Pro Light + Sound: Musikmesse in Frankfurt am Main 13.03. -17.03.1996

Die wohl größte Überraschung für einige Besucher war die Einteilung der gesamten Messe in 3 Bereiche. Der Part für die 1221 Aussteller von Musikinstrumenten, Noten und Musikalien fand in den Hallen 8,9 und 10 ihren Platz. Die Anwender von Musik-Software sind in Halle 9.0 sicherlich auf ihre Kosten gekommen.

Mit einigen Überschneidungen lag bis hierher der Wirkungskreis der eigentlichen „Musikmesse“. Der2. Part, der schon eine eigenständige Messe unter der Bezeichnung „prolight+sound“ darstellte, sprach mit 468 Ausstellern der Licht-, Ton-und Veranstaltungstechnik in den Hallen 5 und 6 die Freunde der Technik an, die sich um das Geschehen rund um die Musik kümmern. Die „music machine“ ist der3. Part und hatte mehr unterhaltende Werte. In den Hallen 9.0 und 7, sowie in 5 bekannten Locations in Frankfurt, wurden Musik- und Musikerfestivals geboten, aber auch Work shops, Seminare und Wett bewerbe kamen nicht zu kurz. Mit einer Besucherzahl von 95000 überbot die diesjährige Messe die Rekordzahl des Vorjahres um 5000 Besucher. Die nächste Musikmesse findet vom 26.02. bis 2.03.1997 statt.

Aber nun genug zu den trockenen Informationen. Stürzen wir uns nun mitten in die Halle 9.

C-LAB

Seit ATARI Sunnyvale die Produktion eingestellt hat, sind einige User auf den PC umgestiegen und haben nun einen ganzen Stall voller ATARI-Software daheim, die nutzlos herumliegt. Da nicht anzunehmen ist, daß die gesamte ATARI Software Palette auf den PC konvertiert wird, trauern einige User doch ihrem zu schnell verkauften ATARI nach. Aber die Lösung ist nicht weit. Die Firma C-LAB bietet nun eine Einsteckkarte für den PC, mit der (fast) die gesamte ATARI-Software läuft. Ein Harddiskrecording ist damit nicht möglich Prinzpiell ist der STzer (so die Bezeichnung der Karte) eine Janus-Karte, mit dem Unterschied, daß der STzer nun zusätzlich mit MIDI In/Out und einem ROM Port für die Kopierschutz-Keys ausgestattet ist. Der STzer (sprich Esti-ser) wird von der Janus-Software unterstützt und von DOS oder aus einem Windows/DOS-Fenster gestartet Wer seinen ATARI eventuell schon verkauft hat, kann nun die vorhandene Software weiterhin nutzen und muß nicht einzelne MIDI Files von Rechner zu Rechner kopieren, da sich jetzt sowieso alles auf den selben Datenträgern eines Rechners befindet. Der empfohlene Verkaufspreis wird inklusive MWSt, unter 500,- DM liegen.

Falcon MK X

Eingefleischte ATARI-User haben in der letzten Zeit sicherlich die Weiterentwicklungen des Falcon030 verfolgt. Die für das Harddiskrecording benötigten Komponenten sind nicht bei jedem Falcon-Modell zur vollen Zufriedenheit der Nutzer gewesen. So hat Burkhard Bürgerhoff die Schwachstellen weiterentwickelen lassen und seinem Falcon den Namen Falcon MK II gegeben. Somit wurde ein neuer Falcon-Hersteller geboren, der den ATARI-Usern wieder Mut machen sollte. Die MK-II-Modelle haben sich äußerlich nicht von den Standardmodellen unterschieden, was sich seit der Musikmesse ’96 geändert hat. Nun ist der neue Falcon MK X als separates Gehäuse mit abgesetzter Tastatur erhältlich. Optional ist eine Tastatur-Controller-Platine von C-LAB erhältlich, die das Anschließen einer PC-Tastatur ermöglicht. Sämtliche Schnittstellen sind wie gewohnt vorhanden und durch den Gehäuseaufdruck schnell aufzufinden. Auf Wunsch ist der MK X auch mit eingebautem FDI/SPDIF und/ oder mit ADAT-Interface zu beziehen. Die Audio-IN/Out-puts sind nun als 6,3mm Klinkenbuchsen ausgeführt. Sämtliche Kundenwünsche werden durch einen C-Lab Upgradef3ervice erfüllt. Dies bedeutet, daß der alte Falcon030 oder MK l/ll einfach eingeschickt und nach Kundenangaben auf /umgerüstet wird. Das Recyclen und Inzahlungnehmen von nicht mehr benötigten Bauteilen, Gehäusen oder Festplatten durch C-Lab ist ebenfalls möglich. Preise: ab ca. 1900,- DM.

