C’est BON! ATARI-Computer in der Gastronomie

Lange schon haben elektronische Rechensysteme ihren festen Platz im Hotel- und Gaststättengewerbe eingenommen. Den „Kinderschuhen“ der einfachen Addition großer Zahlenkolonnen längst entwachsen, bieten moderne Systeme der Gastronomie heute zahlreiche Möglichkeiten der Automation manuell zeitaufwendiger Schreibarbeiten: von der Bonausgabe über den Rechnungsausdruckbis hin zur Verwaltung der Warenbestände.

Netzwerke und elektronische Datenübertragung tragen ihre übriges dazu bei, durch Reduzierung der „Laufwege“ die Mitarbeiter/innen zu entlasten und organisatorische Strukturen noch weiter zu optimieren.

Doch stehen diesen Ansprüchen leider allzuoft beträchtliche Anschaffungskosten spezieller Hard- und Software entgegen. Könnten ATARI-Computer da nicht eine interessante und kostengünstige Alternative sein?

Diese Frage stellte sich Anfang letzten Jahres auch Hotel- und Restaurantbesitzer Martin Scholz aus dem niedersächsischen Hitzacker. Zumal bei ihm - als ATARI-Liebhaber der ersten Stunde - bereits ein großes Kontingent an leistungsfähiger ATARI-Hardware bereitstand. Was fehlte, war nur noch die geeignete Software. Dazu Martin Scholz: „Wie in vielen anderen Hotelbetrieben ist auch bei uns das Problem einer weiten räumlichen Distanz zwischen Küche, Restaurant und Bar gegeben. Deshalb benötigten wird eine variable und zugleich einfach zu handhabende Form der Datenübertragung. Es sollte die Möglichkeit einer dezentralisierten Dateneingabe bei gleichzeitig zentraler Verarbeitung der Daten geschaffen werden." So wurde schließlich von der Firma Computer-Software-Support Rolf-M. Ehlken ein GEM-Programmpaket namens BON entwickelt, das im Netzverbund von bis zu sieben ATARI-Rechnern den Ansprüchen an moderne Kassensysteme vollauf gerecht wird.

Ortstermin

Im Hotel Scholz stehen vier miteinander verbundene ATARI-Rechner bereit. Verteilt an Rezeption, Bar, Restaurant und Büro, wird an den Rechnern neben der Arbeit mit BON die gesamte Korrespondenz und Warenkalkulation erledigt. Jeder Rechner ist über die jeweils eigene parallele Schnittstelle mit einem Tintenstrahldrucker verbunden. Dabei kommt den beiden - in Restaurant und Barvorhandenen-„Canon BJ 200"-Druckern ausschließlich die Funktion der Ausgabe von Rechnungsbelegen zu. Denn diese Drucker bringen bereits serienmäßig den Vorteil mit, die für Rechnungsbelege häufig verwendeten, recht schmalen Papierformate sogar beim automatischen Einzelblatteinzug problemlos verarbeiten zu können.

An den Rechnern in Restaurant und Bar ist zudem noch an der seriellen Schnittstelle jeweils ein kleiner Thermodrucker zur Bonausgabe angeschlossen, der direkt an der Produktionsstelle (Tresen in der Bar bzw. in der Küche) untergebracht ist.

In diesem Datenverbund kann mit Hilfe von BON jeder Rechner als Bedieneinheit für Bestellungen fungieren bzw. kurzfristig als solche eingerichtet werden. Unabhängig von der Bedieneinheit werden die einzelnen Posten einer bonierten Bestellung an den jeweiligen Drucker ihrer Produktionsstelle (Speisen in der Küche/Getränke in der Bar) weitergeleitet. Ebenso lassen sich auch Gastrechnungen von jeder der vier Bedieneinheiten ausgeben, was-in Anbetracht des Hotelbetriebes -ebenso im Kreditmodus als Umbuchung bzw. Anlage zur Zimmerrechnung erfolgen kann.

Wie es sich für ein ordentliches GEM-Programm gehört, sind alle dafür notwendigen Bedienelemente sowohl per Maus als auch per Tastatur erreichbar. Zusätzlich wurde den Erfahrungen der Praxis Rechnung getragen, in weiten Teilen alternativ auf Tastaturkombinationen zu verzichten, um -evtl. Notizblock oder Tablett in der einen Hand - eine zügige, einhändige Bedienung des Programms zu ermöglichen.

Betrachten wir aber doch die Abfolge der Bedienungsschritte einmal im einzelnen: Vor Eingabe einer Bestellung hat sich jede(r) Mitarbeiter/in unter Eingabe eines persönlichen Geheimcodes zu identifizieren. Dieser kann max. 4Zeichen (Zahlen und Buchstaben) enthalten (s. Abb. 2) und ist jederzeit und ohne großen Aufwand in den Stammdaten veränderbar. Liegen für den angegebenen Tisch bereits Bestellungen vor, werden diese „disabled“ dargestellt und lassen sich nachträglich nur noch per Stornierung entfernen. Eine solche Stornierung kann nur von Personen mit der entsprechenden programminternen Berechtigung durchgeführt werden.

