MagiCMac: Neues aus dem Labor der schlaflosen Macs

Neue Version: MagiC-Mac 2.0

Endlich - ich sage das, weil wohl schon viele gespannt darauf gewartet haben -erscheint eine neue Version von MagiC-Mac. Die hat es in sich und hüpft deswegen gleich auf Versionsnummer 2.0.

Grundlage für die neue Version ist MagiC 5.0, das an anderer Stelle in der ST-Computer wohl noch besprochen wird. Das bedeutet, daß MagiCMac gleich die Fähigkeit für Threads und Signale und andere neue Eigenschaften von MagiC erbt. Das Windows95-Dateisystem, das neu in MagiC 5.0 ist, nützt dem Mac-Anwender nur auf Disketten und externen AHDI-Platten, aber es ist immerhin eine nette Dreingabe, die PC-Exchange etwas bläßlich werden läßt. Derweil sind auch statt maximal 20 Prozessen bis zu 126 gestattet.

Zu deutsch: Man bekommt sozusagen alle Features der neuen MagiC-Version gratis mit dazu, so wie das beim Erscheinen von MagiC 4.0 ja schon der Fall war.

Schnäppchen?

Ein Schnäppchen machen aber offensichtlich auch die Liebhaber der Ease (solche soll es ja geben), denn die kriegen die Ease 5.0 dazu, die lange Dateinamen beherrscht, einen Autolocator hat (tippen des ersten Buchstabens positioniert die Fensteranzeige auf entsprechende Dateien) und verschiedene andere nette Features.

Man fühlt sich mit der neuen Version so richtig runderneuert wie ein alter Reifen. Aber nicht nur auf die Beigaben gab es neues Gummi, sondern auch dereigent-liche Mac-Kern bekam aus München neues Profil.

Kompatibilität?

Scheinbar hat Thomas Tempelmann (wohnhaft in der bayerischen Metropole) irgendein Donnerschlag aus seinem Dornröschenschlaf gerüttelt, denn offensichtlich hat er mehr als nur halbherziges Stückwerk geschustert. Wir hören und staunen: Die Kompatibilität hat sich entscheidend verbessert. „Wie das?“ fragt sich der brave Bürger, und wir wollen mal gleich rausfinden, was das heißen soll.

Es bedeutet ganz schlicht, daß jetzt mehr Programme laufen. Das kommt daher, weil man sich nach einigen Litern Weißbier dazu bereit fand, einzusehen, daß die schönen vielen bunten Sternchen, die am bajuwarischen Nachthimmel erschienen, auch unter MagiC-Mac ganz hübsch aussehen könnten. Nur eines störte den Beobachter: Die Sterne waren gar karg an Farben und auch gröbest aufgelöst. Da packte es ihn, den beschwingten Geist und er hatte ein Erbarmen. Wenig später gab es - doch mehr prosaisch als lyrisch, aber dennoch nutzvoll -zwei neue Auflösungen. Der gewitzte Leser (also die meisten) weiß es nun bereits: 640x200 in 4 Farben und 320x200 in 16 Farben. Also laufen vor allem ein paar der liebgewonnen alten Spielchen.

Als ob das nicht schon genug wäre, fand sich der im Höhenflug befindliche Programmierer, tatsächlich doch noch bereit etwas mehr zu tun. Denn - man höre und staune erneut - er spendierte das erste Mal in der Geschichte echte native Routinen (sprich NÄTIV). Das heißt tatsächlich das, was man im ersten Anflug von Überschwang denken könnte. Der Bildschirmaufbau wird vom Mac mit der vollen Power des PowerPC-Prozessors vorgenommen. Offensichtlich ein kleines „Ätsch“ (bitte mit rausgestreckter Zunge lesen) an den 68k-Emulator und an Speed-Doubler.

Damit immer noch nicht genug. Wo es gerade so schön war, fiel unserem frisch aufgeweckten Programmierer nach seinem fast hunderttägigen Schlafe auf, daß manchen Macs (insbesondere denen vom Stande der neuesten PowerMacs) die Fähigkeit zur Monochromie völlig abging und daher ja der gar bremsende 640x400-monochrom-ich-muß-leider-jedes-Bild-einzeln-kopieren-Modus eingeführt worden war. Die einzige Lösung, fürwahr, dennoch nicht zu schnell. Daher jetzt auch hier native Routinen, ob man es glauben will oder nicht. Den staunenden Mund bitte jetzt wieder schließen.

Bei diesen speziellen ST-Screen-Modi war der Programmierer nun auch bereit auf einen separaten Puffer zu verzichten, so daß je nach gewähltem Bildschirmmodus mehrere 100 KB zusätzlich an freiem Arbeitsspeicher übrig bleiben.

Anderer Dinge mehr

Der Programmierer ist in Fahrt und wir wollen uns nun wieder einer etwas leichter zu konsumierenden Sprache befleißigen, wenn auch der leicht ironische Unterton nicht geopfert werden soll.

Die Zuordnung von „ATARI“-Dateitypen zu Mac-Software geht über einen neuen Dialog.

„Hübsch, hübsch“ staunten wir, denn das lästige Zuordnen von CD-ROMs über den Laufwerksdialog entfällt nun in breiter Gänze. Das Laufwerk wird einfach auf ein „ATARI“-Laufwerk gemappt und damit hat sich’s. Kleiner Nebeneffekt: Das klappt auch für Wechselplatten. Das beruhigt die Nerven doch ungemein.

