Der Name ATARI ist uns allen selbstverständlich ein Begriff, und das auch nicht erst seit dem Kauf des ersten eigenen ATARI-Computers. Das amerikanische Telespiel- & Computerunternehmen ist nun weit über 20 Jahre alt und kann auf eine sehr aufregende, mit Höhen und Tiefen versehene Vergangenheit zurückblicken.
Im Laufe dieser Firmengeschichte hat ATARI auf jeden Fall Innovationen vorgestellt und Zeichen gesetzt. Auch wenn heute kein Ende dieser "Story" abzusehen ist (das ist jedenfalls zu hoffen), veröffentlichen wir ab sofort eine mehrteilige Reihe über die Computer, die von ATARI produziert wurden.
Den Lesern der ATARI-Insi-de wird diese Serie (zumindest mit den ersten beiden Teilen) bekannt Vorkommen, doch da sie sehr viel Zuspruch fand, wollten wir auch die Leserschaft der ST-Computer in den Genuß dieser einmaligen Dokumentation kommen lassen. Wir bitten um Verständnis. Mit unserer "ATARI-Story" beziehen wir uns auf die gesamte Firmengeschichte ATARIs. Anfängen werden wir mit der Computer-Serie, die auch den Bereich der Konsolen umfaßt. In späteren Ausgaben berichten wir dann über Interviews, Betriebsinterna, Umsatzbilanzen u.v.m.
Zu Beginn der siebziger Jahre gründete der Elektroniker Nolan Bushnell die Firma ATARI, die nach einem seiner Lieblingsspiele benannt wurde. In dem chinesischen GO-Spiel "ATARI" hat der gleichnamige Ausdruck soviel zu sagen wie "Schach!". Der Anstoß zur Firmengründung war die Idee zum inzwischen weltbekannten ''PONG"-Spiel, das mittlerweile weltberühmt ist. Bei diesem Automatenspiel geht es darum, mit einem oder zwei Spielern einen (damals noch viereckigen) Ball mittels zweier Balken (Tennisschläger?), die auf und ab bewegt werden können, hin- und her zu spielen, bis einer der beiden Spieler den Ball nicht erreicht. Zur Verwirklichung dieser Spielidee entwickelte Nolan Bushnell einen Spielautomaten, auf dem ein Telespiel mittels Münzeinwurf betrieben werden konnte. Sein erster Abnehmer, ein Bekannter von Nolan, stellte diesen Automaten in seiner Spielhalle auf. Doch noch am selben Abend rief er Nolan an und bat ihn, den Automaten wieder abzuholen, da dieser schon nach wenigen Stunden defekt sein sollte. Als der ATARI-Vater das Gerät daraufhin in seiner Werkstatt untersuchte, fand er schnell den Grund für den Defekt heraus:
Binnen weniger Stunden hatten so viele Leute an diesem Automaten gespielt, daß der Geldbehälter schnell überfüllt und ein Weiterarbeiten des Gerätes nicht möglich war.
Dies sprach sich natürlich schnell herum. Zuerst wurde dieser Automat in den gesamten USA, dann auch in Übersee bekannt und bescherte Nolan Bushnell ein prächtiges Einkommen sowie einen stetig wachsenden Mikroelektronikkonzern, der auch heute noch tausende von Anwendern täglich erfreut.
Ihren Einstieg in den Heimcomputer-Markt hatte die Firma ATARI mit 8-Bit-Rechnern. Während einige Firmen dem Z80 von Zilog als Zentralprozessor den Vorzug gaben, setzte man bei ATARI auf den von MOS Technology geschaffenen 6502. Das gleiche Herz schlägt auch im legendären Apple II sowie als Variante im Verkaufsschlager C64.
Das Design der ersten Computer-Generation von ATARI mutet etwas klobig an: In hellen olivgrünen Plastikschalen stecken kiloweise Metall, Draht und Halbleiter. Ende der 70er Jahre legte man noch mehr Wert auf solide Verarbeitung und großzügige Abschirmung als auf ein elegantes Äußeres. Jede Leiterbahn auf den Platinen könnte man getrost mit einem Lötkolben nachziehen, ohne andere zu verletzen. An Material wurde nicht gespart und so gerieten die einzelnen Komponenten des Systems recht groß. Die Floppy-Station 810 beispielsweise weist eine frappierende Ähnlichkeit mit einem tragbaren Katzen-Container auf. Zwar konnte die damalige Technik, gemessen an heutigen Standards, die Bauteile noch nicht sehr hoch integrieren, aber es reichte, um dem Ganzen das Siegel "Micro-Computer" zu verpassen.
