Kleiner, großer Künstler - Funny Paint

Dass auch Freeware- und PD-Programme häufig eine hervorragende Qualität besitzen, ist vielen Anwendern nicht immer bewußt. Wir stellen Funny- Paint vor, weil es zu denjenigen Programmen gehört, die trotz nichtkommerziellen Vertriebes erstaunliche Fähigkeiten haben.

Während der weihnachtlichen Feiertage erreichte das Programm "Funpaint" die Redaktion. Der Autor bot dieses Programm zur Veröffentlichung in unserer PD-Serie an und bat um allgemein übliche, kurze Vorstellung.

Als wir uns jedoch der Software widmeten, stellten wir fest, welch ein Potential in diesem Programm steckt speziell für Falcon-User, aber auch für alle anderen Anwender.

Funpaint ist ein Freeware-Malprogramm, das rund eine DD-Diskette lang ist und lediglich auf die Festplatte kopiert werden muss. Es wurde vom Autor auf einem Falcon030 geschrieben und unterstützt daher sinnvollerweise den 16-bit-Farb-Modus, lief bei unseren Tests aber auch auf einem TT und einem Mega STE.

Der Start von MagiC-PC klappte, allerdings gab es Probleme beim Datenzugriff auf der Diskette oder auch Festplatte.

Die Software

Funpaint zeigt sich in einer Mischung aus GEM-Gewand und eigener, grafisch aufgemachter Menüleiste.

Daher ist das Programm schnell und intuitiv zu bedienen. Es verarbeitet Bilder in beliebiger Größe (speicherabhängig) und mit 2 bis maximal 65536 Farben. Beim Laden einer Testgrafik zeigt sich auch die erste Stärke von Funpaint. Es beherrscht von Haus aus rund ein Dutzend Formate, darunter IMG, TIFF, TGA, PAC,alle Degas-Formate usw. sowie ein eigenes FUN-Format, dessen Aufbau Sie in Tabelle 1 sehen können.

Das Besondere ist jedoch, dass Funpaint dem Anwender die Freiheit lässt, auch Bilder zu laden, die Funpaint nicht geläufig sind. Bedingung ist, dass Sie die Auflösung der Grafik sowie die vermutete Startadresse eingeben. Für echte Grafik-Freaks sollte dies jedoch kein Problem sein, zumal es viel Literatur zu diesem Thema gibt.
Das eigene FUN-Format unterstützt außerdem virtuellen Speicher, so dass unter der Verwendung z.B. von Outside ein nahezu unbegrenzter Speicher das Bearbeiten von riesigen Bilddateien ermöglicht.

Video und mehr

Wer allerdings vermutet, dass dieses Freewareprogramm nur Bilder bearbeiten kann, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Videomöglichkeiten von Funpaint sind aufgrund der Hardwarevoraussetzungen auf den Falcon beschränkt, denn Funpaint unterstützt die Digitizer-Karte "Screeneye", indem es ermöglicht, direkt auf die Festpatte zu digitalisieren.

Hierzu muss lediglich das Screeneye-Programm als Accessory installiert und gestartet werden, anschließend wird Funpaint gestartet und ein neues Bild angelegt. Nach Betätigen der entsprechenden Werkzeuge kann der Anwender wählen, ob er das gesamte Videofenster, einen Teilausschnitt als Block oder als Film wiederum auf die Festplatte oder in den RAM-Speicher übernehmen möchte.

Die Aufnahme dauert so lange an, wie der Speicher reicht, kann aber auch per Mausklick beendet werden.
Eine kleine Finesse: Mit der rechten Maustaste bewirkt man eine Pause, die nach Loslassen der Taste beendet ist.

Die Farbtiefe bei Digitalisierung beträgt maximal 256 Farben. Die maximale Framerate beträgt - je nach Auflösung und Farbtiefe - 25 Bilder pro Sekunde.

Malen und Zeichnen

In der Toolbox befinden sich diverse Icons für Standard-Malfunktionen. Die Erläuterung der einzelnen Icons befindet sich in der rechten oberen Ecke des Bildschirms. Bei einigen Icons erscheint nach Betätigen der rechten Maustaste ein Untermenü, in dem diverse Einstellungen z.B. für die Pinselgröße etc. vorgenommen werden können.

Die Malfunktionen entsprechen dem allgemein üblichen Standard und beinhalten die wichtigsten Funktionen zum Arbeiten mit der Maus.

Blockfunktionen

Der Blockbereich ist bei Funpaint gut ausgestattet. Das Umschalten auf die Blockfunktionen bewirkt, dass Sie sich einen bestimmten Bildbereich aussuchen und diesen ausschneiden müssen. Es können viereckige Blöcke ebenso wie freihändig ausgeschnittene Blöcke ausgeschnitten und weiterbearbeitet werden.

Ein kleiner Trick des Autors ist besonders interessant: Wurde ein Bild im True-Colur-Modus ausgeschnitten, der Block aber anschließend im Grafikmodus 2 weiterbearbeitet (mono), werden die Farbdaten intern beibehalten, weiße Bereiche beim Zurückkopieren aber transparent gesetzt, so dass man so Bildmontagen vornehmen kann. Im reinen Monochrommodus hat der Befehl "Maskieren" den gleichen Effekt.

Wer nach ein wenig Übung also geschickt mit der Lupe umgehen kann ist in der Lage, eigene Fotomontagen so vorzubereiten, dass alle irrelevanten Teile eines Bildes ausradiert und somit auf weiß gesetzt werden.

Rotationkörper

Wie bei vielen "alten" Malprogrammen früher üblich - man denke z.B. an Lawadraw - verfügt Funpaint über diverse Rotationskörper wie z.B. Quader, Zylinder und Röhren. Diese können hier aber nicht nur mit einer bestimmten Farbe sondern auch mit einer Textur versehen werden. D.h., dass Sie z.B. das Bild einer Holzplatte einladen, ausschneiden und auf einen Zylinder kopieren können, so dass dieser eine hölzerne Oberfläche erhält.

Weitere Features

Funpaint beherrscht das Erstellen vor Farbverläufen, die ab 256 Farben und mehr besonders interessant sind. Dabei kann der Verlauf linear in einem beliebigen Winkel erstellt werden. Darüber hinaus wird dem Anwender insofern Freiheit geschenkt, als er Füllmuster, Linienmuster und Pinselformen selbst editieren kann.

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Fazit

Funpaint ist ein gelungenes Freeware-Programm, das vielleicht in puncto Übersicht und Bedienung nicht ganz an professionelle Lösungen herankommt, aber beweist, dass es nach den Bedürfnissen eines Anwenders erstellt wurde. Viele wichtige Funktionen wurden integriert und neue Möglichkeiten, wie man sie von Grafikprogrammen wie z.B. PixArt oder Photoline nicht kennt, wurden hinzugefügt. So ist ein Programm entstanden, das sich jeder, der gerne mit Grafiken arbeitet oder einen guten Grafikkonverter bzw. eine gute Anbindung zum Screeneye-Digitizer benötigt, anschauen sollte.

Bezugsquelle:

Das Programm ist im Rahmen unserer PD-Serie erschienen, kann aber gegen einen Kostendeckungsbeitrag auch von Autor direkt bezogen werden:
Patrick Schneider
Felsenstr. 37
59602 Rüthen



Aus: ST-Computer 02 / 1997, Seite 39

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