Style Convert

Darauf haben die Keyboar der schon lange gewartet. 1000 Styles erstellt und auf das eigene Rhythmus-Keyboard angepaßt, dann das Gerät verkauft und ein anderes zugelegt. Und schon sind die mühevoll erstellten Styles nicht mehr zu gebrauchen! Damit ist jetzt Schluß. Style Convert konvertiert Styles von folgenden Geräten: Technics KN 800/1000/2000/3000, Korg I Serie, Roland E66/ 86/96/G800, Wersi Pegasus/Performer/Golden Gate, General MusicWS2/ WX2, Solton MS4/40/5/ 50 in folgende Zielformate: Technics KN 1000/2000/ 3000, Korg I-Serie, Roland E66/86/96/G800, Wersi Pegasus/Performer/Golden Gate(auch Plus-Version) und Solton MS 5/50. Weitere Quell- und Zielgeräte können folgen. Der Firma EMC muß also mitgeteilt werden, welches Zielgerät der Interessent besitzt. Das Programm erlaubt ebenfalls das Editieren der konvertierten Styles. Für einige Geräte lassen sich, über einen Manager, Style- und Soundbänke zusammenstellen sowie Rhythmen und Sounds umbenennen und verwalten. Style Convert unterstützt das Zerlegen von Styles und das Einladen in ein Sequenzerprogramm. Das hier bearbeitete Material läßt sich mit Style Convert wieder zusammenbasteln und als Style verwenden. Style Convert ist für alle ATARIs und PCs erhältlich. Style Covert kostet 398 - DM.

Soft Arts

Diesmal war die Firma Soft Arts nicht auf der Musikmesse zu sehen. Dafür sind aber einige Programme noch einmal verbessert worden. Im Bereich der Nota tion hat SPP beim Bildschirmaufbau kräftig Geschwindigkeit zugelegt. Darüber hinaus sind mehr als 50 neue Funktionen hinzu gekommen. Ein Update auf die Version 3.1 ist also lohnenswert. Soft Arts hat die Messepause nicht zum Schlafen benutzt, sondern hat alle Produkte weiterentwickelt. So sind SPP und MIDI Lite nun auch für die Plattformen PC und Mac erhältlich.

SoundPool

Aus dem Hause SoundPool stammen u.a einige interessante HDR Programme, die nicht nur durch den günstigen Preis, sondern auch durch ihre Qualitäten über zeugen können. So ist Audio Tracker (wir berichteten) eine digitale 8-Spur-Bandmaschine mit Mischpult sowie Effektgerät und Equalizer für den Falcon030. Der integrierte Audio-Wave Editor ist auch als „stand-alone' Programm erhältlich.

Ebenfalls für den Falken ist der AudioMaster (wir berichteten), der einen professionellen digitalen Schnitt platz darstellt. Er läßt sich nun mit zusätzlichen Modulen und Plug-ins ausbauen Zur Zeit sind Analyser, EQ, MIDI/Sync. und Dynamik Prozessor erhältlich.

ZeroX läuft auf allen ATARI Computern und ist das Power Tool für Sampler Be sitzer. Zero-X erlaubt das übertragen von Samples aus dem ATARI zum Sampler. Mit DSP Power(Falcon030) werden Timestrech, Phase-Shift, Detune, FadelN/OUT und Normalize neu berech net. Die Samples können über das S/PDIF Interface oder den Audioausgang abgehört werden. Mit der Funktion „Split DrumLoop" laßt sich ein Drum Sample in einzelne Instrumente zerlegen und dazu ein passendes MIDI File für den Sequenzer erzeugen. Wer sei ne CDs selber brennen will, der erhält bei SoundPool auch die passende Soft wäre dazu. Wer einige Programme mal ausprobieren will, kann bei SoundPool für ein paar Mark Demoversionen bestellen.

Emagic

Emagic hatte in diesem Jahr keinen Stand auf der Musikmesse in Frankfurt, da sie mit voller Power auf der Namm Show in Los Angeles vertreten war. Dennoch istdie Weiterentwicklung der traditionellen Software wei tergegangen Die Version 2.5 ist das Update für Logic ATARI, Emagics Sequenzer-und Notationsprogramm für ATARI ST und Falcon-Com puter. Es enthalt die mei sten Funktionen der aktuellen Macintosh- und Wi ndows-2.5-Versionen, wie z.B. Hy-perdraw, Markers, und viele Verbesserungen im Notenteil. Im Update-Paket ent halten ist auch ein neues Handbuch im Ringbuchfor mat. Gleichzeitig ist der Preis für den Soundsurfer (wir berichteten) auf 199,- DM gesenkt worden.

