Das VCS schlägt zurück

Nachdem der Jaguar und auch das Lynx mit neuen Spielen bedacht wurden, schlägt jetzt das VCS 2600 zurück.

Sieht man sich die Verkaufszahlen an, so verwundert es eigentlich, das für das VCS keine Spiele mehr entwickelt wurden, denn immerhin hat sich die Konsole sechzigmal besser verkauft als der Jaguar und es gibt auch zweihundert Spiele mehr dafür (beide Zahlen sind natürlich eine grobe Schätzung und sollen nur ungefähr die Relationen wiedergeben). Natürlich ist das VCS dem Jaguar technisch weit unterlegen, aber Kenner schwören noch immer auf die Spielbarkeit einiger VCS-Spiele. Leider verschwand das VCS nach dem Zusammenbruch des Videospielmarktes im Jahr 1984 immer mehr in der Versenkung und so erstaunt es umso mehr, dass das VCS und die anderen klassischen Konsolen jetzt wieder auftauchen. Zum einen wird das VCS von vielen Atari-Händlern sehr preiswert verkauft und zum anderen findet man VCS-Spiele immer häufiger auf CDs für die Next-Generation-Konsolen. Emulatoren für PCs, Macs und den Amiga machen es auch noch möglich, die alten Spiele wieder zu spielen. Besitzer eines Atari ST haben leider keinen VCS-Emulator - hier geht mal wieder ein Aufruf an C/Assembler-Programmierer, diesen Zustand zu ändern.

In letzter Zeit haben sich nun immer mehr Programmierer daran gemacht, Spiele für die älteren Konsolen zu entwickeln. So erschienen neue Spiele für das Vectrex, Colecovision und den Game Boy. Auch einige VCS-Anhänger machten sich Gedanken über die Programmierung von neuen Spielen und so erschienen Ende 1996/Anfang 1997 endlich neue Spiele. Zwei Ansätze wurden dabei gewählt: erstens Veränderung eines bereits bestehenden Spiels (Beast Invaders) und zweitens Programmierung eines neuen Spiels (Okie Dokie und Stell-a-Sketch). Hinter Beast Invaders steckt übrigens ein nicht unbekannter Programmierer: Jeff Minter. Gemeinsam haben alle drei Programme, das sie nicht auf Modul erhältlich sind, sondern nur in Form einer BIN-Datei für die VCS-Emulatoren. Man könnte sie allerdings auf ein Eprom brennen und mit der Original-Konsole verwenden.

Die Bewertungen verstehen sich übrigens bezogen auf die Hardwarefähigkeiten des VCS.

Beast Invaders


Jeff Minters "tierische" Variante von Space Invaders.

Dieses Spiel entspricht vom gesamten Spielkonzept her Space Invaders: Nur die Grafiken und zwei Kleinigkeiten des Spiels wurden verändert. Statt Aliens gibt es jetzt Widder, Lamas und Schafe, die mit Laserstrahlen das Raumschiff am unteren Bildschirmrand bedrohen. Schnelligkeit ist gefordert, denn die Tiere kommen dem eigenen Raumschiff immer näher. Nicht nur die Alien-Grafiken hat Jeff Minter verändert: Auch das Aussehen der Schutzhügel wurde verbessert und entspricht jetzt mehr dem Arcade-Original. Das eigene Raumschiff hat serienmäßig Dauerfeuer, was sich manchmal als unpraktisch erweist. Dafür können aber zwei Schüsse abgefeuert werden (beim Original war nur ein Schuß möglich). Am Original-Spiel wurde zum Glück nicht viel verändert und so bleibt ein klassisches Shot'em up mit mehr als 40 Spielvarianten und einem Modus, in dem zwei Spieler gleichzeitig antreten können. Der seltsamste Spielmodus ist dabei wohl der, in der die Aliens unsichtbar sind. Der Sound beschränkt sich auf die üblichen Pieps-Geräusche - das ist zwar nicht das Maximum dessen, was auf dem VCS möglich wäre, aber ausreichend.

