CD-ROM-Laufwerke am ATARI

Neuere ATARI-Computer sind in der Regel serienmäßig mit Festplatten ausgestattet. Was aber, wenn auch der Besitzer eines 1040 ST einen solchen Massenspeicher oder ein ATARI TT-Besitzer ein CD-ROM-Laufwerk anschließen möchte?

center Foto 1 - CD-ROM-Laufwerk in externem Gehäuse

Ohne Festplatten kommt man heutzutage kaum noch aus, und der Stellenwert der CD-ROM ist auf dem ATARI-Markt erheblich gestiegen. Mittlerweile sind, wie dem CD-ROM-Artikel dieser Ausgabe zu entnehmen ist, mehrere dutzend verschiedener Silberscheiben für TOS (-kompatible) Betriebssysteme erschienen, neue werden kontinuierlich produziert.

Bei allen ATARI-Rechnern stellt sich das Problem, dass der Rechner z.B. für den Anschluss eines CD-ROM-Laufwerkes in ein größeres Gehäuse eingebaut werden muss, bzw. die Zusatzgeräte in externen Gehäusen untergebracht werden. Beides ist mit einem zusätzlichen Kostenaufwand verbunden. Bei externen SCSI-Gehäusen gibt es Varianten für ein, zwei oder sogar vier Einschubfächer. Sie sollten sich also genau überlegen, wie viele Geräte Sie langfristig anschließen möchten, denn die Preisspanne zwischen den einzelnen Ausführungen ist deutlich geringer als die Neuanschaffung eines externen Gehäuses. Achten Sie darauf, dass man bei externen Gehäusen sowohl die ID-Nummer (Adressierung der eingebauten Festplatte) einstellen kann als auch einen durchgeschleiften SCSI-Anschluss benötigt, um ggf. weitere externe Geräte - z.B. Scanner - anschließen zu können.

Einstellung der ID-Nummer

Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, die ID-Nummer einer Festplatte oder eines CD-ROM-Laufwerkes einzustellen. Wie unter "SCSI- Anschluss" beschrieben, sollten sich die Adressierungen der Geräte nicht überschneiden, da dies zu Datenverlusten oder einem Nicht-Funktionieren des Rechners führen kann. Auf der Unterseite einer Festplatte sind sogenannte Jumper platziert. Hierbei handelt es sich um Brücken zwischen zwei Leitungen, die als 2-3mm lange "Stäbe" aus der Platine ragen. Der Anleitung der Festplatte können Sie entnehmen, wie die Jumper eingestellt werden müssen, um eine ID-Nummer vergeben zu können. Wenn Sie das Gerät in ein externes Gehäuse einbauen, haben Sie normalerweise die Möglichkeit, die ID-Nummer extern einzustellen, so dass das lästige Ausbauen der Festplatte entfällt. Hierzu wird ein Kabel mitgeliefert, das auf einer Seite mit dem externen Schalter und auf der anderen Seite mit einem dafür vorgesehenen Anschluss an der Festplatte verbunden wird. ID-Nummern können beliebig vergeben werden, so dass eine bestimme Reihenfolge nicht eingehalten werden muss. Allerdings empfiehlt es sich, das CD-ROM-Laufwerk als letztes Gerät in der Reihe zu schalten.

Quick-TIP

SCSI-Anschluss Dieser Ausdruck steht für "Small Computer Systems Interface". Über den SCSl-Anschluss können externe Datenträger und Speichermedien wie z.B. Festplatten, CD-ROM-Laufwerke, Bandlaufwerke etc. ebenso wie z.B Scanner angeschlossen werden. Der SCSI-Bus ermöglicht einen sicheren Datentransfer zwischen Zusatzkomponente und Computer. Derzeit ist der Standard so ausgelegt, dass maximal acht zusätzliche Geräte über diesen Anschluss mit dem Rechner verbunden werden können. Hierbei wird jedem dieser Zusatzgeräte eine eigene Adresse zwischen null und sieben zugewiesen, so dass es nicht zu Überschneidungen kommen sollte. Das jeweils letzte Glied dieser Kette muss mit einem Terminator (Schlußwiderstand - siehe Foto rechts) versehen werden.

