Dass Konkurrenz das Geschäft belebt, ist eine alte Weisheit, die sich vor allem im Emulatoren-Bereich zu bewahrheiten scheint. Vor einigen Wochen ist das kostenlose Update zum TOS2WIN erschienen, das wir für Sie getestet haben.
Anders als zu vermuten wäre, hat TOS2WIN im Gegensatz zur Versionsbezeichnung einige erhebliche Fortschritte gemacht, die den täglichen Einsatz der ATARI-Software auf einem PC erleichtern. Um so erfreulicher ist die Tatsache, dass dieses Update kostenlos ist und z.B. auch über das Internet bezogen werden kann. Allem voran ist in unseren Augen am wichtigsten die Beseitigung einiger Fehler gewesen, die beim täglichen Umgang mit TOS2WIN aufgetaucht sind. Hierbei hat sich der Programmierer der Fehlermeldungen vieler TOS2WIN-Anwender bedient.
Somit kann TOS2WIN nun auch auf Windows-Installationen werden, die z.T. noch alte Treiber enthalten, welche TOS2WIN in der Version 1.10 noch nicht akzeptierte.
Die nächsten deutlich ersichtlichen Veränderungen sind auf dem Menü "System" zu finden. Im Gegensatz zur alten Version ist nun auch eine Auswahl zum Einsatz des TT-RAMs (auch bekannt als Fast-RAM) möglich. Da mit ist der verfügbare RAM-Speicher Ihrer ATARI- Emulation nun nahezu unbegrenzt.
Die Werte können zwischen 8 MB und einer frei einstellbaren Höhe liegen, wobei die Speicherausstattung des PCs keine Rolle spielt. Sollte ATARI-Software über einen entsprechenden Speicher verfügen wollen, wird automatisch der virtuelle Speichervon Windows beansprucht, so dass die Größe des Fast-RAMs nur von der Festplattengröße bzw. des in Windows eingestellten Wertes für den virtuellen Speicher liegt.
Wie in Bild 2 zu sehen, hat TOS2WIN in der aktuellen Version ein neues Menüfenster erhalten, das sich "Laufwerke" nennt. Hier ist eine entscheidende Neuerung zu finden, die vom Mitstreiter "MagiC-PC" in ähnlicher Form bereits vorgelegt wurde und großen Anklang bei den Anwendern fand.
Im Fenster "Laufwerke" können sogenannte Device-Mappings für jedes einzelne Programm vorgenommen werden.
Folgende Einsatzgebiete sind z.B. denkbar: Ein ATARI-Programm verlangt beim Starten, dass das Programm von LaufWerk A, dem Diskettenlaufwerk, eingeladen wird. Dies ist jedoch lästig und umständlich. Durch das neue Device-Mapping kann der Pfad a:\ nun auf einen beliebigen Ordner gelenkt werden, in dem sich das entsprechende Programm befindet. Die ATARI Emulation meint nun, dass dieser Ordner das Laufwerk A sei und akzeptiert den Start von der Festplatte. Eine andere Form des Einsatzes ist z.B. bei ATARI-Programmen gegeben, auf verschiedene Partitionen voraussetzen. Wenn Ihre PC Festplatte nicht über eine entsprechende Anzahl an Partitionen verfügt, bedient man sich nun der Möglichkeit, mittels des Device- Mappings dem ATARI vorzugaukeln, verschiedene Ordner z.B. auf dem Laufwerk C seien die verschiedenen Partitionen der ATARI- Festplatte. Die Idee der Laufwerkscontainer von MagiC-PC wurde insofern weiterentwickelt, als diese Container bzw. Device-Mappings mittels des Schalters "Programm immer so schalten" für jedes einzelne Programm individuell angelegt werden können. Ist dieser Schalter aktiviert, speichert TOS2WIN eine kleine Info-Datei ab, in der sämtliche Einstellungen für ein bestimmtes Programm gespeichert sind. Startet man nun das ATARI-Programm direkt vom Windows-Desktop aus, wird im Hintergrund zuerst TOS2WIN aufgerufen, das dann wiederum die Daten der Programmeinstellungen abfragt.
Das TOS2WIN-Update ist in Anbetracht der Tatsache, dass es kostenfrei ist, sehr wertvoll und trägt dazu bei, dass PCs, die mit diesem Emulator ausgestattet sind, erheblich kompatibler zu einem echten ATARI sind als zuvor. Leider ist der Einsatz von Calamus SL noch immer nicht problemlos möglich, was sehr schade ist, weil TOS2WIN tatsächlich eine sehr schnelle Emulation beinhaltet. Hierzu haben wir einige Werte, die wir mit den neusten Versionen von TOS2WIN und MagiC-PC ermittelt haben (siehe Tabelle). Weitere Verbesserungen wurden angekündigt, die in der Version 1.20 umgesetzt werden sollen: Demzufolge wird Calamus SL dann in True Color arbeiten und auch auf die Windows-Druckertreiber zugreifen können. Letzteres wäre tatsächlich ein nahezu revolutionären Schritt. Darüber hinaus soll der DAQ-Modus (dirty and quick) nochmals beschleunigt werden und in allen MonochromModi laufen. Schließlich ist eine Schnittstelle zum Speedo GDOS geplant. Die neue Version wird auf einer neuen CD-ROM ausgeliefert und ist wegen der teilweise erheblichen Verbesserungen aber nicht mehr kostenfrei. Der Erscheinungstermin ist derzeit allerdings noch nicht bekannt, der Zeitraum April ist anvisiert. Alle TOS2WIN-Besitzer werden jedoch benachrichtigt.
In letzter Sekunde vor dem Redaktionsschluß erhielten wir von der Firma aixit eine zu dem Zeitpunkt noch geheim gehaltene 1.19c- Version von TOS2WIN. Das "c" steht für Calamus-Kompatibilität. Durch die Zusammenarbeit mit der Firma DMC konnte ein TOS2WINTreiber entwickelt werden, der auf die internen Strukturen von Calamus SL zurückgreift. Uns wurde dies folgendermaßen erläutert: Calamus SL arbeitet intern in einem Format, das identisch mit dem Windows Bildschirmformat ist. Zusätzlich gibt es eine Sammlung von Funktionen, mit denen Calamus SL Windows mitteilen kann, bestimmte Teile des Speichers in den Bildschirm zu blitten. Somit wird die Bildschirmausgabe komplett unter Windows vorgenommen, so dass die Geschwindigkeit entsprechend hoch ist. Wir haben einen kurzen Test vorgenommen. Zu diesem Zwecke haben wir das Euroskala-Dokument unter mehreren Systemen eingeladen und die dafür benötigte Zeit gestoppt:
ATARI TT mit relativ langsamer MV300-Grafikkarte: 9 Sek. TOS2Win auf P133: 10 Sek. MagiCPC auf P133: 16 Sek.
In Anbetracht der Tatsache, dass 133 MHz-Rechner heute auch schon fast überholt sind, können sich diese Meßwerte durchaus sehen lassen.
Wir behalten die ATARI-Emulatoren weiterhin für Sie im Auge.
Red.
Bezugsquelle: aixit GmbH Hansrnannstr. 19 52080 Aachen
Preis: TOS2WIN neu: TOS2WIN Update: kostenlos
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