Fazit:

Da nicht nur die Grafik verändert wurde, schneidet dieses Spiel sogar besser als das Original ab.

Wertung
Grafik:75%
Sound:50%
Spielspaß:80%
Gesamt:
75%
System:Atari VCS 2600/7800 u. Emulatoren
Genre:Shot'em up
Preis:Freeware
Hersteller:Llamasoft
Steuerung:Joystick, VCS-Joypad
Bezugsquelle:Llamasoft Homepage

Okie Dokie


Eines von den zwei wirklich neuen VCS-Programmen ist ein Denkspiel.

Das Spielprinzip von Okie Dokie ist einfach und in wenigen Minuten begriffen: Ein Feld muss leer geräumt werden. Mit dem Joystick wird der Cursor gesteuert und drückt man den Feuerknopf, werden die vier angrenzenden Felder umgefärbt. Befindet sich auf diesen Feldern ein Spielstein, so wird dieser gelöscht; ist das Feld jedoch leer, entsteht ein neuer Stein. Das mag sich jetzt sehr einfach anhören, ist aber in der Praxis sehr knifflig und so werden auch Knobel-Profis einige Zeit an den 100 Leveln zu knabbern haben. Das Aussehen der Steine kann man verändern - zur Auswahl stehen u.a. Smileys und Schildkröten. Dies hat jedoch keine Auswirkungen auf den Spielverlauf.

Grafisch ist das Spiel schlicht, bietet aber schöne Effekte: Wird ein Level gelöst, gratuliert das Programm mit einem großen Scroller. Der Sound beschränkt sich auch in diesem Fall auf ein Piepsen, wenn man den Feuerknopf betätigt.

Fazit:

Dieses Programm stellt viele der damals erschienenen VCS-Spiele in den Schatten. Das Spielprinzip wurde liebevoll umgesetzt und auch an der technischen Seite gibt es nichts zu kritisieren.

Wertung
Grafik:70%
Sound:50%
Spielspaß:85%
Gesamt:
80%
System:Atari VCS 2600/7800 u. Emulatoren
Genre:Denkspiel
Preis:Freeware
Hersteller:Retroware
Steuerung:Joystick, VCS-Joypad
Bezugsquelle:Retroware Homepage

Stell-a-Sketch


Dies Programm ist eine der wenigen Anwendungen für das VCS, in diesem Fall ein Malprogramm.

Bei Stell-a-Sketch kann man mit einem Cursor auf dem Bildschirm malen. Drei Geschwindigkeiten stehen zur Auswahl; außerdem kann man den Stift auch "hochheben", da er sonst immer eine Spur hinter sich zieht. Mit der Reset-Taste wird der Zeichenbildschirm gelöscht. Auch optisch ist das Programm an die kleinen Kinder-Zeichentafeln angelehnt, bei denen man mit zwei Drehknöpfen auf der Tafel malen konnte. Stilecht bewegen sich die beiden Regler auch bei diesem Programm entsprechend mit; der Bildschirm wird ebenfalls Zeile für Zeile gelöscht, ganz wie bei den Zeichentafeln. Sound gibt es nicht zu hören und abspeichern kann man das ganze natürlich auch nicht, es sei denn man installiert ein Snapshot-Programm. Dies kann man dem Programm schwerlich zum Vorwurf machen, da es eine technische Beschränkung von Videospielen ist.

Fazit

Stell-a-Sketch ist bisher das einzige Malprogramm für das VCS und somit eine echte Bereicherung. Auf eine Bewertung soll in diesem Fall verzichtet werden, da es außer Konkurrenz läuft.

Wertung
System:Atari VCS 2600/7800 u. Emulatoren
Genre:Malprogramm
Preis:Freeware
Hersteller:Retroware
Steuerung:Joystick, VCS-Joypad, Maus
Bezugsquelle:Retroware Homepage

Mia Jaap
Aus: ST-Computer 09 / 1997, Seite 62

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