Foto 2 - So sieht ein externer Terminator aus
IDE- oder AT-Bus-Anschluss Über diesen Anschluss werden ebenfalls Festplatten angeschlossen. Herkömmliche IDE-Festplatten waren in der Vergangenheit nicht so schnell wie vergleichbare SCSI-Festplatten. Nun gibt es aber fortgeschrittene Hardware. Im Gegensatz zum SCSI-Anschluss ermöglicht der AT-Bus den Anschluss von maximal zwei Geräten, die nicht mit Nummern adressiert, sondern mit den Ausdrücken "Master" und "Slave" (Meister und Sklave) bezeichnet werden. Die Master-Platte ist die Bootplatte, von der das Betriebssystem oder entsprechende Erweiterungen beim Start des Gerätes geladen werden. Neuere Rechner besitzen auch zwei IDE-Anschlüsse, denn lDE-Festplatten sind in der Regel preiswerter als SCSI-Festplatten.
# Der ATARI-Falcon

Die Besitzer eines Falcon haben es unter den ATARI-Anwendern am einfachsten, denn dieser Computer ist serienmäßig mit allen notwendigen Anschlüssen ausgestattet. D.h., dass der Falcon einen internen AT-Bus- und einen externen SCSI-Anschluss hat. Der interne Anschluss ist allerdings für 2,5"-Festplatten vorgesehen und kann nicht direkt mit handelsüblichen AT-Bus-Festplatten verbunden werden. Dies liegt daran, dass der Falcon in seinem kleinen Gehäuse auch nur eine kleine 2,5"-Festplatte anschließen kann. Es gibt jedoch für rund 15,- DM Adaptierungen, die direkt auf den AT-Bus-Port gesteckt werden und den 2.5"-Anschluss in einen 3.5"-Anschluss konvertieren. In einem Tower-Gehäuse können Sie also bequem eine handelsübliche 3,5"-Festplatte anschließen, ebenso natürlich auch ein CD-ROM-Laufwerk. Das entsprechende AT-Bus-Kabel verfügt dafür über zwei Anschlüsse. Achten Sie darauf, dass die "Master"- und "Slave"-Einstellungen korrekt sind (siehe Quick-Tips). Wie diese vorgenommen werden, entnehmen Sie bitte den jeweiligen Betriebsanleitungen, da die Einstellung von Gerät zu Gerät variiert. Bei dem SCSI-Anschluss des Falcon gibt es eine kleine Besonderheit, denn hierbei handelt es sich nicht um einen herkömmlichen SCSI-Anschluss, wie Sie der Rückseite Ihres Computers Entnehmen können, handelt es sich um eine sehr schmale Ausführung, die als SCSI-2 bezeichnet wird. Ursprünglich wurde dieser Anschluss für Notebooks entwickelt, Sie sollten also darauf achten, dass das SCSI-Kabel für den Anschluss eines externen Gehäuses gleichzeitig eine Adaptierung von SCSI-2 auf SCSI ist. Leider sind diese Kabel etwas teurer als herkömmliche Anschlüsse. Einige Hardwarehersteller (z.B. die Firma DDD) bieten für Falcons im Towergehäuse auch eine Lösung an, bei der ein SCSI-2-Kabel in das lnnere des Gehäuses geleitet wird und dort an den internen Anschluss von SCSI-Platten angeschlossen werden kann. Dies ist dann interessant, wenn Sie alle Komponenten in einem Gerät vereinen wollen.

ATARI TT

Auch das Flaggschiff unter den ATARIs wurde schon in den frühen neunziger Jahren mit entsprechenden Anschlüssen ausgestattet. Im Gegensatz zum Falcon hat der TT jedoch keinen TT (Anm. des HTML-Knovertierers: gemeint ist wohl, dass der TT keinen internen AT-Bus besitzt). Die interne Festplatte basiert auf SCSI-Technik, wobei der interne Anschluss in einer Reihe mit dem nach außen geführten Anschluss ist. Ebenso wie beim Falcon können hier externe Gehäuse angeschlossen werden. Auch dem Anschluss einer größeren internen Platte steht nichts im Wege. Ein Vorteil des TT gegenüber dem Falcon ist, dass bei einem Umbau kein Kabel nach innen geführt werden muss. Lediglich das interne Flachbandkabel ist gegen eine Variante mit einer entsprechenden Anzahl Anschlüsse auszutauschen.

ATARI Mega STE

Am STE kann man deutlich erkennen, dass er als Produkt für den Privatanwender vorgesehen war, denn dieser hat zwar ebenso wie der TT eine interne SCSI-PIatte, allerdings keinen externen Anschluss. Auch hier gilt, dass größere Festplatten angeschlossen werden können, doch für den Anschluss von externen CD-ROM-Laufwerken, Scannern, Wechselplatten etc. wird ein Host-Adapter benötigt (nächster Absatz).

