Beim Durchstöbern der einen oder anderen Anzeige werden Sie sicherlich gesehen haben, dass TOS 2.06- angeboten werden. Diese können mittels einer Karte zum Aufrüsten älterer Rechner verwendet werden.
Allerdings soll dies beim STE auch wesentlich einfacher möglich sein. Zwar können die Chips nicht direkt eingesetzt werden, doch mit ein wenig Lötarbeit können STE-Anwender kostengünstig das neuere und vielseitigere ATARI-Betriebssystem, einsetzen.
Beim Öffnen des STE wird Ihnen sicherlich auffallen, dass die Sockel, in denen sich das TOS 2.06 befindet, durchaus passend sind, wenngleich die von Haus aus eingesetzten Chips weniger Pins besitzen als die des TOS 2.06. Es gilt also, eine Lösung zu finden, die die Adaptierung ermöglicht.
Das Problem liegt darin, dass das TOS 2.06 auf EPROM-Chips (Typ 27010, 32 Pins) ausgeliefert wird, während für das TOS 1.06 ROM-Chips verwendet werden. Diese haben vier Pins weniger, die Adressleitung A16 wird an einem anderen Pin erwartet, und das Signal /OE ist überhaupt nicht vorhanden. Der Inhalt der EPROMs kann also gar nicht ausgelesen werden, deshalb nimmt ein Computer, der nicht modifiziert wird, seine Arbeit auch nicht auf.
Bis auf den oben genannten Bereich stimmt die Pinbelegung, so dass die Modifikation nicht sehr umständlich ausfällt.
A16 liegt nicht an Pin 2, sondern an Pin 24 an, wo /OE liegen müsste, das komplett weggelassen wurde, weil es sowieso nur mit Masse verbunden sein müsste. Dadurch, dass A16 an den Platz von /OE gelegt wurde, benötigt der ROM-Chips nur 28 statt 32 Pins, um alle nötigen Signale zu erhalten.
Um nun EPROMs einbauen zu können, müsste also das Adresssignal von Pin 24 auf Pin 2 verlegt und Pin 24 mit Masse verbunden werden. Man könnte zu diesem Zwecke nun ein paar Leiterbahnen durchtrennen und anders verbinden, aber es geht auch eleganter und einfacher.
ATARIs Layoutabteilung hat dem STE nämlich ein paar Lötbrücken spendiert, die es erlauben, diese Signale im Prinzip durch einfaches Umlöten zweier Nullohm-Widerstände (werden anstelle von Draht verwendet, weil die Bestückungsmaschinen damit besser zurecht kommen) an die entsprechenden Pins anzulegen, so dass EPROMs eingesetzt werden können und TOS 2.06 definitiv lauffähig wird.
Bevor Sie nun die neuen TOS-Bausteine erwerben, sollten Sie diesen Artikel genau studieren und überprüfen, dass die Revision Ihres STE mit der dieses Bauplans übereinstimmt, da ATARI immer mal wieder die Platinenlayouts geändert hat.
Beachten Sie aber auch noch folgendes: Es gibt eine kleine Unsicherheit in Bezug auf die Kennzeichnung der neuen Chips. Als einziges Unterscheidungsmerkmal für LOW und HIGH (wichtig beim Einbau) dienen die Bezeichnungen EO und EE, wobei EO für LOW und EE für HIGH steht.
Außerdem sollten Sie auch unbedingt darauf achten, dass die Chips richtig herum in den Sockel gesteckt werden (die Kerbe des Chips ist normalerweise deckungsgleich mit der des Sockels), denn ansonsten müssen Sie sich einen neuen Satz Chips besorgen.
Bauen Sie die Platine Ihres STE vorsichtig aus dem Gehäuse aus. Wenn Sie diese nun seitenrichtig vor sich hinlegen, finden Sie die passenden TOS-Sockel auf Höhe der Floppy über dem Tastaturanschluss. Rechts neben den TOS-Chips befinden sich die Lötbrücken W102, W103 und W104 (siehe Zeichnung). Wundern Sie sich nicht darüber, dass die Adressleitungen an den Brücken stets eine Nummer größer sind, da die Adressleitungen der Sockel direkt mit denen des Prozessors verbunden sind. Dieser hat aber keine Adressleitung AO, so dass seine Al mit der AO mit des Sockels, seine A2 mit der Al des Sockels ... verbunden ist.
