Wieder einmal wird auf der ATARI Plattform Pionierarbeit im Musikbereich geleistet. Was bisher den oberen Zehntausend vorbehalten war, soll nun breiten Schichten der Menschheit zugänglich gemacht werden: 4 Kanal Surround Sound in Digitalqualität - für "kleines Geld" - selbst gemacht.
Aus vier regulären Audiokanälen erzeugt der DRTSE in Echtzeit zwei Audiokanäle, aus welchen handelsübliche HiFi Surround Decoder vier Audiokanäle extrahieren können, nämlich Links, Rechts, Mitte und Surround.
Was kann man erwarten von einer nur auf dem Falcon lauffähigen Software, auch wenn sie das Musikerbudget noch so gering belastet?
Laut SoundPool reicht dem DRTSE ein Wald- und Wiesen-ATARI Falcon 030 mit 4 MB.
Es bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wie man dem DSP die vier Audiokanäle gleichzeitig zuführen kann:
Von der Festplatte. Dazu spielt der Falcon eine Vierkanal-Audiodatei im AIF Format von der Platte direkt in den DSP. Diese Vierkanaldatei kann man mit MAKEAIF.PRG von Klaus Hey ne erzeugen.
Von extern über einen Vierkanal-Analogeingang (Jam-In) oder dem SoundPool ADAT Interface.
Für den Gelegenheitsverschlüßler ist die erste Variante wohl die interessanteste, da er sich damit die Anschaffung zusätzlicher Hardware ersparen kann. Diese Option war in der getesteten Version zwar schon als grau schraffierter Menüeintrag in Aussicht gestellt, aber noch nicht anwählbar. Die zweite Variante setzt zusätzliche Hardware voraus. Über diese werden vier Audiokanäle dem DSP zugespielt. Als Hardware benötigt man entweder den erwähnten achtfach Analogeingang "Jam In" oder das SoundPool Adat Interface UND einen Adat Rekorder, ein Adatkompatibles Mischpult (Yamaha 02R, Pro 03, Korg 168RC) oder einen Adat-kompatiblen Synthesi zer (Alesis Quadrasynth oder Korg Trinity mit Adat Digital Output) oder einer, AD Wandler, der das Digitalsignal im Adat Format ausgibt (Korg oder CreamWare).
Hatte ich da etwas von "kleines Geld" gesagt? Na gut, es gibt ja Leute, die das alles schon haben. Die müßten sich dann vielleicht nur noch das Adat Interface kaufen.
Ausgeben kann DRTSE die zwei verschlüsselten Audiokanäle
über den Falcon-eigenen analogen Audioausgang
über ein Digital Interface (Adat oder S/PDIF)
als Audiodatei auf eine angeschlossene Festplatte. Der Falcon ist prinzipiell in der Lage, gleichzeitig vier Spuren von der Festplatte abzuspielen, sie im DSP zu bearbeiten und das Ergebnis wieder auf die Festplatte zu schreiben, wie es zum Beispiel beim Programm "AudioTracker" möglich ist. Das kann der DRTSE aber noch nicht. Es ist zu hoffen, dass dieses Feature nachgereicht wird, da dadurch die "Stand-Alone" Fähigkeit des DRTSE erst richtig zum Tragen kommt.
Das Audiosignal, das der Encoder ausgibt, muss, damit die vier Boxen der Surround Anlage mit den richtigen Klängen versorgt werden, im letzten Schritt von einem Surround Decoder entschlüsselt werden.
Wir benutzten für diesen Zweck einen Aiwa VX1O0 Receiver der 350DMKlasse, in welchem ein "Dolby Pro Logic" Surround Decoder eingebaut ist.
Prinzipiell wäre es auch möglich, den Falcon als Surround Decoder zu programmieren, der über vier Analogausgänge das Signal an Lautsprecher abgeben könnte. Sicherlich war es aber eine richtige Entscheidung, zuerst den Encoder zu programmieren.
So funktioniert der Aufbau des Surround-Systems.
Da das Programm echtzeitfähig ist, sind Kontrollhören und Eingriffe bei der Surround Mischung jederzeit möglich.
Der DRTSE stellt dem Benutzer ein sechskanaliges Mischpult bereit. Hiermit können die Pegel der vier Eingangskanäle und der beiden Ausgangskanäle geregelt werden. Auskunft über die Pegelverhältnisse geben sechs in der Größe verstellbare Peakmeter.
Es hat schon etwas mit Zauberei zu tun, wie eine Elektronik es schafft, aus "zwei" "vier" zu machen. Gibt man z. 6. ein Signal ausschließlich auf den Surround Kanal, so kommt auch nur da etwas Hörbares heraus. Dasselbe gilt für die anderen Kanäle.
Die Funktionsweise einer Surround Encoder/Decoder Anlage ist allerdings doch an die Regeln der Physik gebunden. Wenn alle Kanäle gleichzeitig gespeist werden, merkt man doch, dass die Kanaltrennung nicht ganz die gleiche ist, wie bei vier "echt getrennten" Spuren.
Trotzdem stellt eine Surround Elektronik dem Tonkünstler Möglichkeiten zur Verfügung, die weit über die von "reinem Stereo" hinausgehen.
Man kann sagen: Surround im Vergleich zu Stereo ist etwa wie Stereo im Vergleich zu Mono. Bei geschickter Nutzung der vier Kanäle sind beeindruckende räumliche Effekte möglich. Hier ist der Künstler gefragt, der dieser ganzen Technik erst den Sinn geben kann.
Die weite Verbreitung von Surroundfähigen HiFi Geräten bedeutet, dass, im Gegensatz zu den QuadrophonieVersuchen in den Siebzigern, dem Anbieter von Surround-verschlüsselten Musikaufnahmen auf CD auch eine ausreichend große Anzahl möglicher Käufer gegenübersteht, weil jeder, der eine Surround Anlage hat, auch Surround hören will.
Bisher ist das Angebot von kodierten Tonträgern noch klein, aber gerade im Bereich elektronischer Musik könnte sich Surround nun durchsetzen, da es für den "kleinen" Musikproduzenten bezahlbar geworden ist, selbst Surround CDs zu brennen.
SoundPool hofft mit diesem Produkt natürlich auch auf alle, die anspruchsvollere Video-Nachvertonung anstreben. Was den DRTSE anbetrifft: Da die gesamte Signalverarbeitung digital ist, bleibt die Klangqualität der Aufnahmen auch nach der Verschlüsselung fast unbeeinträchtigt. Außerdem noch ganz wichtig: Die Aufnahmen bleiben auch Stereo und Mono abspielbar! Viel mehr kann man dazu kaum noch sagen: Seine Aufgabe erfüllt das Programm auf einfache Weise und auf sehr hohem Qualitätsniveau. Wenn das Programm nun auch noch in der Lage wäre, Surround Aufnahmen zu entschlüsseln und das Ergebnis über vier Analogausgänge auszugeben, wäre das die Erfüllung aller Raumklangträume!
Bezugsquelle:
SoundPool
Posfach 1112
74373 Zaberfeld
Preis: ca. DM 299,-