Erstellung von redbook kompatiblen Audio CDs mit dem CDRecorder Audio aus dem Hause SoundPool.
Im ersten Teil meines Berichtes stand die Erstellung von CD-ROMs in vier verschiedenen Formaten mit dem Programm CD-Recorder Pro im Vordergrund. Im zweiten Teil wird nun das Programm CD-Recorder Audio unter die Lupe genommen, mit dem redbook kompatible Audio CDs (CD-DA) gebrannt werden können.
Das zweite große Programm aus dem CD-Recording-Paket von SoundPool der CD-Recorder Audio in der aktuellen Version 2.09 - wurde vom Programmierer der Software, Jens Fellmuth, speziell mit dem Ziel entwickelt, redbook kompatible Audio CDs zu erstellen, die auch von Preßwerken als Master angenommen werden können. Obwohl das Brennen von Audio CDs ebenfalls mit dem Programm CD-Recorder Pro möglich war, erlaubt erst der CD-Recorder Audio flexible Gestaltung der Pausenlängen, Editieren von PQ-Daten und Erstellen von Mastering Listen. Darüber hinaus ist im Programm ein komfortabler Festplatten-Player implementiert, mit dem einzelne Audio Tracks vor dem eigentlichen Brennvorgang abgehört und überprüft werden können. Da der CD-Recorder Audio in einem Fenster mit eigener Menüleiste gestartet wird und die Hauptleiste des ATARI-Desktops während der Arbeit mit dem Programm (wie bei Accessories unter Single TOS) nicht anwählbar ist, empfiehlt es sich, den CD-Recorder Audio unter MagiC laufen zu lassen, falls man auf Accesories oder andere Programme zugreifen will.
Ein Audio File kann entweder mit der Funktion New Track im CD-Menü oder durch Betätigen des Load-Buttons (ganz rechts unter der Menüleiste) eingeladen werden und muss im CD-Format vorliegen (Stereo, 44,1 kHz, 16 Bit). Akzeptiert werden dabei die Audio Datei Formate *.AVR (Standard Audio Format ATARI), *.AIF (Standard Audio Format Mac) und *.Wave (Standard Audio Format PC). Ein neuer Track wird automatisch am Ende der Track Liste im Track List Editor angefügt. Hat man einen bereits vorhandenen Track selektiert, wird der neue Track vor ihm eingefügt. Ein selektierter Track kann aus der Liste entfernt werden, indem man die Funktion Delete aus dem CD-Menü aufruft oder das Papierkorbsymbol anklickt. Nach dem Selektieren der gewünschten Datei in der Dateiauswahlbox erscheint die Edit Track Dialogbox, in weicher der Name des Musikstückes und die PQ-Daten des Tracks festgelegt werden können. Mit Hilfe eines kleinen integrierten Buttons (Notensymbol) kann hier zusätzlich die Audio Datei direkt abgehört werden. Als Titel wird dabei automatisch der Name der ausgewählten Audio Datei vorgegeben, der allerdings problemlos mit dem Songtitel überschrieben werden kann und zusätzlich im Feld Source angezeigt wird. Die Tracknamen sind Bestandteil der Masterliste und werden nicht auf der CD untergebracht. Bei PQ- Daten handelt es sich dagegen um spezielle Informationen die auf die CD gebrannt werden und sich im sog. P- und Q-Kanal zwischen den Audio Tracks befinden. Die PQ-Informationen umfassen den International Standard Recording Code (ISRC), der für jeden Track benötigt wird und eine Musikaufnahme weltweit identifiziert (die Endziffer erhöht sich automatisch, sobald ein neuer Track erzeugt wird), die Pausenangabe des Tracks in sec:cdfrms und den Trackoffset in cdfrms (CD frame = 1/75 Sekunde). Der CD-Recorder Audio ermöglicht eine sehr flexible Gestaltung der Pausenlänge und lässt Werte von 00:00 (sec:cdfrms) bis 60:00 (sec:cdfrms) zu, die für jeden Track einzeln eingestellt werden können, unabhängig von den globalen Pausenangaben in der Dialogbox General Preferences im Menü Preferences.