Alles in allem stand die diesjährige Musikmesse auf der Software-Seite unter dem Stern von(m) HDR, Plug-ins, virtuellen Effekten und Multimediaanwendungen. Die ATARI-User werden zu ihrem Bedauern festgestellt haben, daß bis auf wenige Ausnahmen (siehe C-LAB) der ATARI kaum noch vertreten war. Dennoch wird sich der ATARI in einer Nische halten können, das versprechen zumindest die Software-Anbieter mit ihren neuen Produkten.

Die nächste Musikmesse findet vom 26.02 bis zum 2.03.1997 statt

Interview mit Burkhard Bürgerhoff von C-LAB

Die Besorgnisse auf dem Gebiet der ATARI-Weiterentwicklungen haben leider in den letzten Monaten und Jahren stetig zugenommen, bis es sogar zur Fertigungseinstellung in Sunnyvale kam. Bis hierher hatte der Falcon030 kaum die Zeit, sich richtig zu etablieren, obwohl sein technischer Inhalt vielversprechend Ist. Hinzu kommt der finanzielle Aspekt, der dem Falcon aufgrund seines Preis-Leistungs-Verhältnisses das Prädikat "überragend" verleiht. Es gab und gibt kein vergleichbares, billigeres Arbeitspferd.

Da die verunsicherten und zum Teil erbosten ATARI-User endlich wieder mal etwas Positives erfahren sollen, haben wir ein Interview mit Burkhard Bürgerhoff, dem Kopf der Firma C-LAB, durchgeführt. Dieser Mann hat dafür gesorgt, daß der Falcon, in Form der MK-l/ll- und MK-X-Modelle, weiterhin gebaut wird.

ST-Computer: Warum haben Sie dem sterbenden ATARI durch Ihre Falcon-MK-Modelle neues Leben eingehaucht? Ging dies nach dem Motto: Tote leben länger? Welche Vorteile bieten die C-LAB-Modelle?

C-LAB: Zunächst einmal muß man klar unterscheiden zwischen den objektiven Leistungsmerkmalen der Plattform Falcon einerseits und ATARIs Produktvision für den Falcon Markt andererseits. Der Rechner sollte bekanntermaßen als Low-Cost-Lösung bereits Ende 1992 die Wunderwelt von Multimedia in jeden Haushalt bringen. Die Technik war da, die entsprechende Software und der Vermarktungswille ATARIs ließen jedoch auf sich warten, und so wurde schnell deutlich, daß das Konzept nicht markttauglich war ATARI verlor die Lust an der weiteren Unterstützung des Falcon. Zwischenzeitlich haben dann diverse Software-Häuser, vor allem in Deutschland, durch zum Teil grandiose Anwenderlösungen bewiesen, was technologisch alles so im Falcon steckt. Eine hoffnungsvolle Perspektive, besonders für die Vielzahl musikalischer Anwender. Steinberg hat hier mit Cubase Audio 16 der Integration von MIDI-und digitalen Audiodaten auf 16 Spuren, für den Falcon einen Meilenstein gesetzt, der lange Zeit auf keiner anderen Platt form annähernd so gut verwirklicht wurde. Dies war der entscheidende Anstoß für mich die Lizenz zur weiteren Entwicklung und Herstellung des Falcon von ATARI zu erwerben. Mein Ziel war es. den Falcon als umfassendes musikalisches Workstation Konzept zu einem äußerst interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis im Markt zu etablieren. Durch die Integration unserer Audio-, SCSI-Modifikationen und der jetzt im Falcon MK X verfügbaren Erweiterungsmöglichkeiten ist es uns gelungen, mit der entsprechenden Software eine erschwingliche professionelle Systemlösung zu schaffen die als schnell und zuverlässig anerkannt ist. Eine "echte" Plug'n-Play Lösung

ST-Computer: Wie schätzen Sie den derzeitigen Konkurrenzkampf mit den iBM-kompatiblen und den Apple-Macintosh Rechnern ein?

C-LAB: Da wir den Falcon quasi als Workstation für spezielle musikalische Anwendungen im Ton-und Bildbereich verstehen, läßt sich der Vergleich zu Lösungen auf anderen Plattformen nur teilweise herstellen. Aufgrund seiner hohen Integrationsfähigkeit für Systemlösungen und seines extrem günstigen Preises, braucht er bislang keinen Vergleich mit Lösungen auf anderen Plattformen zu scheuen. Man denke vergleichsweise nur an den Integrationsaufwand, die Laufsicherheit oder auch den Speicheraufwand!

ST-Computer: Wie schätzen Sie die Zukunft der Falcon Modelle ein?

