die Funktionsfähigkeit der Einzelschalter. Solche Schalter sind auch in die derzeit in der AI/STC angebotenen Ersatzmäuse eingebaut. Ich halte es für ratsam, ein Reserveexemplar zu besitzen, man kann dann die defekte Maus in aller Ruhe reparieren oder, falls dies mißlingt, an einen Bastler weitergeben (aus zwei mach eins). Eine billige serielle Maus an der seriellen Schnittstelle halte ich für eine weniger geeignete Alternative: Sie erfordert einen Maustreiber (z.B. im CPXModul WM = WRAPMOUSE auf einer älteren TOS-Disk oder auf CD-ROMs), zum Konfigurieren ist eine ATARIMaus erforderlich, und erst ab dem Mega-STE wird kein Adapter (kleine/große Sub-D- Buchse) mehr benötigt.

Eine einfache Notfallmaßnahme (oder auch Dauermaßnahme, falls Sie die rechte Maustaste nie benötigen,) ist es, den funktionsfähigen Mikroschalter für die rechte Maustaste nach links zu tauschen. Dies ist auch zweckmäßig, falls Sie keinen 100%ig passenden Ersatzschalter bekommen. (Weniger sinnvoll ist es, die Leitungen zu den Stecker-Pins 6 und 9 zu vertauschen, da Sie dann immer die rechte Maustaste statt der linken drücken müßten.) Alle Stecker nur bei ausgeschaltetem Computer raus oder rein! Lötarbeiten (s.u.) nur bei abgezogenem Stecker! Vor dem Auslöten markieren Sie bitte die bisherige Ausrichtung auf den (Mikro-) Schaltern per Filzstift, farbigem Klebstreifen o.ä. Bei dreipoligen Anschlüssen sind die äußeren üblicherweise auf Masse gelegt, jedoch liegt der Auslöser häufig asymmetrisch, so dass beide Schalter vor dem erneuten Einlöten um eine halbe Drehung (180 Grad) gedreht werden sollten. Bei vierpoligen Anschlüssen liegen z.B. die oberen beiden auf Masse (sieht man auf der Platinenunterseite), und eine Drehung ist zu vermeiden.

Da Mikroschalter in Joysticks häufig nicht gekapselt sind, lassen sie sich in einigen Fällen nach dem Muster der übrigen Schalter wieder zusammensetzen, evtl. nach Ersetzen einer gebrochenen Feder (z.B. aus einem anderen defekten Joystick). Mikro- schalter gibt es in verschiedenen Größen und Ausführungen, so dass wohl selten ein passendes Austauschexemplar außer aus einem baugleichen Gerät zu bekommen ist. Notfalls kann man auch die seitlichen Beinchen mit einer kleinen Spitzzange etwas nach außen bzw. innen zurechtbiegen oder steife Drahtstückchen durch die Platine führen, um kontaktlose Pins mit ihr zu verbinden. Wichtig ist, dass der Auslöser des Schalters ungefähr an der alten Stelle sitzt. Eventuell kann man den Tastendorn vorsichtig verlängern (z.B. hängend mit einem Tröpfchen Zweikomponentenkleber, gut dosierbar mit Stecknadel oder Zahnstocher, in der Sonne oder auf der Heizung hängend, da vorübergehend verflüssigt, über einer Unterlage aufbocken und einen Tag aushärten lassen) oder verkürzen (z.B. abfeilen).

Das Auslöten erfolgt (für weniger Geübte etwas ausführlicher) folgendermaßen: Eine Schraubzwinge für die Platine oder eine zweite Person sind sehr nützlich. In der rechten Hand eine gespannte Entlötpumpe bereithalten, den Lötpunkt auf der Platine kurzzeitig mit dem richtig heißen Lötkolben berühren, bis das Lötzinn geschmolzen ist und dieses sofort mit der senkrecht auf die Platine gehaltenen Lötpumpe absaugen. Man kann auch das (unbenutzte) Ende von Entlötlitze mit dem heißen Lötkolben auf den Lötpunkt drücken (Litze an ihrem Gehäuse halten, wird heiß!) und damit das Lötzinn "aufsaugen". Liegen die Pins frei, eine dünne Schraubenzieherklinge vorsichtig ein wenig zwischen Platine und Schalter einschieben und diesen vorsichtig aushebeln, gegebenenfalls unter nochmaligem kurzzeitigem Erhitzen der Pins.

