Omni 288S von Zyxel: Highspeed-Modem

Eine Bank ist eine Einrichtung, von der Sie sich Geld leihen können - vorausgesetzt. Sie können nachweisen, daß Sie es nicht brauchen (Mark Twain). Alle reden vom Homebanking und Netsurfen, aber kaum ein Anwender hat einen wirklich 100%igen Tip, welches Modem hierfür anzuschaffen ist. Die Werbung empfiehlt zwar immer den ISDN-Anschluß, aber dies ist nicht unbedingt für jeden praktikabel. Also muß ein gutes Modem her, das an unsere altbewährte TAE-Dose paßt und dann bis (zunächst) 28.800 Bit/s sichere Verbindungen herstellt.

Da das T-Online der Telekom, mit Ausnahme von sechs 28.8er Einwählknoten, bundesweit noch mit 14.400 Bit/s arbeitet, ist hierfür bis Ende ’96 noch nicht unbedingt ein 28.8er-Modem notwendig. Erst Ende dieses Jahres sollen alle Einwählknoten auf die hohe Taktrate umgestellt werden. Das Internet-Surfen ist also über T-Online zunächst noch eine hakelige Sache. Wer sich aber bei anderen Providern (z.B. AOL oder CompuServe) als User eintragen läßt, hat in der Regel einen 28.8er Einwahlknoten zur Verfügung.

Es muß aber nicht gleich das World Wide Web (WWW) sein, in das man sich einwählt, die privaten Mailbox-Betreiber haben großenteils schon auf die schnellen Modems umgerüstet, so daß auch ohne „Weltnetz" die schnellen Modems zu gebrauchen sind.

Mit wenigen Ausnahmen ist die Geschwindigkeit mit 28.800 Bit/s das Maximum des Erreichbaren auf der Telefonleitung, die bis maximal 30 Kbit/s ausgelegt ist. Ob die Digitalisierung des Telefonnetzes noch eine Steigerung erlaubt, läßt sich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Theoretisch müßte dies machbar sein, da per ISDN immerhin auf einem einzigen Kanal 64 Kbit/s erreichbar sind. Hierfür wird sicherlich kein anderes Kupfer verwendet.

ZyXEL Omni 288S

Unter der Bezeichnung „Omni 288" laufen das „S“ und „P“-Modell. Das „S“ steht für die serielle und das „P“ für die parallele Variante. Letzteres ist zusätzlich für den direkten Anschluß eines Druckers ausgelegt, um eingehende Faxseiten bei ausgeschaltetem Rechner ausgeben zu können. Bis auf die Einschränkung, daß kein Papier in das Modem einlegbar ist, ist die „P“-Variante ein vollwertiger Ersatz für ein Faxgerät und bietet zusätzlich die Möglichkeit, Faxe aus dem Rechner mit 14.400 Bit/s verschicken zu können. Ansonsten sind beide Modelle gleich ausgestattet.

Das V.34-Modem verfügt über eine 25polige Schnittstelle für den seriellen Anschluß und einen Lautsprecher-sowie einen Mikroanschluß. Das mitgelieferte Netzteil liefert die Betriebsspannung, die über einen Schalter (leider auf der Rückseite) abschaltber ist. Die beiden Westernbuchsen dienen dem Anschluß an die TAE-Dose und eines zusätzlichen Telefons. Das Telefon kann dann der Aufnahme und dem Abhören von Sprache, aber auch zum normalen Telefonieren dienen.

Das Modem verfügt übereine Voice/ Fax-Erkennung, ist fernkonfigurierbar und verfügt über eine BZT- sowie CE-Zulassung.

Ausstattung

Das Plastikgehäuse ist extrem leicht und unterscheidet sich von den meisten anderen Modems durch seine Form. Die LEDs sind unter einer getönten, abgerundeten Plexiglasabdeckung untergebracht. Das Aufstellen über Kopfhöhe ist somit nicht sinnvoll, da die LEDs dann nicht, ohne daß man aufstehen muß sichtbar sind. Somit ist das Omni eher als Tischgerät geeignet.

Im Inneren steckt ein Flash-RAM (4 Mbit), das das Updaten der Firmware per Software erlaubt, ohne das Gerät auseinanderschrauben zu müssen. Da sich auch die DSP-Software im Flash-RAM befindet, läßt sich über ein Download bei CompuServe „GO ZYXEL" jedes Software-Problem lösen.