Nur W102 und W104 sind für unseren Umbau interessant, W103 darf nicht verändert werden. Mit ihr könnte man anstatt des Adreßsignals A15 (A16 CPU) die Betriebsspannung 5V an Pin 3 der Sockel legen. A 15 wird zum Adressieren des Chipinhalts benötigt, daher erscheint der Sinn dieser Brücke ein wenig schleierhaft.
Löten Sie nun die beiden Widerstände, die jeweils das rechte und linke Lötloch miteinander verbinden, aus. Jetzt haben Sie zwei Möglichkeiten: Wenn Sie nur noch mit den neuen EPROMs arbeiten wollen, können Sie die Widerstände zwischen dem linken und dem mittleren Lötloch einsetzen.
Die bessere Alternative ist aber, dreipolige Pfostenstifte einzulöten, und dann per Jumper zu wählen, ob ROMs (beide Jumper mitte-rechts) oder EPROMs (beide Jumper mitte-links) eingesteckt sind. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass Sie später relativ schnell die Chiptypen vertauschen können.
Zur Sicherheit sollten Sie danach überprüfen, ob beim Löten Zinnspritzer auf die Platine gefallen sind, die Kurzschlüsse erzeugen könnten. Denken Sie auch daran, die "alten` ROMs zu markieren, damit Sie später wissen, welcher Baustein wohin gehört.
Nun können Sie die ROMs mit einem Schraubendreher vorsichtig aus dem Sockel heben und die neuen EPROMs einsetzen. Beim Einsetzen müssen Sie unbedingt beachten, dass das EPROM EE in den HI-Sockel (obere Fassung) und das EPROM EO, in den LO-Sockel (untere Fassung) gesteckt wird.
Die Kerbe des EPROMs muss mit der des Sockels übereinstimmen, der Sockel ist jetzt komplett belegt.
Bauen Sie nun Ihren Computer für den ersten Testlauf noch nicht komplett zusammen, und starten Sie den
Computer, um zu schauen, ob der Einbau wunschgemäß geklappt hat. Im Grunde genommen dürfte es keine Probleme geben, es sei denn, die neuen EPROMs wären nicht funktionstüchtig. Dies können Sie testen, indem Sie die Brücken wieder umlegen und die alten ROM-Bausteine einsetze n.
Wie eingangs erläutert, kann es theoretisch sein, dass der eine oder andere unter Ihnen ein Board anderer Revision besitzt und der Aufbau der Platine nicht identisch mit dem hier beschriebenen ist. Für diesen Fall sollen Sie nun noch die eine oder andere Hilfestellung erhalten, damit der Umbau auch wirklich gelingt.
So kann es z.B. sein, dass TOS 1.06 bereits auf 32poligen Chips eingebaut wurde. In diesem Falle sollten Sie testen, ob es nicht doch vollkommen ausreicht, wenn Sie die TOS-Chips einfach gegeneinander austauschen. Dabei müssen Sie die Einsteckrichtung der Kerbe beachten und die entsprechenden Chips in die Sockel stecken (EO in LO, EE in HI).
Sollten die Lötbrücken W102 und W104 nicht vorhanden sein, suchen Sie andere Lötbrücken auf der Platine. Falls Sie fündig werden sollten, prüfen Sie mit einem Durchgangsprüfer, ob der mittlere Pin der Brücke mit Pin 2 oder Pin 24 der Sockel Verbindung hat. Wenn ja, haben Sie die entsprechenden Lötbrücken gefunden. Die Brücke mit der Verbindung zu Pin 24 entspricht W102, die andere mit der Verbindung zu Pin 2 entspricht dann W104.
Wenn allerdings keine entsprechenden Lötbrücken vorhanden sind, wird man entweder doch auf der Platine Leiterbahnen durchtrennen und anders verbinden oder zwei Adaptersockel bauen müssen. Auch falls nur noch 28polige Sockel vorhanden sein sollten, wären Adaptersockel die einzige Möglichkeit.
Der Adaptersockel passt die Signale so an, dass man EPROMs einsetzen kann. Der Bau wurde bereits in der ST-Computer 6/90 beschrieben. Der Nachteil dieser Variante liegt aber darin, dass die Bauweise zu hoch ist, als dass sie noch in das Originalgehäuse des 1040-ATARIs passen würde.