ATARI verfolgte stets das Ziel, einen Rechner in jeder Preis- und Leistungsklasse anbieten zu können, um so den gesamten Markt zu bedienen. Dabei unterschieden sich die Modelle lediglich in der Ausstattung, nicht jedoch in der Technik.
Im Computergespann der ersten Stunde stellte der ATARI 400 den "kleinen Bruder" des ATARI 800 dar. Seine Folientastatur verrät, daß er vorwiegend zum Spielen gebaut worden ist. Wer jemals versucht hat, über diese Tastatur Daten einzugeben oder gar mit ihrer Hilfe zu programmieren, wird diese Tortur verflucht haben. Demzufolge ist auch kein Monitoranschluß vorgesehen. Der 400 und der 800 haben jeweils 4 Joystickanschlüsse. Eine Tatsache, die die damalige (und heute wieder) starke Orientierung der Firma ATARI am Spielemarkt zeigt.
Das Innenleben des ATARI 400 präsentiert sich grundsolide. Beinahe gußeisern mutet der pompöse Aufbau über dem Modulschacht an, und wer je die terrassenförmige Anordnung der Platinen gesehen hat, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier fügt sich die Technik dem Design. Bis auf die magere Ausstattung mit nur 16 Kilobyte RAM befindet sich in diesem kleinsten und frühesten ATARI schon alles, was das Herz begehrt: 6502-CPU, PIA, POKEY, ANTIC und GTIA, jene genialen Custom-Chips, die der spätere Amiga-Entwickler Jay Miner entworfen hat.
In den frühesten Versionen der beiden Modelle befand sich allerdings der weniger leistungsfähige Grafikchip CTIA, der später erst durch den GTIA ersetzt wurde.
Höhe: 11,5cm
Breite: 34cm
Tiefe: 29cm
Die Modell-Nummer dieses Kassettenlaufwerkes deutet an, daß es sich hierbei um das dem ATARI 400 zugedachte Speichermedium handelt. Sowohl der 400er als auch die 410 sind für den kleinen Geldbeutel gedacht.
Es gibt diesen Recorder in zwei Ausführungen: Das in Japan gefertigte Laufwerk unterscheidet sich äußerlich deutlich von dem Hong-Kong-Produkt. Technisch gesehen beschritt man hier Wege, die erst in jüngerer Zeit unter dem Schlagwort "Multimedia" wiederentdeckt wurden. Während eine der beiden Spuren für Aufzeichnung und Wiedergabe der Daten benutzt wird, ist die andere frei, um Sprache und Musik abzuspielen. Einerseits halbiert dieses Konzept zwar die Datensicherheit, andererseits konnten so sehr eindrucksvolle Sprach-Lehr-Programme und Präsentationen erstellt werden.
Um die Datensicherheit dennoch zu erhöhen, hat ATARI seinen Recordern Frequenzfilter und Verstärker spendiert.
Das Band kann vom Computer aus per Befehl gestartet und gestoppt werden.
Obwohl lange Zeit verpönt, erlebt das Prinzip der Datenspeicherung auf Magnetbändern heute als "Streamer-Tape" eine Renaissance.
Höhe: 7cm
Breite: 16,5cm
Tiefe: 24cm (Hong Kong-Version)
Höhe: 8cm
Breite: 16,5cm
Tiefe: 24cm (Japan-Version)
Das Flaggschiff der ersten ATARI-Generation von 1979 präsentiert sich mit der solidesten Tastatur, die je ein Computer mit dem Fuji-Logo mit auf den Weg bekommen hat. Für damalige Verhältnisse üppige 48 Kilobyte RAM machten ihn zu einem echten Büro-Computer, der in Universitäten und Betrieben eingesetzt wurde.
Wer die Klappe über dem Tastenfeld öffnet, erlebt ein blaues Wunder: Gleich zwei Modulschächte warten darauf, mit Software gefüttert zu werden. Aus dieser Zeit stammt der Aufdruck "LEFT CARTRIDGE" auf den meisten Software-Modulen, um sicher zu gehen, daß sie nicht versehentlich in den rechten Schacht geraten. Dieser wurde von den Software-Firmen leider völlig zu Unrecht vernachlässigt und geriet mit der Markteinführung der XL-Serie schnell wieder in Vergessenheit. Erwähnenswert ist auch das ausgereifte und von Programmierern stets hochgelobte Betriebssystem der 8-Bit-ATARIs. Obwohl (wie wohl jedes OS, das jemals in Silizium gebrannt wurde) unter größtem Zeitdruck entwickelt, hat es bis in die späten 80er Jahre, als die letzten 8-Bit-Computer von ATARI ausgeliefert wurden, mit nur geringfügigen Änderungen überlebt.