Kalte Lötstellen

Eine weitere mögliche Ursache für den Ausfall von elektrischen Verbindungen sind kalte Lötstellen (häufig erkennbar an matter Oberfläche), die man einfach nochmals schmilzt. Häufiger sind wohl Unterbrechungen im Kabel. Niemals dürfen Sie irgendwelche Stecker am Kabel selbst herausziehen oder Kabel einklemmen oder knicken. Zum Prüfen auf Kabelbrüche (und auch kalte Lötstellen) ist ein Durchgangsprüfer (s.u.) unverzichtbar. Wir drücken mit einer Hand ein Ende des Durchgangsprüfers gegen einen "Kabel"-Kontakt der Platine und notieren, mit welchem Pin der Buchse er Verbindung hat (bei Blickrichtung auf die Löcher sind in der Buchsenbelegung des ATARI-Handbuchs rechts und links zu vertauschen). Bitte aufschreiben. Haben alle 8 Lötpunkte Kontakt, so liegt der Fehler anderswo. Nun wissen Sie, welche Leitung unterbrochen ist. Handelt es sich um eine kalte Lötstelle, alles klar. Bei einem Kabelbruch weiß man nicht, ob er direkt am Stecker erfolgte, dann genügt es, den Stecker auszutauschen. Neue Verlängerungskabel (9polig Sub-D) sind teilweise sehr günstig zu bekommen. Jedoch sind sie ebenso wie entsprechende Stecker meist mit Schraubösen und einem Metallgehäuse versehen. Bricht man mit Zangengewalt (hin- und herbiegen) die Ösen ab, so kann man den ATARI- kompatiblen Kern freilegen und ihm mit etwas Heißkleber eine stabile und griffige Form geben und das andere Ende entsprechend Ihrer Aufzeichnungen mit der Mausplatine verbinden natürlich auch die bisher unterbrochene Verbindung.

Durchgangsprüfer

Für den Bau eines billigen und handlichen Durchgangsprüfers benötigen Sie einen Musikchip mit Piezolautsprecher (z.B. aus einer musikalischen Grußkarte), einen Nickel-Cadmium-Akku (Mignon oder Micro, Lötfahne nicht nötig, ein altersschwacher genügt, ein Ladegerät besitzen Sie wohl, notfalls tut es auch ein richtig gepoltes 3V-Steckernetzteil mit Krokodilklemmen, je ca. 20 cm steiferer bzw. weicherer isolierter Draht). Vom steiferen Draht werden noch ca. 5 cm abgeschnitten und alle Drähte an beiden Enden kurz abisoliert. Der längere steife Draht wird auf die Akkuspitze gelötet (Pluspol) und zur Entlastung mehrmals um das vordere Ende des Akkus gewikkelt. Er dient als vordere Prüfspitze (Pluspol). Das kurze Stückchen verbindet das hintere Ende des Akkus (Minuspol) mit dem Minuspol der Stromversorgung der Platine (wo die Unterseite der Knopfzelle Kontakt hatte). An den entsprechenden Pluspol auf der Platine wird der weiche Draht gelötet. Das freie Ende ist die andere Prüfspitze und kann mit einer Krokodilklemme oder einer Stecknadel "angereichert" werden. Platine und Lautsprecherchen werden mit mehreren Lagen Isolierband (notfalls Klebeband) an einer Längsseite des Akkus so fixiert, dass sie aus dem Ladegerät herausragen können. Fertig.

Berührt man gleichzeitig beide Enden einer nicht unterbrochenen Leitung mit den Prüfspitzen, so ertönt ebenso wie beim Verbinden beider Prüfspitzen miteinander (Test) die vertraute Melodie. Andernfalls ertönt nichts oder, falls auf Umwegen eine Verbindung existiert, die Melodie ganz leise oder krächzend.

Weiteres

Wer hat Vorschläge, ob man Mauslichtschrankenfehler ähnlich einfach beheben kann? Was geht/versagt (Chip, Sende- oder Empfangsdiode oder Widerstände)? Reinigen der Kugelabtastrollen und Flusensuche an den Lochrändern blieben erfolglos. Ebenso war es nicht der Ghost-Virus (Mausbewegung nach oben und unten vertauscht).

Red.


Red.
Aus: ST-Computer 01 / 1998, Seite 33

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