ATARI ST/F/E und Mega ST

Diese Rechner sind leider noch nicht serienmäßig für SCSI- oder AT-Bus-Festplatten vorgesehen. Da diese beiden Standards seinerzeit noch nicht so verbreitet waren und ATARI selbst noch eine bedeutende Stellung im Weltcomputer-Markt inne hatte, entschloß man sich für einen eigenen Standard, der an den Gehäusen schlicht mit "Harddisk" bezeichnet wird. Der dort integrierte DMA-Port ist jedoch glücklicherweise mit dem SCSI-Anschluss gewissermaßen "verwandt" und kann somit entsprechend konvertiert werden. Hierfür wird ein Host-Adapter benötigt, der extern am Harddisk-Port des ATARI angeschlossen wird. Dieser konvertiert den Anschluss in einen handelsüblichen 50poligen SCSl-Anschluss. Die Ausführungen sind meistens von einem herkömmlichen Kabel nicht zu unterscheiden. Derzeit werden noch drei verschiedene Host-Adapter am Markt gehandelt. Es handelt sich um "ICD-Link" von der Firma ICD, den "Link" von Hard- & Soft GmbH und den "Link 96" von der Firma "Hard- & Softwareentwicklung Wieczorek" (beide aus Castrop-Rauxel). Letzteres ist unserer Meinung nach das empfehlenswerteste Gerät, da es sich hierbei um eine Entwicklung handelt, die zum einen die neusten Festplattenstandards unterstützt, zum anderen aber auch kontinuierlich weiterentwickelt wird. Testberichte hierzu finden Sie in "ST-Computer 7-8/96" auf Seite 16 und in der "ATARI-Inside 5/96" auf Seite 17. Host-Adapter kosten in der Regel zwischen 13O,- und 15O,- DM. Nur mit Hilfe dieser Zusatzhardware können Sie SCSI-Geräte wie z.B. Festplatten-, Wechselplatten- und CD-ROM-Laufwerke an lhrem ATARI anschließen. Wie bei allen ATARIs ist es jedoch weiterhin erforderlich, dass der Computer entweder bereits in einem größeren Gehäuse steckt oder zusätzlich ein externes Gehäuse angeschafft wird.

Quick-TIP

Formatieren Ebenso wie eine Diskette muss auch eine Festplatte formatiert werden, damit sie beschrieben werden kann. Hierbei ist zu beachten, dass sich das ATARI-Festplattenformat vom DOS-Festplattenformat unterscheidet, so dass bereits vorformatierte Platten noch nicht automatisch lauffähig sind. "HUSHI" z.B. bietet die Möglichkeit, Partitionen mit bis zu 32MB anzulegen, die auch DOS-kompatibel sind.

Partition Ältere ATARI-Betriebssysteme können normalerweise nur Festplattengrößen bis zu 256 MB verwalten. Wenn Sie nun eine größere Festplatte anschließen, muss diese in verschiedene Partitionen aufgeteilt werden. Die einzelnen Partitionen werden anschließend als eigenständige Laufwerke mit eigenen Laufwerksbuchstaben beim Betriebssystem angemeldet. Das Betiebssystem setzt diese Buchstaben automatisch ein, wobei TOS lediglich bis zum Laufwerksbuchstaben P (also maximal 14 zusätzliche Partitionen zu den Diskettenlaufwerken A und B) erkennt. Eine Partitionierung bietet sich jedoch auch an, wenn man ein Ordnungsprinzip einrichten möchte. So wird Laufwerk C von vielen Anwendern als Bootlaufwerk gewählt und muss demzufolge nicht sehr groß sein. Laufwerk D könnte z.B. für Anwendersoftware und Laufwerk E für Spiele genutzt werden.