C-LAB: Wie alle anderen TOS-Plattformen so lebt auch der C-LAB Falcon MK X in einer Nische, nicht zu vergleichen mit der Allmacht des PC-Marktes. Für viele Anwender, Systemintegratoren und Hersteiler ist jedoch die Marktnische ideal, weil sie nicht in erster Linie die Omnipotenz der Plattform, sondern das technische Potential für eine gewisse Lösung betrachten und sich zunutze machen. Hier kommt der Falcon mit seinen Eigenheiten vielen Leuten gerade recht. Darüber hinaus ist über TOS und GEM offenbar eine freundliche individuelle Verständigungsebene erreicht worden. Wir sind weiterhin bestrebt, Hardware-seitige Verbesserungen zu verwirklichen, so wie diverse andere Firmen wie etwa SoundPool, BlowUp, Titan Designs Sunrise, Line Audio oder Studio Capitale sich mit der Weiterentwicklung von Peripherie für den Falcon beschäftigen. Nicht zuletzt möchte ich auf das MK-X-Upgrade hinweisen, das gewissermaßen eine Handreichung für jeden Falcon Besitzer ist. Genauer gesagt, hat jeder Falcon-Benutzer jetzt die Möglichkeit, durch das Upgrade in den Genuß aller technischen Verbesserungen und Erweiterungsmöglichkeiten dieser Plattform zu gelangen. Das Ganze wird in Deutschland direkt von C-LAB und im Ausland von Distributoren und Service-Centern abgewickelt und ist durchaus erschwinglich. Ich meine, daß wir so einen Beitrag zur Wertbeständigkeit der Falcon-Plattform leisten. Einen Sinn für Werterhaltung und Umweltfreundlichkeit kann man sicherlich in Verbindung mit anderen Computerplattformen kaum feststellen.

ST-Computer: Da Sie sicherlich viele Verbindungen zu Software-Häusern pflegen, wäre interessant zu wissen, ob es noch weitere neue Programme oder Updates für den Falcon geben wird. Wie sieht es damit aus?

C-LAB: Wir haben auf unserem Stand während der Frankfurter Musikmesse vier Falcon-MK-X-Demostationen gezeigt, die alle samt professionelle Anwendungen aus dem Audio- und Videoproduktionsbereich (16-Kanal MIDI/16-Spur Digital Audio Recording, Digital Audio Editing und Mixing, Audio CD/CD-ROM Mastering, Video Post Production) zeigten Bei allen gezeigten Programmen, insbesondere Cubase Audio, CD Recorder Pro oder Sound Studio (Studio Son) erwarten wir in Kürze Software Updates, die besonders im Sinne noch besserer Systemintegration von externen Geräten (Synchronisation, Audiodatentransfer etc.) weitere Features bieten werden.

ST-Computer: Was hat Sie dazu bewogen, die Janus Karte, die zunächst ohne ROM-Port und MIDI Schnittstellen auf den Markt kam, um diese beiden Möglichkeiten zu erweitern und diese für den PC als „STzer“ anzubieten?

C-LAB: Wer den ATARI-ST Markt kennt, weiß, daß der überwiegende Teil der derzeitigen Benutzer MIDIaner (Musikanwender) ist. Dies soll heißen, daß insbesondere Sequenzerprogramme wie etwa der Creator oder Notator SL auf dem ST sich über viele Jahre zum professionellen Standard entwickelt haben und durch Laufsicherheit, Arbeitskomfort und exaktes Timing aus Studios und Musikschulen nicht mehr wegzudenken sind.

Wer den ATARI Markt kennt, weiß aber auch, daß es immer schwerer wird, Alterserscheinungen des betagten Arbeitspartners ST zu kurieren. Was liegt also naher als eine PC-gestützte ISA-Bus Steckkartenlösung, die „VHF Computer" (Anm. d. Red.: s ehe auch Interview in der ST-Computer 4/96 mit dem Geschäftsführer Frank Benzinger von VHF Computer, dem Hersteller der Janus Karte) im Grunde bereits verwirklicht hat. Es gilt halt nur. den Hemmschuh der nicht vorhandenen Schnittstellen zu beseitigen und der musizierenden Welt zu erzählen, daß sie nun mit gewohnter Software und allen liebgewonnenen Interfaces mit Hilfe einer Steckkarte in ein modernes PC-Gehäuse umziehen kann. Ist das keine Losung? Die Karte, Arbeitstitel: STzer (sprich Estieser) wird für ca 500.-DM in 8 Wochen im Fachhandel zu haben sein.

ST-Computer: Wir danken für dieses Gespräch.

Es ist also doch noch nicht Schluß mit dem ATARI Die Musiker werden dies zu schätzen wissen Wir wünschen der Firma C Lab für die Zukunft viel Erfolg mit den ATARI Produkten.

WW



Aus: ST-Computer 05 / 1996, Seite 12

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