Abb. 1: Eine von vielen möglichen Hardware-Konstellationen für BON

Die Wareneingabe beschränkt sich auf Anzahl und Kennummer eines betreffenden Artikels. Die dazugehörige vollständige Warenbezeichnung wird von BON automatisch eingefügt. (Kennummer und Bezeichnung sind innerhalb der weiter unten noch näher erläuterten Stammdaten festgelegt worden.) Ein frei einzugebender Zusatztext berücksichtigt Individualwünsche der Gäste.

Sind alle Bestellungen eingegeben, werden diese durch Anklicken des Buttons „Bon“ oder per Tastatur einfach über < F10 > an den verschiedenen Bondruckern ausgegeben.

Der Ausdruck eines sog. Guest-Checks erfolgt ebenso einfach: Persönliche „Geheimnummer" und gewünschten Tisch angeben, danach ein Mausklick auf den Button „ Rechnung“, und der Ausdruck beginnt.

Interessanterweise haben Sie die Möglichkeit, Inhalt und Format des Guest-Checks weitestgehend frei festzulegen bzw. einzelnen Anlässen speziell anzupassen. Zudem sind Sie auch hinsichtlich des verwendeten Papierformats an keinerlei Einschränkungen gebunden.

Neben diesen Grundfunktionen stehen noch zahlreich weitere Optionen zur Verfügung:

Aller Anfang ist schwer?

ln Anbetracht eines solchen Funktionsumfangs ist für Hotelinhaber Scholz die intuitive Benutzerführung aller Programmteile von großer Bedeutung. „Da ein Systemwechsel zwangsläufig bei laufendem Geschäftsbetrieb erfolgt, wäre eine lange Einarbeitungszeit aller beteiligten Personen absolut indiskutabel. BON hat uns da keine nennenswerten Schwierigkeiten bereitet. Meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fanden sich mit BON erstaunlich schnell zurecht.“

Eingabe der Stammdaten

Diese erfolgt mit Hilfe einer eigenständigen Programmkomponente (s. Abb. 3). In diesen Stammdaten werden neben Kennummer und Bezeichnung des Artikels auch der anzusteuernde Bondrucker sowie die Warengruppe des Artikels festgelegt. Bei mehrdeutiger Warengruppenzuweisung besteht die Möglichkeit des Preissplittings bezüglich zweier unterschiedlicher Warengruppen (z.B. bei Mixgetränken mit Alkoholanteil). Die Eingabe der Personaldaten beschränkt sich auf Festlegung der persönlichen „Geheimnummer“, den dazugehörigen Namen der betreffenden Person sowie eine evtl. Berechtigung zum Stornieren bonierter Bestellungen.

Abb. 2: Dialogbox zur Eingabe der Bestellungen

Neben den GEM-üblichen Editiermöglichkeiten stehen zahlreiche umfassendere Hilfen zur Verfügung: vom Löschen eines Datensatzes bis hin zum Sortieren der Datensätze nach vielfältigen Kriterien.

Das Netzwerk

Bei der Auswahl der zugrundeliegenden Netzwerklösung galt es, die Vor-und Nachteile der zahlreichen Angebote sorgfältig abzuwägen. Nach zahlreichen Tests fiel die Wahl schließlich auf MIDICOM, das die Vernetzung von bis zu sieben ATARI-Computern über deren MIDI-Schnittstelle realisiert. Die Vorteile einer äußerst kostengünstigen Anschaffung und der überaus einfachen Installation machten das Manko einer relativ langsamen Datenübertragung hinfällig. „Eine Zeitdifferenz von ein paar Sekunden“, so M. Scholz, „mag für Computerfreaks ein absolutes Fiasko sein, für uns im Arbeitsall-tag ist eine solche Zeitspanne jedoch irrelevant."

Abb. 3: Eingabe der Stammdaten

Zu guter Letzt

ln Gegenwart überdimensionierter Prozessoren und Betriebssysteme ist es immer wieder erstaunlich, zu welchen Leistungen ein „so kleiner“ ATARI-Computer doch in der Lage ist. BON ist ein weiteres Beispiel für die immer noch existente Kreativität und Lebendigkeit in der ATARI-Entwicklerszene. Solange diese Begeisterung anhält und solange es weiterhin stets neue hochwertige Software für den ATARI gibt, ist dieser -im wahrsten Sinne des Wortes -nicht weg vom Fenster.

Bezugsadresse:
Rolf-M. Ehlken Computer-SoftwareSupport Stettiner Str. 10 29456 Hitzacker


Stefan Spohn
Aus: ST-Computer 06 / 1996, Seite 22

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