Weiterhin befindet sich im Inneren des Modems ein 16-Kbit-EEPROM, auf dem vier Benutzer-Profiles gespeichert sind. Diese lassen sich allesamt ändern und mit einem einzigen Befehl aktivieren. Dies ist bei manchen Terminal-Programmen nötig, da nicht immer genügend Platz für einen langen Init-String bereitgestellt wird.

Ein zusätzliches, nicht veränderbares Profile schützt vor dem totalen Chaos. Wenn alle anderen Profiles aufgrund falscher Benutzereinstellungen zu einer Nichtfunktion des Modems führt, läßt sich durch Rücksetzen der Urzustand wieder herstellen. Das temporäre und somit 6. Profile ist das Arbeits-Profile und zeigt mit dem Befehl AT&VO die momentan eingestellten Parameter und Register. Gleich 128 S-Register stehen zur Verfügung.

Aber nicht nur die S-Registereinstellungen sind großzügig ausgelegt, sondern auch der Speicherbereich für 50(1) Telefonnummern und 50(1) Paßwörter.

Die Praxis

Wer schon einige Modem-Erfahrungen sammeln konnte, wird sicher wissen, daß so eine Probier-Session eine nervenaufreibende Angelegenheit sein kann. Labortests, die 100 Leitungen simulieren und nur 2 Leitungen als ungeeignet für das Modem ausweisen, bescheinigen sicherlich eine gute Tauglichkeit des Modems. Was bringt es aber dem Nutzer, wenn 2 von 3 benötigten Verbindungen nicht funktionieren? Hier ist guter Rat teuer. Entweder konsultiert man eine teure Hotline und nimmt in Kauf, daß man schon mal mehrere Minuten in der Warteschleife steckt, oder man ruft direkt beim Vertrieb an. Im Fall ZyXEL ist dies z.B. die Riedelbauer GmbH in Krefeld.

Da ich nun schon mehrere Modems an meiner Telefonleitung hatte, darf ich hier wohl sagen, daß es mit dem ZyXEL Omni 288S die wenigsten Probleme gab. Bis auf eine einzige Mailbox konnte das ZyXEL überall eine sichere Verbindung aufbauen. Allerdings versteht sich das ZyXEL nicht besonders gut mit U.S-Robotics-Modems. Hier dauert die Verhandlungsphase (die Zeit des Rauschens und wilden Piepsens) ca. 25 Sekunden und machmal auch länger. Es kann durchaus nach Anwahl mit dem Terminal-Programm über eine ganze Minute dauern, bis der Connect steht. Bei Anwahl einer ZyXEL-Mailbox dauert die Verhandlungs-Phase mal gerade 5-10 Sekunden. So sollte es eigentlich immer sein. Dem ist leider nicht so.

Wer sich ein neues Modem zulegt, egal welches, der sollte als erstes den Befehl ATS7=100 senden. Somit wartet das Modem 100 Sekunden auf einen Datenträgerton, bis es die Fehlermeldung NO CARRIER ausgibt. Die Werkseinstellung steht in der Regel auf 60, das könnte hin und wieder nicht ausreichen.

Fazit

Alles in allem ist das Omni 288S ein sicheres Modem, das mit fast allen Leitungen klarkommt. Das deutsche Handbuch ist verständlich geschrieben, stellt aber gleich die Beschreibung der ganzen 2864er-Serie dar. Dies bedeutet viel Blättern, um für das erworbene Modem die richtigen Einstellungen zu finden. Da das Modem auch mit den Werkseinstellungen auf Anhieb funktioniert, ist das Handbuch aber eigentlich gar nicht nötig. Die Fax-und Voice-Software wird leider nur für DOS/Windows-Systeme mitgeliefert. Da die Highspeed-Modems bereits zwischen 300,- und 400,- DM angesiedelt sind, liegt ZyXEL mit dem Omni 288S immer noch in hohen Preisregionen. Qualität hat eben auch heute noch ihren Preis.

KW

Preis: ca. 700,-DM
Bezugsquelle:
Connect Service Riedibauer GmbH Bischofstraße 89 47809 Krefeld

ZyXEL Omni 288S

Positiv:
36 Monate Garantie
BZT-Zulassung
CE-Zulassung
extrem leicht und klein
sichere Connects

Negativ:
recht hoher Preis
serielles Kabel nicht im Lieferumfang
lange Verhandlungsphase mit U.S.-Robotics-Modems



Aus: ST-Computer 07 / 1996, Seite 28

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