"Entwicklersystem aus Frankreich" - werden nun einige Programmierer die Nase rümpfend gelesen haben. In den vergangenen Jahren haben sich unsere Nachbarn in puncto Softwareentwicklung tatsächlich nicht mit Ruhm bekleckert.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass häufig Software veröffentlicht wurde, die nicht bis ins letzte Detail ausgereift oder zumindest sehr absturzgefährdet war. Anders scheint es bei dem Entwickler-Kit der Firma "Parx" zu sein. Es wird bereits seit 1995 erarbeitet und hat sich inzwischen zu einem mächtigen Werkzeug gemausert.
Die Firma Parx besteht im wesentlichen aus zwei engagierten ATARI-Programmierern, die ihren Lebensunterhalt durch die Programmierung von ATARI-Software bestreiten. Entsprechend enthusiastisch sind ihre Bemühungen in diesem Bereich.
So ist der Name des von Parx entwickelten modularen Systems, das bis dato hauptsächlich den grafischen Bereich unterstützt. Die Idee rührt daher, dass die beiden Programmierer eine einheitliche Basis für die Nutzung von Grafikfunktionen, Drucker- und Scannertreiber schaffen wollten. Dies scheint, soweit wir es beurteilen können, auch gelungen zu sein. Für die Zukunft ist eine Funktionserweiterung auf Sound- und eventuell auch Textverarbeitung geplant.
Die bildbearbeitenden Module des M&E-Protokolls sind in drei wesentliche Bereiche unterteilt:
Dieser Ausdruck steht für "Reading IMage" - Bild lesen. Das RIM-Segment beherrscht derzeit rund 45 Bildformate. Eine Übersicht finden Sie in Tabelle 1. Dort werden Sie sicherlich auch erkennen, dass nicht nur BilderkennungsFormate, sondern auch Treiber für Scanner, digitale Kameras oder Video-Framegrabber enthalten sind.
Das bedeutet "Write IMage" - Bild schreiben. Hier stehen über 25 Treiber zur Verfügung, die in der Lage sind, die wichtigsten Bildformate, aber auch Besonderheiten wie z.B. Apple Quicktime- (.MOV) oder Autodesk(.FLC- und *.FLH) Animationen abzuspeichern. Auch das WIM-System geht über die reine Bildbearbeitung wie das Laden und Speichern hinaus und bietet viele Druckertreiber, die auch für Farbdrucker wie Epson Stylus Color (die Treiber für die neuesten Geräte stehen schon jetzt zur Verfügung!), Canon BJC-, HP-Drucker und FargoFotoprinter angeboten werden. Dieser Bereich ist besonders interessant, da die Firma Parx sich erfahrungsgemäß sehr schnell um die Aktualisierung der Druckertreiber bemüht, so dass alle Programme, die mit diesem System ausgestattet sind, mit den neuesten Farbdruckern der PC-Weltarbeiten können.
Unter diesem Punkt werden die Bildbearbeitungs-Effekte zusammengefaßt. Die IFX-Module bieten die wichtigsten und häufigsten Bearbeitungsmöglichkeiten wie z.B. Bildspiegelung, Invertierung, Vergrößerung, Verkleinerung usw. Soweit zu den Standard-Modulen. Darüber hinaus werden aber auch Module für spezielle Einsatzbereiche angeboten.
Dieses Modul arbeitet im Hintergrund und sorgt dafür, dass der Datentransfer innerhalb der Speicherverwaltung optimal funktioniert, so dass man auf diesem Wege kostbare Rechenzeit gewinnt.
Es bietet viele wichtige und bekannte Dithering-Verfahren wie Burke, Stuki, Floyd-Steinberg usw. Zudem können mit diesem Modul Bilder jeder Farbtiefe konvertiert und z.B. an die aktuelle Bildschirmauflösung angepaßt werden.
Zur Zeit arbeitet Parx an einer speziellen 68030er Version des Dithering-Moduls,die auf dem Falcon und TT deutliche Geschwindigkeitsvorteile haben soll.
Mit Hilfe dieses Moduls werden die wichtigsten Zeichen- und Malwerkzeuge offeriert. Hierzu gehören verschiedene Stifte, Pinsel, Farbpaletten usw. Durch die Einbindung dieses Moduls können Grafikprogramme schnell und bequem um bestimmte Funktionen erweitert werden, ohne dass der Programmierer eigene Routinen hierfür erstellen müßte.
Die o. g. Module sind nicht wie Calamus-Module zu verstehen, die in bestehende Programme einfach eingebaut werden können. Ziel und Zweck dieser Entwicklungen ist, dass Softwareentwickler mittels eines Programmier-Kits in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Applikationen mit den o. g. Funktionen zu versehen.