Beim Trackoffset handelt es sich dagegen um einen kurzen Abschnitt digitaler Stille, der zwischen dem Trackstart (Index 01) und dem eigentlichen Beginn des Songs eingefügt wird, um die fehlerfreie Wiedergabe des Trackanfangs bei einigen älteren CD-Playern zu garantieren. Hier muss allerdings beachtet werden, dass bei CDs mit live-Aufzeichnungen, wo eine ununterbrochene Wiedergabe erwünscht ist (Pausenwert 00:00), auch der Trackoffsetwert auf 00 eingestellt werden muss, um die Entstehung von kleinen Pausen zwischen den einzelnen Titeln zu vermeiden. Der Trackoffset kann ebenfalls global für alle Tracks einer Audio CD in der bereits erwähnten Dialogbox General Preferences festgelegt werden. Die PQ-Informationen werden um Copy Permitted und Pre-Emphasis-Informationen ergänzt. Bei Copy Permitted wird das Copy Bit gesetzt (angekreuzt), welches das Erstellen von digitalen Kopien des Tracks erlaubt. Beim Setzen des Pre-emphasis-Bits (angekreuzt) kann dagegen bei einigen CD-Playern das Pre-emphasis-Verfahren aktiviert werden, welches bei einigen Aufnahmen klassischer Musik zum Tragen kommt, da es mit dem Ziel entwickelt wurde, die Klangqualität bei der Wiedergabe sehr leiser Stellen zu verbessern.
Der Track List Editor bildet die Schaltzentrale des Programms. Im Menü Preferences können in der Dialogbox General Preferences, die sowohl im Menü Preferences mit der Funktion General als auch im Menü CD mit der Funktion Properties (falls kein Track selektiert ist) aufgerufen werden, neben den bereits erwähnten globalen ISCR- und Trackoffset-Angaben sowie den Informationen über die gesetzten Copy Permitted- und Pre-Emphasis-Bits der Name der CD, des Mastering Studios und die Media Catalogue Number (MCN) festgelegt werden, die inkl. Datum im mit Hilfe der Funktion Show header aus dem Preferences-Menü abschaltbaren List Header angezeigt werden. Unterhalb des List Header werden die einzelnen Tracks aufgelistet. Die Trackliste beinhaltet die detaillierte Beschreibung der einzelnen Tracks einer Audio CD und kann inkl. List Header als komplette Master List oder als Cover List mit Titel- und Spieldauerangaben entweder direkt ausgedruckt oder im ASCIIFormat gepeichert werden und steht somit für weitere Bearbeitung in ei- nem Textverarbeitungs- oder Grafikprogramm zur Verfügung. Jede Tracksektion im Tracklisteditor besteht aus mindestens aus 3 Zeilen. Die erste Zeile beinhaltet die Tracknummer, den Songtitel und die ISRC-Information. In der zweiten Zeile (Index 01) befinden sich die Indexnummer und der Name des Sourcefiles. Darüber hinaus enthält sie Informationen über die Indexstartzeit und -länge sowie die aktuelle Tracklänge in min:sec:cdfrms. In der dritten Zeile wird schließlich die Spieldauer des kompletten Tracks ohne Pause angezeigt. Falls ein Track eine Pause enthält, wird ihre Länge in einer separaten Zeile mit der Indexnummer 00 angezeigt. Der CD-Recorder Audio bietet zusätzlich die Möglichkeit, Indices innerhalb eines Songs frei zu positionieren und zu editieren. Ein neuer Index kann entweder durch Doppelklicken einer Trackzeile, durch Selektieren einer Trackzeile und Aufrufen der Properties-Funktion aus dem Menü CD oder durch Anwählen des Index-Buttons (zweiter von links) gesetzt werden. In der erscheinenden Set Index-Dialogbox werden die aktuelle lndexnummer und der Name der Sourcedatei angezeigt. Eine Indexposition kann in min:sec:cdfrms eingegeben und mit Hilfe eines kleinen Buttons (Notensymbol) direkt abgehört werden. Der kleinste mögliche Indexwert wird über und der größtmögliche unter dem Eingabefeld angezeigt. In einem Stück können maximal 99 Indices gesetzt werden, deren Mindestabstand stets 4 Sekunden beträgt. Alle lndices werden dabei im Track List Editor in separaten Zeilen (Index 02 , 03 usw.) untergebracht. Am Ende der Master List befindet sich die Angabe über die CD-Gesamtspielzeit.