Höhe: 11,5cm
Breite: 40cm
Tiefe: 34cm
Die robuste 810 ist als passender Massenspeicher zum 800er konzipiert worden. Der für damalige Verhältnisse hochwertige Bürocomputer brauchte ein schnelles Speichermedium, das auf eine verhältnismäßig große Daten menge wahlfrei zugreifen konnte.
Dieser Luxus spiegelte sich auch im Preis wieder: Ein paar Scheine mit drei Nullen mußte man schon auf den Tisch legen, ehe die Diskettenstation auf dem heimischen Schreibtisch stand.
Die 810 speichert ihre Daten einseitig auf 5,25-Zoll-Disketten. Sie schreibt dabei in einfacher Dichte, das entspricht etwa 90 Kilobyte pro Diskettenseite. Auch hier gibt es zwei Ausführungen: Bei der von MPI gefertigten Version legt man die Diskette in einem geräumigen Diskettenschacht ab, um dann ein Schott zu schließen, das die Diskette ganz verbirgt.
Die Ausführung von Tandon verschließt den Diskettenschacht mit Hilfe eines Knebels, der sich auf und ab bewegen läßt. Die ungewöhnliche Drehzahl von 288 RPM erklärt sich aus dem Fehlen eines Standards zur Zeit der Entwicklung der 810.
Höhe: 12cm
Breite: 24cm
Tiefe: 30cm
Dieses seltene Gerät beginnt eine Tradition, mit der ATARI leider immer wieder Kunden geärgert hat: sogenannte "Geistergeräte", die erst großartig angekündigt wurden und dann höchstens in geringer Stückzahl produziert wurden, um anschließend wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Die 815 mutet wie zwei übereinander gestellte Laufwerke vom Typ 810 an, kann aber mehr: Jedes Laufwerk dieser Doppelfloppy kann 180 Kilobyte auf einer 5.25-Zoll-Diskettenseite unterbringen. Das entspricht echter "Double Density", mit der ATARI seine Kunden erst sehr viel später, mit der XF551, verwöhnte.
Jedoch sollen die typischen Ungereimtheiten aus ATARIs Entwicklungslabors nicht verschwiegen werden: Das Format der 815 ist inkompatibel zum Percom-Standard und außerdem läßt sich von keinem der beiden Laufwerke booten.
Ein früher Drucker von ATARI, der einer zu groß geratenen 810 gleicht. Er druckt in einer 7*5-Matrix lediglich Texte im ASCII-Format. Das schmale Rollenpapier wird mit 40 Zeichen pro Zeile bedruckt. Als besonderes Bonbon kann er seinen Zeichenvorrat auch liegend ausdrucken.
Ein Blick in das Innere gleicht einer Reise in die Vergangenheit. Die 7 Nadeln des Gerätes gehen sternförmig vom Druckkopf ab und liegen frei zugänglich in einer Federhalterung. Neben der großen Wartungsfreundlichkeit hat diese Bauform auch einen pädagogischen Vorteil: Der Druckkopf ist bestens dazu geeignet, einem Laien das Funktionsprinzip des Matrixdruckers zu erklären!
Höhe: 15cm
Breite: 24cm
Tiefe: 30cm
Als Thermodrucker sind die Laufgeräusche des 822 so gering, daß man ihn mit einem modernen Tintenstrahler verwechseln könnte. Lediglich am Ende der 40 Zeichen langen Zeile wartet der 822 mit einem unerträglich lauten Line Feed auf. Das Gehäuse ist, im Gegensatz zu dem der anderen Peripheriegeräte, aus Metall gefertigt.
Zum Druckprinzip: Der Druckkopf erwärmt das Thermo-Rollenpapier an einigen Stellen über einer Keramikplatte, so daß schwarze Punkte auf dem Papier Zurückbleiben. Das läuft etwa so schnell ab wie bei einem Nadeldrucker.
Allerdings erfordert das spezielle Druckverfahren auch ein spezielles Papier. ASCII-Texte druckt er in einer 7*5-Punkte-Matrix unidirektional. Beim Grafikdruck kann der Drucker lediglich die Daten einer einzigen Pixelzeile im Speicher behalten, was dazu führt, daß er im ungünstigsten Falle einer Bildschirmhardcopy zirka 200 mal hin- und herfährt. In punkto Genauigkeit darf man an den 822 keine zu großen Erwartungen stellen.
