Die Emulation eines Ataris auf einem PC - das ist dank PaCifiST nun auch kostenlos möglich. Wie schlägt sich der Emulator im Vergleich mit der kommerziellen Konkurrenz?
Im kleinen News-Artikel "Ein Emulator für den Weltfrieden" fand der PaCifiST bereits Erwähnung. Da nicht jeder 120-270 Mark für einen kommerziellen Emulator ausgeben will, die zudem auch fast alle Windows 95 benötigen, ist der PaCifiST ein interessantes Produkt. Der Autor vertreibt den Emulator als Freeware, würde sich aber über eine kleine Spende freuen. Erstaunlich ist die hohe Update-Rate, so dass die Beurteilung des Emulators mit dem Erscheinen dieser Ausgabe wahrscheinlich schon veraltet ist.
Das Konzept des PaCifiST ist es, einen ST so genau nachzubilden das alle Programme laufen. Dies mag nicht besonders aufregend klingen, jedoch gehen die anderen Emulatoren davon aus, das sich die Programme an sie anpassen und nicht umgekehrt. Folglich muss der PaCifiST auch unsaubere Programme vertragen - dazu gehören vor allem Spiele.
Um den Emulator überhaupt zu benutzen, benötigt man eine Kopie von TOS als Datei. Ein kleines Utility, dass das TOS (v1.0 bis 2.06) in eine Datei schreibt, liegt dem PaCifiST-Paket bei. Vor dem Starten hat der Programmierer aber noch eine Konfigurationsdatei gesetzt, in der man die Bildschirmauflösung, verschiedene Grafik- und Sound-Optionen und den Pfad der TOS-Datei sowie der Laufwerke festsetzt. Letztere können sowohl die von den kommerziellen Emulatoren bekannten Laufwerkscontainer sein, als auch die gesamte PC-Festplatte oder nur einzelne Verzeichnisse davon.
Hat man die Konfigurationsprozedur hinter sich und startet den Emulator, so wird man wenig später vom "neuen" Atari begrüßt. Da der PaCifiST ein DOS-Programm ist, lässt er sich sowohl unter DOS als auch unter Windows und OS/2 benutzen (bei letzteren natürlich in der DOS-Box). PaCifiST benötigt etwa 1,5 MByte Speicher, so dass man auf einem 4 MByte PC im günstigsten Fall 2 MByte ST-Ram benutzen kann. Der PC sollte mindestens einen 486-Prozessor haben, obwohl die Geschwindigkeit der Grafikkarte weitaus wichtiger ist.
Die Geschwindigkeit war auf dem Testrechner (DX4-100 mit veralteter Grafikkarte) langsam, es ließ sich aber damit arbeiten. Zur Steigerung der Geschwindigkeit lässt sich die Refresh-Rate des Atari-Bildschirms in der Konfigurationsdatei einstellen. Da bei schnellen PCs die Geschwindigkeit eines STs übertroffen wird, bietet PaCifiST zwei Modi an: original- (1040ST) und maximale Geschwindigkeit.
Über die Kompatibilität eine Aussage zu treffen ist schwer, denn der Emulator ist erst bei Version 0.41 angelangt und ist somit noch weit von der endgültigen Fertigstellung entfernt. Ein probeweises Starten von einigen Programmen ließ denn auch einige Fehlermeldungen auftreten, deren Ursache nicht eindeutig bestimmbar waren. Da aber auch saubere Programme manchmal abstürzten, liegt das wohl noch an der noch nicht fertiggestellten Emulation von PaCifiST. Etwas entmutigt wurden dann ein paar Programme gestartet, die schon auf einem MegaSTE versagen und erstaunlicherweise liefen sie. Ein kurioses Beispiel ist der XL-Emulator "XFormer", der problemlos auf dem PaCifiST einen Atari XL emulierte. Die Geschwindigkeit war trotz der Doppel-Emulation beachtlich. Ein zweites Programm, dass noch aus der ST-Frühzeit stammt, ist das LCD (Little Colour Demo) von der Demo-Gruppe TEX. LCD stürzte nicht ab, jedoch kann der PaCifiST noch nicht mit den Grafiktricks dieses Demos umgehen. Es gibt jedoch die Möglichkeit dem Emulator mitzuteilen, das jede Zeile des Bildschirm einzeln behandelt werden soll. Dadurch werden einige Video-Tricks möglich, jedoch funktioniert dieser Modus nicht mit älteren Grafikkarten. Multitasking ist mit PaCifiST dank Geneva möglich, wobei es keine Geschwindigkeitseinbußen gibt.
Das Handbuch erklärt ausführlich alles, was man über den Emulator wissen muss. Die Anleitung ist allerdings in Englisch verfasst, es sollte jedoch mit normalem Schul-Englisch möglich sein, die Ausführungen des Autors zu verstehen.
Neben der Unterstützung des Autors gibt es schon über sechs PaCifiST-Homepages im Internet, die neben dem Emulator nützliche Zusatzprogramme, kompatible Programme und Hilfestellungen parat halten. An Zusatzprogrammen gibt es für den PaCifiST derzeit ein Utility zum Bearbeiten der Konfigurationsdatei (für Windows und DOS) sowie MSA-to-ST, dass Dateien des Magic Shadow Archivers in Disk-Images für den Emulator umwandelt.
Da schon für Shareware kaum gezahlt wird, bekommt der PaCifiST-Programmierer für sein Programm wahrscheinlich gar nichts. Dabei steckt er laut eigener Aussage eine Menge Arbeit in den Emulator und würde sich über finanzielle Unterstützung freuen. Der Preisunterschied zum kommerziellen Gemulator beträgt über 100 Mark und so hätte man immer noch etwas gespart, wenn man dem Programmierer z.B. 30 Mark oder eine Sachspende zukommen ließe. Was sich der Programmierer unter einer Sachspende vorstellt, steht im Handbuch.
Neben PaCifiST gibt es noch zwei weitere Freeware-Emulatoren: STe 0.2 und Gemulator 3.6. Während ersteres sich mit dem Test-PC nicht anfreunden konnte, hinterlässt der Gemulator den Nachgeschmack eines Köderprogramms, dass einem zum Kauf des kommerziellen Gemulators verlocken soll. Da die Freeware-Version jedoch ohne Handbuch daher kommt und auch sonst ziemlich veraltet ist, kann davon nur abgeraten werden.
PaCifiST ist der erste Emulator, der es jedem PC-Fan einfach macht, in die Atari-Welt reinzuschnuppern, denn ein PC-Benutzer, der nie einen Atari besessen hatte, wird keine 120 Mark für einen kommerziellen Emulator ausgeben. Schön ist auch die Unterstützung für viele ältere Programme, wobei natürlich noch einige Kompatibilitätsprobleme vorhanden sind. Letztere sind wahrscheinlich schon mit Erscheinen dieses Artikels reduziert worden. Abschließend lässt sich sagen, dass der PaCifiST - ebenso wie andere Emulatoren - keinen echten Atari ersetzen kann.
Kontakt: Frederic Gidouin 9, Allee du Chevrefeuille 29280 Plouzane FRANKREICH
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