Den gemeinen Calamus-Anwender wird es insbesondere - andere gemeine Anwender aber auch - freuen, daß man eine Zuweisung für Mac-Datei-typen vornehmen kann. Nehmen wir mal folgenden Fall an: Mit Papillon wird eine IMG-Datei in eine TIF-Datei konvertiert. Die Arbeit soll nun zügig im Photoshop fortgesetzt werden und daher wird auf dem Finder ein Doppelklick auf die Datei gemacht. Aber halt! So geht es nicht, denn woher sollte der Mac wissen, daß nun der Photoshop zu starten ist?

Ein neuer Dialog macht’s möglich. Darin ordnet man TIF-Dateien dem Programm Photoshop zu. MagiC-Mac sorgt nun dafür, daß beim Speichern einer solchen Datei unter MagiC-Mac der Datei der richtige „Creator“ untergeju-belt wird. Das bedeutet, daß der Mac nun fortan denken muß, daß der Photoshop diese Datei gespeichert hätte. Wir haben den Mac damit zwar belogen, aber was tut man nicht alles für den guten Zweck?

Noch ein anderes Beispiel. MitQED werden HTM L-Seiten gehackt, die dann mit der Endung .HTM auf der Platte landen. Eine Zuordnung im entsprechenden MagiC-Mac-Dialog sorgt dafür, daß der Mac bei einem Doppelklick auf eine solche HTM-Datei Netscape zum Anzeigen derselben startet. Das Prinzip und sein Nutzen sollten jetzt klar sein.

Oh, eine Kleinigkeit noch: Mit einem neuen Modus zur Steuerung der Maus kann man das Wacom-Pad (ADB-Version) verwenden. Benutzer von Backup-Utilities werden es erfreut vernehmen, daß das Archiv-Bit des Mac-Filesystems auch bei Veränderungen an Dateien seitens MagiC-Mac-Applikationen gesetzt wird.

Noch ein paar Gimmicks: Die Ordnungsrichtung im Auto-Ordner läßt sich jetzt bestimmen, Mac-Alias-Verzeichnisse können auch via MagiC-Mac verwendet werden und (oh Wunder) die Versionsnummer erscheint nun ganz simpel in der About-Box (ob das nicht zu einfach ist?).

Was wirklich begeistern kann, istdie Möglichkeit virtuellen Speicher auf PowerMacs aktivieren zu dürfen. Das nützt MagiC-Mac zwar primär nichts, weil es nur den linear vorhandenen Speicher benutzen kann, aber parallel gestartete Mac-Anwendungen dürfen den virtuellen Speicher nutzen und das hat allerhand Vorteile. Zum einen kann man natürlich fette Programme Mac-seitig starten, während MagiC-Mac noch läuft. Zum anderen verhalten die sich schon deutlich besser, selbst wenn man auch nur einen relativ kleinen virtuellen Speicher angelegt hat, weil native Mac-Applikationen dann erheblich weniger Speicher vom System anfordern.

Das MagiC-Mac-Accessory

Ebenfalls neu ist ein Accessory (phantasievoller Name: MAGICMAC.ACC, obwohl mirSEPPL.ACC viel bessergefallen hätte), das man unter MagiC-Mac installiert und das dann darauf wartet, mit verschiedenen Aufgaben beschäftigt zu werden. Es reagiert auf „Shutdown-Messages". Das heißt, daß beim Betätigen der Ausschalttaste des Mac bzw. beim Auslösen von „Spezial/Ausschalten" im Finder-Menue an alle laufenden MagiC-Applikationen die Nachricht „Shut-down" ergeht, was zumindest bei modernen Programmen zum ordnungsgemäßen Beenden und sichern der vorhandenen Daten führen sollte. Der Ausschaltdialog von MagiC-Mac erhält einen zusätzlichen Knopf, der hier ebenfalls für ein korrektes „Shutdown“ sorgt, sofern man ihn anklickt.

Wenn auf der Mac-Seite etwas auf dem Bildschirm passiert, dann muß MagiC-Mac nicht unbedingt Kenntnis davon haben. Bisher war es also so, daß MagiC-Mac sich mehr oder weniger auf den guten Willen und das artige Verhalten der Mac-Nachbarprogramme verlassen mußte. Spätestens die Bildschirmschoner zeigen hier aber wenig Kooperationswillen. Das neue Accessory empfängt nun Redraw-Aufforderungen des MacOS und setzt sie für den MagiC-Mac-Screen um. Damit sollte nun in allen Fällen ein sauberer Bildschirmaufbau gewährleistet sein, selbst wenn's mal nicht so klappt mit dem Nachbarn.

Laufen MagiC-Mac und das Accessory, dann darf man neuerdings auch auf dem Finder unbekümmert auf eine Datei mit der Endung .PRG doppelklicken, denn das führt dann dazu, daß das entsprechende Programm unter MagiC-Mac gestartet wird. Die .PRG-Datei muß dazu den Creator „MgMc" in den Dateiinfos tragen (das scheint mir mal eine nähere Information in einer unserer Laboruntersuchungen wert).



Aus: ST-Computer 07 / 1996, Seite 32

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