Arabesque 2, Vektorgrafik-Zugpferd der Firma no Software, sorgte bereits letztes Jahr für Aufsehen in der ATARI-Grafikszene. Ständige Pflege und Weiterentwicklung seitens der Programmierer, die ihrem Sprößling nicht nur kleinere Bugfixes, sondern vor allem zahlreiche neue Funktionen spendierten, bescheren uns nun eine neue Programmversion, die wir im folgenden Bericht einer näheren Betrachtung unterziehen wollen.
Ähnlich wie in CAD-Programmen erlaubt Arabesque 2 nun auch das Arbeiten mit Layern bzw. Ebenen, was die Erstellung komplexer Grafiken überschaubarer macht. Die Ebenen liegen wie transparente Folien übereinander und lassen sich in beliebiger Reihenfolge schichten. Jeder Ebene läßt sich ein eigener Name zuweisen sowie die Information, ob diese dargestellt bzw. gedruckt werden soll. Natürlich lassen sich Objekte auch nachträglich von einer Ebene in eine beliebige andere verschieben.
Arabesque 2 verschont den Anwender mit einem eigenen Dateiformat und legt vielmehr Wert auf einen reibungslosen Datenaustausch mit anderen Applikationen. Um spezielle Dateiinformationen wie z.B. die der Layer korrekt abspeichern und wieder einlesen zu können, muß man sich deshalb des sowohl auf Mac- als auch auf der PC-Plattform gebräuchlichen Al-Formats bedienen (Adobe-lllustrator-EPS). Bekannterweise verarbeitet Arabesque 2 ja so gut wie alle Al-Formate, was den systemübergreifenden Datenaustausch extrem vereinfacht; die Kommunikation mit Adobe Illustrator oder Macromedia Freehand gestaltete sich im Testverlauf als Kinderspiel. Zum Datenaustausch innerhalb derTOS-/MagiC-Plattform lassen sich natürlich auch das verbreitete CVG- (1.0/1.1) sowie das GEM-Format einsetzen.
Arabesque 2 beherrscht mittlerweile auch das für die Druckvorstufe notwendige CMYK-Modell, welches sich wahlweise im CMYK-, CMY- oder auch nur im K-Modus verwenden läßt. Letzteres ermöglicht bei der Erstellung von Schwarzweißgrafiken einen bequemen Zugriff auf alle 256 möglichen Graustufen. Zum korrekten Abspeichern der CMYK-Farbinformationen muß man jedoch entweder auf das GEM- oder das Al-Format zurückgreifen, was jedoch nicht Arabesque anzukreiden ist, sondern vielmehr der ,CMYK-Unfähigkeit‘ der anderen Dateiformate.
Als neuer Objekttyp wurde in der aktuellen Version die sogenannte .Externe Datei' eingeführt, welche den Zugriff auf externe Text- und Grafikdateien gestattet. Momentan ist ein ASCII-Import für Fließtext und ein Rasterbildimport für (X)IMG-Grafiken möglich. Um den Bildschirmaufbau der externen Objekte zu beschleunigen, erhielten sie einen eigenen Cache. Objekte dieses Typs werden in die gesamte Vektorgrafik integriert, jedoch nur im AI-und GEM-Format mit abgespeichert.
Sowohl für Fließtext als auch für Pixel-Bilder existieren unter dem Menüpunkt .Spezial“ weitergehende Einstellmöglichkeiten; so z.B. die für den Pixel-Bildimport extrem wichtige Funktion zur proportional richtigen Darstellung sowie die Möglichkeit, Ränder und Spaltenanzahl für den Textimport anzugeben. Die Fließtextfunktionen machen jedoch noch einen recht rudimentären Eindruck. So läßt sich z.B. proTextrahmen nur eine Schriftart und -große verwenden. Mit dieser Öffnung zu Pixel-Bildern und Fließtext haben die Programmierer jedoch einen wichtigen Schritt in Richtung Seiten-Layout getan, wenngleich natürlich noch einige Wünsche offen bleiben, wie z.B. der Import von TIF-Bildern oder flexiblere Satzfunktionen, so daß sich Arabesque 2 schon bald neben der reinen Vektorgrafikbearbeitung auch für die komplette Gestaltung einzelner Seiten anbieten könnte.