Der CD-Recorder Audio bietet eine komfortable Möglichkeit, die zusammengestellten Audio Files akustisch zu überprüfen, bevor sie auf die CD gebrannt werden. Die Audio Wiedergabe wird mit Hilfe eines integrierten Festplatten-Players realisiert, der mit allen Ausstattungsmerkmalen eines herkömmlichen CD-Players inki. Time Display mit der Track- und Indexanzeige, Play- und Stopbuttons, Next- und Previous-Track-Buttons und Fast Rewind- und Fast Forward-Buttons ausgestattet ist. Die selektierten Audio Tracks werden dabei im Gegensatz zu anderen Software-CD-Playern, die lediglich das CD-ROM-Laufwerk ansteuern, direkt von der Festplatte ab- gespielt und über DA-Wandler des Rechners (Falcon oder TT) oder über die Falcon Hardwareerweiterungen von SoundPool (SPDIF-, Analog 8- oder ADAT-Interface) wiedergegeben. Obwohl das Audiomaterial stets mit der CD-Samplefrequenz von 44,1 kHz abgespielt wird, ist die Audiowiedergabe bei einem "nackten" Falcon oder einem TT und einem mit SPDIF ausgestatteten Falken grundlegend verschieden. Wenn bei den ersten beiden Rechnern die Samplefrequenz in Echtzeit auf die interne Samplerate von 49 kHz (Falcon) oder 50 kHz (TT) umgerechnet werden muss, wird bei einem mit SPDIF ausgestatteten Falcon (das Programm FDI.PRG oder Matrix.PRG muss sich nach wie vor im AUTO-Ordner befinden) lediglich Option Ext. 44,1 kHz im Menü Preferences abgehackt, um die Wiedergabe mit der CD-Frequenz über das SPDIF-Interface zum DAT-Recorder oder unmittelbar über das angeschlossene Analog 8-Interface zu realisieren.
Der Brennvorgang bei der Erstellung von Audio CDs gestaltet sich im Gegensatz zum zeitkritischen Erstellen von CD-ROMs recht unkompliziert. Da alle Audio Daten trackweise vorliegen, können sie in der Regel mit höchster Geschwindigkeit auf die CD-R gebrannt werden.
Trotzdem kann auch beim CD-Recorder Audio nach dem Anwählen der Recording Funktion im Menü CD der Brennvorgang emuliert werden, ohne dass Audio Daten physikalisch auf die CD gelangen. Wie bei dem Programm CD-Recorder Pro wird auch hier unmittelbar vor dem Aufnahmeprozeß eine CD automatisch ausgeworfen und das Einlegen eines beschreibbaren Mediums angefordert, wonach der eigentliche Recordingvorgang durchgeführt wird. Ein CD-Projekt kann mit den Funktionen Save und Save as... im Menü Files abgespeichert beim Brennen von weiteren Audio CDs verwendet werden (Funktion Open im gleichen Menü). Mit der Funktion New wird eine neues CD-Projekt erstellt.