# Software

Ohne Softwaretreiber nützt Ihnen jedoch die tollste und größte Festplatte nichts. Hierfür wurde von ATARI der sogenannte AHDI-Treiber ausgeliefert, mit dem in der Regel sowohl Festplatten als auch CD-ROM-Laufwerke gelesen werden können. Diesen Treiber können Sie sicherlich über Ihren Händler beziehen oder auch direkt aus diversen Mailboxen bekommen. Wer jedoch die komfortable und zeitgemäße Variante benötigt, kommt nicht darum herum, zusätzlich einen Festplatten- und CD-ROM-Treiber zu erwerben. Die wohl bekanntesten Treiber sind wohl SCSI-Tools, ein hervorragender Festplattentreiber von Julian Reschke (Vertrieb Hard- & Soft GmbH, Castrop-Rauxel) und HD-Driver (Uwe Seimet, Demo-Version über unsere PD-Serie erhältlich. Wir leiten Ihre Anfragen auch gerne weiter. Aus Gründen des Datenschutzes wird die Adresse hier nicht veröffentlicht). Diese Programme unterstützen das Einrichten, Formatieren und Partitionieren von Festplatten erheblich. Darüber hinaus haben sie den Vorteil, dass sie den aktuellen Festplattenstandards gerecht und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Auch beim Anschluss eines CD-ROM-Laufwerkes empfehlen wir die Installation spezieller Treiber wie z.B. CD-Tools, das ebenfalls aus der Feder von Julian Reschke stammt. Neben CD-Tools wird weiterhin das deutlich preiswertere "Egon!" vertrieben. Letzteres ist über diverse ATARI-Händler und Versender erhältlich. Bei den CD-ROM-Treibern liegt in der Regel auch ein Audio-CD-Player bei.

Wechselplatten

Heutzutage sind für den flexiblen Datenaustausch auch Wechselplatten sehr beliebt. So bietet Syquest z.B. 1O5 MB, 27O MB und inzwischen auch viel größere Wechselplatten an. Ältere Modelle, die sicherlich auch gebraucht zu erhalten sind, verwalten 44 MB und 88 MB große Wechselplatten. Die Wechselplatten von Syquest sind etwa 8 mm hohe, kassettenähnliche Datenträger, die ähnlich wie beim Diskettenlaufwerk in ein Wechselplattenlaufwerk eingeschoben werden. Ebenfalls beliebt ist inzwischen auch das ZIP-Drive von Syquest (Iomega, nicht Syquest - Anm. des HTML-Konvertierers), das Speichermedien mit der Größe von 1OO MB verwaltet. Diese Speichermedien haben in etwa die Größe von Disketten und kosten lediglich rund 3O,- bis 4O,- DM. Auch diese Wechselplattensysteme können, sofern sie auf SCSI basieren, problemlos am ATARI angeschlossen werden. Sie werden als einzelne Laufwerke vom ATARI erkannt, wobei die Medien ebenso wie Festplatten formatiert aber auch partitioniert werden können. Unterteilt man ein ZlP-Medium z.B. in 4 Partitionen der Größe 25 MB, kann man diese Partitionen optional auch DOS-kompatibel einrichten und problemlos Daten zwischen PC und ATARI wechseln. Auch hier ist zu beachten, dass jedes neue Medium zuerst formatiert werden muss, bevor es vom Rechner erkannt wird. Weitere Tips zu diesem Thema (Schreibschutz usw.) lesen Sie in der Rubrik "Leserbriefe" dieser Ausgabe.

Fazit

Der Anschluss von Festplatten- und CD-ROM-Laufwerken erscheint sehr kostspielig und mühselig, doch sollten Sie stets beachten, dass Sie sämtliche externen Komponenten bei einer eventuellen Systemumstellung (auf die wir ja nicht hoffen wollen) auch weiter nutzen können, egal ob Sie auf PC oder Mac umsteigen. Somit sind, vom Host-Adapter einmal abgesehen, sämtliche Investitionen auch zukunftsträchtig. Bedenkt man, dass viele PC-CD-ROMs, wie z.B. Bildersammlungen, Sound-Daten, MIDI-Dateien und Video-Animationen auch auf dem ATARI verwendet werden können, macht sich der Erwerb eines CD-ROM-Laufwerkes mit Sicherheit bezahlt. Wer also schon immer mit dem Gedanken des Aufrüstens gespielt hat, kann sich vielleicht folgende Kalkulationsformel merken:

Host-Adapter (nicht bei TT und Falcon) + externes Gehäuse (nicht bei Tower und Desktop-Umbauten) + externe Komponente = ergeben den Gesamtpreis.

Die Kosten für ein externes Gehäuse und für den Adapter relativieren sich natürlich, wenn Sie z.B. Festplatte, Wechselplatte und CD-ROM-Laufwerk anschließen. Sicherlich wird Ihnen Ihr Händler bei solchen Angelegenheiten auch ein gutes Angebot unterbreiten. Sollten Sie weitere Fragen zu diesem Thema haben, dann schreiben Sie uns oder nutzen Sie unsere Hotline, die jeden Dienstagnachmittag Rede und Antwort für Sie steht.


Ralf Schneider
Aus: ST-Computer 03 / 1997, Seite 36

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