Das komplette Entwicklerpaket für C- und ASM-Sprachen ist in Französisch und Englisch erhältlich. Es enthält Sourcen zum Einbinden der bereits bestehenden Module und Werkzeuge zum Entwickeln eigener Module. Einige GFA-Tools werden ebenfalls mitgeliefert.
Schon heute wird dieses System von den Programmen D2 M, Piccolo, Dform, Sweetel 2, Swiftel, Bitmap Viewer 4.0 und einigen weiteren unterstützt.
Soweit wir beurteilen können, ist der Support erstklassig und vorbildlich. Selbst unsere Anfragen zu dem einen oder anderen unklaren Punkt wurden via e-mail innerhalb kürzester Zeit zufriedenstellend beantwortet.
Die umfangreichen Bemühungen gehen aber schon durch die Gestaltung der Internet-Seiten hervor. Neben diversen e-mail-Adressen für verschiedenste Anfragen bestehen auch ausführliche Informationen zu denjenigen Programmen, die bereits das M&E-System unterstützen. Hinzu kommen Links (Querverweise) zu de Homepages der jeweiligen Programmierer und Softwareentwickler.
Uns wurde zugesichert, dass Vertragsentwickler regelmäßig über Neuerungen und Erweiterungen informiert würden, so dass alle Programmierer zeitgleich die Updates erledigen könnten.
Die Bemühungen der Firma Parx sind sehr erfreulich. Es wunderte uns aber, dass man sich in Bezug auf die Druckertreiber nicht an gegebene Standards wie z.B. die Entwicklung von NVDI-Treibern gehalten hat. Bei einem Telefonat erklärte man uns gegenüber, dass vor einigen Monaten mehrfach der Versuch gestartet worden sei, Entwicklerunterlagen zu NVDI oder Calamus zu erhalten, u m Druckertreiber auch für diese Systeme erstellen zu können.
Parx hätte aber zu keinem Zeitpunkt eine Reaktion erhalten - weder positiv noch negativ. Dies mag daran liegen, dass man ein unbekanntes, junges Entwickler-Team seinerzeit nicht für voll genommen hat und befürchtete, "irgend jemand" wolle auf diese Art und Weise an wichtige Geheimdokumente gelangen.
Parx hat uns eines Besseren belehrt, denn kaum eine deutsche Firma kann in einer vergleichbaren Kontinuität Neuentwicklungen vorweisen.
Ein Blick auf die Internet-Seiten von Parx verrät, dass nahezu monatlich neue Programme, Treiber und Module erscheinen, die teils kostenlos sind (Grafik- und Animations-Treiber), teils aber auch gegen einen angemessenen Betrag erworben werden können (Treiber für digitale Kameras, Scann ertreiber usw.).
Ein komplettes Entwicklerpaket mit allem "drum und dran" kostet weniger als 500,- DM. Dieses Paket beinhaltet nicht nur die notwendige Software und alle nur erdenklichen Sourcecodes, sondern auch den vollen Service seitens der Programmierer.
Als Programmierer sollte man sich ernsthafte Gedanken über eine Zusammenarbeit, zumindest alternativ zu bestehenden Systemen, machen, denn damit würden Programme wie PixArt, GemView, Stella usw. in die Lage versetzt, schon jetzt topaktuelle Drucker - wie den neuen 1440 dpi-Farbtintenstrahldrucker Epson Stylus 600/800"- anzusteuern.
Schließlich müssen nicht alle angebotenen Module unterstützt werden die Auswahl liegt bei jedem Programmierer selbst.
Wir sind jedenfalls guter Dinge, dass Parx die ATARI-Anwender noch recht lange dabei unterstützen wird, neue Hardware des PC-Sektors auf dem ATARI zu nutzen.
Bei uns erhältlich:
Wir haben für alle M & E-Interessenten eine Diskette mit den wichtigsten Daten zu diesem Artikel zusammengestellt. Hier erhalten Sie das Programm "FOX", das bereits das M &E-Protokoll nutzt sowie alle relevanten M & E-Module, um sich ein Bild über den Leistungsumfang und die Fähigkeiten machen zu können. Neben Fox sind hier auch die offiziellen Entwicklerinformationen in Englisch abgespeichert.
Schließlich enthält diese Diskette die HTML-Seiten der Firma Parx, damit Sie offline surfen können. Die Diskette erhalten Sie im Rahmen unserer PD-Serie -die Nummer lautet PD 117.
Die Bestellmodalitäten entnehmen Sie bitte ebenfalls der PD-Rubrik.
Abschließend:
Haben Sie keine Bedenken wegen evtL Verständigungsprobleme bei der Kontaktaufnahme. Das Parx-Team spricht sehr gut Englisch.
Kontakt:
PARX
9, rue du Pin Dore
F-53000 Laval