Im Lieferumfang des CD-Recording Paketes von SoundPool befindet sich ebenfalls das Programm CD-Copy, mit dem Audio Tracks sowie andere Daten unmittelbar von einer CD auf die Festplatte kopiert werden können. Der CD-Scan-Vorgang wird mit Hilfe des Scan- Buttons ausgelöst. In der daraufhin erscheinenden Scan Disc-Dialogbox kann festgelegt werden, welches Laufwerk gescannt werden soll (CD-Writer- oder CD-ROM) und welche Informationen von der CD neben den eigentlichen Daten ausgelesen werden sollen. Dies betrifft sowohl die Ermittlung von Pausenlängen zwischen den einzelnen Tracks, wobei ein bestimmter Bereich definiert werden kann, der vom Programm in der Suche nach einer Pause vor jedem Track überprüft wird, als auch das Auslesen von den ISRC- und MCN- Angaben. Der Inhalt einer CD wird in Form einer Liste aufgezeigt, in der zusätzlich zur Track- und Pausenlänge die Trackart (z.B. CD - DA) und der Trackstatus (Copy Bit) angezeigt werden. Die einzelnen Tracks können von der CD direkt auf die Festplatte kopiert werden.
Nach dem Selektieren eines Tracks und der Betätigung des Copy-Buttons öffnet sich die Copy Tracks-Dialogbox, in der die Tracklänge angezeigt wird sowie der neue Name des kopierten Tracks eingetragen und das Kopierziel festgelegt werden können. Die Audio Tracks im CD-Format werden auf der Festplatte im *.AVR-Format abgelegt.
Die äußere Ähnlichkeit des Programms mit dem CD-Recorder Audio (ein eigenes Fenster bei inaktiver Menüleiste des ATARI-Desktops, Trackliste), erstreckt sich auf die PlayerButtons-Sektion vom identischen Design mit dem Hauptunterschied, dass es sich hier um einen waschechten Software CD-Player handelt, der eine komfortabie Ansteuerung der Wiedergabefunktionen eines CD-ROM-Laufwerks oder CD-Writers ermöglicht.
Aus der SoundPool-Mailbox (0704690315) kann man ein Programm downladen, das eine schöne Ergänzung zum vorliegenden CD- Recording-Paket darstellt. Es handelt sich dabei um den CD-Reader von Klaus Hayne, dem Autor des bekannten Audio Trackers. Der CD-Reader liest die Daten einer Audio CD in den Speicher des Computers und spielt sie über das Soundsystem und den DSP des Falcon ab. Beim angeschlossenen SPDIF-Interface können dadurch digitale Kopien auf DAT oder MD erstellt oder auch das vorhandene Audiomaterial mittels DSP beeinflusst werden (zur Zeit Pegelmeter mit Spitzenpegelhaltefunktion, geplant sind u.a. Equalizer, Analyser). Das Programm kann sowohl einzelne als auch mehrere Tracks auf die Festplatte in den Audioformaten AIFF, AVR, WAVE und DVSM kopieren. Darüber hinaus können Spielfolgen programmiert und abgespeichert werden. Die äußerst ansprechende Programmoberfläche in der Audio Tracker 1.6x-Maniere rundet das gelungene Programm ab.
Mit dem CD-Recorder-Paket von SoundPool steht dem ATARI-User (Falcon oder TT) eine professionelle Softwarelösung zur Verfügung, die mit Fug und Recht die Bezeichnung "State of the Art" verdient. Durch die einfache und intuitive Bedienung (die schöne Bubble Help-Funktion ist eigentlich überflüssig), die Vielfalt der unterstützten CD-Formate und die sehr hohe Betriebssicherheit erweist sich diese Software als ein mächtiges und vielseitiges Werkzeug, das den Erwerb eines CD-Writers erst zu einer lohnenden Investition macht und angesichts der Gruselgeschichten, die über das CD-Brennen in den PC-Zeitschriften verbreitet werden, noch einmal die Qualitäten des ATARI-Marktes mit seinen professionellen Lösungen und genialen Programmierern wie Jens Fellmuth unter Beweis stellt.