Die Stärke von Arabesque 2 liegt u. a. in der extremen Genauigkeit, in der gearbeitet werden kann, so daß fast jede Aktion numerisch exakt reproduzierbar bleibt. So bietet beispielsweise der neue Menüpunkt .Manipulieren“ die Möglichkeit, Objekte nun auch numerisch zu verschieben, zu rotieren, zu scheren oder zu skalieren. Rechtecke können jetzt an den Kanten beliebig abgerundet werden, und über die manuelle Eingabe eines Ellipsenwinkels lassen sich Kreisbogen erzeugen, welche man z.B. zur Erzeugung von Tortengrafiken verwenden kann.
Eine weitere Arbeitserleichterung bietet Arabesque 2 durch neue Funktionen zur Erzeugung vertikaler und horizontaler Hilfslinien. Manuelle Hilfslinien lassen sich einfach aus dem Lineal herausziehen und auf der Seite ablegen. Ein rechter Mausklick innerhalb des Lineals an der Position einer Hilfslinie bietet in einem Pop-up-Menü Funktionen zum exakten numerischen Setzen, selektivem oder globalem Löschen bzw. zum automatischen Generieren von Hilfslinien, wobei nicht nur die Anzahl der Zeilen und Spalten, sondern auch der Abstand zwischen diesen sowie Werte für die Ränder angegeben werden können. Schnell ist auf diese Art das Grundraster für ein komplexes Seiten-Layout generiert. Natürlich lassen sich die Hilfslinien auch magnetisch schalten. Zieht man außer den manuellen und automatischen Hilfslinien auch noch die Gitterfunktion heran, stehen einem alle für ein exaktes Arbeiten notwendigen Hilfsfunktionen zur Verfügung. Das nachträgliche Anwählen von Hilfslinien ist zwar etwas „fummelig“, wird jedoch durch eine entsprechende Hilfstext-Anzeige erleichtert.
Auch der Druckdialog erfuhr eine deutliche Aufwertung. GEM-View-kompatible Dither-Muster gestatten eine fein abgestimmte Wahl der Raster für Schwarzweißausdrucke, während Arabesque 2 die Rasterung von Farbbildern selbst in die Hand nimmt. Eine neue, „intelligente“ Kachelfunktion übernimmt das automatische Verteilen einer kleinen Seite bzw. einer über die Skalierfunktion verkleinerten Seite auf die zur Verfügung stehende Druckfläche. Auf diese Art lassen sich hervorragend mehrere Nutzen - z.B. von Visitenkarten - ausdrucken. Hierbei sind die Anzahl der Kopien und deren Anordnung auf der Seite frei einstellbar; die zusätzliche Anzeige der Seitenränder im Druckformular verhindert ein versehentliches Überschreiten des maximalen Druckbereiches.
Wie man sieht, bleibt die Entwicklung von Arabesque 2 nicht stehen. So kann man für spätere Versionen u.a. eine Aufwertung der momentan noch etwas rudimentär wirkenden Fließtextfunktion sowie einen flexibleren Bildimport erwarten. Das würde dann beinahe schon „DTP-Feeling“ aufkommen lassen. Insgesamt gesehen, erhält der Anwender mit Arabesque 2 eine überaus leistungsfähige Vektorgrafik-Software, die dank ihres hervorragenden EPS-lm- und Exports besonders bei Anwendern von MagicMac auf großes Interesse stoßen sollte. Die aktuelle Version verrichtete während der Testphase sowohl unter TOS bzw. MagiC auf TT, Falcon und Eagle als auch unter MagicMac auf 68K- und PCI-PowerMacs tadellos ihren Dienst.
Arabesque2 kostet nach wie vor 249-DM. Anwender der Version 1.01c bzw. 1.02 können gegen eine geringe Bearbeitungsgebühr auf die aktuelle Version 1.1 updaten. Besitzer der alten Arabesque-Version aus dem Hause SHIFT können für 99- in den Besitz von Arabesque 2 gelangen. Cross-Upgrades für Benutzer anderer Vektorgrafik-Programme sind ebenfalls möglich; die Konditionen hierfür sind direkt bei no Software zu erfragen.
MF
Bezugsquelle: no Software GmbH Ritzstraße 13 54595 Prüm
Positiv
Negativ:
Implementation der „Externen Objekte“ noch ziemlich rudimentär