Höhe: 7cm
Breite: 20,5cm
Tiefe: 24cm
Der 825 ist der zu seiner Zeit einzig ernstzunehmende Drucker von ATARI. Er bedruckt normales Papier in 80 Zeichen Breite, ist grafikfähig und kann dank seiner 9-Nadel-Technik auch auf 132 Zeichen pro Zeile umschalten.
Sein Innenleben entspricht dem Centronics 737-2, und so kann man ihn auch nur über ein (auch von ATARI angebotenes) Interface an den Rechner anschließen.
Höhe: 7cm
Breite: 21cm
Tiefe: 25cm
Ein Akustikkoppler mit einer Übertragungsrate von 300 BPS.
Dieses direkt anschließbare Modem hat eine Übertragungsrate von 300 BPS.
Das erste und einzige Universal-Interface von ATARI ermöglicht den Anschluß verschiedenster Peripheriegeräte an die ATARI-Rechner. Das 850-Interface verfügt über 4 serielle Ports (9polig Sub-D) und einen parallelen Port (10polig Sub-D), um beispielsweise einen Drucker mit Centronics-Schnittstelle (wie den 825) anzuschließen.
Mit Hilfe der seriellen Schnittstellen können auch Modems angesteuert werden.
Höhe: 5,5cm
Breite: 24,5cm
Tiefe: 17cm
Ein Trackball ist prinzipiell nichts anderes als eine umgedrehte Maus, und somit hatte ATARI 1979 bereits die erste Maus auf dem Computermarkt.
Das Paradebeispiel für Trackball-Spiele ist "Missile Command". Dieses Automatenspiel wurde 1981 für den ATARI umgesetzt und 1987 wieder als fester Bestandteil im ROM des XE-Systems neu aufgelegt.
Die Vorteile gegenüber der Maus sind klar: Da nicht die Maus, sondern nur die Kugel bewegt wird, spart man Platz auf dem Schreibtisch.
Auf diesen Trichter sind die Hardware-Produzenten erst in jüngerer Zeit wieder gekommen, als man erkannte, daß Mäuse bei einem Laptop fehl am Platz sind. Ein weiterer Vorteil: Die Kugel läuft nach, weil sie groß genug dimensioniert worden ist. Die beiden großen Aktionsknöpfe sind gleich belegt, so daß Links- wie Rechtshänder auf ihre Kosten kommen. Leider wird der Trackball von viel zu wenig Programmen unterstützt, aber mit einem kleinen Eingriff in das Innenleben des Gerätes wird der Trackball zur ST-Maus! Vom ursprünglich olivgrünen Gehäuse existiert noch eine schwarze Variante für das 2600-Telespiel.
Höhe: 6,5cm
Breite: 24,5cm
Tiefe: 14,5cm
Paddles waren schon immer zu Unrecht vernachlässigte Eingabemedien. Waren sie doch die ersten wirklich proportionalen Steuergeräte! Der Potentiometer im ATARI-Telespiel oder -Computer kann anhand der Stellung des linearen 1-Mega-Ohm-Drehwiderstandes im Paddle einen Wert zwischen 0 und 228 feststellen. "Breakout'-Spiele sind mit seiner Hilfe erst wirklich spielbar, da die Spielfigur sich so schnell und exakt bewegt, wie der Spieler am Steuerknopf drehen kann.
Die ATARI-Paddles wurden jeweils paarweise mit einem gemeinsamen Stecker ausgeliefert, so daß am ATARI 400 oder 800 mit seinen 4 Joystickports bis zu 8 Spieler an einem Spiel teilnehmen können!
Höhe: 7,8cm
Breite: 6,6cm
Tiefe: 10,7cm
Die Mutter aller Joysticks... Der 9polige, D-förmige Stecker hat sich dank des Erfolges von ATARI-Geräten lange Zeit durchgesetzt. Die robusten CX40 sind noch immer im Einsatz und wurden Ende der 80er Jahre, mit dem XE-System, sogar wieder neu aufgelegt!
Höhe: 11cm
Breite: 9cm
Tiefe: 9,5cm
Diese externe Zehnertastatur wird an einen Joystickport des ATARI angeschlossen und ermöglicht so mit Hilfe der mitgelieferten Treiber-Software die bequeme Eingabe von Daten oder neuerdings auch die Steuerung von Spielen. Da die Tastatur ähnliche Werte wie ein Joystick liefert, ist sie in ihrer Funktion frei programmierbar.
Höhe: 8cm
Breite: 17,5cm
Tiefe: 13cm
In der nächsten Ausgabe lesen Sie alles über: Atari 600/800 XL, 1050, Voice Box.