Nachdem die Firma ATARI Corporation inzwischen von einem Festplattenhersteller namens JTS eingekauft wurde und damit ihre Selbständigkeit aufgegeben hat, wird „ATARI“ wohl nur noch als Markenname, aber nicht mehr als Firmenname geführt (in der letzten ST-Computer war es bereits zu lesen). Ein weiteres Indiz, das einem den Niedergang dieses Marktes wieder einmal deutlich vor Augen führt. Wer in letzter Zeit einmal versucht hat, ATARI Komponenten oder gar neue Rechner zu kaufen, spürt die aktuelle Situation deutlich Lohnt es sich da überhaupt noch, sich auf oftmals komplizierten Wegen einen original ATARI-Rechner zu kaufen, wenn der alte einmal den Geist aufgeben sollte oder schlicht und einfach zu langsam wird?
Bei einem Blick auf die Preise neuer ATARI Rechner kann man schnell feststellen, welchen „Seltenheitswert" diese Geräte inzwischen haben. Für einen Falcon mit 14 Megabyte RAM und 800 Megabyte Festplatte muß man beispielsweise knapp 4 000,-DM bezahlen. Vergleichen wir einmal, was für ein PC System wir dafür bekommen können.
Für ca. 2 500 - DM erhält man einen gut ausgestatteten Pentium-100-PC im Tower Gehäuse mit 16 MB RAM. 850 MB Festplatte, 4fach-Speed CD ROM, 2 MB Grafikkarte, Tastatur, Maus, Windows 95 etc. Bei den derzeit sehr günstigen Speicherpreisen läßt sich eine Janus-020-Karte mit TOS und 8 MB für deutlich weniger als 1.500 Mark erwerben. Insgesamt erhalt man also allein auf der TOS-Seite für einen geringeren Preis als den des Falcon einen wesentlich vielseitigeren PC, der dem Original nicht nur in bezug auf Rechenleistung weit überlegen ist.
Sehen wir uns dieses Janus-System einmal im Detail an: Der Janus 020 mit 40 MHz Taktfrequenz übertrifft in der reinen CPU-Leistung sogar das ATARI Topmodell TT und ist bei der Grafikausgabe um knapp das 50fache schneller Und die Grafikausgabe ist nicht nur schneller, sondern auch bunter und größer: Janus unterstützt den True-Color-Modus mit 16 Millionen Farben und läßt auch noch bei einer Auflösung von 1280 x 1024 Pixeln 256 Farben zu, ist also ideal geeignet für Bereiche wie DTP und Bildverarbeitung.
Natürlich sind auch die anderen Komponenten und Schnittstellen des PC im ATARI Modus nutzbar. Das CD-ROM gibt's praktisch als kostenlose Dreingabe, und das Umschalten bzw. Umstecken von einem Drucker oder Modem auf verschiedene Rechner gehört mit Janus der Vergangenheit an.
Und bisher völlig unerwähnt blieben hier die enorm vielfältigen Möglichkeiten des PCs an sich. Denn so gut und fortschrittlich die meiste ATARI Software wie Calamus, Tempus Word Papyrus usw. auch heute noch sein mag. Weiter oder Neuentwicklungen werden meist nur noch unter Windows95 vorgenommen. Beispielhaft sei hier Calamus 95 erwähnt.
Solche Weiterentwicklungen unter Windows schaffen aber auch interessante neue Möglichkeiten, wenn man bereits die ATARI-Version eines Programms be sitzt (z. B Calamus SL): Unter Janus läßt sich mit dem ATARI Calamus arbeiten, und per Tastenkombination (Alt & Tab) läßt sich zu Calamus unter Windows95 umschalten. Auf diese Weise kann man mit echtem Multiprocessingarbeiten, also die Leistung des ATARI Prozessors und des PC Prozessors gleichzeitig mit Calamus nutzen. Beispielsweise kann man mit einem Scanner unter Windows im Hintergrund Farbbilder einlesen, während man unter Janus im Vordergrund ein Dokument layouted Sobald der Scanner fertig ist, kann die TIFF-Datei direkt in das Dokument übernommen werden (sogar ohne zu Windows umschalten zu müssen).
Durch die große Masse an DOS und Windows-Software und die bewahrten ATARI-Applikationen lassen sich aus beiden Systemen die Rosinen herauspicken und man kann sich für je den Anwendungsfall die am besten geeignete Hardware-Plattform aussuchen.
In der Grundausstattung von Windows95 sind zum Beispiel schon viele Programme enthalten, die einem den Zugang zu der großen, weiten Welt des Internet und World Wide Web ermöglichen. Außerdem ist die Anpassung neuer Geräte (z. B. Scanner und Drucker) dank Plug&Play wesentlich einfacher, und man benötigt nicht für jede Anwendung einen eigenen Treiber -wie es beim ATARI der Fall ist-, sondern installiert einmal einen Treiber, auf den von allen Programmen zugegriffen wird.
Nicht unerwähnt bleiben sollte natürlich auch die Tatsache, daß sich PC-Systeme heute beliebig einfach erweitern lassen und dies vor allem sehr preisgünstig. Statt einer langen und oftmals vergeblichen Suche nach ATARI Komponenten kann man sich beim PC Händler „um die Ecke“ das gewünschte Zubehör kaufen und dank Janus auch im ATARI-Modus nutzen.
Und in puncto Bedienbarkeit haben die PCs mit Windows95 inzwischen auch einen großen Sprung gemacht. Für einen ATARI-Anwender dürfte der Umstieg auf Windows95 wegen des sehr ähnlichen Bedienungskonzepts jedenfalls deutlich einfacher sein als für einen eingefleischten Windows-3.11-User.